Menschen mit Angststörungen empfinden eine überwältigende und eine ungerechtfertigte Furcht. Unter Phobien werden intensive, unbegründete Ängste verstanden, wohingegen ein Patient mit Panikstörung unter plötzlichen, unerklärlichen und wiederkehrenden Panikattacken leidet. Phobien und Panikstörungen beeinträchtigen stark das Leben eines an sich gesunden Menschen. Die Panikstörung kann laut DSM-IV auch in Verbindung mit einer Agoraphobie auftreten. Patienten mit Panikstörung neigen dazu, über mögliche schwere körperliche oder psychische Krankheiten nachzudenken. Sie fürchten ihre eigenen normalen körperlichen Empfindungen und messen ihnen gleichzeitig so viel Bedeutung zu, dass sie schließlich von ihnen überwältigt werden. Die Lerntheorie hat unterschiedliche Erklärungen dafür, wie Phobien und Panikstörungen entstehen. Die Demonstration von Rayner und Watson (1920) gilt als Modell dafür, wie eine Phobie erworben werden kann.
Die Zwei-Faktoren-Theorie von Mowrer sagt aus, dass an der Entstehung von Phobien sowohl die klassische als auch die operante Konditionierung beteiligt sind. Beide Konditionierungsarten werden in meiner Hausarbeit behandelt. Auch mit Hilfe des Modelllernens nach Bandura und der sozial-kognitiven Lernmodelle kann die Entstehung von Phobien erläutert werden. Barlow´s kognitiv-behaviorale Modell integriert biologische und psychologische Vulnerabilitätsfaktoren.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
1. Einleitung
2. Angst
2.1. Einteilung der Angsterkrankungen nach DSM-IV
2.2. Panikstörung mit Agoraphobie
2.3. Neuroanatomie der Angst und Neurophysiologie der Panikstörung
3. Lernen
4. Lerntheoretische Angsttheorien
4.1. Klassische Konditionierung
4.1.1.Reizgeneralisation
4.1.2. Reizdiskrimination
4.1.3. Löschung
4.2. Operante Konditionierung
4.2.1. Positive und negative Verstärkung
4.2.2. Bestrafung
4.2.3. Löschung
4.3. Die Zwei-Faktoren-Theorie der Angstentstehung
4.4. Lernen am Modell
4.5. Sozialkognitive Lernmodelle
4.6. Kognitiv-behaviorales Modell nach Barlow
5. Fazit
Abstract
Menschen mit Angststörungen empfinden eine überwältigende und eine ungerechtfertigte Furcht. Unter Phobien werden intensive, unbegründete Ängste verstanden, wohingegen ein Patient mit Panikstörung unter plötzlichen, unerklärlichen und wiederkehrenden Panikattacken leidet. Phobien und Panikstörungen beeinträchtigen stark das Leben eines an sich gesunden Menschen. Die Panikstörung kann laut DSM-IV auch in Verbindung mit einer Agoraphobie auftreten. Patienten mit Panikstörung neigen dazu, über mögliche schwere körperliche oder psychische Krankheiten nachzudenken. Sie fürchten ihre eigenen normalen körperlichen Empfindungen und messen ihnen gleichzeitig so viel Bedeutung zu, dass sie schließlich von ihnen überwältigt werden. Die Lerntheorie hat unterschiedliche Erklärungen dafür, wie Phobien und Panikstörungen entstehen. Die Demonstration von Rayner und Watson (1920) gilt als Modell dafür, wie eine Phobie erworben werden kann.
Die Zwei-Faktoren-Theorie von Mowrer sagt aus, dass an der Entstehung von Phobien sowohl die klassische als auch die operante Konditionierung beteiligt sind. Beide Konditionierungsarten werden in meiner Hausarbeit behandelt. Auch mit Hilfe des Modelllernens nach Bandura und der sozial-kognitiven Lernmodelle kann die Entstehung von Phobien erläutert werden. Barlow´s kognitiv-behaviorale Modell integriert biologische und psychologische Vulnerabilitätsfaktoren.
1. Einleitung
Angst ist ein normaler menschlicher Gefühlszustand wie Liebe, Freude, Ärger oder Wut. Sie tritt in der Regel als Reaktion im Rahmen bedrohlich, ungewiss oder unkontrollierbar beurteilter Ereignisse im Leben eines Menschen auf und hilft ihm viele Gefahrensituationen zu entgehen. Angst ist ein biologisch festgelegtes Alarmsignal wie Schmerz oder Fieber. Wenn Angst aber ein so extremes Ausmaß annimmt, dass es zum Zusammenbruch des gesamten geordneten Denkens und Handelns kommt, spricht der klinische Psychologe von Panik. Panikattacken und Phobien machen vielen Menschen in unserer Gesellschaft das Leben im Alltag sehr schwer. Sie stellen eine massive Beeinträchtigung der Lebensqualität dar. Folgeprobleme wie sozialer Rückzug führen zu einer Abwährtsspirale, die häufig in Depression, Alkoholabhängigkeit, Medikamentenmissbrauch und erhöhter Suizidgefahr münden. Bei Menschen mit Panikattacken ist das Angstempfinden gestört, die Biochemie in ihrem Gehirn gerät außer Kontrolle. In meiner Hausarbeit wird der Begriff Angst definiert und sowohl die neurophysiologischen als auch die neuroanatomischen Hintergründe erläutert. Ich beschäftige mich in meiner Hausarbeit mit der Panikstörung mit Agoraphobie als führende Angststörung in unserer Gesellschaft. Für die Bearbeitung habe ich das Lehrbuch der Klinischen Psychologie von Davison und Neale, das Lehrbuch Angststörungen von Hans Morschitzky und das Lehrbuch Panik und Agoraphobie von Borwin Bandelow herangezogen. Außerdem habe ich den Text „A Modern Learning Theory Perspective on the Etiology of Panic Disorder“ von Barlow hinzugezogen, um auch die modernen Lerntheorien zur Erklärung der Entstehung der Panikstörung darzulegen. Die verschiedenen Lerntheorien bieten unterschiedliche Erklärungen dafür, wie Phobien entstehen. Um die Entstehung von Ängsten lerntheoretisch zu erklären, werden in der Hausarbeit unter anderem die Zwei-Faktoren-Theorie der Angstentstehung nach Mowrer, das Lernen am Modell und neuere Lerntheorien vorgestellt. Abschließend werde ich zu ausgewählten Lerntheorien kritisch Stellung beziehen.
2. Angst
Einerseits bezeichnet Angst
„emotionale Erregungszustände, die auf die Wahrnehmung von Hinweisen, auf mehr oder weniger konkrete bzw. realistische Erwartungen oder allgemeine Vorstellungen physischer Gefährdung oder psychischer Bedrohung zurückgehen. Angstzustände äußern sich Gefühlen der Spannung bzw. Betroffenheit und gehen mit ausgeprägten autonomen Veränderungen einher“ (Fröhlich, 2005).
Ein solcher emotionaler Angstzustand wird hervorgerufen, wenn ein Mensch eine Situation oder einen Reiz als für ihn bedrohlich, erschreckend oder gefährlich ansieht.
Andererseits versteht man unter Angst eine relativ stabile Persönlichkeitseigenschaft. Menschen unterscheiden sich durch eine mehr oder weniger ausgeprägte Ängstlichkeit oder Angstbereitschaft, wobei Menschen mit einer hohen überdauernden Angstbereitschaft, wie zum Beispiel Neurotiker, ihre Umwelt als gefährlicher und belastender erleben als Menschen mit einer geringen dispositionellen Angst. Daher erleben sie Angstzustände häufiger als auch mit größerer Intensität (vgl. Buser, 2003). Dagegen muß Furcht, die in der Fachliteratur definiert wird als
„zweckmäßige emotionale Reaktion, die aufgrund der Wahrnehmung einer objektiven Gefahr auftritt. Die Stärke der Furchtreaktion ist dabei der Bedrohlichkeit oder Größe der auftretenden Gefahr proportional“ (Buser et al., 2003).
von der Angst begrifflich abgegrenzt werden.
Alle Angstzustände, die eine längere Zeit andauern, sind klinisch relevant. Solche Angstzustände können Ausmaße annehmen, die ein normales Alltagsleben nahezu unmöglich machen. Betroffene verstehen die Mechanismen, nach denen Ängste entstehen, in der Regel nicht und scheuen sich davor, anderen ihre Angstgefühle mitzuteilen. Über die Entstehung von Ängsten gibt es neben der psychoanalytischen und der Verhaltenstheorie auch die lerntheoretische Auffassung, die im Rahmen der Hausarbeit vorgestellt wird.
2.1. Einteilung der Angsterkrankungen nach DSM-IV
Das DSM-IV ist ein Klassifikationssystem für psychische Erkrankungen und ist 1994 in der vierten Ausgabe erschienen, deshalb trägt es den Kurztitel DSM-IV. DSM-IV steht für Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders und wurde von der American Psychiatric Association entwickelt. Es klassifiziert, definiert und beschreibt mehr als 200 psychische Störungen. Das DSM-IV konzentriert sich auf die Beschreibung von Symptomen und Störungsverläufen und lässt Theorien zu Ätiologie und Behandlungsvorschläge in den Hintergrund treten (vgl. Zimbardo, 1999). Angststörungen werden im DSM-IV in sechs Hauptkategorien unterteilt: Phobien, Panikstörung, generalisierte Angststörung, Zwangsstörung, posttraumatische Belastungsstörung und akute Belastungsstörung. In der Hausarbeit werde ich mich auf die Entstehung von Panik mit Agoraphobie beschränken. Durch die Einführung des DSM wurden eindeutige Kriterien für die Diagnose einer Panikstörung festgelegt, die sich an der Symptomatik von Panikstörungen orientiert (Bandelow, 2001). Im DSM-IV wird danach unterschieden, ob eine panische Angststörung mit oder ohne einer Agoraphobie auftritt.
2.2. Panikstörung mit Agoraphobie
Panikstörung meint
„plötzliche und unerklärliche Anfälle von Symptomen wie Atemnot, Herzrasen, Übelkeit, Schmerzen bzw. Beklemmungsgefühle im Brustraum, Erstickungsgefühle, Schwindel, Schwitzen und Zittern sowie starke Besorgnis, panische Angst und das Gefühl drohenden Unheils. Ebenso kann der Patient von Gefühlen der Depersonalisation (der Eindruck, sich selbst fremd zu sein) und Derealisation (Wirklichkeitsverlust) sowie der Furcht, die Kontrolle zu verlieren oder sogar zu sterben, überwältigt werden“ (Davison & Neale, 2002).
Bei einigen Patienten überwiegt der eine oder andere Symptomkomplex. Ein Patient klagt zum Beispiel über eine kardiale Symptomatik mit herzinfarktähnlichen Symptomen, ein anderer Patient über Atemnot. Bei manchen Patienten können auch Schwindel oder Ohnmachtsgefühle im Vordergrund der Beschwerden stehen (Bandelow, 2001).
Panikattacken können zum Beispiel einmal pro Woche oder sogar häufiger auftreten und dauern in der Regel Minuten, selten Stunden. Sie sind manchmal an bestimmte Situationen gebunden. Die Diagnose der Panikstörung wird dann gestellt, wenn die betroffene Person wiederholte Panikattacken aufweist und sich ununterbrochen Sorgen macht, dass sie weiterhin Attacken haben könnte (Davison & Neale, 2002).
Abbildung 1: Der Teufelskreis der Angst
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wie in der Abbildung zu sehen, gibt ein Auslöser den Anstoß für .die Wahrnehmung körperlicher Veränderungen, welche als Gefahrensignal interpretiert werden. Es entstehen daraus Angstgefühle, die zu körperlichen Angstsymptomen wie Herzrasen, Schwitzen, Schwindel oder Atemnot führen und damit zu verstärkten Befürchtungen und Ängsten. Dieser Prozess mündet schließlich in einen Panikanfall.
„Bei der Agoraphobie handelt es sich um eine Gruppe von Ängsten vor weiten Plätzen und davor, keine Fluchtmöglichkeit zu haben oder keine Hilfe zu erhalten, wenn man selbst behindert wird“ (ebd).
Agoraphobie wird auch definiert als
„Angst, sich an Orten oder Situationen zu befinden, in denen der Patient befürchtet, Panikattacken zu erleiden, ohnmächtig zu kollabieren, die Darm- oder Blasenkontrolle zu verlieren, zu erbrechen oder einen Herzinfarkt zu erleiden, wobei in diesen Situationen eine Flucht schwer möglich wäre, peinliches Aufsehen erregen würde, oder aber keine Hilfe verfügbar wäre“ (Bandelow, 2001).
Die Betroffenen fürchten sich sehr häufig vor Menschenmengen, vor dem Reisen oder auch davor, einkaufen zu gehen. Viele sind nicht in der Lage ohne Angst das Haus oder die Wohnung zu verlassen (vgl. Davison & Neale, 2002). Der Patient fürchtet, dass er zum Beispiel in einer Menschenansammlung einen Panikanfall erleiden könnte, dass er dann ärztliche Hilfe benötigen würde und der Abtransport durch die Menschenmenge behindert werden könnte.
2.3. Neuroanatomie der Angst und Neurophysiologie der Panikstörung
Die wichtigste Rolle bei der Entstehung von Ängsten scheint jener mandelförmige Verbund von Nervenzellen im Gehirn zu spielen, der als Amygdala (Mandelkern) bezeichnet wird.
Abbildung 2: Neuroanatomie der Angst
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Amygdala ist ein Teil des limbischen Systems im Gehirn, der direkt dem Hippocampus anliegt und zahlreiche Funktionen im Bereich der Angstauslösung hat. Der Hippocampus vollzieht dabei Speicher- und Abrufvorgänge im Gedächtnis. Eine äußere Bedrohung wird wahrgenommen; die visuellen u.a. sensorischen Informationen werden über den Thalamus[1] an die Amygdala weitergeleitet. Viszerosensorische Informationen (z.B. über den Zustand des kardiorespiratorischen Systems) erreichen die Amygdala über den Nucleus solitarius, den Nucleus parabrachialis und den Thalamus teilweise direkt, teilweise auf Umwegen. Auch der Locus coeruleus[2] erhält, viszerosensorische Informationen über den Nucleus solitarius und den Nucleus paragigantocellularis.
Diese Hirnregion mobilisiert in potenziell bedrohlichen Situationen blitzschnell alle Kräfte für einen Kampf oder eine Flucht. Über Nervenbahnen im Gehirn regt diese Hirnregion die Hypophyse an und aktiviert über die Blutbahn die Nebennierenrinde, in der das Stresshormon Kortisol freigesetzt wird. Über die Blutbahn gelangt das Stresshormon Kortisol in den gesamten Organismus und versetzt ihn in Alarmbereitschaft. Sowohl der systolische Blutdruck, die Atemfrequenz, Herzfrequenz als auch die elektrodermale Aktivität, steigen. Zudem werden vermehrt Neurotransmitter (Noradrenalin, Serotonin, Endorphine, ACTH[3] oder freie Fettsäuren), chemische Substanzen, die für die Übertragung einer elektrischen Erregung von einer Nervenzelle zur anderen sorgt, vom Körper produziert. Außerdem erhöht sich der Muskeltonus (vgl. Fröhlich, 2005). Der Körper wird so für den Kampf, die Flucht oder eine Erstarrungsreaktion vorbereitet. Wenn sich eine bedrohliche Situation als harmlos herausstellt, gibt der Hippocampus Entwarnung und der Mandelkern, die Amygdala beruhigt sich. Dieser Mechanismus funktioniert bei Angstpatienten nicht mehr. Anstatt den Fehlalarm zu stoppen, nimmt die Amygdala die selbst ausgelösten Stresssymptome als Gefahr wahr und verstärkt sie. Die körperlichen Reaktionen werden seitens des Patienten zum Beispiel als Anzeichen eines Herzinfarktes gewertet.
[...]
[1] Gehirngebiet, das eingehende Informationen von den Sinnesorganen zunächst einmal filtert, bevor sie an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden.
[2] Kern im Gehirn, der etwa die Hälfte aller noradrenergen Neuronen des Gehirns enthält und an der Entstehung von Panikattacken beteiligt ist.
[3] Adrenocorticotropes Hormon, das in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) ausgeschüttet wird und zur Ausschüttung von Kortisol aus der Nebennierenrinde führt.
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