Arno Schmidt (1914-1979) ist einer der großen deutschen Autoren der Gegenwartsliteratur, der insbesondere wegen seiner sprachgewaltigen und experimentellen Romane in Erscheinung getreten ist. Bis heute polarisiert er das vornehmlich deutsche Lesepublikum (schließlich sind seine kapriziösen Werke nahezu unübersetzbar) mit seinen eigenwilligen Phantasien, seinem bizarren, wenngleich auch geistreichen Humor sowie seiner eigensinnigen phonetischen Orthographie und deren Mehrdeutigkeit. (...) In der literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung konzentrieren sich die Überlegungen zu Arno Schmidt vor allem auf seinen Umgang mit Sprache und deren Übersteigerung sowie auf den erzähltechnischen Rahmen seiner Texte, die durch Montage, Rastermethode und dem additorischen Prinzip gekennzeichnet sind. Dieser kontroverse Punkt soll in dieser Arbeit jedoch unberücksichtigt bleiben. Vielmehr gilt es, sich mit Arno Schmidts Verhältnis zu der in der Rezeption ablehnend als „obsolet gewordene Tradition“ zu befassen. In einer positiven Auslegung im Sinne Schmidts umfasst dieser Begriff in der Literaturwissenschaft übergangene oder vergessene Werke, die er für erinnerungswürdig gehalten hat und deshalb für seine Zwecke zu reanimieren wusste. Aus dieser Überlegung heraus rechtfertigt es sich im Rahmen dieser Arbeit der Fragestellung nachzugehen, inwieweit das in der Literaturwissenschaft vernachlässigte Werk Jules Vernes, Die Propellerinsel (L`íle hélice), in einer literarischen Verbindung zu Schmidts Roman Die Gelehrtenrepublik. Kurzroman aus den Roßbreiten. steht und in wiefern es anregende Quelle oder Vorlage gewesen sein kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Arno Schmidts Essay Dichter & Ihre Gesellen: JULES VERNE
- Arno Schmidt über die bewussten und unbewussten literarischen Plagiate
- „Jetzt soll also ich mit dem Namen der
rausrücken - Textanalyse
- Parallelen der Romane Die Gelehrtenrepublik und Die Propellerinsel
- Literaturwissenschaftliche Betrachtung des Verhältnisses Schmidt – Verne
- „Ich beichte, und schweig.“
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht Arno Schmidts literarische Beziehung zu Jules Verne, insbesondere in Bezug auf die Romane „Die Propellerinsel“ und „Die Gelehrtenrepublik“. Dabei wird die Frage gestellt, inwieweit Schmidt Vernes Werk als Quelle oder Vorlage für seinen eigenen Roman genutzt hat. Die Arbeit analysiert Schmidts Essay „Dichter & Ihre Gesellen: JULES VERNE“, in dem er seine intertextuelle Auseinandersetzung mit Verne beschreibt, und untersucht die Parallelen zwischen den beiden Romanen.
- Arno Schmidts Verhältnis zu Jules Verne und dessen Einfluss auf die „Gelehrtenrepublik“
- Analyse von „Dichter & Ihre Gesellen: JULES VERNE“ und dessen Aussagekraft für die intertextuelle Beziehung
- Vergleich der Romane „Die Gelehrtenrepublik“ und „Die Propellerinsel“
- Literaturwissenschaftliche Einordnung der literarischen Beziehung Schmidt – Verne
- Beurteilung von Schmidts „literarischem Diebstahl“ aus der Perspektive der Literaturwissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Arno Schmidt als einen einflussreichen und kontroversen deutschen Autor vor. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Reaktionen auf sein Werk, die von kritischer Ablehnung bis hin zu begeistertem Lob reichen. Zudem wird die literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Schmidts Werk skizziert, die sich hauptsächlich auf seine Sprache und seine erzähltechnischen Besonderheiten konzentriert. Die Arbeit stellt die Fragestellung vor, inwieweit Jules Vernes Roman „Die Propellerinsel“ in eine literarische Verbindung zu Schmidts „Gelehrtenrepublik“ steht. Die Einleitung erläutert auch die Gründe, warum Verne und sein Werk für diese Untersuchung besonders relevant sind.
Hauptteil
Arno Schmidts Essay „Dichter & Ihre Gesellen: JULES VERNE“
Dieser Abschnitt behandelt Schmidts Essay, der Einblicke in seine literarische Beziehung zu Jules Verne gewährt. Der Essay behandelt die Thematik von bewussten und unbewussten literarischen Plagiaten und die Schwierigkeit, sich von Vorbildern und Traditionen vollständig zu lösen. Es wird Schmidts Argumentation aufgezeigt, dass eine bewusste Abgrenzung von literarischen Vorbildern für jeden Autor unerlässlich ist, um seinen eigenen schöpferischen Raum zu finden.
Textanalyse
Dieser Abschnitt analysiert die Parallelen zwischen „Die Gelehrtenrepublik“ und „Die Propellerinsel“. Dabei werden die offensichtlichen und verdeckten Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Romanen beleuchtet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem zweiten Teil von „Die Gelehrtenrepublik“, da der erste Teil eher von der griechischen Mythologie und biblischen Motiven geprägt ist.
Literaturwissenschaftliche Betrachtung des Verhältnisses Schmidt – Verne
Dieser Abschnitt beleuchtet das Verhältnis von Schmidt und Verne aus literaturwissenschaftlicher Perspektive. Es werden die entscheidenden inhaltlichen und formalen Elemente herausgearbeitet, die Schmidt aus Vernes Werk für seinen eigenen Roman übernommen hat. Die Frage, ob von „literarischem Diebstahl“ gesprochen werden kann, wird dabei kritisch diskutiert.
Schlüsselwörter
Arno Schmidt, Jules Verne, „Die Gelehrtenrepublik“, „Die Propellerinsel“, intertextuelle Beziehung, literarische Plagiate, Textanalyse, literaturwissenschaftliche Betrachtung, „literarischer Diebstahl“
- Quote paper
- Carina Malcherek (Author), 2005, Arno Schmidts intertextuelle Verbindung zu Jules Verne oder "Jetzt soll also ich mit dem Namen der 'Jugendliebe' rausrücken ...", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85524