Windsurfen - ein Sport, der sich seit seiner Erfindung im Jahr 1964 durch die drei Pioniere Newman Darly, Jim Drake und Hoyle Schweitzer schnell weiter entwickelt und verbreitet hat, vermittelt Akteuren und auch Zuschauern noch heute das Gefühl von Freiheit, Abenteuer, Risiko und Gefahr. Gerade der letzte Windsurfworldcup auf der Nordseeinsel Sylt mit einem Zuschauerrekord von mehr als 180.000 Besuchern hat deutlich gemacht, wie populär und anziehend diese Sportart nach wie vor ist.
Neben dem Image und der Anziehungskraft des Windsurfens sind es aber vor allem die Akteure selbst, die dem Sport mit ihrer ganz persönlichen „Weltanschauung“ diese Einzigartigkeit und Faszination verleihen und diesen dadurch prägen und gestalten.
In der Sportart Windsurfen bilden unterschiedliche Szenen, national wie international, Gemeinschaften, die alle als eine eigene, kleine Lebenswelt verstanden werden können, da in diesen gewisse Stile, Verhaltensmuster, Regeln, Relevanzen und Weltdeutungsschemata zu finden sind.
Bisherige Untersuchungen zur Klärung dieser bestimmten Aspekte werden in der im Jahr 2000 veröffentlichten Arbeit von Belinda Wheaton „Just do it“: Consumption, Commitment, and Identity in the Windsurfing Subculture angesprochen. Diese Ausführungen Wheatons geben jedoch weniger Auskunft darüber, welche Anforderungen die Sportart an den Einzelnen stellt, wie die Interaktionen und Verhältnisse untereinander entstehen und was die Sportler zu ihren Vorstellungen und Denkweisen bewegt.
Diese Aspekte sollen mit Hilfe der vorliegenden Arbeit dargestellt und erläutert werden. Unter den im Titel erscheinenden Begriffen „lebensweltliche Analyse“ ist dabei zu verstehen, dass durch objektive Erkenntnisse das Wesen einer Sache, also in dieser Arbeit die Lebenswelt der Windsurfer, verständlicher gemacht wird.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- THEORETISCHER BEZUGSRAHMEN
- Zum Begriff „Lebenswelt“
- Der Begriff „Lebenswelt“ im Verständnis von Edmund Husserl und Alfred Schütz
- Mundanphänomenologie und kleine soziale Lebenswelten
- Cultural Studies
- Kultur als Gegenstand der Forschung
- Kultur als Abgrenzungsmöglichkeit zur Gesellschaft
- Exkurs: Der Prozess der Individualisierung in modernen Gesellschaften
- Lebensstil
- Szenen
- Szenen als kommunikatives und interaktives soziales Gebilde
- Organisationsstruktur der Szene
- Ein Szenekonzept
- Exkurs: Die Geschichte des Windsurfens
- Kennzeichen und Merkmale der Windsurfszene
- Identität, Hingabe und Status in der Szene
- Material
- Kleidung
- Organisationsmerkmale des eigenen Lebens
- Zwischenfazit und Formulierung von Grundannahmen
- Zum Begriff „Lebenswelt“
- FORSCHUNGSANSATZ UND METHODE
- Die Datenerhebung
- Der Interview - Leitfaden
- Auswahl der Interviewpartner
- Die Interviewdurchführung
- Datenauswertung
- DARSTELLUNG UND INTERPRETATION DER ERGEBNISSE
- Kategorie: Windsurfen als Lebensmittelpunkt
- Muster: Die Ausrichtung des alltäglichen Lebens
- Muster: „Beziehungs- Kompromisse“ eingehen
- Kategorie: Zwischen Schein und Sein (Szenedifferenzierung)
- Muster: Respekt gegenüber Können und Könnern
- Muster: Respekt vor Persönlichkeit
- Muster: Ablehnung von Blendern, Posern und Mitläufern
- Kategorie: „Auf sich allein gestellt sein“ – Freiheit erleben und Herausforderung meistern
- Kategorie: „Die Welle ist ganz klar der Chef“ - auf die Natur einstellen
- Kategorie: „Zusammen auf einer Welle sein“ - Freude und Motivation in der Gruppe erleben
- Zusammenfassung der Darstellung und Interpretation der Ergebnisse
- Kategorie: Windsurfen als Lebensmittelpunkt
- DISKUSSION
- Methodendiskussion
- Ergebnisdiskussion
- ZUSAMMENFASSUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich der lebensweltlichen Analyse des Windsurfens, um das Wesen dieser Sportart aus subjektiver Sicht der Akteure zu verstehen.
- Das Verhältnis der Windsurfer zu diesem Sport und ihre Motivationen
- Die Gestaltung des Alltagslebens, um die Möglichkeit zum Windsurfen zu gewährleisten
- Interaktionen und Beziehungen innerhalb der Windsurfszene
- Die verschiedenen Charaktertypen und Denkweisen, die in der Szene vorkommen
- Die Bedeutung von Freiheit und Naturerfahrung im Windsurfen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Sport des Windsurfens und seine Bedeutung für die Akteure vor und führt in die Forschungsfrage ein. Der theoretische Bezugsrahmen erörtert wichtige Konzepte der Lebensweltforschung, wie den Begriff der Lebenswelt nach Husserl und Schütz, die Mundanphänomenologie und die Cultural Studies. Diese Kapitel liefern das theoretische Fundament für die Untersuchung der Windsurfszene.
Die Kapitel zum Lebensstil und zu Szenen beschreiben die gesellschaftlichen Prozesse, die zur Entstehung von spezifischen sozialen Phänomenen, den Szenen, führen. Der Exkurs zur Geschichte des Windsurfens beleuchtet die Entwicklung dieser Sportart und die Entstehung der Windsurfszene. Schließlich werden Grundannahmen formuliert, die als Orientierung für die empirische Untersuchung dienen.
Der Forschungsansatz und die Methode erläutern die Wahl des qualitativen Forschungsansatzes und die damit verbundene Methode der Interviewführung. Die Darstellung und Interpretation der Ergebnisse beleuchtet verschiedene Kategorien und Muster der Windsurfszene, wie die Ausrichtung des Alltagslebens, die Beziehungen innerhalb der Szene und die Bedeutung von Freiheit und Naturerfahrung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Begriffen der Lebensweltforschung, der Windsurfszene, der Analyse von sozialen Phänomenen, der Bedeutung von Freiheit und Herausforderung, der individuellen Lebensgestaltung und der Beziehung zwischen Mensch und Natur.
- Quote paper
- Mathias Brandau (Author), 2007, Zur lebensweltlichen Analyse des Windsurfings, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86121