Textilverarbeitung in der griechisch-römischen Antike


Hausarbeit, 2002

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Die Rohstoffe und ihre Gewinnung
1.1. Leinen
1.2. Baumwolle
1.3. Wolle
1.4. Seide
1.5 Andere

2. Weitere Verarbeitung
2.1. Vorbereitung zum Spinnen
2.2. Das Spinnen
2.3. Weben

3. Textilerzeugung als Frauenarbeit

Literaturverzeichnis

Abbildungen

Abbildungsverzeichnis:

1. Die Rohstoffe und ihre Gewinnung

Archäologische Funde weisen schon früh die Verwendung von Baumwolle, Leinen, Seide und Wolle für die Textilherstellung aus. Von diesen treten die pflanzlichen Fasern, also Baumwolle und Leinen zeitlich früher auf als die tierischen Seide und Wolle.[1]

1.1. Leinen

Gerade Flachs war seit frühester Zeit bekannt. Einerseits sind seine Samen, die Leinsaat, eßbar und als Tierfutter verwertbar, andererseits liefert er Pflanzenfasern, die als Leinen bis in heutige Zeit Verwendung finden. Noch unbearbeitete Flachsbündel wurden z.B. in der neolithischen Schweiz bei Grabungen entdeckt. Leinen wird in der Bibel als kostbar erwähnt (Ex.39,28). Ägyptische Mumien konnten in linnene Binden eingewickelt sein. Diese Leinenbinden befinden sich z.T. heute noch in sehr gutem Zustand.[2]

Seine Festigkeit und Widerstandsfähigkeit waren es auch, für die Leinen sehr geschätzt wurde, obwohl seine Herstellung aufwendiger war als beispielsweise die von Wolle. Plinius beschreibt den Vorgang der Flachsernte und –verarbeitung:

Bei uns erkennt man die Reife des Leins an zwei Anzeichen, nämlich am Anschwellen des Samens oder am Gelbwerden der Pflanze. Sie wird dann ausgerauft, in handgerechte Büschel zusammengebunden und zum Trocknen in die Sonne gehängt, und zwar einen Tag mit den Wurzeln nach oben und dann weitere fünf Tage mit den Spitzen der Büschel gegeneinander liegend, demit der Samen in der Mitte herausfällt. Er hat eine heilende Wirkung. [...] Nach der Weizenernte werden dann die Stengel selbst ins Wasser getaucht, das von der Sonne erwärmt ist, und mit einem Gewicht niedergedrückt; es gibt nämlich nichts Leichteres. Daß die Stengel genügend aufgeweicht sind, zeigt die Lockerung ihrer Häutchen an; sie werden dann, wie vorher, umgekehrt an der Sonne gedörrt, und wenn sie dürr geworden sind, mit dem Flachsbrechel (stupparius malleus) auf einem Stein gebrochen. Was der Rinde zunächst lag, heißt Werg (stuppa), ist ein schlechter Lein und eignet sich eher für Lampendochte; es wird jedoch ebenfalls mit den Flachshecheln (ferrei hami) gekämmt, bis das Häutchen vollständig abgeschält ist. Beim Mark bestehen mannigfache Unterschiede hinsichtlich Weiße und Weichheit. Lein zu spinnen ist auch für Männer keine Schande. [...] Das Hecheln und Zurichten des Flachses ist eine Kunst: in der Regel ergeben 50 Pfund Büschel 15 Pfund gekrempelten Lein. Darauf wird der Flachs im Faden wiederum geglättet, indem man ihn mit Wasser gegen einen Stein schlägt; ist er verwoben, so wird er noch einmal mit Schlegeln geklopft: durch solch gewaltsame Behandlung wird er immer besser.

(Plin. nat. 19,16 – 18)

Der Flachs wurde also mit den Händen ausgerissen, gebündelt und mehrere Tage lang getrocknet. Durch das Ausschwemmen löste sich der Pflanzenleim. Nach dem erneuten Trocknen schied man die Fasern durch Brechen vom Holzkern. Dann wurden die Fasern gekämmt (hecheln), wozu man einen Metallkamm verwendete. Die gewonnenen Fasern wurden versponnen, doch auch damit war die komplizierte und langwierige Bearbeitung der Flachsfasern noch nicht vorbei: Der Faden selbst wurde naß gegen Steine geschlagen, um letzte Schmutzreste zu entfernen und ihn geschmeidiger und schöner zu machen.

Auch ägyptische Wandmalereiein zeigen diesen Prozeß. Für Griechenland gibt es keine solchen Zeugnisse, es kann aber wohl eine ähnliche Behandlung der rohen Faser angen­ommen werden.

1.2. Baumwolle

Die Baumwolle stammte ursprünglich aus Indien, wo sie schon in frühester Zeit in Gebrauch war. Im Mittelmeerraum war sie bekannt, wurde aber längst nicht so häufig verwendet wie Wolle oder Leinen.[3]

Herodot berichtet über Indien:

Dort tragen wilde Bäume Wolle als Frucht, die die Schafwolle an Schönheit und Güte übertrifft. Aus den Früchten dieser Bäume stellen die Inder ihre Kleidung her. (Hdt. 3, 106)

Auch Plinius erwähnt in seinen Ausführungen über Leinen Baumwollpflanzen:

Der nördliche, gegen Arabien hin liegende Teil Ägyptens bringt einen Strauch hervor, den die meisten xylon nennen, weshalb das [aus seiner Frucht] hergestellte Leinen das xylische heißt. [Dieser Strauch] ist niedrig und trägt eine der Lambertsnuß ähnliche Frucht, die eine Flocke enthält, aus der sich Wolle spinnen läßt. Kein anderer [Lein] kommt ihr an Weiße und Zartheit gleich. Die aus diesem gefertigten Gewänder sind bei den Priestern Ägyptens sehr geschätzt.

(Plin. nat. 19, 14)

Es kommt öfter vor, daß antike Autoren die Begriffe für Leinen (gr. linon, lat. linum) und Baumwolle (gr. karpasoV oder bussoV, lat.byssus, das Wort stammt aus dem Sanskrit[4] ) verwechseln. Dies rührte vielleicht daher, daß manchmal Baumwolle und Leinen zusammen verwoben wurden, und man diese Stoffe nur aus Ländern wie Ägypten importierte, nicht selbst erzeugte.[5]

1.3. Wolle

Der Schafwolle (gr. eria, lat. lana) kam im griechischen Raum die größte Bedeutung bei der Textilerzeugung zu, was seit der mykenischen Zeit belegbar ist. Man unterschied in klassischer Zeit feinwollige von grobwolligen Schafen, wobei erstere als wertvoller galten. Schafe mit besonders gewinnbringender Wolle erfuhren eine Sonderbehandlung: Sie wurden in Decken gehüllt, um ihr Fell vor Verschmutzung zu schützen.[6]

Über die Schafschur selbst gibt es wenig Zeugnisse. Vermutlich aber wurde die Wolle v. a. in früheren Zeiten gezupft:

Zu diesem Zweck werden heitere Tage genommen, und an ihnen tut man die Arbeit etwa von der vierten bis zur zehnten Stunde – bei wärmerer Sonne geschoren wird die Wolle vom Schweiß des Schafes weicher, schwerer und in der Farbe besser. Ist sie heruntergenommen und zusammengeballt, sprechen die einen von vellera, die anderen von vellimna [ vello = rupfen]. Aus dieser Bezeichnung kann man ersehen, daß man früher darauf kam, die Schafe zu rupfen als sie zu scheren. So weit man sie auch heute noch rupft, hält man sie vorher drei Tage lang nüchtern, weil man von einem entkräfteten weniger mühsam die Haarwurzel zurückbehält.

(Varro. rust. 2, 11, 9)

Die so gewonnene Wolle mußte zuerst gereinigt werden. Über diesen Vorgang gibt überraschenderweise die griechische Komödie Auskunft, und zwar Aristophanes’ Lysistrate, die den Vorgang der Wollreinigung als Gleichnis benutzt.

Lysistrate: Wärt ihr bei Sinnen,

So behandelt ihr die Geschäfte des Staates akkurat wie wir Frauen die Wolle!

Ratsherr: So erkläre doch, wie?

Lysistrate: Wie die Wolle vom Kot und vom Schmutz in der Wäsche man säubert,

So müßt ihr dem Staate von Schurken das Fell reinklopfen, ablesen die Bollen:

Was zusammen sich klumpt und zum Filz sich verstrickt – Klubmänner, für Ämterbesetzung

Miteinander verschworen – kardätscht sie durch und zerzupfet die äußeren Spitzen,

dann krempelt die Bürger zusammen hinein in den Korb patriotischer Eintracht.

(Aristoph. Lys. 574 -579)

Die Wolle wurde also nach dem Scheren gereinigt und ausgekämmt. Interessant ist, daß Aristophanes seine Lysistrate sagen läßt, daß es Frauen sind, die die Wolle von Anfang weg behandeln.

Was hier nicht erwähnt wird, ist die Tatsache, daß vor einer weiteren Verarbeitung erst der Wollschweiß aus der Wolle beseitigt werden muß, was mit Hilfe von warmem Wasser und der Wurzel des Seifenkrautes bewerkstelligt wird. Anschließend wird die Wolle mit Öl behandelt, damit sie nicht so leicht verfilzt.. Um den restlichen Schmutz zu entfernen wird schließlich noch mit Stöcken auf die zum Trocknen ausgebreitete Wolle eingeschlagen.[7]

[...]


[1] Vgl. Grace M. Crowfoot: Textiles, Basketry and Mats. In: Charles Singer, E. J. Holmyard und A.R. Hall (Hrsg.): A History of Technology. Vol 1: From Early Times to Fall of Ancient Empires. Oxford: Clarendon 1954, S. 424.

[2] Vgl. Julius Grant: A Note on the Materials of Ancient Textiles and Baskets. In: Charles Singer, E. J. Holmyard und A.R. Hall (Hrsg.): A History of Technology. Vol 1: From Early Times to Fall of Ancient Empires. Oxford: Clarendon 1954, S. 448 f.

[3] Vgl. R.J. Forbes: Studies in Ancient Technology. Vol. IV. Second revised Edition. Leiden: Brill 1964, S. 43.

[4] Vgl. Forbes: Studies in Ancient Technology, S. 44.

[5] Vgl. ebda, S. 48.

[6] Vgl. Varro rust. 2,2,18 und Plin. 8, 190.

[7] Vgl. Anastasia Pekridou-Gorecki: Mode im antiken Griechenland. München: Beck 1989, S. 15.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Textilverarbeitung in der griechisch-römischen Antike
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz  (Alte Geschichte)
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
17
Katalognummer
V86334
ISBN (eBook)
9783638018531
Dateigröße
1065 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Textilverarbeitung, Antike
Arbeit zitieren
mag.a Cornelia Gugganig (Autor:in), 2002, Textilverarbeitung in der griechisch-römischen Antike, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86334

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