Der Begriff Willensschwäche zählt nicht zu den vielbesprochenen Themen bzw.
Problemen der Philosophie. Nur wenige Philosophen haben sich im Laufe der
Geschichte mit diesem Phänomen auseinandergesetzt. So beschäftigen sich in der
Antike nur Platon und später Aristoteles mit der Willensschwäche und erst in den
1960er Jahren wird der Terminus von den Philosophen Richard M. Hare und Donald
Davidson aufgegriffen und eine erneute, umfassendere Diskussion angeregt.
Eine Ursache für diese geringe Berücksichtigung im philosophischen Bereich liegt
vermutlich darin, dass die Problematik der Willensschwäche und der Umgang mit ihr
meist einer anderen Disziplin zugeordnet wird, nämlich der Psychologie. Trotzdem
sollte das Phänomen der Willensschwäche aus der Sicht von mindestens drei
Teildisziplinen der Philosophie näher betrachtet werden. Diese drei sind die
Erkenntnistheorie, die Ethik und die Handlungstheorie. Der Erkenntnistheoretiker
kann erklären, „ob und wenn ja, wie, es mit dem Status und der Rolle von Wissen
vereinbar ist, dass jemand weiß, was gut und richtig ist, und dennoch nicht
dementsprechend handelt.“ In der Ethik sollte untersucht werden, „ob und, wenn ja,
wie jemand einem Moralurteil zustimmen kann, ohne auch dementsprechend zu
handeln“. Mit Hilfe der Handlungstheorie kann die Frage erörtert werden, „was
jemanden dazu bringt, eine bestimmte Handlung auszuführen, und ob und, wenn ja,
wie es möglich ist, anders zu handeln als man glaubt, dass es gut und richtig ist.“
Die Problematik der Willensschwäche beginnt so wie bei jeder wissenschaftlichen
Auseinandersetzung bei der Definition des Begriffs an sich. Für die Philosophen, die
sich mit ihr auseinandergesetzt haben, stellt dies das grundsätzliche Problem dar.
Denn bevor man auf die oben genannten Fragen in den einzelnen philosophischen
Teilgebieten Antworten finden kann, muss festgelegt sein, was Willensschwäche ist
bzw. ob überhaupt ein derartiges Phänomen existiert.
Inhaltsverzeichnis
- Essay
- Inhalt
- Literatur
- Essay
- Der Begriff Willensschwäche
- Platon
- Der „Protagoras“
- Sokrates über die Willensschwäche
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay zielt darauf ab, den Begriff der Willensschwäche in den Werken von Platon und Richard M. Hare zu vergleichen. Dabei soll die unterschiedliche Einordnung des Begriffs durch die beiden Philosophen herausgearbeitet werden.
- Definition des Begriffs Willensschwäche
- Die Rolle von Wissen und Unwissenheit
- Der Einfluss von Lust und Unlust
- Die Frage der Selbstbestimmung und Handlungsfreiheit
- Die Bedeutung der ethischen bzw. moralphilosophischen Dimension
Zusammenfassung der Kapitel
- Der Essay beginnt mit einer Einleitung, die den Begriff der Willensschwäche in der Philosophiehistorischen Perspektive einordnet. Er betont die geringe Beachtung des Themas und die verschiedenen Disziplinen, die sich mit ihm auseinandersetzen.
- Es wird auf die Bedeutung der Definition des Begriffs hingewiesen, da diese für die Beantwortung philosophischer Fragen in der Erkenntnistheorie, Ethik und Handlungstheorie entscheidend ist.
- Im Fokus des Essays stehen die Ansichten von Platon und Richard M. Hare bezüglich der Willensschwäche. Platon betrachtet sie im Dialog „Protagoras“ in Form eines Zwiegesprächs zwischen Sokrates und Protagoras.
- Sokrates argumentiert, dass es kein „Von-den-Lüsten-besiegt-Werden“ gibt, sondern lediglich Unwissenheit, die Menschen dazu bringt, vermeintlich schlechtes Handeln zu wählen.
- Platon betont die entscheidende Rolle von Wissen und Willen für ein gutes Handeln. Er stellt die These auf, dass Wissen die Grundlage für eine rationale Entscheidungsfindung und somit für ein ethisches Verhalten ist.
Schlüsselwörter
Willensschwäche, Platon, Richard M. Hare, Protagoras, Sokrates, Wissen, Unwissenheit, Lust, Unlust, Ethik, Moralphilosophie, Handlungstheorie, Selbstbestimmung, Handlungsfreiheit.
- Arbeit zitieren
- Michael Dathe (Autor:in), 2006, Vergleich des Begriffs Willensschwäche bei Platon und Richard M. Hare, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85802