In der personalwirtschaftlichen Theorie haben sich in der Vergangenheit viele Führungstheorien entwickelt, die versuchen, das Führungsverhalten und dessen Erfolg bzw. Misserfolg zu erklären. Es lag im Bestreben der Verfasser dieser Theorien, aufzuzeigen, wie sich ein Führender optimalerweise zu verhalten bzw. bestimmte Fähigkeiten oder Eigenschaften aufzuweisen habe, um von seinen Mitarbeitern anerkannt zu werden.
Im Mittelpunkt dieser Arbeit soll die Frage stehen, ob es möglich ist, die sich bei näherer Betrachtung der Führungstheorien als Konsequenzen ergebenden „Dilemmata der Führung“, wie sie von Oswald Neuberger formuliert wurden, unter Zuhilfenahme verhaltenstheoretischer Modelle zu erklären. Das Hauptaugenmerk bei dieser Untersuchung wird dabei auf dem von George Herbert Mead entwickelten Konzept von Identität beruhen.
Zu Beginn dieser Arbeit wird daher zunächst auf das Begriffsfeld der „Führung“ im Allgemeinen und auf für die spätere Betrachtung besonders relevante Führungstheorien eingegangen. Diese haben im vorliegenden Zusammenhang aus dem Grund eine gewisse Bedeutung, dass sie, gemessen an der Betrachtungsweise, wie sie die Erörterung der „Dilemmata der Führung“ mit Hilfe der Identitätstheorie kennzeichnet, nur als Versuche gewertet werden können, Führungsverhalten lediglich durch Zuhilfenahme von schablonenartigen Kriterien zu erklären.
Es wird sich daher die Frage stellen, ob die verschiedenen Erklärungsversuche, die sich mit diesen Führungstheorien verknüpfen, eventuell nur jeweils Teilbereiche einer umfassenden Erklärung von Führungsverhalten sein könnten und ob es möglich ist, dieses umfassende Ganze mit Hilfe von verhaltenstheoretischen Ansätzen – insbesondere der Mead’schen Theorie zu erfassen.
Eines der hauptsächlichen Ziele dieser Untersuchung soll es sein, die Möglichkeiten zu eruieren, eine Verbesserung des Führungsverhaltens durch eine Förderung der Fähigkeit zur Selbstreflexion herbeizuführen, einer Selbstreflexion, die als ein langwieriger Prozess zur Wahrnehmung des „Selbst“ zu verstehen wäre.
Diese Selbstreflexion verbindet sich hierbei - wie später ausführlich zu erörtern sein wird - mit dem Bewusstwerden der eigenen Identität und ihrer Entstehung, wobei der Fähigkeit, sich selbst mit den Augen Anderer zu sehen, ein besonderes Gewicht zukommt.
Inhaltsverzeichnis
- Teil I
- 1. Einleitung
- 2. Führung
- 3. Führungstheorien
- 3.1. Eigenschaftstheorie
- 3.2. Rollentheorie
- 3.3. Attributionstheorie
- 4. Dilemmata der Führung
- 5. Identität
- 5.1. Identitätstheorie von George Herbert Mead
- 5.1.1. Meads Verständnis von Identität
- 5.1.2. Die Entstehung von Identität nach Mead
- Teil II
- 6. Dilemmata der Führung, Führungstheorien und Identitätskonzept
- 6.1. Dilemmata und Gleichgewicht
- 6.2. Dilemmata und Führungstheorien
- 6.3. Dilemmata und Identität
- Teil III
- 7. Führung, Identität und Selbstreflektion
- 8. Konsequenzen für Führungskräfte und deren Auswahl
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, ob sich die „Dilemmata der Führung“, wie sie von Oswald Neuberger formuliert wurden, mithilfe verhaltenstheoretischer Modelle erklären lassen. Der Fokus liegt dabei auf dem Konzept der Identität nach George Herbert Mead. Die Arbeit zielt darauf ab, die Möglichkeiten zu eruieren, wie eine Förderung der Fähigkeit zur Selbstreflexion das Führungsverhalten verbessern kann. Das Bewusstwerden der eigenen Identität und ihrer Entstehung, insbesondere die Fähigkeit, sich selbst mit den Augen Anderer zu sehen, spielen dabei eine zentrale Rolle.
- Dilemmata der Führung und ihre Erklärung mit verhaltenstheoretischen Modellen
- Das Identitätskonzept nach George Herbert Mead
- Die Bedeutung von Selbstreflexion für Führungsverhalten
- Die Entstehung von Identität und ihre Relevanz für Führung
- Konsequenzen von Selbstreflexion für die Auswahl von Führungskräften
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der „Dilemmata der Führung“ ein und skizziert den Forschungsansatz der Arbeit. Kapitel 2 definiert den Begriff „Führung“ und beleuchtet die Notwendigkeit von Führung in der Arbeitswelt. Kapitel 3 stellt verschiedene Führungstheorien vor und untersucht deren Stärken und Schwächen. Kapitel 4 analysiert die von Oswald Neuberger formulierten Dilemmata der Führung. Kapitel 5 beschäftigt sich mit der Identitätstheorie von George Herbert Mead und erläutert deren Relevanz für Führungsverhalten. Kapitel 6 untersucht den Zusammenhang zwischen Dilemmata der Führung, Führungstheorien und dem Identitätskonzept nach Mead. Kapitel 7 erörtert die Bedeutung von Selbstreflexion für Führung und Identität.
Schlüsselwörter
Führung, Führungstheorien, Dilemmata der Führung, Identität, Selbstreflexion, George Herbert Mead, Verhaltenstheorie, Personalwirtschaft, Führungskräfteauswahl.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Kaufmann Björn Endrejat (Autor:in), 2006, Verhaltenswissenschaftliche Ansätze zur Erklärung von Dilemmata der Führung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86280