„Jede bisherige Theorie des Subjekts hat dem ‚Männlichen’ entsprochen.“1 Luce Irigaray beschreibt in ihrer Schrift „Speculum. Spiegel des anderen Geschlechts“ die Unterrepräsentation von Frauen in einer patriarchalen, männlich betrachteten Kultur. In den 1970er Jahren begannen Feministinnen, auf diese Unterrepräsentation von Frauen hinzuweisen – und damit auf die Rollenzuweisungen und Kategorisierungen. Die Frau als kulturelle Größe wurde hinterfragt und patriarchale Strukturen aufgedeckt und bemängelt.
Eine Feministin, die sehr wichtig ist für die 70er und die 80er Jahre, ist Luce Irigaray – ihre Theorie schlägt eine radikale Position ein: die der aus dem Diskurs verbannten, abwesenden Frau. Eine Arbeit von ihr fasst ihre Grundaspekte zusammen: Mit „Das Geschlecht, das nicht eins ist“ schreibt sie einen Text, der in der vorhandenen feministischen Theorie neue Perspektiven öffnet und entgegen der Gleichheitsbewegung agiert. Das Ergebnis ist eine interessante Studie über die Frau innerhalb der vom Mann angeführten Hierarchie und einer neuen weiblichen Sexualität.
Die vorliegende Arbeit möchte Luce Irigaray anhand dieser Arbeit in den feministischen Diskurs einbetten. Auf diese Art und Weise soll die Besonderheit des Textes deutlich werden und auch die Vielfältigkeit der Philosophie Irigarays, die Wissenschaftskritik und Feminismuskritik beinhaltet. So wie man ihr dekonstruktives Vorgehen zuschreiben kann, wäre auch denkbar, den Vorwurf des Essentialismus auszusprechen. Aufgrund dieser Vielfältigkeit ist es verständlich, dass Luce Irigaray selbst nicht in den institutionellen Rahmen eingebettet werden möchte1. Dennoch soll hier ein solcher Versuch unternommen werden: Die vorliegende Arbeit möchte Luce Irigaray zunächst im feministischen Diskurs verorten. Das soll geschehen, indem zunächst Irigarays Rolle bei der weiblichen Theoriebildung dargestellt wird und anschließend die Methodik des Differenzansatzes beleuchtet wird.
Zunächst soll Luce Irigaray im feministischen Diskurs verortet werden. Das soll geschehen, indem zunächst Irigarays Rolle bei der weiblichen Theoriebildung dargestellt wird und anschließend die Methodik des Differenzansatzes beleuchtet wird.
In einem nächsten Kapitel geht es um Luce Irigarays Beschäftigung mit der Psychoanalyse und somit um ihre Antwort auf die Freudsche Theorie zur Sexualität der Frau. Dazu wird erst Freuds Theorie und anschließend Irigarays Gegenentwurf dargelegt. Das Ergebnis soll eine Einordnung sowohl von Inhalt als auch zeitlichem Erscheinen der Irigarayschen Theorie sein und das Aufwerfen einiger Fragen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Luce Irigaray innerhalb des feministischen Diskurses
- Die patriarchale Prägung von weiblicher Sexualität und Theoriebildung
- Schaffung einer Weiblichkeit auf Basis binären Geschlechterdenkens
- Luce Irigaray und die Psychoanalyse
- Sigmund Freud und die Entstehung der Weiblichkeit
- Die Erschaffung der Frau in der männlichen Ökonomie: Irigaray vs. Freud
- Die Auto-Erotik der Frau und deren Zerstörung durch den Mann
- Die Bedeutung der Geburt und Irigarays Lösungsansätze für neue (alte?) Weiblichkeit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Luce Irigarays Werk „Das Geschlecht, das nicht eins ist“ und untersucht, wie es die Frau innerhalb des vom Mann dominierten Diskurses positioniert. Die Arbeit befasst sich mit Irigarays Kritik an der patriarchalen Prägung der weiblichen Sexualität und der traditionellen Theoriebildung sowie ihrer Auseinandersetzung mit der Freud'schen Psychoanalyse.
- Die Rolle der Frau in der männlichen Bedeutungsökonomie
- Kritik an der patriarchalen Konstruktion der weiblichen Sexualität
- Der Unterschiedsansatz in Irigarays feministischer Theorie
- Die Dekonstruktion der Freud'schen Psychoanalyse im Kontext der weiblichen Sexualität
- Das Streben nach einer neuen weiblichen Sexualität außerhalb der männlichen Definitionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt Luce Irigarays zentrale Argumentation in ihrem Werk „Das Geschlecht, das nicht eins ist“ vor.
Kapitel 2 analysiert Irigarays feministische Theorie im Kontext der patriarchalen Prägung der weiblichen Sexualität. Es werden die Kritikpunkte an der traditionellen Theoriebildung und die Rolle der Frau in der männlichen Bedeutungsökonomie beleuchtet.
Kapitel 3 befasst sich mit Irigarays Auseinandersetzung mit der Freud'schen Psychoanalyse. Es werden die Freud'sche Theorie zur Entstehung der Weiblichkeit und Irigarays Gegenentwurf dargestellt, der die Auto-Erotik der Frau und ihre Zerstörung durch die männliche Definition in den Vordergrund stellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf zentrale Begriffe und Konzepte wie die weibliche Sexualität, die patriarchale Bedeutungsökonomie, der Unterschiedsansatz, die Dekonstruktion der Freud'schen Psychoanalyse, die Auto-Erotik der Frau und die Suche nach einer neuen weiblichen Sexualität.
- Arbeit zitieren
- Daniela Steinert (Autor:in), 2007, Die Frau in der männlichen Bedeutungsökonomie: Luce Irigarays „Das Geschlecht, das nicht eins ist“ im Kontext feministischer Forschung und psychoanalytischer Untersuchung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86413