Wer an den Cheruskerfürsten Hermann (laut römischer Überlieferung eigentlich Arminius) denkt, dem fällt das Hermannsdenkmal in Detmold ein. Die zitierten Verse aus Heinrich Heines im Jahre 1844 veröffentlichtem Wintermärchen zeigen, dass es dem Dichter 31 Jahre vor Vollendung des Nationaldenkmals nicht anders ging. Mit dem Verweis auf das Hermannsdenkmal, dessen Entstehungsgeschichte sich wie diejenige der deutschen Nation beinahe durch das gesamte 19. Jahrhundert zog, wird auch deutlich, dass Arminius eine nicht unwesentliche Bedeutung für die Bildung dieser Nation hatte. Heines Zeitgenossen war diese Verbindung völlig selbstverständlich – in der Varusschlacht fand in ihren Augen die Geschichte der deutschen Nation ihren Ursprung. Aber Heines Sichtweise ist eine besondere. Vergleicht man dessen wenige Verse mit anderen Umsetzungen des Arminiusstoffes bis zu seiner Zeit, kann mit Recht von einem Bruch innerhalb der Arminiusdichtungen gesprochen werden. Mit seiner ungewöhnlichen Satire übt er Kritik an dem „Drecke“, welcher der „deutschen Nationalität“ zum Siege verhalf, und er meint damit den Mythos, den die unzähligen „Hermannsschlachten“ begründet hatten und der aus seiner Sicht der zeitgenössischen Nationalbewegung einen ungünstigen Anstrich gab. Heine ging also in gewissem Maße davon aus, dass der Arminiusmythos einen Anteil an der nationalen Selbstfindung der Deutschen hatte – und zwar einen wenig wünschenswerten.
Damit sind wir bei den Fragen angekommen, die in der vorliegenden Arbeit untersucht werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- ,,O Hermann, dir verdanken wir das!\" Einleitung
- ,,Geschichte in Natur\"
- Eine Mythentheorie
- Die Nation ,,Ein Gewebe von Mythen\"
- Deutsche,,Erinnerungsorte\"
- ,,liberator haud dubie Germaniae
- Arminius, die Varusschlacht und die römische Überlieferung
- Deutsche Nationsbildung und Hermannsmythos
- Deutsche Nationsbildung
- ,,Ein Erlediger Teutscher Nation\"
- Arminius und der deutschen Geschichte
- ,,... weil wir noch durch ihn sind...\"
- Die Entdeckung des Arminius zu Beginn der deutschen Nationalbewegung
- Schwinge auch ferner dein Schwert...\"
- Die deutsche Nationalbewegung beim Übergang zur Massenbewegung.....
- ,, ... als Vereinigungspunkt für alle Herzen ...\"
- Hermann im Kaiserreich
- ,,Germania-Pils und Thusnelda-Schnittchen\"
- Ein Mythos wird Geschichte
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung des Arminiusmythos und seiner Bedeutung für die Herausbildung einer deutschen nationalen Identität im Kaiserreich. Ziel ist es, den Einfluss des Mythos auf die deutsche Nationsbildung und das Selbstbild der Deutschen im 19. Jahrhundert zu analysieren.
- Entstehung und Entwicklung des Arminiusmythos
- Rolle des Mythos in der deutschen Nationsbildung
- Bedeutung des Hermannsmythos für das deutsche Selbstbild
- Interpretationen des Arminiusstoffes in Literatur, Kunst und Denkmälern
- Rezeption des Mythos in der deutschen Nationalbewegung
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den Arminiusmythos in den Kontext des deutschen Nationalismus und zeigt die Bedeutung des Hermannsdenkmals als Symbol für die deutsche Nation.
- Das Kapitel ,,Geschichte in Natur\" beschäftigt sich mit einer Mythentheorie, die den Ursprung des Mythos in der Natur und den natürlichen Bedürfnissen der Menschen sieht.
- Das Kapitel ,,Die Nation ,,Ein Gewebe von Mythen\" beleuchtet die Rolle von Mythen in der Entstehung von Nationalstaaten und analysiert die Funktion des Arminiusmythos in diesem Prozess.
- Das Kapitel ,,Deutsche,,Erinnerungsorte\" untersucht Orte und Denkmäler, die für die deutsche Nation von besonderer Bedeutung sind und die im Laufe der Zeit mit dem Arminiusmythos verbunden wurden.
- Das Kapitel ,,liberator haud dubie Germaniae\" analysiert die römische Überlieferung zu Arminius und die Varusschlacht, die als entscheidendes Ereignis für die Herausbildung des Mythos betrachtet werden.
- Das Kapitel ,,Deutsche Nationsbildung und Hermannsmythos\" beleuchtet den Einfluss des Arminiusmythos auf die deutsche Nationsbildung und die deutsche Nationalbewegung im 19. Jahrhundert.
- Das Kapitel ,,... als Vereinigungspunkt für alle Herzen ...\" untersucht die Rezeption des Arminiusmythos im Kaiserreich und seine Bedeutung für die nationale Identität der Deutschen.
- Das Kapitel ,,Germania-Pils und Thusnelda-Schnittchen\" beschäftigt sich mit der Popularisierung des Arminiusmythos im Alltag und seinen Folgen für die deutsche Geschichte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen des Arminiusmythos, der deutschen Nationsbildung, der nationalen Identität, der deutschen Nationalbewegung, der römischen Überlieferung, der Varusschlacht und der Interpretationen des Arminiusstoffes in Literatur, Kunst und Denkmälern. Weitere wichtige Schlagwörter sind Hermannsdenkmal, ,,Erinnerungsorte\", Mythentheorie, Symbol-Geschichten und deutsche Selbstfindung.
- Arbeit zitieren
- Matthias Rouwen (Autor:in), 2006, „Kultur, Seele, Freiheit, Kunst“ - Der Arminiusmythos und sein Anteil an der nationalen Selbstfindung im Kaiserreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85757