Die Untersuchung der Nachrichtenauswahl von Journalisten ist als Teil der Kommunikatorforschung ein wichtiger Gegenstand der Kommunikationswissenschaft. Es existiert eine Vielzahl von Faktoren, die die Nachrichtenauswahl beeinflussen. Als besonders einflussreich gelten die Nachrichtenfaktoren (Nachrichtenwerttheorie), Zwänge und Ziele der Institution, der Einfluss der PR (Determinationshypothese) und die subjektiven Einstellungen und Ziele des Journalisten (Instrumentelle Aktualisierung; Phänomen der Opportunen Zeugen). Mit diesen Faktoren beschäftigten sich zahlreiche Untersuchungen: So untersuchten beispielsweise Johan Galtung und Mari Holmboe Ruge im Jahr 1965 den Einfluss der Nachrichtenfaktoren anhand der Darstellung der Kongo-, Kuba und Zypern-Krise in vier norwegischen Zeitungen. Der institutionelle Einfluss wurde unter anderem durch Wolfgang Donsbach und Jens Wolling anhand einer internationalen Journalisten-Befragung nachgewiesen. Mit dem Einfluss der PR auf die Nachrichtenauswahl befasste sich beispielsweise Barbara Baerns. Die Instrumentelle Aktualisierung war Gegenstand einer Studie von Kepplinger, Brosius, Staab und Linke im Jahr 1989, die Rolle der opportunen Zeugen untersuchte Lutz Hagen 1992.
Relativ unbeachtet blieb bisher jedoch die Frage, wieso und in welcher Weise diese Faktoren einen Einfluss auf die Entscheidungen des Journalisten haben. Wieso wird der Nachrichtenwert eines Ereignisses von verschiedenen Journalisten unterschiedlich bewertet oder warum wird ein und derselbe Sachverhalt in verschiedenen Medien unterschiedlich dargestellt? Andererseits stellt sich auch die Frage, wieso bestimmte Ereignisse – die so genannten Schlüsselereignisse – in allen Medien gleichermaßen eine Welle der Berichterstattung auslösen, selbst wenn ihre Relevanz mitunter fraglich scheint? Oder wie kann es sein, dass in allen Medien gleichermaßen dieselben Aspekte eines Ereignisses ausgeblendet werden bzw. die selben Nachrichten unter den Tisch fallen.
Teilweise lassen sich diese Phänomene unter zu Hilfenahme der Psychologie erklären. Nach Donsbach gibt es zwei zentrale psychologische Faktoren hinter der Nachrichtenauswahl von Journalisten: Zum einen der Drang nach der sozialen Validierung des eigenen Urteils, und zweitens der Einfluss persönlicher Prädispositionen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung.
- 2. Einfluss von Prädispositionen auf die Wahrnehmung.
- 3. Einfluss der Prädispositionen auf verschiedenen Verarbeitungsstufen und Folgen für die Nachrichtenauswahl
- 3.1 Informationsaufnahme
- 3.2 Verarbeitung
- 3.3 Speicherung und Abruf
- 4. Fazit
- 5. Literaturliste
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Einfluss von Prädispositionen auf die Nachrichtenentscheidungen von Journalisten. Dabei wird untersucht, inwieweit persönliche Einstellungen, Vorwissen, Erwartungen und Erfahrungen die Wahrnehmung von Ereignissen und deren spätere Darstellung in den Medien beeinflussen.
- Der Einfluss von Prädispositionen auf die Wahrnehmung
- Die Rolle von Top-down- und Bottom-up-Prozessen bei der Informationsverarbeitung
- Die Auswirkungen von Prädispositionen auf die Informationsaufnahme, Verarbeitung und Speicherung
- Der Zusammenhang zwischen Prädispositionen und der Nachrichtenauswahl
- Die Bedeutung von Vorwissen und Erfahrung für die Interpretation von Ereignissen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung skizziert die Bedeutung der Nachrichtenauswahlforschung in der Kommunikationswissenschaft und stellt verschiedene Einflussfaktoren vor, darunter Nachrichtenfaktoren, institutionelle Zwänge, PR-Einfluss und subjektive Einstellungen des Journalisten. Es wird auf die bisherige Forschungslage zu diesen Faktoren eingegangen und die Lücke aufgezeigt, die diese Arbeit schließen möchte.
2. Einfluss von Prädispositionen auf die Wahrnehmung
Dieses Kapitel definiert den Begriff "Wahrnehmung" und erklärt, dass dieser Prozess nicht passiv, sondern von Bottom-up- und Top-down-Prozessen geprägt ist. Es wird erläutert, wie Prädispositionen wie Vorwissen und Erwartungen die Wahrnehmung von Reizen beeinflussen und wie diese Prozesse im Alltag zum Tragen kommen.
3. Einfluss der Prädispositionen auf verschiedenen Verarbeitungsstufen und Folgen für die Nachrichtenauswahl
Dieses Kapitel analysiert den Einfluss von Prädispositionen auf die verschiedenen Stufen der Informationsverarbeitung, von der Informationsaufnahme über die Verarbeitung bis hin zur Speicherung und dem Abruf. Es wird dargelegt, wie Prädispositionen die Selektion, Interpretation und Erinnerung von Informationen beeinflussen und wie diese Prozesse die Nachrichtenauswahl prägen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Hausarbeit sind Prädispositionen, Nachrichtenauswahl, Wahrnehmung, Informationsverarbeitung, Journalismus, Medien, Top-down-Prozesse, Bottom-up-Prozesse, Vorwissen, Erwartungen, Erfahrung, Selektion, Interpretation, Erinnerung.
- Arbeit zitieren
- Herbert Flath (Autor:in), 2004, Die Rolle von Prädispositionen bei Nachrichtenentscheidungen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86392