Meine Hausarbeit widmet sich der „Einfachheit“ der Kinderliteratur im Vergleich zur Erwachsenenliteratur am Beispiel des Kinderbuches „Der Hund kommt“ von Christine Nöstlinger und des Erwachsenenbuches „Timbuktu“ von Paul Auster. Beide Bücher besitzen einen Hund als Protagonisten oder besser gesagt, sind aus der Sicht eines Hundes geschrieben, woraus sich auch die Frage ergibt, der ich in dieser Hausarbeit nachgehen möchte: Dient die „Vermenschlichung“ der Figur des Hundes dazu, gesellschaftliche Probleme darzustellen und sie zu kritisieren? In dem Roman „Der Hund kommt“ von Christine Nöstlinger geht es um einen Hund, der in die Welt hinausgeht, um Anderen zu helfen. Dass das Helfen-wollen aber oft nicht einfach ist, muss er in vielen Situationen, die er oft nur mit Hilfe seines Freundes Bär durchsteht, erfahren: als „Rausschmeißer“ im „wilden Heinrich“, als Hilfs-Lehrer bei den Kindern im Dorf oder als Pflegevater für dreißig Katzenbabys. Daraufhin versucht der Bär, der sich in Frauenkleidern für Frauen in der Politik stark macht, das politische Engagement des Hundes zu wecken, wobei beide schließlich zu der Einsicht kommen, dass sie lieber wieder nach Hause wollen.
Christine Nöstlinger wurde 1936 in Wien geboren, studierte zunächst Gebrauchsgrafik, heiratete und bekam zwei Töchter.1970 erschien ihr erstes Kinderbuch „Die feuerrote Friederike“, 1987 „Der Hund kommt“ und wurde im selben Jahr mit dem Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet.
Nöstlingers Credo lautet: „…, wenn es unsere Gesellschaft geschafft hat, zu ihren Kindern ein neues, besseres und menschliches Verhältnis zu haben. Die Kinderliteratur wird nicht ernst genommen, weil die Kinder nicht ernst genommen werden. So lange Kinder als Unmündige gelten, wird Kinderliteratur unmündig bleiben und wird es sich gefallen lassen müssen, dass oft Triviales gelobt und Literatur nicht empfohlen wird.“
In dem Roman „Timbuktu“ von Paul Auster geht es um den Hund Mr. Bones, der bei dem Obdachlosen Willy auf der Straße lebt. Als dieser stirbt, muss er in der Großstadt New York selber nach Nahrung suchen, auf gefährliche Autos achten und lernen, nicht allen Menschen zu vertrauen. Schließlich findet er eine Familie, die sich scheinbar gut um ihn kümmert, aber versucht, ihn in das Klischee eines Haushundes zu pressen.
1.0. Einleitung
„,Das Schwein ist ein Falschspieler, und auf Falschspieler steht Gefängnis bis zu drei Jahren!
Wenn das Schwein endlich im Arrest schmachtet, ist das mein schönster Tag!’[…] Und der Hahn,
der neben dem Esel hockte, krähte: ,Wieso lebenslänglich? Wenn sie mich fragen, gehört das
Schwein notgeschlachtet, jawohl!’ […] Der Hund erhob sich und sprach: ,Irgendwie,
Herrschaften, seid ihr zum Kotzen! Ich mag euch nicht!’“[i]
„Willst du wissen wie die Lebensphilosophie eines Hundes lautet, Kumpel? Ich werd’s dir sagen.
Sie besteht aus einem kurzen Satz: ,Wenn du’s nicht fressen oder rammeln kannst, piß drauf’“[ii]
Meine Hausarbeit widmet sich der „Einfachheit“ der Kinderliteratur im Vergleich zur Erwachsenenliteratur am Beispiel des Kinderbuches „Der Hund kommt“[iii] von Christine Nöstlinger und des Erwachsenenbuches „Timbuktu“[iv] von Paul Auster. Beide Bücher besitzen einen Hund als Protagonisten oder besser gesagt, sind aus der Sicht eines Hundes geschrieben, woraus sich auch die Frage ergibt, der ich in dieser Hausarbeit nachgehen möchte: Dient die „Vermenschlichung“ der Figur des Hundes dazu, gesellschaftliche Probleme darzustellen und sie zu kritisieren?
2.0. Vorstellung der ausgewählten Werke und der Autoren
In dem Roman „Der Hund kommt“ von Christine Nöstlinger geht es um einen Hund, der in die Welt hinausgeht, um Anderen zu helfen. Dass das Helfen-wollen aber oft nicht einfach ist, muss er in vielen Situationen, die er oft nur mit Hilfe seines Freundes Bär durchsteht, erfahren: als „Rausschmeißer“ im „wilden Heinrich“, als Hilfs-Lehrer bei den Kindern im Dorf oder als Pflegevater für dreißig Katzenbabys. Daraufhin versucht der Bär, der sich in Frauenkleidern für Frauen in der Politik stark macht, das politische Engagement des Hundes zu wecken, wobei beide schließlich zu der Einsicht kommen, dass sie lieber wieder nach Hause wollen.
Christine Nöstlinger wurde 1936 in Wien geboren, studierte zunächst Gebrauchsgrafik, heiratete und bekam zwei Töchter.1970 erschien ihr erstes Kinderbuch „Die feuerrote Friederike“, 1987 „Der Hund kommt“ und wurde im selben Jahr mit dem Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet.[v]
Nöstlingers Credo lautet:
„…, wenn es unsere Gesellschaft geschafft hat, zu ihren Kindern ein neues, besseres und
menschliches Verhältnis zu haben. Die Kinderliteratur wird nicht ernst genommen, weil die
Kinder nicht ernst genommen werden. So lange Kinder als Unmündige gelten, wird Kinderliteratur
unmündig bleiben und wird es sich gefallen lassen müssen, dass oft Triviales gelobt und Literatur
nicht empfohlen wird.“[vi]
In dem Roman „Timbuktu“ von Paul Auster geht es um den Hund Mr. Bones, der bei dem Obdachlosen Willy auf der Straße lebt. Als dieser stirbt, muss er in der Großstadt New York selber nach Nahrung suchen, auf gefährliche Autos achten und lernen, nicht allen Menschen zu vertrauen. Schließlich findet er eine Familie, die sich scheinbar gut um ihn kümmert, aber versucht, ihn in das Klischee eines Haushundes zu pressen. Am Ende beschließt er, wieder als streunender Hund auf der Straße, seinem Leben ein Ende zu machen und läuft auf die Autobahn im Vertrauen darauf, Willy in Timbuktu, dem Paradies, von dem er ihm immer erzählt hat, wiederzusehen.
Paul Auster wurde 1947 in New Jersey geboren, studierte Anglistik und vergleichende Literaturwissenschaft und verbrachte danach einige Jahre in Paris. Berühmt wurde er durch seine „New York Trilogie“. Er ist mit der Schriftstellerin Siri Hustvedt verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in New York.[vii]
3.0. Grundlagen der Analyse
3.1. Maria Lypp: „Die Kunst des Einfachen in der Kinderliteratur“
Die Bezugspunkte für Einfachheit in der Kinder – und Jugendliteratur, so Lypp, sind „literarische Strukturen“[viii][ix] und „verschiedene Grade der Komplexität“[x].
Ende der 60er Jahre und Anfang der 70er Jahre wurde die Kinderliteratur der Erwachsenenliteratur gleichgesetzt; durch die „neuen thematischen und formalen Öffnungen schien sie nun diesen einfachen Charakter zu verlieren“[xi]. Es fand eine Enttabuisierung statt, so dass jetzt auch in der Kinder – und Jugendliteratur kein Thema mehr verboten war. Nach Lypp ist ein „Verfahren der Vereinfachung“[xii] nötig, das die Funktion hat, Erwachsenenthemen und Formen so darzustellen, dass sie Kinder und Jugendliche verarbeiten können (Themen wie Tod, etc.), „so dass der Leser nicht irritiert zurückweicht“[xiii]. Laut Lypp wurde die Kinderliteratur im letzten Jahrhundert auf verschiedene Weisen benutzt: „Ende der 60er Jahre waren es gesellschaftstheoretische Zusammenhänge, in den 80er Jahren psychologische, und in den 90er Jahren trat die philosophische Reflexion hinzu“[xiv].
Die Aufgabe und Kennzeichen der Kinderliteratur sind, so Lypp, erstens, „dass, was gewusst wird, bewusst zu machen“[xv] und zweitens, literarische und poetische Grundlagen klar darzustellen: die „Komplexität von Interpretationsmustern“[xvi] und „das entwickelte kulturell überlieferte System literarischer Formen und Verfahren“[xvii].
Das „Einfache“ in der Kinderliteratur ist daran zu erkennen, schreibt Lypp, dass nur wenige, aber erkennbare Regeln vorherrschen. Die Sprache z.B. wird als „Instrument der Bewältigung empfunden, sowohl was die Lebenswelt als auch was die Sprache betrifft“[xviii], denn „die Einfachheit eines Kinderverses beruht auf seinem manifesten Regelcharakter“[xix]. Die Einfachheit und Überschaubarkeit eines Textes spricht junge Leser auf eine bestimmte Art und Weise an und prägt sich so schnell in das kindliche Gedächtnis ein, so dass „Wiedererkennen und Neuerkennen“[xx] die Folge ist. Durch häufiges Auftreten von „Fertigteilen“[xxi](Figuren, Redewendungen, usw.) werden sie zu festen Größen, da sie von vornherein als Regel funktionieren.
Lypp beschreibt auch, dass Kindergeschichten mit geringem Verfremdungscharakter Kinder auch nicht durch Formenvielfalt überzeugen.[xxii] Bedeutungspotenzial geben z.B. Märchen: sie haben eine strenge Durchstilisierung aber „Beziehunsspiel“[xxiii].
Lypp fasst abschließend zusammen, dass die Kinderliteratur „gezielt vereinfacht“[xxiv]: „Durchschaubarkeit der Texte“[xxv] und der „lebenspraktische Bedarf des Kindes an geordneten Strukturen“[xxvi] sind daher wichtige Bestandteile. Auch „ein Großteil der kinderliterarischen Heiterkeit verdankt sich dem glasklaren poetischen Formenspiel, das der einfache Text zu bieten hat“[xxvii].
3.2. Hans-Heino Ewers: „Kinderliteratur als Anfängerliteratur“
Hans-Heino Ewers stellt konkrete Merkmale der Einfachheit dar, denn „die Einfachheit von Kinderliteratur ist auf ganz vordergründige Weise auch Frage der Länge, des Umfangs, der Überschaubarkeit ihrer Texte“[xxviii][xxix]. „Komplexitätssteigerung“[xxx] in kinderliterarischen Texten erreicht man seiner Meinung nach „durch unterschiedliche Möglichkeiten, die einzelnen Glieder einer Narration miteinander zu verknüpfen“[xxxi]: So schreibt er z.B. über die Figurengestaltung, dass die Figur in der einfachsten literarischen Gestaltungsart nichts anderes als ein Aktant (Helfer, Glücksbringer, usw.) ist, der manchmal noch mit einem äußerlichen Merkmal wie roter Haare oder einer langen Nase verbunden ist, das sie dann zur „Gestalt“ werden lassen.[xxxii] Komplexer für das Kind wird es dann, wenn die Figur positive oder negative Eigenschaften verkörpert, z.B. der Geizige oder der Milde, da sie so schon zu einem „literarischen Typus“ aufgestiegen wäre[xxxiii]. Nach Ewers hat eine Figur die Endstufe erreicht, wenn diese als „Repräsentant sozialer Gruppen, Schichten oder Klassen“[xxxiv] agiert, und damit zum konkreten Individuum wird.[xxxv]
Auf der sprachlichen Ebene sieht Ewers als Wiedergabeform der Figurenrede die direkte Rede für Kinder als geeigneter an als die indirekte Rede, da diese „wenig mittelbar“ ist[xxxvi].
Da „die Kinderliteratur […] in Rechnung stellt, daß ihre Leser aus der Welt der mündlichen Dichtung kommen und die (Buch)Literatur als Neuland betreten“[xxxvii], „[…] dürften chronologisches und retrospektives Erzählen von der Mündlichkeit her bereits vertraut sein“[xxxviii]. Der auktoriale Erzähler, so Ewers, ist ebenso aus der vertrauten Vorlese – oder Erzählsituation bekannt, nicht aber der personale Erzähler, wobei die Ich-Erzählung aus dem Alltag schon bekannt ist, in Erzählungen für das Kind aber ungewohnt erscheint.[xxxix] Ewers stellt fest, dass eine Geschichte beispielsweise schon recht umfangreich und mit mehreren Figuren besetzt sein kann, aber komplexere Darbietungsformen noch nicht vom Kind verarbeiten werden können.[xl] Abschließend fasst Ewers zusammen, dass man Texte immer in Relation zu Anderen sehen muss, um sie als einfach oder komplex zu klassifizieren und dass man ein Werk als Ganzes auf einen bestimmten Rezipienten beziehen muss um es entweder als unterfordernd, fordernd oder überfordernd zu kennzeichnen.[xli]
[...]
[i] Nöstlinger, Christine: Der Hund kommt.[ 3. Auflage.]Weinheim und Basel: Beltz Verlag 1989. Seite 31
[ii] Auster, Paul: Timbuktu.[3. Auflage]Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH 2001. Seite 40
[iii] Nöstlinger, Christine: Der Hund kommt, a.a.O., Seite 7 – Seite 202
[iv] Auster, Paul: Timbuktu, a.a.O., Seite 7 – Seite 190
[v] Dilewsky, Klaus Jürgen: Christine Nöstlinger als Kinder – und Jugendbuchautorin: Genres, Stoffe, Sozialcharaktere, Intentionen. Frankfurt am Main: Haag und Herchen, 1993. Seite 7 – Seite 8
[vi] ebd., Seite 17
[vii] ebd. Seite 2
[viii] Lypp, Maria: Die Kunst des Einfachen in der Kinderliteratur. In: Günter Lange (Hrsg.): Taschenbuch der Kinder – und Jugendliteratur. Band 2. Schneider Verlag 2000. Seite 828 – Seite 843
[ix] ebd. Seite 828
[x] ebd.
[xi] ebd. Seite 828 – Seite 829
[xii] ebd. Seite 829
[xiii] ebd.
[xiv] ebd. Seite 831
[xv] ebd. Seite 832
[xvi] ebd.
[xvii] ebd.
[xviii] ebd. Seite 833 – Seite 834
[xix] ebd. Seite 833
[xx] ebd. Seite 834
[xxi] ebd. Seite 838
[xxii] ebd. Seite 840
[xxiii] ebd.
[xxiv] ebd. Seite 842
[xxv] ebd.
[xxvi] ebd.
[xxvii] ebd.
[xxviii] Ewers, Hans-Heino: Literatur für Kinder und Jugendliche. Eine Einführung. München: FüR Verlag 2000. Seite 243 – Seite 270
[xxix] ebd. Seite 252
[xxx] ebd.
[xxxi] ebd.
[xxxii] ebd. Seite 254
[xxxiii] ebd.
[xxxiv] ebd.
[xxxv] ebd.
[xxxvi] ebd.
[xxxvii] ebd. Seite 258
[xxxviii] ebd. Seite 267
[xxxix] ebd.
[xl] ebd.
[xli] ebd. Seite 268
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