Mit Flucht und Vertreibung, den Folgeproblemen der Arbeitsmigration, der in den 1980er
und 1990er Jahren anschwellenden Fluchtmigration, dem Zusammenbruch der
sozialistischen Länder und dem dort entstehenden Wanderungspotential, den Kriegen in
Osteuropa und im subsaharischen Afrika fallen der Migrationsforschung und –diskussion
in Europa ständig neue Zuwanderungsgruppen und –probleme und damit Gelegenheiten
der Verwendung ihrer eingewöhnten Fragestellungen zu.
Und so ist auch die Frage der Einwanderungspolitik in Deutschland eine alte Debatte.
Viele Jahre schon gehört sie zum Inventar politischer Agendas und Diskussionen sind zum
Teil unsachlich und beruhen auf falschen Tatsachen. Spätestens als Mitte der 1990er Jahre
die Krise des Sozialstaats ausgerufen wurde, dominiert von Seiten politischer und anderer
gesellschaftlicher – öffentlicher wie auch privater – Institutionen der Hinweis auf die
Gefahr der Zuwanderung in das soziale System diese Diskussionen. Und noch heute wird eine restriktive Abschottungspolitik mit diesem Argument verteidigt – übrigens nicht nur
in Deutschland. Zurecht? Zunächst werde ich die Dimensionen von Zuwanderung aufzeigen, und mittels einer
historischen Skizze der Frage nachgehen, ob Deutschland je ein Einwanderungsland war
und heute noch als solches bezeichnet werden kann. Danach wird eine Analyse folgen, in
der Zuwanderungsgruppen in Bezug zum deutschen Sozialsystem gesetzt werden. Dies
wird dazu dienen, die Hypothese der Zuwanderung in soziale Systeme zu überprüfen.
Hierbei werden Mechanismen aufgezeigt, die a) eine Zuwanderung in soziale Systeme
einschränken und b) begründen warum dennoch Migranten mehr von wohlfahrtsstaatlichen
Leistungen abhängig sind. Zudem sollen die fiskalischen und sozialen Beiträge von
Migranten zum deutschen Sozialsystem untersucht werden, um daraus abzuleiten, dass
einer Belastung durch Migranten auch erhebliche Gewinne gegenüberstehen. Abschließend
werden in einem Fazit die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und nochmals auf die
im Titel gestellte Frage rekurriert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG.
- 2. DEUTSCHLAND EIN EINWANDERUNGSLAND? – VERGANGENHEIT UND GEGENWART.
- WENDEPUNKTE IN DER DEUTSCHEN EINWANDERUNGSPOLITIK
- 2.1 ZUWANDERUNG NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG
- 2.2 ZUWANDERUNG NACH DEM ANWERBESTOPP
- 2.3 ZUWANDERUNG NACH 1980 - DENATIONALISIERTE ARBEITSMÄRKTE UND NEUE AUSLÄNDERPOLITIK
- 2.3.1 Arbeitsmigration
- 2.3.2 Fluchtmigration
- 2.4 ZUWANDERUNGSENTWICKLUNG IN DEN LETZTEN JAHREN UND ERSTES ZWISCHENFAZIT
- 3. ZUWANDERUNG IN DAS SOZIALE SYSTEM?
- 3.1 EMPFÄNGER VON TRANSFERLEISTUNGEN IM VERGLEICH
- 3.2 RECHTSPOLITISCHE UND SOZIOLOGISCHE SCHLIEBUNGSMECHANISMEN GEGENÜBER AUSLÄNDERN
- 3.2.1 rechtliche Exklusion von Ausländern
- 3.2.1.1 rechtliche Ausgrenzung von nichtdeutschen Arbeitsmigranten
- 3.2.1.2 rechtliche Ausgrenzung von Asylbewerbern und Flüchtlingen
- 3.2.2 soziale Ausgrenzung von Ausländern
- 3.3 DER FINANZIERUNGSBEITRAG VON AUSLÄNDERN ZUM DEUTSCHEN SOZIALSYSTEM
- 4. FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Auswirkungen der Zuwanderung auf das deutsche Sozialsystem. Im Fokus steht dabei die These der „Zuwanderung in das soziale System“, d.h. ob und inwieweit Migranten eine Belastung für das deutsche Sozialsystem darstellen.
- Die Entwicklung Deutschlands als Einwanderungsland
- Die rechtlichen und sozialen Schließungsmechanismen gegenüber Ausländern
- Der Beitrag von Migranten zum deutschen Sozialsystem
- Die Regulierung von Zuwanderung durch den Nationalstaat
- Die Rolle der Staatsbürgerschaft für die Gewährung sozialer Rechte
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 beleuchtet die Entwicklung Deutschlands als Einwanderungsland anhand einer historischen Skizze. Es werden die verschiedenen Zuwanderungsgruppen nach dem Zweiten Weltkrieg vorgestellt, insbesondere die Arbeitsmigranten und die Aussiedler. Kapitel 3 befasst sich mit der Frage, ob und inwieweit Migranten eine Belastung für das deutsche Sozialsystem darstellen. Es werden die rechtlichen und sozialen Mechanismen aufgezeigt, die Migranten von der Teilhabe am Sozialsystem ausschließen, sowie der finanzielle Beitrag von Migranten zum Sozialsystem untersucht.
Schlüsselwörter
Zuwanderung, Migration, Sozialsystem, Einwanderungsland, Arbeitsmigration, Fluchtmigration, rechtliche Exklusion, soziale Ausgrenzung, Staatsbürgerschaft, Nationalstaat.
- Quote paper
- Marcus Guhlan (Author), 2007, Zuwanderung in das soziale System?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85579