Die klassische Wirtschaftstheorie geht davon aus, dass Investmententscheidungen auf der effizienten Nutzung von Informationen beruhen und vollkommen rational gebildete Erwartungen reflektieren. Rendite und Risiko werden als alleinige Triebfedern des Investors betrachtet. Weiterhin geht man vereinfachend von einem vollkommenen und effizienten Markt aus, in dem die Preise stets die verfügbaren Informationen korrekt widerspiegeln. Die Effizienzhypothese gilt heute jedoch als umstritten, Preise bewegen sich häufig von ihren Fundamentaldaten weg und Anleger weichen von typisierten Verhaltensmustern ab . Offensichtlich befinden sich die klassischen Modelle in einem Erklärungsnotstand, der es unabdingbar macht, alternative Ansätze zu entwickeln. Solche Ansätze liefert die Behavioral- Finance- Theorie, die mithilfe von Erkenntnissen aus Psychologie und Soziologie sowie aus Anthropologie und Politik versucht, anormale Beobachtungen verhaltenstheoretisch zu ergründen.
Einer der Ansätze ist das Herdenverhalten. Dieses gleichgerichtete Massenverhalten bewirkt enorme Kapitalbewegungen in eine Richtung, was durch den geringen Informationsgehalt die Preisvolatilität erhöhen und den Markt destabilisieren kann. Um diesen Behauptungen nachzugehen, werden in der Theorie sowie in zahlreichen Studien die Existenz und die Konsequenzen von Herdenverhalten untersucht. Um einen spürbaren Einfluss auf Preise und Volatilität zu haben, bedarf es großer Handelsvolumina, welche bei institutionellen Investoren zu finden sind, außerdem dient ihr Verhalten als Vorbild für kleine Privatinvestoren, was die Aktienpreise auch indirekt beeinflussen kann. Aufgrund dessen ist es Ziel dieser Arbeit, mögliche Beweggründe für Herdenverhalten institutioneller Investoren theoretisch darzulegen und empirisch dessen Existenz sowie den tatsächlichen Einfluss auf Preise und Volatilität, aber auch andere Folgen für die Beteiligten zu untersuchen. Dabei konzentriert sich die Arbeit auf zwei wesentliche Ansätze, das informations- und das reputationsbasierte Herding, da diese rationalen Verhaltensweisen bei institutionellen Investoren von größter Relevanz sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Herdenverhalten - Grundlagen und Begriffsabgrenzung
- Theoretische Erklärungsansätze rationalen Herdenverhaltens institutioneller Investoren
- Informationsbasiertes Herdenverhalten
- Asymmetrische Informationsverteilung als Grundlage
- Das Informationskaskadenmodell
- Principal-Agent-Beziehungen mit relativer Leistungsbewertung
- Gehaltsherding bei direkter Leistungsbewertung
- Reputationsherding bei indirekter Leistungsbewertung
- Informationsbasiertes Herdenverhalten
- Empirische Befunde
- Direkte Messung von Herdenverhalten durch Befragung institutioneller Investoren
- Indirekte Messung von Herding durch statistische Maße
- Konsequenzen der Befunde aus gesamtwirtschaftlicher und individueller Sicht
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Symbolverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des Herdenverhaltens von institutionellen Investoren auf Finanzmärkten. Ziel ist es, mögliche Beweggründe für dieses Verhalten theoretisch darzulegen und empirisch die Existenz sowie den Einfluss auf Preise und Volatilität zu untersuchen. Die Arbeit fokussiert dabei auf zwei wesentliche Ansätze, das informations- und das reputationsbasierte Herding, da diese rationalen Verhaltensweisen bei institutionellen Investoren von größter Relevanz sind.
- Theoretische Erklärungsansätze für rationales Herdenverhalten institutioneller Investoren
- Empirische Befunde zur Existenz und den Folgen von Herdenverhalten
- Informationsbasiertes Herdenverhalten als Folge asymmetrischer Informationsverteilung
- Reputationsherding aufgrund von Principal-Agent-Beziehungen mit relativer Leistungsbewertung
- Konsequenzen von Herdenverhalten für die Wirtschaft und einzelne Akteure
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den aktuellen Forschungsstand zur Effizienz von Finanzmärkten und die Bedeutung von Behavioral Finance dar. Sie führt das Phänomen des Herdenverhaltens ein und erläutert die Relevanz des Themas für institutionelle Investoren.
- Kapitel 2 definiert den Begriff Herdenverhalten und differenziert zwischen rationalem und irrationalem Herdenverhalten. Es gibt einen Überblick über die verschiedenen Ansätze zur Erklärung des Herdenverhaltens auf Finanzmärkten.
- Kapitel 3 befasst sich mit den theoretischen Erklärungsansätzen für rationales Herdenverhalten institutioneller Investoren. Es wird zwischen informationsbasiertem Herdenverhalten, welches durch asymmetrische Informationsverteilung und Informationskaskaden entsteht, und reputationsbasiertem Herdenverhalten, welches durch Principal-Agent-Beziehungen mit relativer Leistungsbewertung begründet wird, unterschieden.
- Kapitel 4 analysiert empirische Befunde zu Herdenverhalten. Es werden sowohl direkte Messungen durch Befragung institutioneller Investoren als auch indirekte Messungen anhand statistischer Maße betrachtet. Die Konsequenzen der Befunde für die Wirtschaft und einzelne Akteure werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Behavioral Finance, Herdenverhalten, institutionelle Investoren, informationsbasiertes Herdenverhalten, reputationsbasiertes Herdenverhalten, Finanzmärkte, Preise, Volatilität, Informationsasymmetrie, Principal-Agent-Beziehungen, empirische Befunde.
- Arbeit zitieren
- Rebekka Schütze (Autor:in), 2007, Gemeinsam ist schöner: Herding - Erklärungsansätze und Empirie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85720