Der Hamburger Stadtteil St. Georg gehörte noch in den 1990er Jahren zu den verrufensten Gegenden der Stadt. Drogen und Prostitution beherrschten das Bild der Straßen. Die Mieten waren niedrig, und es lebten dort viele Studenten und ausländische Familien. Die Gebäude waren größtenteils in einem baulich schlechten Zustand. Von vielen Hamburgern wurde der Stadtteil gemieden.
St. Georg hat sich in den letzten Jahren extrem gewandelt. Es ist zu einem lebendigen, bunten und internationalen Viertel geworden, mit einer Mischung aus Café- und Kneipenszene, mit Stadtteilinitiativen, Galerien und Ladenzeilen. Das Quartier zwischen "Langer Reihe" und Alster wird bei Menschen mit höherem Einkommen immer beliebter, besonders bei gut verdienenden Singles und Paaren ohne Kinder. Für Familien mit Kindern hingegen wird es dagegen dort immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum in angemessener Größe zu finden. Die Mieten sind extrem gestiegen und steigen weiter. Sanierte und modernisierte Eigentumswohnungen sind nur für eine bestimmte Klientel erschwinglich.
Diese Arbeit befasst sich neben den Gründen für den extrem schnellen Wandel des Viertels mit den Wahrnehmungen und Meinungen der Bewohner, die die Entwicklungen des Viertels unmittelbar miterlebt haben und miterleben. Sie sind direkte „Augenzeugen“ der Veränderungen. Mittels eines Fragebogens (Befragung 12/2006 - 01/ 2007) konnten sie ihre Eindrücke zum Ausdruck bringen . Dadurch soll festgestellt werden, welche Vor- und Nachteile sich durch den Aufwertungsprozess im Viertel in den Augen der Bewohner St. Georgs ergeben haben.
Außerdem wurde anhand statistischer Daten festgestellt, wie sich bestimmte soziodemographische Merkmale in den letzten Jahren in St. Georg geändert haben. Durch den Fragebogen wurde ermittelt, wie sich die heutigen Bewohner zusammensetzen. Dazu wurden neben soziodemographischen auch wohnungsspezifische Merkmale analysiert. Weiterhin interessierten die Wahrnehmungen der Befragten zu den gewerblichen Veränderungen, d.h. Änderung der Geschäftsstruktur und Zunahme von neuen Kneipen und Restaurants im Viertel.
Aus den Analysen der Wahrnehmungen der Befragten sowie durch Experteninterviews ergab sich ein Gesamtbild der Wirkungen von Sanierungsmaßnahmen in diesem Hamburger Stadtteil.
Hamburg, Februar 2008
Inhaltsverzeichnis
- I. Inhaltsverzeichnis
- II. Abkürzungsverzeichnis
- III. Verzeichnis der Abbildungen, Tabellen und Fotos
- 1. Einleitung
- 1.1 Anlass und Begründung
- 1.2 Fragestellung
- 1.3 Aufbau der Arbeit
- 2. Gentrification – eine theoretische Einführung
- 2.1 Begriffsbestimmung
- 2.2 Bedingungen für die Entstehung von Gentrification
- 2.2.1 Geänderte Nachfrage der Bewohner
- 2.2.2 Ökonomische Gründe
- 2.2.3 Die Verdrängung der Bewohner
- 2.3 Der Gentrification-Prozess – Phasen der Wiederaufwertung
- 3. Die Geschichte und Entwicklung St. Georgs
- 3.1 Die Entwicklung bis zum Beginn der Sanierungsmaßnahmen
- 3.2 Stadterneuerung in St. Georg
- 3.2.1 Das Sanierungsgebiet St. Georg – Lange Reihe S1
- 3.2.2 Sanierungsanlässe
- 3.2.3 Ziele der Stadterneuerung
- 3.2.4 Das Erneuerungskonzept
- 3.2.5 Ergebnisse des Sanierungsverfahrens
- 4. Gentrification in St. Georg
- 5. Exkurs: Aktuelle Diskussion im Stadtteil
- 6. Die Untersuchungsmethodik
- 6.1 Sekundärstatistisches Material
- 6.2 Haushaltsbefragung
- 6.3 Experteninterviews
- 6.4 Begehung und Beobachtung
- 6.5 Methodenkritik
- 7. Sekundäranalyse statistischer Daten – sozialstrukturelle Veränderungen in St. Georg
- 7.1 Einwohnerentwicklung
- 7.2 Altersstruktur
- 7.3 Ausländeranteil
- 7.4 Haushalts- und Wohnstruktur
- 8. Auswertung der Haushaltsbefragung in St. Georg
- 8.1 Der Fragebogen
- 8.2 Auswertungsproblematik
- 8.3 Ergebnisse der Haushaltsbefragung
- 8.3.1 Soziodemographische Merkmale der Befragten
- 8.3.2 Wahrnehmungen und Meinungen der Befragten zum Stadtteil
- 8.3.3 Aussagen zur Bevölkerungsstruktur
- 8.3.4 Aussagen zur Gewerbestruktur
- 8.3.5 Aussagen zur Verkehrsproblematik
- 8.3.6 Beurteilung der Aufwertung
- 9. Analyse der Experteninterviews
- 9.1 Interview mit dem Experten des „Einwohnervereins St. Georg“
- 9.2 Interview mit dem Experten vom „Bürgerverein zu St. Georg“
- 10. Zusammenfassung
- 10.1 Bevölkerungs- und Wohnstruktur
- 10.2 Merkmale der Befragten
- 10.3 Wahrnehmungen und Meinungen der Alteingesessenen
- 10.4 Wahrnehmungen und Meinungen der 1990er-Jahre-Zuzüge
- 10.5 Wahrnehmungen und Meinungen der Neubürger
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen der Sanierungsmaßnahmen in Hamburg-St. Georg auf die soziale und wirtschaftliche Struktur des Viertels. Die Hauptfrage ist, inwieweit der Prozess der Gentrifizierung im untersuchten Gebiet vorangeschritten ist und welche Vor- und Nachteile sich daraus für die Bewohner ergeben haben.
- Wirkungsanalyse der Sanierungsmaßnahmen in St. Georg
- Prozess der Gentrifizierung in St. Georg
- Soziodemografische Veränderungen der Bevölkerung
- Veränderung der Gewerbestruktur
- Wahrnehmung der Bewohner zum Wandel des Viertels
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Arbeit untersucht die Auswirkungen der Sanierung in St. Georg, insbesondere die Gentrifizierung. Der Wandel vom "Schmuddelviertel" zu einem gefragten Wohnraum wird beschrieben, und die Forschungsfrage nach den positiven und negativen Konsequenzen der Aufwertung wird formuliert.
2. Gentrification – eine theoretische Einführung: Dieses Kapitel liefert eine umfassende Definition von Gentrifizierung und untersucht die zugrundeliegenden Ursachen. Es analysiert geänderte Wohnbedürfnisse, ökonomische Faktoren wie die Rent-Gap-Theorie, und den Prozess der Verdrängung von Bewohnern. Es werden verschiedene Phasen der Wiederaufwertung eines Stadtviertels anhand des Modells von Berry beschrieben.
3. Die Geschichte und Entwicklung St. Georgs: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung St. Georgs von einem Lepra-Hospital zu einem dicht besiedelten Stadtteil. Es beschreibt die Phasen des Wachstums, des Verfalls, und die Sanierungsbemühungen ab den 1980er Jahren, insbesondere das Sanierungsverfahren St. Georg S1 und seine Ziele einer behutsamen und bewohnerorientierten Stadterneuerung. Es wird auch auf das gescheiterte "Alsterzentrum"-Projekt eingegangen.
4. Gentrification in St. Georg: Dieses Kapitel überträgt das in Kapitel 2 beschriebene Phasenmodell der Gentrifizierung auf St. Georg. Es analysiert die einzelnen Phasen anhand der Entwicklung des Viertels, beginnend mit der Ansiedlung von Pionieren (Studenten und Künstlern) und dem Einzug wohlhabenderer Gentrifier, und untersucht den fortschreitenden Prozess der Aufwertung und Verdrängung.
5. Exkurs: Aktuelle Diskussion im Stadtteil: Der Exkurs befasst sich mit aktuellen Kontroversen in St. Georg. Die Änderung der Wohnlageneinstufung durch die BSU, der damit verbundene Anstieg der Mieten und die Reaktionen der Bürgerinitiativen werden dargestellt. Die verschiedenen Perspektiven und Argumente der betroffenen Parteien werden beleuchtet.
6. Die Untersuchungsmethodik: Dieses Kapitel beschreibt die verwendeten Methoden zur Untersuchung des Gentrifizierungsprozesses in St. Georg. Es werden die Quellen der Sekundärdaten, die Durchführung der Haushaltsbefragung mit einem teilstandardisierten Fragebogen, sowie Experteninterviews und die Begehung des Untersuchungsgebietes erläutert. Abschließend wird eine kritische Reflexion der Methoden vorgenommen.
7. Sekundäranalyse statistischer Daten – sozialstrukturelle Veränderungen in St. Georg: Kapitel 7 analysiert statistische Daten zur Bevölkerungsentwicklung, Altersstruktur, Ausländeranteil und Haushaltsstruktur in St. Georg. Es untersucht Veränderungen im Zeitverlauf und vergleicht diese mit Hamburger Durchschnittswerten, um den Einfluss der Gentrifizierung aufzuzeigen.
8. Auswertung der Haushaltsbefragung in St. Georg: Kapitel 8 präsentiert die Ergebnisse der Haushaltsbefragung. Die soziodemografischen Merkmale der Befragten werden beschrieben und deren Wahrnehmungen und Meinungen zum Wandel des Stadtteils analysiert. Die Kapitel behandelt die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur, der Gewerbestruktur, und der Verkehrssituation sowie die allgemeine Beurteilung der Aufwertung durch die Befragten.
9. Analyse der Experteninterviews: Dieses Kapitel enthält eine Auswertung der Experteninterviews mit Vertretern des „Einwohnervereins St. Georg“ und des „Bürgervereins zu St. Georg“. Ihre Perspektiven auf den Wandel des Stadtteils und ihre Einschätzungen der Gentrifizierung werden vorgestellt und analysiert.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Gentrifizierung in Hamburg-St. Georg
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen der Sanierungsmaßnahmen in Hamburg-St. Georg auf die soziale und wirtschaftliche Struktur des Viertels. Der Fokus liegt auf dem Prozess der Gentrifizierung und deren Folgen für die Bewohner.
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Die zentrale Frage ist, inwieweit die Gentrifizierung in St. Georg vorangeschritten ist und welche Vor- und Nachteile sich daraus für die Bewohner ergeben haben. Die Arbeit analysiert die Wirkungsanalyse der Sanierungsmaßnahmen, den Gentrifizierungsprozess selbst, soziodemografische Veränderungen, Veränderungen der Gewerbestruktur und die Wahrnehmung der Bewohner zum Wandel des Viertels.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: Einleitung, theoretische Einführung in die Gentrifizierung, Geschichte und Entwicklung St. Georgs, Gentrifizierung in St. Georg, Exkurs zur aktuellen Diskussion im Stadtteil, Untersuchungsmethodik, Sekundäranalyse statistischer Daten, Auswertung der Haushaltsbefragung, Analyse der Experteninterviews und Zusammenfassung. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte des Gentrifizierungsprozesses in St. Georg.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Arbeit verwendet eine multi-methodische Vorgehensweise. Es werden Sekundärdaten analysiert, eine Haushaltsbefragung durchgeführt, Experteninterviews geführt und Begehungen des Untersuchungsgebietes vorgenommen. Die Methoden werden kritisch reflektiert.
Welche Daten werden analysiert?
Die Analyse umfasst Sekundärdaten zur Bevölkerungsentwicklung, Altersstruktur, Ausländeranteil und Haushaltsstruktur in St. Georg. Weiterhin werden Ergebnisse aus einer Haushaltsbefragung und Experteninterviews ausgewertet.
Was sind die zentralen Ergebnisse?
Die Ergebnisse zeigen die soziodemografischen Veränderungen in St. Georg im Zusammenhang mit der Sanierung und Gentrifizierung auf. Die Arbeit analysiert die Wahrnehmungen und Meinungen der Bewohner, sowohl Alteingesessener als auch Zugezogener, zum Wandel des Viertels. Die Experteninterviews liefern zusätzliche Perspektiven auf den Gentrifizierungsprozess.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Zusammenfassung fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen und bewertet die positiven und negativen Auswirkungen der Gentrifizierung auf die Bewohner St. Georgs. Die Arbeit liefert ein umfassendes Bild des komplexen Wandels des Stadtteils.
Welche theoretischen Konzepte werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf die Rent-Gap-Theorie und Modelle zur Beschreibung des Gentrifizierungsprozesses. Der Begriff der Gentrifizierung wird umfassend definiert und die zugrundeliegenden Ursachen analysiert.
Wer waren die befragten Experten?
Experteninterviews wurden mit Vertretern des „Einwohnervereins St. Georg“ und des „Bürgervereins zu St. Georg“ geführt, um deren Perspektiven auf den Wandel des Stadtteils zu erhalten.
Wo findet man weitere Informationen?
Das Inhaltsverzeichnis bietet eine detaillierte Übersicht über die einzelnen Kapitel und Unterkapitel der Arbeit.
- Quote paper
- Ricarda Bültmann (Author), 2007, Wirkungsanalyse der Sanierungsmaßnahmen in Hamburg-St. Georg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86017