Ich rate, ihm zu helfen.
oder
Ich rate ihm, zu helfen. ???
Erfahrungsgemäß gehörten die bisherigen Interpunktionsregeln, insbesondere bei Infinitiv- und Partizipialgruppen, zu den Bereichen der deutschen Rechtschreibung, die den Schreibenden die meisten Schwierigkeiten bereiteten. Da dieser Aspekt im amtlichen Regelwerk von 1901/02 nicht behandelt wurde, kam es in den Folgejahren zu einer Fülle von Einzelregelungen, die eher zur Verwirrung als zur Übersichtlichkeit und Verständlichkeit beitrugen. Im Zuge der Rechtschreibreform von 1996 wurden daher auch die bisher geltenden Kommaregeln einer genaueren Prüfung unterzogen. Das Ziel dieser Reform bestand im Wesentlichen darin, eine größere Systematik in die deutschsprachige Orthographie zu bringen. Die Rechtschreibregeln sollten vereinfacht, die Zahl der Ungereimtheiten und Zweifelsfälle verringert werden. Für die Kommasetzung bei Infinitivgruppen bedeutet dies in der Zukunft, dass den Schreibenden größere Freiheiten eingeräumt werden, um ihre Aussage zu verdeutlichen. Ob dies tatsächlich zu einer besseren Systematik führt, bleibt zunächst dahin gestellt.
In der vorliegenden Arbeit werden verschiedene Möglichkeiten der Regelung einer Kommasetzung bei Infinitivgruppen mit „zu“ vorgestellt und diskutiert. In einem kurzen Abriss soll dabei zunächst geklärt werden, was Infinitivgruppen eigentlich sind. Danach werden die bisherige Regelung und die Neuregelung von 1996 für die Kommasetzung bei Infinitivgruppen gegenübergestellt. Vor- und Nachteile, sowie Lücken dieser beiden Regelungen werden dabei näher untersucht.
Im Anschluss daran werden zwei weitere konträre Ansätze diskutiert. Dabei handelt es sich einerseits um den "syntaktisch orientierten Ansatz2 von Peter Gallmann. Bei diesem Ansatz wird das Kriterium der Satzwertigkeit eingeführt, wenn es darum geht, darüber zu entscheiden, ob bei einer Infinitivgruppe ein Komma gesetzt werden soll oder nicht. Im Gegensatz dazu steht der "pragmatisch leserorientierte Ansatz2 von Gerhard Augst. Dieser Ansatz spricht sich dafür aus, die Kommasetzung praktisch frei zu geben bzw. das Komma nur zu setzen, wenn dadurch des Leseprozess erleichtert wird.
In einer abschließenden Zusammenfassung werden nochmals die Vor- und Nachteile der verschiedenen Regelungen - auch mit Blick auf die Vermittlung im schulischen Unterricht - diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was sind Infinitivgruppen?
- Die bisherige Regelung der Kommasetzung bei Infinitivgruppen
- Die Kommasetzung nach der Neuregelung von 1996
- Der syntaktisch orientierte Ansatz von Peter Gallmann
- Fälle, bei denen die abhängige Infinitivgruppe immer satzwertig ist
- Fälle, bei denen die abhängige Infinitivgruppe nie satzwertig ist
- Fälle, bei denen nicht ohne weiteres festgestellt werden kann, ob die abhängige Infinitivgruppe mit dem übergeordneten Verb ein komplexes Prädikat bildet oder nicht
- Kritische Betrachtung des syntaktischen Ansatzes
- Der pragmatisch leserorientierte Ansatz von Gerhard Augst
- Zum Auftreten von Missverständnissen und Doppeldeutigkeiten
- Die Auslegung der neuen Rechtschreibregeln in der ZEIT
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Kommasetzung bei Infinitivgruppen in der deutschen Sprache. Sie beleuchtet die verschiedenen Ansätze, die für die Kommasetzung bei Infinitivgruppen vertreten werden, und setzt diese in Relation zu den aktuellen Rechtschreibregeln.
- Historische Entwicklung der Kommasetzung bei Infinitivgruppen
- Die Neuregelung von 1996 und ihre Auswirkungen
- Syntaktisch und pragmatisch orientierte Ansätze zur Kommasetzung bei Infinitivgruppen
- Anwendung der neuen Regelungen in der Praxis
- Diskussion der Vor- und Nachteile der verschiedenen Ansätze
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Problematik der Kommasetzung bei Infinitivgruppen und stellt die Zielsetzung der Arbeit dar. Kapitel 2 definiert den Begriff „Infinitivgruppen" und zeigt ihre Stellung im Satzgefüge. Kapitel 3 vergleicht die bisherige Kommasetzung mit der Neuregelung von 1996. Kapitel 4 erläutert den syntaktisch orientierten Ansatz von Peter Gallmann, der das Kriterium der Satzwertigkeit für die Kommasetzung einführt. Kapitel 5 setzt sich mit dem pragmatisch leserorientierten Ansatz von Gerhard Augst auseinander, der für eine freie Kommasetzung plädiert. Kapitel 6 analysiert die Anwendung der neuen Regelungen in der Praxis anhand des ZEIT-Verlags.
Schlüsselwörter
Infinitivgruppen, Kommasetzung, Rechtschreibreform, Satzwertigkeit, Pragmatik, Neuregelung von 1996, Peter Gallmann, Gerhard Augst, ZEIT-Verlag.
- Arbeit zitieren
- Hendrikje Schulze (Autor:in), 2002, Zur Kommasetzung bei Infinitivgruppen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8617