Möglichkeiten und Grenzen schulpsychologischen Handelns am Beispiel von Schülerdepressionen


Hausarbeit, 2000

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Depression
2.1. Historie
2.2. Depressionsbegriff
2.3. Depression bei Kindern und Jugendlichen
2.4. Symptome der Depression
2.5. Ursachen der Kindheits- und Jugenddepression

3. Schulpsychologie
3.1. Historie
3.2. Berufsbild und Aufgaben des Schulpsychologen
3.3. Anmeldung, Diagnostik, Beratung und deren Probleme
3.4. Möglichkeiten der Prävention und Intervention

4. Schlußwort

5. Quellenverzeichnis

6. Anhang zum Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Einmal ... schrieb er ein Gedicht.

Und er nannte es „Koteletts“,

Weil das der Name seines Hundes war, und

darum ging es.

Und der Lehrer gab ihm eine „Eins“

Und einen Goldstern,

Und seine Mutter hängte es an die Küchentür

Und las es allen seinen Tanten vor ...

Einmal ... schrieb er noch ein Gedicht.

Und er nannte es „Unschuld mit Fragezeichen“,

Weil das der Name seines Kummers war, und

darum ging es.

Und der Professor gab ihm eine „Eins“

Und einen sonderbaren, festen Blick.

Und seine Mutter hängte es niemals an die Küchentür,

weil er es sie niemals sehen ließ ...

Einmal, um drei Uhr morgens ... versuchte er noch

ein Gedicht ...

Und er nannte es absolut nichts, denn

darum ging es.

Und er gab sich selbst eine „Eins“

Und einen Schnitt in jedes feuchte Handgelenk

Und hängte es an die Badezimmertür,

weil er es bis zur Küche nicht mehr schaffte.1

Zutiefst deprimiert zu sein ist für Erwachsene eine traurige, einsame und manchmal tragische Erfahrung. Daß sich das bei Kindern oder Jugendlichen sogar noch verheerender auswirken kann, machen die Worte eines 15-jährigen Jungen deutlich, der dieses Gedicht zwei Jahre vor seinem Freitod schrieb.

Schule war nie kinderleicht und problemlos, weder für Schüler noch für Lehrer. Ein wesentlicher Grund ist wohl, daß die Entwicklung vom Schulanfänger bis zum berufsfähigen Schulabgänger lang und kompliziert ist und von zahlreichen Faktoren beeinflußt wird. Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn Schüler auf diesem beschwerlichen Entwicklungsweg in Schwierigkeiten geraten. Die Unbeschwertheit ist schon lange kein übliches Privileg der Kindheit und Jugend mehr. Man nahm lange Zeit an, daß nur Erwachsene an depressiven Störungen leiden können. Nun hat sich im Laufe der Zeit jedoch herausgestellt, daß auch bei Kindern und Jugendlichen Depressionen vorkommen.2

In dieser Arbeit wird sowohl erklärt, was unter Depression eigentlich zu verstehen ist, wie sie sich bei Kindern und Jugendlichen äußert als auch welche Symptome und Ursachen sie hat. So sind zahlreiche Ursachen der Kindheits- und Jugenddepression im familiären Umfeld zu finden. Es wird u.a. darauf eingegangen, warum man bis vor wenigen Jahren annahm, daß Kinder und Jugendliche nicht depressionsfähig sind. Zudem wird ein Überblick über die Schulpsychologie und das Berufsbild des Schulpsychologen gegeben. Es wird gezeigt, wie wichtig und zugleich schwierig die Diagnosestellung ist und warum die Eltern der depressiv gestörten Schüler in die schulpsychologische Arbeit eingebunden werden. Die schulpsychologische Hilfe hat mit zahlreichen Hemmnissen und Problemen zu kämpfen, die durch die am Prozeß beteiligten Personen induziert werden können. Zum Schluß werden verschiedene therapeutische Maßnahmen und Programme zur Prävention bzw. Intervention bei Schülerdepressionen vorgestellt und beschrieben.

2. Depression

2.1. Historie

Die Depression quält den Menschen bereits seit Jahrtausenden. Schon im klassischen Griechenland kannte man die Depression. Der griechische Arzt Hippokrates und die Philosophen Platon und Aristoteles kannten die Melancholie und krankhafte Traurigkeit. Sie nannten sie auch die Schwarzgalligkeit und führten sie auf eine Überproduktion der schwarzen Gallenflüssigkeit zurück. Abraham Lincoln, Vincent van Gogh, Winston Churchill, Theodore Roosevelt, Honoré de Balzac, Ernest Hemingway und viele andere waren depressiv. Seinerzeit war die Depression mit ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen eine mysteriöse Krankheit. Über ihre Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten wurde lange Zeit nur gemutmaßt. Erst Anfang der 60er Jahre hat die Medizin begonnen, der Depression auf den Grund zu gehen, so daß man sie heute in der überwiegenden Zahl der Fälle effektiv behandeln kann.3

2.2. Depressionsbegriff

Der Depressionsbegriff wird in der Literatur heute sehr unterschiedlich definiert. Nach Hautzinger und Greif ist Depression eine „emotionale Erfahrung, die aus trauriger, verzweifelter und ängstlicher Grundstimmung besteht“4. Nissen dagegen definiert Depression als einen „Stimmungshintergrund, der durch das Unlustgefühl eines psychischen Schmerzes bestimmt wird“5 und unter den psychosozialen Modellen dominierte lange Zeit die psychoanalytische Theorie, wonach die „Depression als eine gegen das Selbst gerichtet Aggression in Reaktion auf Liebesverlust oder Trennung“ betrachtet wird. Allgemein wird unter der Depression in erster Linie ein klinisches Syndrom, d.h. eine Gruppe von Symptomen verstanden, die in Verbindung miteinander auftreten. Sie kann in Form von normalen Gemütsschwankungen auftreten oder Begleiterscheinung einer psychischen oder körperlichen Erkrankung sein.6 Sie ist eine krankhafte psychische Beeinträchtigung und ist unzureichend motiviert, nicht oder nur zum Teil von einer Ursache abhängig und hält in der Regel relativ lange an.7

2.3. Depression bei Kindern und Jugendlichen

Das Vorkommen depressiver Störungen im Jugendalter, besonders allerdings bei Kindern, war lange Zeit umstritten. Vor wenigen Jahren glaubte man, daß Depressionen bei Kindern und Jugendlichen selten vorkommen. Man begründete diese Ansicht mit der Annahme, daß bei ihnen noch nicht die hinlängliche kognitive (die Erkenntnis betreffend) Reife vorhanden ist, um depressiv sein zu können.8 Durch die psychoanalytische Sicht, daß die Entwicklung einer Depression eines „Selbst“ voraussetzt, war man mehrheitlich der Auffassung, daß depressive Störungen zumindest im Kindesalter und der frühen Adoleszenz (späterer Abschnitt des Jugendalters) noch nicht zu finden seien.9 Das Vorurteil, daß Kinder über keine ausreichende Depressionsfähigkeit verfügen, wurde zeitweilig durch Zweifel über die Existenz „verdrängungsfähiger Ich-Instanzen“ gestützt, obwohl Sigmund Freud bereits früh auf frühkindliche-orale Fixierungen und narzißtische Enttäuschungen hinwies, die für die Entstehung von Depressionen eine ursächliche Rolle spielen.10

[...]


1 Dowling, Colette, Befreite Gefühle, Neue Wege aus Depression, Angst und Abhängigkeit, Fischer Verlag GmbH, Bonn 1994, S. 163

2 vgl. Keller, Gustav/Thewalt, Brigitte, Praktische Schulpsychologie - Vorbeugung und Erste Hilfe im Schulalltag, Roland Asanger Verlag, Heidelberg 1990, S. 1

3 vgl. Ruthe, Reinhold, Sieben fragen, die uns plagen, 5. Auflage, Brendow Verlag, Wuppertal 1994, S. 103-104

4 vgl. Bründel, Heidrun, Suizidgefährdete Jugendliche, Theoretische und empirische Grundlagen für Früherkennung, Diagnostik und Prävention, Juventa Verlag, Weinheim und München 1993, S. 116

5 vgl. Nissen, Gerhardt, Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter, 2. Auflage, Wissenschaftliche Buchge- sellschaft, Darmstadt 1986, S. 132

6 vgl. Schmidt, Martin H., Psychisch gestörte Jungen und Mädchen in der Jugendhilfe, Lambertus-Verlag, Freiburg im Breisgau 1995, S. 174 u. 177

7 vgl. Nissen, Gerhardt, a.a.O., S. 134

8 vgl. Essau, Cecilia Ahmoi /Petermann, Ulrike, Depression bei Kindern und Jugendlichen, in: Zeitschrift für klinische Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie, 43 (1), 1995, S. 18-20

9 vgl. Nevermann, Dr. Christiane, Depression und Hilflosigkeit bei Schülerinnen und Schülern im Kindes- und Jugendalter Schulpsychologisch relevante Konzepte zur Prävention, Beratung und therapeutischen Ein- flußnahme in der Schule, in: 40 Jahre Schulpsychologie, Hrsg. Berliner Institut für Lehrerfort- und weiter- bildung und Schulentwicklung, Berlin 1998, S. 77

10 vgl. Nissen, Gerhardt, a.a.O., S. 131

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Möglichkeiten und Grenzen schulpsychologischen Handelns am Beispiel von Schülerdepressionen
Hochschule
Fachhochschule für Wirtschaft Berlin
Note
1,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
23
Katalognummer
V8574
ISBN (eBook)
9783638155090
ISBN (Buch)
9783638739566
Dateigröße
577 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Möglichkeiten, Grenzen, Handelns, Beispiel, Schülerdepressionen
Arbeit zitieren
Claudia Meyer (Autor:in), 2000, Möglichkeiten und Grenzen schulpsychologischen Handelns am Beispiel von Schülerdepressionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8574

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