Wortverbindungen haben es in sich: Für Nichtmuttersprachler stellen sie bisweilen eine große Hürde dar. Denn wer kann schon begründen, warum man sich im Deutschen die Zähne putzt während man sie im Italienischen wäscht (lavare i denti)?
Man fällt ein Urteil, wünscht sich Hals- und Beinbruch - und wer zu spät kommt den bestraft das Leben.
Beim Sprechen werden nicht nur einzelne Wörter zu sinnvollen Sätzen zusammengefügt, sondern man verwendet allgemein übliche Wortkombinationen, die dem täglichen Sprachgebrauch angehören. Sie werden bereits im frühen Kindesalter als zusammenhängende Einheiten gelernt und im mentalen Lexikon gespeichert. Deshalb gebrauchen Muttersprachler intuitiv korrekte und passende Verbindungen. Lernt man hingegen eine Fremdsprache, besteht stets die Gefahr, dass die Kombinationsregeln dieser Sprache verletzt werden, da diese von den Gesetzmäßigkeiten der eigenen Muttersprache nicht selten abweichen.
In der vorliegenden Arbeit wird ein Typ dieser Wortverbindungen, die sogenannten Kollokationen genauer untersucht. Das sind auf den ersten Blick eher unauffällige, semantisch durchsichtige Fügungen, wie zum Beispiel eingefleischter Junggeselle bzw. it. scapolo impenitente.
Die wichtigste Zielsetzung dieser Arbeit besteht in einem synchronen kontrastiven Vergleich von italienischen und deutschen Kollokationen im Wortfeld „Körperteile“. Dabei werden morphologisch - syntaktische und semantisch - lexikalische Ähnlichkeiten und Unterschiede besonders berücksichtigt. Es werden auch sprachdidaktische und lexikographische Aspekte in die Betrachtungen miteinbezogen.
Zunächst sind die Kollokationen in den Bereich der Phraseologie, der Lehre von den festen Wortverbindungen einzuordnen. Es werden die zentrale Terminologie, sowohl für Phraseologismen als auch Kollokationen, und die damit zusammenhängenden vielfältigen Definitions - und Abgrenzungprobleme erörtert. Weiterhin werden die, für die Sprachwissenschaft wichtigsten Grundkonzepte des Kollokationsbegriffs und dessen Abgrenzung von anderen linguistischen Konzepten erläutert. Diese Vorüberlegungen zu Kollokationen bilden den theoretischen Rahmen der kontrastiven Analyse, die den zweiten Teil der Arbeit ausmacht. Die Analyse beschränkt sich auf deutsche und italienische Substantiv - Verb - Kollokationen und Substantiv - Adjektiv - Kollokationen im Wortfeld „Körperteile“, die verschiedenen ein - und zweisprachigen Wörterbüchern entnommen wurden. Das dadurch entstandene Untersuchungskorpus wird nach verschiedenen Methoden untersucht und bewertet. Das Korpus musste insoweit begrenzt werden, dass dessen manuelle Bearbeitung möglich war und der Rahmen dieser Arbeit nicht gesprengt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Zielsetzung
- 1.2 Stand der Wissenschaft
- 2. Die Stellung der Kollokationen in der Phraseologie
- 2.1 Gegenstandsbestimmung der Phraseologie
- 2.2 Zum Wesen phraseologischer Einheiten
- 2.2.1 Polylexikalität
- 2.2.2 Idiomatizität
- 2.2.3 Stabilität
- 2.2.4 Reproduzierbarkeit
- 2.2.5 Lexikalisierung
- 2.3 Klassifikation der phraseologischen Einheiten
- 2.3.1 PE als festgeprägte Sätze
- 2.3.2 PE als Wortgruppen
- 3. Die Analyse des Kollokationbegriffes im Rahmen der Sprachwissenschaft
- 3.1 Die Abgrenzung der Kollokationen von anderen syntagmatischen Beziehungen
- 3.1.1 Wesenhafte Bedeutungsbeziehungen von Porzig
- 3.1.2 Lexikalische Solidaritäten von Coseriu
- 3.2 Verschiedene Definitionsansätze zum Begriff der Kollokation
- 3.3 Kollokationen in Abgrenzung zu anderen Kategorien von syntagmatischen Wortverbindungen
- 3.3.1 Kollokation und freie Wortverbindung
- 3.3.2 Kollokation und Idiom
- 3.3.3 Kollokation und Funktionsverbgefüge
- 3.4 Kollokationen im britischen Kontextualismus
- 3.4.1 Kollokationen nach Firth
- 3.4.2 Kollokationen nach Halliday
- 3.4.3 Kollokationen nach Sinclair
- 3.5 Kollokationen in der Lexikographie
- 3.5.1 Kollokationen nach Cowie
- 3.5.2 Kollokationen nach Benson
- 3.5.3 Kollokationen nach Hausmann
- 3.6 Selektionsbeschränkungen und Kollokationsrestriktionen
- 3.7 Kollokabilität
- 3.7.1 Sprachlich und nichtsprachlich bedingte Kollokabilität
- 3.7.2 Semische und sememische Vereinbarkeit
- 3.8 Klassifikation und Definition der Kollokationen
- 3.1 Die Abgrenzung der Kollokationen von anderen syntagmatischen Beziehungen
- 4. Deutsche und italienische Kollokationen im Wortfeld „Körperteile“
- 4.1 Kollokationsauffassung der kontrastiven Analyse
- 4.2 Das Korpus
- 4.2.1 Substantiv - Adjektiv - Kollokationen
- 4.2.2 Substantiv - Verb - Kollokationen
- 4.3 Beschreibungsmethode
- 4.4 Äquivalenzbeziehungen bei deutschen und italienischen Kollokationen im Wortfeld „Körperteile“
- 4.4.1 vollständige Äquivalenz (Volläquivalenz)
- 4.4.2 partielle Äquivalenz (Teiläquivalenz)
- 4.4.3 fehlende Äquivalenz (Nulläquivalenz)
- 4.5 Sprachkontrastive Effekte
- 4.5.1 Ein sprachkontrastiver Vergleich von freien Verbindungen, Idiomen und Kollokationen
- 4.5.2 Die Konzeptualisierung von Kollokationen
- 4.5.3 Die Kategorisierung von Kollokationen
- 4.5.4 Die Bewertung kontrastiver Aspekte
- 5. Die Bedeutung der Kollokationen für praktische Aufgabenstellungen
- 5.1 Kollokationen in der Übersetzung
- 5.2 Kollokationen im Fremdsprachenunterricht
- 5.3 Kollokationen als lexikographisches Problem
- 6. Zusammenfassung
- 7. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit analysiert die Kollokationen im Wortfeld „Körperteile“ im Deutschen und Italienischen und zielt auf einen kontrastiven Vergleich dieser Wortverbindungen. Die Arbeit befasst sich mit den morphologisch-syntaktischen und semantisch-lexikalischen Aspekten der Kollokationen, wobei auch sprachdidaktische und lexikographische Aspekte berücksichtigt werden.
- Die Definition und Abgrenzung des Kollokationsbegriffs innerhalb der Phraseologie
- Die kontrastive Analyse von deutschen und italienischen Kollokationen im Wortfeld „Körperteile“
- Die Analyse von Äquivalenzbeziehungen zwischen deutschen und italienischen Kollokationen
- Die Herausarbeitung sprachkontrastiver Effekte bei Kollokationen
- Die Bedeutung von Kollokationen für praktische Aufgabenstellungen in Übersetzung, Fremdsprachenunterricht und Lexikographie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Kollokationen ein und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Sie stellt die Bedeutung von Kollokationen für den Sprachgebrauch und das Fremdsprachenlernen heraus.
Kapitel 2 beleuchtet die Stellung der Kollokationen in der Phraseologie. Es werden die wichtigsten Konzepte der Phraseologie, wie Polylexikalität, Idiomatizität, Stabilität, Reproduzierbarkeit und Lexikalisierung, erläutert.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Analyse des Kollokationsbegriffs im Rahmen der Sprachwissenschaft. Es werden verschiedene Definitionsansätze und die Abgrenzung von Kollokationen zu anderen syntagmatischen Beziehungen wie freien Wortverbindungen, Idiomen und Funktionsverbgefügen diskutiert.
Kapitel 4 führt die kontrastive Analyse von deutschen und italienischen Kollokationen im Wortfeld „Körperteile“ durch. Es werden die Methodik der Analyse und die verschiedenen Typen von Äquivalenzbeziehungen zwischen den Kollokationen beschrieben.
Kapitel 5 befasst sich mit den praktischen Implikationen der Kollokationen für die Übersetzung, den Fremdsprachenunterricht und die Lexikographie.
Schlüsselwörter
Kollokationen, Phraseologie, Kontrastive Analyse, Wortfeld „Körperteile“, Deutsch, Italienisch, Äquivalenz, Sprachkontrastive Effekte, Übersetzung, Fremdsprachenunterricht, Lexikographie.
- Arbeit zitieren
- Ines Will (Autor:in), 2005, Eine kontrastive Analyse von deutschen und italienischen Kollokationen im Wortfeld „Körperteile“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86430