Diese Arbeit setzt sich mit dem Thema des Theorieansatzes der Regionalen Ordnungen auseinander. Weltpolitischen Regionen und deren „interner“ politischer Dynamik wird insbesondere seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes verstärkte Aufmerksamkeit in den Internationalen Beziehungen zuteil. Sowohl in der wissenschaftlichen Debatte als auch in der politischen Praxis erfahren regionale Organisationen Aufmerksamkeit. Diese Arbeit setzt sich jedoch nicht zum Ziel, eine einzelne Region und ihre Beschaffenheit als Fallstudie zu untersuchen. Vielmehr geht es um eine Klärung der Frage, welche theoretischen Überlegungen Erkenntnisse über das Verhalten regionaler Akteure und die Charakteristiken weltpolitischer Regionen generell liefern können. Hierbei sind von verschiedenen Autoren Konzeptionen zu einem Theorieansatz der Regionalen Ordnungen entwickelt worden. Hervorzuheben sind die Konzeptionen von Barry Buzan und Ole Wæver, von David A. Lake und Patrick Morgan sowie von Helmut Hubel, Markus Kaim und Oliver Lemb-cke. Barry Buzan führte den Begriff des Regionalen Sicherheitskomplexes ein und lieferte damit den entscheidenden Beitrag zum Theorieansatz Regionaler Ordnungen, während Ole Wæver wiederum Buzans mannigfaltige Ausgestaltungen komplettierte. Ihre bis dato einmaligen und damit grundlegenden Ausarbeitungen zogen eine Reihe kritischer Replik und diskursiver Weiterentwicklung nach sich. David Lake hat letzteren Ansatz konzeptionell entscheidend weiterentwickelt und verdient infolgedessen Beachtung. Da der Umfang der Arbeit zudem begrenzt ist, steht im Zentrum der Untersuchung deshalb der Theorieansatz von Barry Buzan und Ole Wæver; dem soll eine kürzere Analyse des Ansatzes von David A. Lake folgen.
Von einem direkten Vergleich der Ansätze, gegliedert nach jeweiligen Elementen (Variablen) in matrix- oder querschnittähnlicher Form wird abgesehen, da der Rahmen dieser Arbeit begrenzt ist. Dennoch sollen der Erörterung beider Ansätze in den folgenden Kapiteln die gleichen Leitfragen zugrunde liegen: Wie erklären sie die Entstehung von Regionalen Systemen? Auf welche Akteure gehen sie insbesondere ein, welche systematischen und strukturellen Überlegungen stellen sie an? Dem üblichen Pfad der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung folgend, ist zuerst eine Einordnung dieses Theorieansatzes in die Theoriedebatten der Internationalen Beziehungen vorzunehmen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Theorieansatz der Regionalen Ordnungen im Spiegel der IB-Theorien
- 2.1 Sicherheit in theoretischer Perspektive
- 2.2 Regionalisierung in theoretischer Perspektive
- 2.3 Sicherheit und Regionalisierung: Zusammenführung zweier Theorieströmungen
- 3. Buzan und Wævers Theorieansatz Regionaler Ordnungen
- 3.1 Regionale Akteure
- 3.1.1 Die elementare Bedeutung der Staaten
- 3.1.2 Zur Typologisierung von Staaten
- 3.1.3 Staaten und Macht
- 3.2 Interaktion: Vom Freund-Feind-Muster zum „Securitization Move“
- 3.2.1 Das Muster von Freund- und Feindschaft
- 3.2.2 Securitization und „Securitization Move“
- 3.3 Regionale Struktur: Die Region als Regionaler Sicherheitskomplex
- 3.3.1 Das Prinzip geografischer Ausschließlichkeit
- 3.3.2 Typologisierung von Sicherheitskomplexen
- 3.3.3 Strukturaler Wandel und die Rolle externer Mächte
- 4. Buzan und Wæver in der Diskussion
- 4.1 Für und wider die geografische Ausschließlichkeit: David Lakes Theorieansatz
- 4.2 Für und wider Securitization
- 5. Abschließende Überlegungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Theorieansatz der Regionalen Ordnungen und analysiert die Konzeptionen von Buzan/Wæver und Lake. Sie untersucht, welche Erkenntnisse diese Ansätze über das Verhalten regionaler Akteure und die Charakteristiken weltpolitischer Regionen liefern können.
- Die Bedeutung regionaler Akteure und ihre Interaktion in weltpolitischen Kontexten
- Die Rolle von Staaten in regionalen Sicherheitskomplexen
- Der Einfluss von „Securitization“ auf die Sicherheitspolitik in Regionen
- Die Entstehung und Struktur von Regionalen Ordnungen
- Die kritische Auseinandersetzung mit den Theorien von Buzan/Wæver und Lake
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Relevanz von Regionalen Ordnungen in der aktuellen internationalen Politik. Sie definiert die Forschungsfrage und die Zielsetzung der Arbeit, wobei der Fokus auf die Konzeptionen von Buzan/Wæver und Lake liegt.
Kapitel 2: Der Theorieansatz der Regionalen Ordnungen im Spiegel der IB-Theorien
Dieses Kapitel befasst sich mit der Einordnung des Theorieansatzes der Regionalen Ordnungen in die Debatten der Internationalen Beziehungen. Es beleuchtet die Entwicklung der Sicherheits- und Regionalisierungsforschung im Kontext der IB-Theorien.
Kapitel 3: Buzan und Wævers Theorieansatz Regionaler Ordnungen
Das Kapitel analysiert die Konzeption von Buzan und Wæver, die den Begriff des Regionalen Sicherheitskomplexes einführten. Es untersucht die Rolle regionaler Akteure, insbesondere von Staaten, sowie Interaktionsmuster und die Struktur von Sicherheitskomplexen.
Kapitel 4: Buzan und Wæver in der Diskussion
Dieses Kapitel widmet sich der kritischen Auseinandersetzung mit dem Theorieansatz von Buzan und Wæver. Insbesondere wird die Konzeption von David Lake beleuchtet, die die Frage der geografischen Ausschließlichkeit und den Einfluss von „Securitization“ thematisiert.
Schlüsselwörter
Regionale Ordnungen, Internationale Beziehungen, Sicherheit, Regionalisierung, Sicherheitskomplex, Securitization, Staaten, Akteure, Interaktion, Struktur, Buzan, Wæver, Lake.
- Arbeit zitieren
- Matthias Heise (Autor:in), 2006, Der Theorieansatz der Regionalen Ordnungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86677