Im Rahmen eines Proseminars mit dem Titel „Lyrik des 17. Jahrhunderts“ habe ich mich mit dem Leben und der Wirkungsgeschichte des Dichters Paul Fleming
auseinandergesetzt und die hier vorliegende Seminararbeit zum Thema der Antikenrezeption in der Barocklyrik verfasst.
Der Aufsatz möchte zunächst das barocke Bildungsideal darstellen, welches sich in hohem Maße am Humanismus orientierte. Anschließend analysiere ich zwei Liebesgedichte aus der besprochenen Epoche, die uns beide mit dem gleichen Motiv konfrontieren, nämlich der mythologischen Figur der Nymphe. Im Hinblick auf den späthumanistischen Gelehrtenstolz werden wir uns schließlich die Frage stellen, ob die Erwähnung dieser Nymphen in beiden Texten vielleicht nur ein Hinweis auf die in den Texten verarbeitete mythologisch und philologische Gelehrsamkeit des jeweiligen Dichters ist.
1. Einleitung
Zu der These, die hier zur Diskussion gestellt werden soll, nämlich, dass die deutsche Lyrik im barocken Zeitalter erheblich geprägt war von einer sich auf sozialer Ebene entwickelnden Besessenheit von Bildung und Gelehrtheit, wurden bereits in der Vergangenheit prominente Stimmen laut. So stellte schon Wilhelm Schlegel 1802 / 03 in seinen Vorlesungen fest: „Mit dem Anfange des 17. Jahrhunderts ungefähr eröffnet sich das, was ich die gelehrte Periode unserer Poesie genannt habe“ (Zitiert nach BARNER, 221). Mehr noch: wir werden sehen, dass diese Gelehrtheit bald zum unentbehrlichen Schlüssel für diejenigen wurde, die Zugang zur Poesie erlangen wollten, sei es als Rezipient oder als Schaffender selbst. 1928 heißt es dazu bei Viëtor: „Bildung und Fertigkeit sind die Voraussetzungen des gestaltenden Verfahrens damaliger Zeit“ (Ebd.). Außerdem werden wir uns mit dem funktionalistischen, sowie dem sozial elitären Charakter der Literatur im 17. Jahrhundert beschäftigen, welcher aus der deutschen Dichtkunst das „Monopol einer exklusiven kosmopolitischen Gelehrtenzunft“ machte, wie 1965 Alewyn das Problem bezeichnete (Ebd.).
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die barocke Literaturlandschaft: Gelehrtenrepublik und elitäres Literaturbewusstsein
- 2.1. Das Ideal des „poeta doctus“ als Abgrenzung zum „gemeinen Mann“
- 2.2. Antikenrezeption: Nachahmung der Lateiner und Griechen
- 3. Die Nymphen in der Griechischen Mythologie
- 4. Gedichtvergleich
- 4.1. Martin Opitz: „Elegie“
- 4.1.1. Allgemeine, kurze Gedichtanalyse und Interpretation
- 4.1.2. Die Rolle der Nymphen im Gedicht
- 4.2. Paul Fleming: „Wolte sie nur wie sie solte“
- 4.2.1. Allgemeine kurze Gedichtanalyse und Interpretation
- 4.2.2. Die Rolle der Nymphen im Gedicht
- 5. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Einfluss des humanistischen Bildungsideals auf die deutsche Lyrik im 17. Jahrhundert. Dabei wird besonders die Rezeption antiker Vorbilder und deren Rolle in der Entstehung eines elitären Literaturbewusstseins im Barock untersucht. Anhand des Nymphen-Motivs in Gedichten von Martin Opitz und Paul Fleming wird die Frage gestellt, ob die Erwähnung mythologischer Figuren lediglich eine Demonstration gelehrter Bildung oder ein Ausdruck tieferer künstlerischer Intention ist.
- Die Rolle von Bildung und Gelehrtheit im Barock
- Das Ideal des „poeta doctus“ als Abgrenzung zum „gemeinen Mann“
- Die Bedeutung der Antikenrezeption in der Barocklyrik
- Der Einfluss des Humanismus auf die Literaturproduktion
- Die Funktion des Nymphen-Motivs in der Barocklyrik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die These auf, dass die deutsche Lyrik im 17. Jahrhundert stark vom Bildungsideal geprägt war, welches sich auch in der Rezeption antiker Vorbilder manifestierte. Im zweiten Kapitel wird die barocke Literaturlandschaft als „Gelehrtenrepublik“ beschrieben, die geprägt war von einem elitären Literaturbewusstsein. Es wird das Ideal des „poeta doctus“ erläutert und die Bedeutung der Antikenrezeption für die Produktion von Dichtung im Barock hervorgehoben.
Die Kapitel 4.1 und 4.2 analysieren zwei Gedichte, eines von Martin Opitz und eines von Paul Fleming, die das Motiv der Nymphen aufgreifen. Die Analyse zeigt auf, wie die beiden Dichter dieses Motiv in ihren Gedichten verwenden und welche Bedeutung es in der literarischen Tradition spielt.
Schlüsselwörter
Barocklyrik, humanistisches Bildungsideal, Antikenrezeption, poeta doctus, Gelehrtenrepublik, elitäres Literaturbewusstsein, Nymphen-Motiv, Gedichtvergleich, Martin Opitz, Paul Fleming.
- Arbeit zitieren
- Sarah Triendl (Autor:in), 2007, Antikenrezeption in der Barocklyrik - Untersuchung des humanistischen Bildungsideals im 17. Jahrhundert am Beispiel des Nymphenmotivs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86367