Die Idee der Center-Konzepte ist nicht so neu, wie das Schlagwort Profit-Center vermuten läßt. Schon um 1900 stellte Wilhelm von Siemens fest, daß „unsere Gesellschaft ... aus einer Anzahl von Fabriken und Unternehmungen zusammengesetzt ist, welche ... auch in ganz selbständiger Form existieren könnten“1. In den 20er Jahren realisierte Thomas Batà in der CSSR die Idee der Betriebsführung auf Basis der Selbstverantwortung 2. Die Unternehmungen DuPont und General Motors gelten in der Literatur als die Vorreiter der Profit-Center-Organisation. Sie führten 1921 bzw. 1924 eine divisionalisierte Organisationsstruktur ein. Bis zum Zweiten Weltkrieg verwirklichten weitere Unternehmungen, wie Union Carbon and Carbide, International Harvester in den USA oder AEG in Deutschland die Profit-Center-Organisation.3
Die Center-Organisationen konnten sich aber erst in den 60er Jahren in den USA und in den 70er Jahren auch in Europa durchsetzen. In vielen Groß- aber auch mittelständischen Unternehmungen mit einem diversifizierten Leistungsangebot wurde das Center-Konzept umgesetzt. Jedoch erfolgte dies meist in angepaßter Form, da die engen Voraussetzungen wie freier Beschaffungsmarkt, rechnerische Selbständigkeit oder operationelle Selbständigkeit nur auf wenige Fälle zutraf.4
Die theoretischen Grundlagen des Profit-Center-Konzeptes werden in der pretialen Wirtschaftslenkung nach Eugen Schmalenbach gesehen. Er unterbreitet den Vorschlag, „besonders in größeren Betrieben den Beamtensinn zu ersetzen durch den Unternehmersinn“.5 Ziel war die Übertragung der marktwirtschaftlichen Ordnungsprinzipien von der volks- auf die betriebswirtschaftliche Ebene. Durch die großen Handlungsfreiheiten der Unterabteilungen soll ein sich weitgehend selbst regelndes System entstehen. Hierdurch kann die Gesamteffizienz erheblich gesteigert werden. Weiterhin soll ein Preis für jede Funktion festgelegt werden, der von der empfangenen Stelle bezahlt werden soll. Über den Preismechanismus kann somit ein Optimum für die Gesamtunternehmung erreicht werden.6
Die erste Welle der Divisionalisierung und die Einführung von Profit-Centern in den 60er und 70er Jahren führte auch in der Literatur zu einer weiteren Auseinandersetzung mit diesem Thema. Autoren wie Friedrich Wille7, Wolf-Dieter Menz8 oder Martin K. Welge9 prägten in Deutschland den Begriff des Profit-Centers.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Ziele der Center-Konzeption
- 2.1. Center-Konzeptionen als Koordinationssysteme
- 2.2. Center-Konzeptionen als Anreiz- und Motivationssysteme
- 2.3. Center-Konzeptionen als Mittel zur Ergebnisverbesserung
- 3. Arten der Center-Organisationen
- 3.1. Expense-Center
- 3.2. Cost- und Revenue-Center
- 3.3. Profit-Center
- 3.4. Investment-Center
- 4. Einsatzmöglichkeiten bei unterschiedlichen Organisationsstrukturen
- 5. Nachteile der Center-Konzeptionen
- 6. Eignung zur Unternehmungssteuerung
- 7. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Anwendung von Center-Konzeptionen in der Unternehmungssteuerung. Ziel ist es, die Funktionsweise und Zielsetzung dieser Konzepte zu analysieren und ihre Eignung zur Steigerung der Unternehmenseffizienz zu beleuchten.
- Entwicklung und Geschichte der Center-Konzeption
- Arten von Center-Organisationen und deren Einsatzmöglichkeiten
- Vor- und Nachteile der Center-Konzeption
- Einfluss auf die Unternehmenssteuerung
- Zusammenhang von Center-Konzepten mit der Organisationsstruktur
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema der Center-Konzeptionen ein und beleuchtet deren historische Entwicklung. Kapitel 2 analysiert die Ziele, die mit der Einführung von Center-Konzeptionen verfolgt werden. Es werden dabei die Funktionen als Koordinationssysteme, Anreiz- und Motivationssysteme sowie Mittel zur Ergebnisverbesserung näher beleuchtet. Kapitel 3 befasst sich mit den verschiedenen Arten von Center-Organisationen, darunter Expense-Center, Cost- und Revenue-Center, Profit-Center und Investment-Center. Die Einsatzmöglichkeiten dieser Center-Organisationen in unterschiedlichen Organisationsstrukturen werden im vierten Kapitel erörtert. Im fünften Kapitel werden die Nachteile der Center-Konzeptionen, wie z.B. die Gefahr von kurzfristigen Gewinnoptimierungen, aufgezeigt. Kapitel 6 befasst sich mit der Eignung der Center-Konzeptionen zur Unternehmungssteuerung und beleuchtet die Möglichkeiten und Grenzen dieser Konzepte.
Schlüsselwörter
Center-Konzeptionen, Unternehmungssteuerung, Profit-Center, Organisation, Koordination, Anreiz, Motivation, Ergebnisverbesserung, Unternehmenseffizienz.
- Arbeit zitieren
- Christian Kuntze (Autor:in), 2001, Unternehmungssteuerung mit Centerkonzeptionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8588