In terrestrischen Ökosystemen haben Spinnen als generalistische Prädatoren eine große Bedeutung für die Regulation und die räumliche Verteilung von Insektenpopulationen. In Freilandexperimenten in zwei verschieden strukturierten Graslandhabitaten wurden die Interaktionen zwischen Netzspinnen (insbesondere von Argiope bruennichi) und herbivoren Insekten (vornehmlich von Zikaden) untersucht. Um aufzuklären, welche direkten (durch Fraß) und indirekten (verhaltensbedingten) Einflüsse Prädatoren auf Herbivore ausüben, wurden die Dichten der Netzspinnen in Ausschlussversuchen mit zweifaktoriellem Design in geschlossenen und offenen Versuchsparzellen manipuliert.
Mittels Saugfängen wurden an zwei Probenahmeterminen auf einer heterogeneren Glatthaferwiese und einem homogeneren Rohrglanzgras-Röhricht die Dichten aller Makroarthropoden ermittelt. Die Dichten der Netzspinnen und besonders die von A. bruennichi konnten in beiden Habitaten erfolgreich manipuliert werden.
Auf der Glatthaferwiese konnten keine signifikanten Netzspinneneffekte auf Zikaden festgestellt werden. Nur im Rohrglanzgras-Röhricht wurde die Dichte von E. metrius durch direkten Fraß der Netzspinnen, vermutlich besonders durch A. bruennichi signifikant reduziert. Im Gartetal gab es neben direkten Prädationseffekten auch Hinweise auf verhaltensinduzierte Fluchtreaktionen der Zikadenarten D. venosus und E. metrius in den offenen Varianten. Auf die übrigen erfassten Insektengruppen hatten die netzbauenden Spinnen keinen signifikanten Einfluss. Die Dichten der vaganten Spinnen waren in den offenen Varianten signifikant höher als in den umzäunten Parzellen. In den offenen Parzellen war hingegen die Netzspinnendichte niedriger als in den umzäunten Varianten, dies kann eine Folge von „intraguild predation“ zwischen vaganten Spinnen und Netzspinnen sein, da mit erhöhter Räuberdichte die Prädation der Räuber untereinander steigt. Die Zikaden, besonders die Juvenilstadien, hatten ebenfalls höhere Abundanzen in den geschlossenen Parzellen, diesen Abundanzveränderungen könnten Fluchtreaktionen durch Störung des Saugfangs und Prädation durch die vaganten Spinnen zugrunde liegen.
Die pflanzendiversere Glatthaferwiese war hinsichtlich der Zikaden artenreicher als das Rohrglanzgras-Röhricht, in Bezug auf die Spinnendiversität gab es kaum Unterschiede.
Die Analyse der stabilen Isotope der wichtigsten Arten der Rohrglanzgras-Lebensgemeinschaft unterstützte die Ergebnisse der Freilanduntersuchungen: die Netzspinnen, die sich vorwiegend insektivor ernähren, standen auf einer höheren Trophieebene als die Zikaden. Die Top-Prädatoren dieses Nahrungsnetzes waren die vaganten Spinnen, die sich zum Teil von anderen Spinnen ernähren
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- UNTERSUCHUNGSGEBIET
- Geographische Lage und Bodenverhältnisse
- Klima
- Temperatur
- Niederschlag
- Vegetation
- MATERIAL UND METHODEN
- Experimentelles Design
- Saugfangmethode
- Manipulation der Netzspinnendichte
- Einmaliges Absaugen
- Kontinuierliches Absammeln
- Argiope bruennichi
- Probenahmen
- Saugfänge
- Netzzählung
- Ermittlung der Dichte von Argiope bruennichi
- Vegetationsaufnahme
- Entnahme von Bodenstreuproben
- Mikroklimamessungen
- Bearbeitung und Bestimmung der Fänge
- Statistische Analysen
- Varianzanalyse
- Korrespondenzanalyse (Ordination)
- Analyse der stabilen Isotope
- ERGEBNISSE
- Arthropodengemeinschaft
- Netzbauende Spinnen
- Manipulation der Netzspinnendichte
- Netzspinnen - Gesamtdichte
- Große Netzspinnen
- Argiope bruennichi
- Netzzählung
- Manipulation der Netzspinnendichte
- Vagante Spinnen
- Vagante Spinnen - Gesamtdichte
- Zoridae, Clubionidae und Lycosidae
- Mimetidae
- Auchenorrhyncha
- Zikaden - Gesamtdichte
- Zikadenarten
- Fulgoromorpha - Larven
- Korrespondenzanalyse
- Heteroptera, Thysanoptera
- Weitere Insektengruppen
- Masse der Bodenstreu
- Mikroklimamessungen
- Analyse der stabilen Isotope 13C und 15N
- DISKUSSION
- Eignung der Saugfangmethode
- Vergleich der Arthropodengemeinschaften beider Graslandhabitate
- Habitatstrukturen
- Arthropodenfauna
- Araneida
- Auchenorrhyncha
- Heteroptera und Thysanoptera
- Einflüsse der Netzspinnen auf die Herbivorengemeinschaften
- Manipulation der Netzspinnendichte
- Effekte auf Zikaden
- Effekte auf weitere Insektengruppen
- Erstellung eines Nahrungsnetzes durch die Analyse der stabilen Isotope
- Beziehungen der untersuchten Arthropodengemeinschaft im Grasland
- Schlussfolgerungen und Ausblick
- ZUSAMMENFASSUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit den Auswirkungen von Netzspinnen, insbesondere der Wespenspinne Argiope bruennichi, auf herbivore Insekten in zwei verschiedenen Graslandhabitaten. Die Studie untersucht die Bedeutung dieser Spinnenart als Schlüsselart im trophischen Beziehungsgefüge und ihre Rolle bei der Regulation von Insektenpopulationen.
- Untersuchung des Einflusses von Netzspinnen auf die Diversität und Abundanz von herbivoren Insekten
- Analyse der Rolle der Wespenspinne Argiope bruennichi als Prädatoren in verschiedenen Graslandökosystemen
- Entwicklung eines Nahrungsnetzes basierend auf stabilen Isotopenanalysen
- Vergleich der Arthropodengemeinschaften in zwei unterschiedlich strukturierten Graslandhabitaten
- Bewertung der ökologischen Bedeutung von Netzspinnen in landwirtschaftlichen Lebensräumen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Bedeutung von Graslandhabitaten für die Biodiversität und die ökologische Rolle von Spinnen beleuchtet. Anschließend wird das Untersuchungsgebiet mit seinen geographischen, klimatischen und vegetativen Besonderheiten vorgestellt. Kapitel 3 beschreibt die Methoden, die im Rahmen der Studie angewendet wurden, einschließlich der Manipulation der Netzspinnendichte, der Probenahmen und der statistischen Analysen.
Die Ergebnisse der Studie werden in Kapitel 4 präsentiert, wobei die Abundanz und Diversität verschiedener Arthropodengruppen, insbesondere von Netzspinnen, vaganten Spinnen, Zikaden und anderen Insekten, untersucht werden. Kapitel 5 befasst sich mit der Diskussion der Ergebnisse, wobei der Einfluss von Netzspinnen auf die Herbivorengemeinschaften, die Erstellung eines Nahrungsnetzes und die Bedeutung der untersuchten Arthropodengemeinschaft im Grasland beleuchtet werden. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und einem Ausblick auf zukünftige Forschungsrichtungen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind die Ökologie von Netzspinnen, insbesondere der Wespenspinne Argiope bruennichi, in Graslandhabitaten. Die Arbeit analysiert die Einflüsse dieser Spinnenart auf die Diversität und Abundanz herbivorer Insekten, die Zusammensetzung von Arthropodengemeinschaften und die Struktur von Nahrungsnetzen. Weitere wichtige Aspekte sind die Manipulation der Netzspinnendichte, die Analyse stabiler Isotope und der Vergleich verschiedener Graslandlebensräume.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Biologe Heiko Bischoff (Autor:in), 2007, Zum Einfluss von Netzspinnen auf herbivore Insekten – die Wespenspinne "Argiope bruennichi" als Schlüsselart im Grasland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85658