Als Dichter gepriesen, als Politiker verkannt. Als Lyriker ist Fedor Ivanovič Tjutčev (1804-1873) im russischen Gedächtnis verankert; als Diplomat und Verfasser politischer Schriften wäre es ihm selbst angenehm gewesen.
Persönliche Kontakte zum Zaren Nikolaj I., führenden Regierungsbeamten und eine Tätigkeit an der Russischen Mission in München zeugen von seinem politischen Interesse und dem Willen Einfluss auf außenpolitische Geschicke zu nehmen. 22 Jahre seines Lebens verbrachte Fedor Tjutčev in Deutschland und verfolgte aufmerksam die Politik des Westens. Besonders die Einheitsbestrebungen Deutschlands und die revolutionären Bewegungen des 19. Jahrhunderts beeinflussten seine politische Haltung und Theorie. Im Kontext der kulturosophischen Debatte bilden diese eine Grundlage des slavophilen Denkens und panslavistischer Bestrebungen.
Anhand der politischen Aufsätze "Russland und Deutschland", "Russland und die Revolution" sowie "Das Papsttum und die römische Frage" soll die Entwicklung seiner historiosophischen Ansicht und deren Begründung deduktiv aufgezeigt werden. Genauerer Betrachtung unterliegt dabei die Rolle der Revolution und deren formale Gestaltung in der Argumentation. Anlass dafür ist ihre Bedeutung als Voraussetzung und Basis der Folgerungen Tjutčevs.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die historiosophische These Tjutčevs
- Beweggründe und Voraussetzungen
- Entwicklung der Argumente
- Russland und Deutschland
- Russland und die Revolution
- Das Papsttum und die römische Frage
- Die Metaphorik der Revolution
- Personifizierte Revolution
- Revolution als Krankheit
- Religiöse Allegorien
- Baum
- Gebäude
- Biblische Figuren
- Heidentum
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel des vorliegenden Textes ist die Untersuchung der historiosophischen These Fedor Ivanovič Tjutčevs anhand seiner politischen Aufsätze. Im Fokus steht dabei die Rolle der Revolution als prägendes Element in seiner Argumentation, die sowohl die Begründung seiner Ansichten als auch deren Entwicklung beeinflusst.
- Kontrastierung von Russland und dem Westen
- Die Revolution als Ausdruck des Verfalls des Westens
- Die besondere Rolle Russlands als „Drittes Rom“
- Die Bedeutung des orthodoxen Glaubens für die russische Kultur
- Religiöse und historische Argumentation in Tjutčevs politischen Schriften
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung und eine Einführung in die politische und literarische Bedeutung Fedor Ivanovič Tjutčevs. Der zweite Teil befasst sich mit der historiosophischen These Tjutčevs, wobei die Entstehung und Entwicklung seiner Argumentation anhand der politischen Aufsätze „Russland und Deutschland“, „Russland und die Revolution“ sowie „Das Papsttum und die römische Frage“ untersucht werden. Das dritte Kapitel beleuchtet die Rolle der Metaphorik in Tjutčevs Darstellung der Revolution, indem es verschiedene Allegorien wie personifizierte Revolution, Revolution als Krankheit und religiöse Allegorien analysiert. Das vierte und letzte Kapitel bietet eine Zusammenfassung der behandelten Themen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themenbereichen historiosophisches Denken, russische Kultur, Revolution im 19. Jahrhundert, deutsch-russische Beziehungen, panslavistische Bestrebungen, orthodoxer Glaube, „Drittes Rom“, Metaphorik, politische Prosa und Fedor Ivanovič Tjutčev.
- Quote paper
- Janine Schöne (Author), 2007, Die politischen Aufsätze Fedor Tjutčevs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86650