Ambivalente Zwerge - Zur Funktion des Wunderbaren in Chretiens und Hartmanns 'Erec'-Roman


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

37 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Zwerge in Realität, Phantasie und Literatur des Mittelalters

3. Die Zwerge in Chretiens ´Erec et Enide´
3.1. Yders Zwerg
3.2. Zwergenkönige als Hochzeitsgäste
3.3. Guivrez li Petiz
Exkurs I.: Weitere Wunder

4. Die Zwerge in Hartmanns ´Erec´
4.1. Maliclisier
4.2. Zwerge als Hochzeitsgäste
4.3. Guivreiz le pitîz
4.4. Der wilde Zwerg
Exkurs II.: Weitere Wunder

5. Zusammenfassung und Deutungsmöglichkeiten

6. Abkürzungsverzeichnis

7. Bibliographie

1. Vorwort

Die Zwerge in der Literatur des Mittelalters interessieren mich schon seit geraumer Zeit. Eine erste ernsthaftere und intensivere Beschäftigung mit diesem Thema erfolgte bereits im Frühjahr 2003, als ich eine Hausarbeit über den Zwerg Melot in Gottfrieds `Tristan` schrieb. Aufgrund dieser „Vorarbeit“ konnte ich den einführenden Teil der Arbeit nun viel klarer strukturieren.

Am Beginn der Arbeit soll ein allgemeiner Teil über die Zwerge in der Vorstellung der Menschen im Mittelalter, über kleinwüchsige Menschen in der höfischen Realität und schließlich über Zwerge in der Literatur stehen. Dieser Teil ist notwendig, um die Zwerge in den Romanen Chretiens und Hartmanns möglichst genau einordnen zu können anhand ihrer Erscheinung, ihres Verhaltens und ihrer Funktion.

Im Hauptteil werde ich die Zwerge im Roman Chretiens ´Erec et Enide´ untersuchen und im Anschluss daran die Zwerge in Hartmanns ´Erec´. Ich werde Parallelen und Unterschiede zwischen Chretien und Hartmann herausarbeiten. Da die Zwerge nur eines jener wunderbaren Elemente dieser Romane darstellen und ich versuche, für alle Elemente gleichermaßen übergeordnete Funktionen festzustellen, halte ich es für notwendig, die anderen Wunderwesen, - dinge und -ereignisse in beiden Romanen zu beleuchten und zu vergleichen. Dabei gilt die Aufmerksamkeit besonders den Unterschieden und daraus ableitbaren Tendenzen.

Trotz Beschäftigung mit und Einbeziehung von zahlreichen Sekundärquellen, soll die Arbeit an den Primärtexten im Zentrum der Untersuchung stehen.[1] Im Anschluss an die Benennung und Untersuchung der einzelnen Erscheinungen des Wunderbaren in den Primärtexten werden im abschließenden Kapitel die wichtigsten Beobachtungen zusammengefasst, Tendenzen benannt und verschiedene Möglichkeiten der Deutung gegeben. Dabei wird sich zeigen, dass Zwerge in der Literatur ganz unterschiedlich dargestellt werden in äußerer Erscheinung und Charakter, und auch unterschiedliche Funktonen haben – genauso wie die Behandlung des Wunderbaren ganz unterschiedlich ist von Werk zu Werk. Deshalb kann es nicht EINE Funktion des Wunderbaren geben, wie der Titel der Arbeit vielleicht suggeriert, sondern nur mehrere mögliche, die aufgezeigt werden.

2. Zwerge in Realität, Phantasie und Literatur des Mittelalters

Wie die Überschrift bereits andeutet gibt es verschiedene Arten von Zwergen, die streng unterschieden werden müssen - was nicht immer einfach ist, da alle dieselbe Bezeichnung ´Zwerg´ tragen. Es ist ein Kollektivbegriff, der verschiedenen Wesen aus Realität und Phantasie bezeichnet, die dann in der Literatur zudem noch miteinander vermengt wurden.[2]

In der Realität gab es seit jeher kleinwüchsige Menschen, aber auch kleinwüchsige Menschenrassen, wie z.B. die Pygmäen. Solche ´echten Zwerge´ (aus beiden Bereichen) fanden z.T. als Hofnarren oder Diener Eingang in die höfische Welt des Mittelalters und dürften in der Rolle von Exoten als Zeichen des Stolzes und der Prahlerei gegolten haben.[3]

Doch schon lange vorher gab es Geschichten über Zwergenvölker in Afrika, Indien und Persien. Die Griechen berichten schon im 5. Jh. v. Chr. von deformierten Wundervölker in Indien,[4] die sie auf Reisen gesehen haben. Auch Ktesias, der Leibarzt des Perserkönigs, der Anfang des 4. Jh. v. Chr. nach Indien reiste, erzählt in seinem 392 erschienenen Werk ´Indika´ von schwarzen Zwergen, die nur zwei Ellen groß waren.[5] Von Pygmäen weiß auch Megasthenes nach seinem Aufenthalt in Indien 303 v. Chr.[6] Im 4. Jh. n. Chr. etwa nahmen unter der Herrschaft der Römer Handel und Entdeckungsreisen zu, so dass auch die Zahl der Reiseberichte zunahm.[7] Diese Reiseberichte wurden schnell zu fabelhaften Mythen.[8] Den Zwergen wurden wunderbare Fähigkeiten angedichtet und ihre Wohnorte festgeschrieben. Wie Flögel im 18. Jh. berichtete, wurden sogar ganze Wundervölker erdichtet, wobei es sich bei den vermeintlichen Zwergenvölker seiner Meinung nach in Wahrheit um Affen handelte.[9] Für ihn sind Zwerge nur aufgrund von Missbildungen und Krankheit denkbar,[10] an ganze Nationen solcher kleiner Wesen kann er nicht glauben.

Auch Augustinus bezweifelte schon viel früher die Wahrheit dieser wunderbaren Berichte und zog in Betracht, dass die Berichterstatter auch einfache Affen als Wundervölker hätten verkaufen können.[11]

Der Annahme, das einzelne Menschen aus Europa in den Osten oder nach Afrika reisten und dort echte Zwergenvölker zu sehen glaubten oder wirklich sahen, steht eine weitere Theorie gegenüber, die von Wikipedia sogar als ´historischer Hintergrund des ´Zwergenmythos´ bezeichnet wird.[12] Demnach liegt der Ursprung des Mythos in der Bronzezeit, in der kleine Menschen aus dem Mittelmeerraum nach Nordeuropa kamen, um Zinn abzubauen (was für die Bronzeherstellung nötig war). Diese südlichen Bergleute waren kleiner als die Nordeuropäer und galten daher schon als ´Zwerge´. Mit diesem Hintergrund erklärt folglich auch, weshalb die mythologischen Zwerge meist Bergleute sind und es fast nur männliche Zwerge in Mythologie und Literatur gibt (weil einfach damals keine weiblichen Bergleute gesichtet wurden).

Wie Koch beteuert, wurde die Existenz und die Menschlichkeit der Pygmäen in der Antike nie bezweifelt,[13] dies erfolgte erst im Mittelalter. So gab es ernsthafte Überlegungen und Theorien, die die Pygmäen als Gattung zwischen Affen und Menschen ansiedeln wollten (Petrus de Alvernia).[14] Durch diese Zweifel stimuliert, wurde das Volk der Pygmäen zu einem Fabelvolk ausgestaltet, wobei die Literatur keine geringe Rolle spielte.[15] Innerhalb des mittelalterlichen Wunderdiskurses gehören sie zu den Wundervölkern. Man kann vermuten, dass einzelne Vertreter dieses Volkes von Reisen mitgebracht wurden und als Geschenke für die Herrscher dienen mussten und in der Folge als Hofzwerge tätig waren. Die wahrscheinlich andere Art Hofzwerge, die zwergwüchsigen, missgebildeten Menschen der normalgroßen Menschenrasse dagegen gehören zu den monströsen Einzelwesen. Hofzwerg ist eben nicht gleich Hofzwerg.

Was die missgebildeten Monstra betraf, suchte man auch nach wissenschaftlichen Erklärungen. Es wurde z.B. vermutet, dass Zwergenwuchs durch ein zu geringe Menge an männlichem Sperma verursacht wird – Riesenwuchs mit einer zu großen Menge.[16] Solche Monstra konnten als Zeichen der Götter verstanden werden, die den Menschen eine Warnung damit schickten.[17] Denn es gab die Auffassung, dass die körperliche Missbildung und die damit zusammenhängende Unordnung der Seele (seit Aristoteles musste der inneren Form eine äußere Form entsprechen)[18] infolge einer Sünde verursacht wird.[19] Nach römischem Recht mussten solche missgebildeten Menschen entweder getötet oder außerhalb der Gesellschaft ausgesetzt werden.[20]

Doch bereits im 5. Jh. n. Chr. integrierte Augustinus die monströsen Wesen mit in den göttlichen Schöpfungsplan und versuchte, ihre negative Bewertung zu mindern.[21] So leitete er z.B. das Wort monstra nicht von lat. ´monere´ (´warnen´) ab, sondern von lat. ´monstrare´ (´zeigen´). Im Mittelalter integrierte man die Zwerge in das christliche Weltbild als ´gefallenen Engel´.[22]

Wundervölker und Monstra fanden Einzug in das mittelalterliche Weltbild, da die Menschen sich im 12. Jh. verstärkt für die Wunder der Welt und die Mannigfaltigkeit der Natur zu interessieren begannen.[23] So erschienen die Monster und Wundervölker auch auf den Weltkarten. In der Londoner Psalterkarte (und auch der Epsdorfer Weltkarte) aus dem 13. Jh. wurden sie ganz an den Rand der Welt verortet,[24] wonach sie im Norden und Nordosten der Welt siedelten, v.a. in Indien und Äthiopien.[25]

In der Literatur wurden mythische Zwerge und zwergwüchsige Menschen miteinander vermischt. Als einen Grund vermutete Tarantul die gleiche Bezeichnung der verschiedenen Arten mit dem Wort ´Zwerg´ und ihre gemeinsame Funktion als Diener der Menschen.[26] Denn wogegen die Hofzwerge berufliche Diener sind, dienen die mythischen Zwerge in der Vorstellung den Menschen, indem sie ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.[27] Zwerge helfen den Menschen z.B. bei der Bekämpfung von Riesen, aber auch bei der Brautwerbung.[28] So schenken sie in der Vorstellung dem Menschen magische Mittel oder Zauberwaffen, oder aber helfen den Menschen mit ihrem Wissen von heilenden Kräutern und Steinen.[29]

Allgemein kann man deshalb sagen, dass die mythologischen Zwerge positive Gestalten sind.[30] Tarantul stellte fest, dass es sich bei diesen Zwergen in Mythologie und Literatur um eine Verwechslung mit den Schwarzelfen handelt, die im Gegensatz zu den Lichtelfen stehen.[31] Das Wort ´Zwerg´ kann auch als Sammelbegriff mit der allgemeinen Bedeutung ´elbisches Wesen´ bezeichnet werden.[32]

In volkstümlichen Überlieferungen dagegen werden Zwerge auch als feindselig, gefährlich und heimtückisch dargestellt.[33] Diese Ambivalenz blieb natürlich nicht ohne Einfluss auf den Zwerg in der Literatur. So gibt es da Zwerge, die helfen, Gutartige, Freunde des Helden - aber auch andere, die dem Helden schaden, listige Spione. Das Wundervolk der Zwerge wurde mit dem monströsen Hofzwergen zu einer neuen Gestalt vermengt. So weicht die Verortung der literarischen Zwerge von der ´herkömmlichen´ Verortung der Wundervölker ab: sie hausen in dunklen Wäldern, Tälern oder Gebirgen (statt irgendwo in Indien), außerdem werden sie mit übernatürlichen Kräften ausgestattet.[34]

Die äußere Gestalt der literarischen Zwerge ist sehr unterschiedlich. Auch ihr Charakter und ihre Funktion sind alles andere als einheitlich, ja sogar ambivalent, auch wenn sie, wie bereits erwähnt, meist positive Gestalten in der Dichtung sind. Doch Lütjens kennt drei Typen von Zwergen: alte und bärtige Zwerge, Zwerge wie kleine Kinder, Zwergritter.[35] Zwergritter sind zwar am jüngsten in der Entwicklung, aber sehr dominant.[36] So wurde der Typ Zwerg mit schöner Kindergestalt fast vollständig verdrängt, aber auch vom Zwergritter okkupiert.[37] Aus dieser Verschmelzung erklärt Lütjens die spezielle Färbung des mittelhochdeutsche Zwerges, der ohne Hässlichkeit dargestellt wird -[38] im Gegensatz zu seinem französischen Vorbild und Nachbar. Dabei hat das ritterliche Element,[39] die höfische Anschauung[40] und auch die zunehmend menschliche Betrachtung der Zwerge eine besonders starke Rolle.[41] So wohnen die literarischen Zwergritter ebenfalls in prächtigen Burgen,[42] verhalten sich sehr höfisch[43] und haben ein formell geregeltes Verhältnis zum Ritter (als Vasall, Lehnsmann).[44] Das Mythische an den Zwergen tritt hinter all dem immer stärker zurück.

Trotz seines ursprünglich bösartigen Charakters (Zwerg von *dhuer ´täuschend schädigen´ oder *dheug ´trügen, listig schädigen)[45] ist der Zwerg in der mittelhochdeutsche Literatur meist gutmütig, wogegen das Bösartige seines Charakters sich im Volksglaube erhielt.[46]

3. Die Zwerge in Chretiens ´Erec et Enide´

3.1. Yders Zwerg

Ganz am Beginn des Romans spielt ein Zwerg eine Rolle, sogar eine ganz entscheidende, denn durch sein Fehlverhalten wird Erec gezwungen, auf seine erste Aventiurefahrt zu gehen. Als er mit der Königin Guinever und ihrem Hoffräulein durch den Wald reitet, während König Artus mit seinem Gefolge Jagd auf den weißen Hirsch macht, treffen sie auf einen Ritter, seine Freundin und ihren Zwerg. Der Zwerg reitet voraus. Er reitet auf einem plumpen, schweren Pferd[47] und trägt in der Hand eine Lederpeitsche, um damit Späße zu treiben (V. 145 ff.). Sie besteht aus mehreren Riemen, die mit Knoten versehen sind (V. 1186 f.). Vor Enides Vater erwähnt Erec erstmals die bucklige Gestalt des Zwerges (V. 589).

Das Hoffräulein der Königin wird vorausgeschickt, um den Namen des Ritters zu erfragen und ihn zu bitten, mit seinem Fräulein zur Königin zu kommen. Der Zwerg jedoch versperrt der Hofdame den Weg zum Ritter und befiehlt ihr, stehen zu bleiben. Chretien bezeichnet ihn nun schon als boshaften Zwerg, der frech und unverschämt ist (V. 161 f., 170 f.). Die Hofdame versucht dennoch, an dem Zwerg vorbei zu reiten, da sie ihn aufgrund seiner geringen Körpergröße nicht achtet (V. 177 f). Der Zwerg will die Dame ins Gesicht schlagen, als er bemerkt, dass sie gegen seinen Willen handeln will. Sie jedoch schützt sich mit dem Arm und wird so beim zweiten Schlag „nur“ auf die bloße Hand geschlagen (V. 180 ff).

Der Zwerg fühlt sich anscheinend diskriminiert von dem Fräulein und in seiner Ehre gekränkt. Er scheint sich selbst als der Herr zu fühlen, dabei ist er doch nur der Diener des Ritters. Indem dieser jedoch die Machtspielchen seines Zwerges duldet macht er sich selbst schuldig. Denn er, nicht sein Zwerg, sollte die ganze Kontrolle haben und, wenn nötig, den Zwerg durch strafende Maßnahmen zu richtigem Verhalten erziehen. So wird auch der fremde Ritter für das Verhalten seines Zwerges verantwortlich gemacht, und muss allein dafür büßen – denn der Zwerg spiegelt als Diener seines Herren dessen (in diesem Fall zweifelhafte) Qualitäten wider.

Als die Königin vom Verhalten des Zwerges erfährt, nennt sie ihn eine Missgeburt (V. 200). Chretien nennt ihn nur einen elenden Zwerg (V. 208). Erec soll nun zum Ritter reiten und ihn zur Rede stellen. Er spricht den Zwerg laut an und nennt ihn lästig, frech und streitsüchtig (V. 213 f). Es folgt ein kurzes Wortgefecht zwischen beiden (V 215 f). Im Anschluss daran stößt er ihn beiseite (beide zu Pferde), um zu dem fremden Ritter zu gelangen, woraufhin der Zwerg erneut seine Peitsche erhebt und Erec am Hals trifft, was Striemen am Hals und im Gesicht Erecs zur Folge hat (V. 219 ff). Erec spricht vor der Königin sogar davon, dass der Zwerg ihm das ganze Gesicht aufgerissen und ihn damit stark verletzt hätte (V. 235 f).[48] Er entschuldigt sich für seine momentan unterlassene Rache damit, dass er keine Waffen hat. Der Ritter, gegen den er kämpfen müsste, um das Verhalten des Zwerges zu rächen, ist stark bewaffnet, kampfbereit mit Schild und Lanze (V. 138 ff).

Nachdem Erec den fremden Ritter Yder (V. 1042) in der Stadt beim Kampf um den Sperber besiegt hat, gibt er sich zu erkennen und klagt den Ritter wegen seines schurkischen (V. 1012) Zwerges an, nennt diesen weiter Missgeburt und Knirps (V. 1019 f). Trotz der erfahrenen Schande schenkt Erec dem Ritter das Leben, befielt ihm jedoch, sich gemeinsam mit seiner Freundin und dem Zwerg zur Königin Guinever zu begeben, die über alles weitere entscheiden soll. Selbst auf dem Weg dorthin hält der Zwerg sichtbar seine Peitsche in der Hand, er hat also offenbar keinerlei Strafe oder Zurechtweisung von Yders erhalten. Eine derartige Maßregelung erfährt er auch nicht von der Königin. Ganz im Gegenteil: die Königin spricht auf Wunsch ihres Gatten den Ritter (also auch seine Gefolgschaft, die aus Zwerg und Fräulein besteht) sofort frei und bittet ihn sogar noch, dauerhaft am Artushof zu bleiben (V. 1227 ff), was zweifelsohne eine große Ehre gewesen sein muss. Damit wird der Ritter Yder in Vers 1237 letztmalig erwähnt und hat auch keinen weiteren Auftritt.[49]

Es handelt sich bei diesem Zwerg um einen ganz normalen, hässlichen Hofzwerg, der am Hof als Diener und Narr arbeitet und seinen Herrn auf Reisen begleitet. Er beweist Schnelligkeit und Gewandtheit im Umgang mit der Peitsche, da Erec seinem Schlag nicht rechtzeitig ausweichen kann. Doch alles in allem ist er ein zäher, unverschämter, hochmütiger und größenwahnsinniger kleiner Wicht, der seine Aufgaben als Hofzwerg stark verkannt hat.

[...]


[1] Dabei war das einzige Problem, dass ich die altfranzösische Sprache nicht beherrsche, weshalb im Chretien-Teil auch keine Zitate erfolgen.

[2] Mit dem Begriff ´Phantsie´ habe ich die Bereiche Mythologie (überlieferte Erzählungen) und Volksglaube (Aberglaube v.a.) zusammengefasst.

[3] Flögel, Die Geschichte der Hofnarren. Nachdruck der Ausgabe Liegnitz und Leipzig 1789, Hildesheim 1977, 506.

Lütjens allerdings bezweifelt aufgrund mangelnder Zeugnisse, dass Zwerge bei Hofe eine gängige höfische Sitte waren. Er hält dies für übertrieben und nimmt an, dass es sich dabei um echte Raritäten gehandelt hat. (August Lütjens, Der Zwerg in der deutschen Heldendichtung, (Nachdruck der Ausgabe Breslau 1911) Hildesheim 1977 (Germanistische Abhandlungen 38), 4-5).

[4] Martina Münkler und Werner Röcke, Der ordo–Gedanke und die Hermeneutik der Fremde im Mittelalter: Die Auseinandersetzung mit den monströsen Völkern des Erdrandes. In: Herfried Münkler (Hrg.), Die Herausforderung durch das Fremde. Berlin 1998, S. 701 – 766, 703.

[5] Götz Pochat, Das Fremde im Mittelalter. Darstellung in Kunst und Literatur. Würzburg 1997, 20.

[6] Ebd., 22.

[7] Ebd., 23.

[8] Die antike Pygmäenfabel besagt, dass die Pygmäen in der Erntezeit gegen Kraniche kämpft in den indischen Gebirgen. (Lütjens, 22.)

[9] Flögel, 500.

[10] Ebd., 504.

[11] Aurelius Augustinus , Der Gottesstaat, deutsch/ lateinisch, Band 2, Buch XV – XXII, Paderborn 1979 (Deutsche Augustinusausgabe), 16. Buch, 8. Kapitel, 119.

[12] Wikipedia. Die freie Enzyklopädie. Ausgabe Herbst 2004. Digitale Bibliothek, Stichwort ´Zwerg (Mythologie)´.

[13] Joseph Koch, Sind die Pygmäen Menschen? Ein Kapitel aus der philosophischen Anthropologie der mittelalterlichen Scholastik. In: Archiv für Geschichte der Philosophie, Bd. XL, Heft 2 (1931), S. 194 – 213, 198.

[14] Ebd., 206.

[15] Vgl. Lütjens, Der Zwerg…, 106.

[16] HDA, Stichwort ´Zwerge und Riesen´, Sp. 1008 – 1138, 1037.

[17] Vgl. Münkler und Röcke, Der ordo–Gedanke…, 747.

[18] Koch, Sind die Pygmäen Menschen?..., 206.

[19] Vgl. Münkler und Röcke, Der ordo–Gedanke…, 753.

[20] Vgl. ebd., 750.

[21] Augustinus , Der Gottesstaat…, 119.

[22] HDA, Sp. 1111.

[23] Koch, 197.

[24] home.t-online.de/home/henkaipan/mundus.htm.

[25] Münkler und Röcke, Der ordo–Gedanke…, 706.

[26] Evgen Tarantul, Elfen, Zwerge und Riesen. Untersuchung zur Vorstellungswelt germanischer Völker im Mittelalter. Frankfurt am Main 2001 (Europäische Hochschulschriften, Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur, Serie 1, Bd. 1791), 298f.

[27] Ebd., 268.

[28] Ebd., 241, 274.

[29] Ebd., 269, 300.

[30] Vgl. ebd., 375.

[31] Tarantul, Elfen, Zwerge und Riesen…, 374.

[32] Vgl. Claude Lecouteux, Zwerge und Verwandte. In: Euph 75 (1981), S. 366 – 378, 376. Er deckt sich nach Lecouteux mit Bezeichnungen wie Elf, Wicht, Bilwiz und Schrat. (Ebd.).

[33] Tarantul, 46.

[34] Münkler und Röcke, Der ordo–Gedanke…, 709.

[35] Lütjens, Der Zwerg…, 69.

[36] Ebd., 70, 76.

[37] Ebd., 72.

[38] Ebd.

[39] Ebd., 68.

[40] Ebd., 90.

[41] Ebd., 68, 78.

[42] Ebd., 90.

[43] Ebd., 99.

[44] Ebd., 100.

[45] Lecouteux, Zwerge und Verwandte..., 372.

[46] Ebd., 376.

[47] Es handelt sich keinesfalls um ein Zwergenpferd, sondern anscheinend sogar um einen Kaltblüter, die generell kräftiger und langsamer sind, als warmblütige Pferde – weshalb sie auch bevorzugt bei der Arbeit in Wald und Feld eingesetzt werden.

[48] Allerdings wir anfangs und auch später in Vers 1120 ff. nur von Schlägen auf den Hals berichtet. Doch da der Zwerg eine Lederpeitsche hat, die aus mehreren Riemen besteht, könnte es sein, dass quasi unbeabsichtigt auch Erecs Gesicht getroffen wurde. Es klingt zudem viel dramatischer, von einem zerfetzten Gesicht zu sprechen, als von ein paar Striemen am Hals.

[49] Bei dem Yder, der am Artushof ist (V. 313), handelt es sich um einen anderen Ritter, einen König sogar.

Ende der Leseprobe aus 37 Seiten

Details

Titel
Ambivalente Zwerge - Zur Funktion des Wunderbaren in Chretiens und Hartmanns 'Erec'-Roman
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut Germanistik)
Veranstaltung
Hartmann von Aue: Erec
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
37
Katalognummer
V86715
ISBN (eBook)
9783638011884
ISBN (Buch)
9783638916356
Dateigröße
544 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ambivalente, Zwerge, Funktion, Wunderbaren, Chretiens, Hartmanns, Erec, Hartmann, Erec
Arbeit zitieren
Susanne Staples (Autor:in), 2004, Ambivalente Zwerge - Zur Funktion des Wunderbaren in Chretiens und Hartmanns 'Erec'-Roman, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86715

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Ambivalente Zwerge - Zur Funktion des Wunderbaren in Chretiens und Hartmanns 'Erec'-Roman



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden