Die Jahre 1936/37 stellen im Bezug auf den Kirchenkampf den Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen dem nationalsozialistisch universalen Machtanspruch und der kirchlichen Einflussnahme in bestimmten gesellschaftlichen Bereichen dar. In dieser Zeit trat der Kampf der Nationalsozialisten gegen die Kirche immer offener zu Tage. Die Partei versuchte keine Gelegenheit auszulassen, um einen Keil zwischen Klerus, Kirchenleitung und Kirchenbasis zu treiben. Indem die Nationalsozialisten beispielsweise versuchten, durch inszenierte Devisen- und Sittlichkeitsprozesse den katholischen Klerus als korrupt und sittlich verkommen darzustellen, sollte eine antiklerikale Grundstimmung erzeugt werden, die das moralische Ansehen der Kirche untergraben sollte. Auch der Verleumdungsfeldzug der Nationalsozialisten, der die Antwort des Regimes auf die vatikanische Enzyklika „Mit brennender Sorge“ vom 14. März 1937 darstellte, spiegelt die nun offensichtlich werdende feindliche Haltung der Nationalsozialisten gegenüber der Kirche wieder.
Einen besonderen Streitpunkt stellte immer wieder der kirchliche Einfluss auf die Schulen dar, der von der Regierung teilweise missliebig geduldet, aber auf der anderen Seite auch kompromisslos eliminiert wurde. So wurden zum Beispiel seit 1934/35 die Bekenntnisschulen gebietsweise in nationalsozialistische Deutsche Schulen umgewandelt und kirchliche Privatschulen wurden schrittweise reduziert.
In dieser angespannten und feindseligen Atmosphäre kam es im November 1936 in Südoldenburg zum sogenannten Kreuzkampf. Der Kreuzkampf steht bekanntermaßen für das außergewöhnliche Verhalten der katholischen Kirche bzw. der katholischen Bevölkerung dieser Region, sich gegen den verbindlichen Erlass der nationalsozialistischen Landesregierung, alle christlichen Symbole aus der Schule zu entfernen, mit Erfolg zu widersetzen.
Im Rahmen des kirchlichen Widerstandes spielt der Kreuzkampf in Südoldenburg eine beispielhafte und herausragende Rolle. In dieser Arbeit soll dementsprechend das Widerstandspotential der Katholischen Kirche im Südoldenburger Kreuzkampf kritisch untersucht und bewertet werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Methodische Vorüberlegung
- II. Historischer Kontext
- 1. Die politisch-gesellschaftliche Struktur des Oldenburger Münsterlandes
- 2. Die Schulpolitik der NSDAP
- 3. Der Kreuzerlass vom 4. November 1936
- III. Auseinandersetzung mit dem Widerstandspotential im Kreuzkampf
- 4. Typologisierung des Widerstandsbegriffes nach Gotto/ Hockerts/Repgen
- 5. Die Beweggründe für den Widerstand im Kreuzkampf
- 6. Das Widerstandspotential im Verhältnis zwischen Kirchenleitung und Kirchenbasis
- IV. Rezeptionsgeschichte
- 7. Die Großkundgebung in der Münsterlandhalle Cloppenburg vom 25.11.1936
- 7.1. Die Reaktion der katholischen Kirche
- 7.2. Die Rezeption durch die Nationalsozialisten
- 7. Die Großkundgebung in der Münsterlandhalle Cloppenburg vom 25.11.1936
- V. Integration der Quellen in den historisch-politischen Gesamtzusammenhang
- 8. Die Auswirkungen des Kreuzkampfes und Arbeitsergebnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Widerstandspotential der katholischen Kirche im Südoldenburger Kreuzkampf von 1936. Dabei werden der historische Kontext, die Typologisierung des Widerstandsbegriffes und die Beweggründe für den Widerstand im Kreuzkampf untersucht. Zudem wird das Verhältnis zwischen Kirchenleitung und Kirchenbasis im Hinblick auf das Widerstandspotential beleuchtet.
- Der historische Kontext des Südoldenburger Münsterlandes und die nationalsozialistische Schulpolitik
- Der Kreuzerlass vom 4. November 1936 und die Reaktion der katholischen Kirche
- Die Typologisierung des Widerstandsbegriffes nach Gotto, Hockerts und Repgen
- Das Widerstandspotential im Verhältnis zwischen Kirchenleitung und Kirchenbasis
- Die Rezeption der Großkundgebung in der Münsterlandhalle Cloppenburg vom 25.11.1936
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel erläutert die methodische Herangehensweise der Arbeit. Das zweite Kapitel setzt den historischen Kontext des Südoldenburger Kreuzkampfes dar. Hierbei werden die politisch-gesellschaftliche Struktur des Oldenburger Münsterlandes, die Schulpolitik der NSDAP und der Kreuzerlass vom 4. November 1936 beleuchtet.
Kapitel drei befasst sich mit der Auseinandersetzung mit dem Widerstandspotential im Kreuzkampf. Es erfolgt eine Typologisierung des Widerstandsbegriffes nach Gotto, Hockerts und Repgen, sowie eine Untersuchung der Beweggründe für den Widerstand. Zudem wird das Widerstandspotential im Verhältnis zwischen Kirchenleitung und Kirchenbasis betrachtet.
Im vierten Kapitel wird die Rezeptionsgeschichte des Kreuzkampfes dargestellt. Hierbei werden die Großkundgebung in der Münsterlandhalle Cloppenburg vom 25.11.1936, die Reaktion der katholischen Kirche und die Rezeption durch die Nationalsozialisten beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Widerstandspotential der Katholischen Kirche im Südoldenburger Kreuzkampf von 1936. Zentrale Themen sind die politisch-gesellschaftliche Struktur des Oldenburger Münsterlandes, die Schulpolitik der NSDAP, der Kreuzerlass vom 4. November 1936, die Typologisierung des Widerstandsbegriffes und die Beweggründe für den Widerstand. Zudem werden das Verhältnis zwischen Kirchenleitung und Kirchenbasis und die Rezeptionsgeschichte des Kreuzkampfes betrachtet.
- Arbeit zitieren
- Carina Malcherek (Autor:in), 2005, Das Widerstandspotential im Südoldenburger Kreuzkampf 1936, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85521