I. Vorwort
Ein literarischer Text will den Rezipienten im Normalfall unterhalten, manchmal auch ein wenig belehren. In jedem Falle sind die künstlerisch anspruchsvollen Werke aber genauestens durchdacht – und zwar nicht nur von der inhaltlichen Seite her, sprich „Wer ist der Mörder und in welchem Zusammenhang steht er zu seinem Opfer“, sondern auch vom sprachlichen Erscheinungs- und Wirkungsbild her.
Der vorliegende Roman El camino von Miguel Delibes kann durchaus als Klassiker der spanischen Literatur bezeichnet werden, wurde er doch bereits 1950 zum ersten Mal veröffentlich und erlebte seitdem zahlreiche Neuauflagen.
Der zweite Roman des Schriftstellers handelt von einem Jungen, der als Sohn eines Käsehändlers aus seinem abgelegenen Tal fort in die Stadt geschickt werden soll, um dort das Abitur zu erwerben und etwas aus sich zu machen. Im Spanien der Nachkriegszeit hat der junge Daniel die ersten elf Jahre seines Lebens abgeschirmt in dem kleinen Örtchen verbracht, ohne jemals über die hohen Gipfel des Pico Rando herauszublicken.
Die Schilderung der zahlreichen Abenteuer, die Daniel, el Mochuelo, in seinem Dorf erlebt, ist eingebettet in einen Rahmen, der durch das erste und letzte Kapitel gebildet wird. In beiden findet sich der Leser in der Nacht vor dem großen Aufbruch in die Stadt wieder. Es ist davon auszugehen, dass sowohl Romanbeginn als auch sein Ende eine für die Linguistik sehr interessante Struktur aufweisen, die in dieser Arbeit genauer untersucht werden soll.
Dabei wird zuerst der spanische Originaltext in den Blick genommen und die Auffälligkeiten in Tempus- und Aspektgebung analysiert, wobei die direkte Rede herausgelassen wird. Erst im Anschluss kann die deutsche Ausgabe Und zur Erinnerung Sommersprossen hinzu genommen werden, um den Übersetzungsvergleich vorzunehmen.
Allem voran steht allerdings eine allgemeine Gegenüberstellung der beiden Sprach- beziehungsweise Verbalsysteme. Erst durch einen vergleichenden Überblick kann in die konkrete Analyse eingestiegen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Vergleichender Überblick über das spanische und deutsche Sprachsystem
- Analyse des spanischen Primärtextes
- Untersuchung der Tempusgebung
- Untersuchung der Tempusgebung nach Eugenio Coseriu
- Untersuchung der Tempusgebung nach Guillermo Rojo und Alexander Veiga
- Untersuchung der Tempusgebung nach Harald Weinrich
- Untersuchung der Aspektgebung am spanischen Text
- Untersuchung der Tempusgebung
- Vergleich mit der deutschen Übersetzung von El camino
- Untersuchung der Tempusgebung
- Untersuchung der Tempusgebung nach Rojo und Veiga
- Untersuchung der Tempusgebung nach Harald Weinrich
- Untersuchung der Aspektgebung am deutschen Text
- Untersuchung der Tempusgebung
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Vergleich der Tempus- und Aspektgebung im spanischen Originaltext von Miguel Delibes' El camino und seiner deutschen Übersetzung. Ziel ist es, die sprachlichen Besonderheiten beider Sprachen im Hinblick auf die Erzählzeit und die Darstellung der Handlung aufzuzeigen und deren Auswirkungen auf die Rezeption des Textes zu analysieren.
- Untersuchung der Tempus- und Aspektgebung im Spanischen und Deutschen
- Analyse der Tempus- und Aspektwahl im spanischen Originaltext El camino
- Vergleich der Tempus- und Aspektgebung im spanischen Originaltext und der deutschen Übersetzung
- Bedeutung der Tempus- und Aspektwahl für die Interpretation des Textes
- Einfluss der Sprachsysteme auf die Rezeption des Textes
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt den Roman El camino von Miguel Delibes vor. Im zweiten Kapitel werden die sprachlichen Besonderheiten des Spanischen und Deutschen im Hinblick auf Tempus und Aspekt verglichen, wobei die unterschiedlichen Verbalsysteme der beiden Sprachen im Detail beleuchtet werden.
Kapitel drei widmet sich der Analyse des spanischen Originaltextes. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Tempusgebung im Text und beleuchtet die verschiedenen theoretischen Ansätze, die zur Analyse des Textes herangezogen werden. So werden die Ansätze von Eugenio Coseriu, Guillermo Rojo und Alexander Veiga sowie Harald Weinrich vorgestellt und auf ihre Anwendungsmöglichkeiten im vorliegenden Roman angewendet.
Im vierten Kapitel erfolgt der Vergleich mit der deutschen Übersetzung des Romans. Hier wird die Tempusgebung der Übersetzung untersucht und mit der des spanischen Originals kontrastiert. Dabei wird erneut auf die Ansätze von Rojo und Veiga sowie Weinrich zurückgegriffen und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Sprachversionen im Hinblick auf die Tempus- und Aspektgebung herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Tempus, Aspekt, Tempusgebung, Aspektgebung, spanische Sprache, deutsche Sprache, Vergleichende Grammatik, Sprachvergleich, Übersetzung, El camino, Miguel Delibes, Eugenio Coseriu, Guillermo Rojo, Alexander Veiga, Harald Weinrich, Romananalyse, Erzählzeit, Handlungsdarstellung, Rezeption, Sprachsystem.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts Isabelle Strohkamp (Autor:in), 2007, Tempus und Aspekt im spanisch-deutschen Übersetzungsvergleich: Miguel Delibes’ "El camino", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85493