Hooliganismus und der Prozess der Zivilisation


Magisterarbeit, 2007

93 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die Arbeit von Eric Dunning
Die Soziogenese des Hooliganismus
Die Psychogenese der Hooligans
Kritik

Ein neuer Ansatzpunkt in der Hooliganforschung
Dichte Beschreibung der Hooligangewalt

Vergleich der untersuchten Gewaltform
Olympia und Delphi
Tacitus und Pompeji
Factiones
Gewalttätige Jugendgruppen in der Frühen Neuzeit
Auf dem Land
In der Stadt

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Meine Leidenschaft für den Sport und die Sportberichterstattung versuchte ich stets in mein Studium mit einfliessen zu lassen. Angelegt durch ein politikwissenschaftliches Se- minar zur Verbindung zwischen Politik und Fußball begann ich mich dem Phänomen Hoo- liganismus zu widmen. Schnell konnte ich mir einen ersten Überblick über die Forschungs- lage zu diesem Thema verschaffen. Dieses Feld wurde besonders durch soziologische und sozialpädagogische Forschung geprägt. Im Zuge der tiefer gehenden Einarbeitung in das Thema kam ich auch mit übergreifenden allgemeineren Ansätzen der Gewaltforschung in Berührung. Zu meinem größer werdenden Wissen über die Forschung in Deutschland ge- sellte sich eine zunehmende Verunsicherung über mein Forschungsinteresse. Ich stellte fest, dass ich zwar über Hooliganismus gelesen und eine Hausarbeit über die politischen Einstellungen von Hooligans geschrieben hatte, aber noch nichts darüber wußte, wie genau eine Auseinandersetzung zwischen Hooligans abläuft. In das Zentrum meines Interesses rückten immer mehr die Fragen, was genau bei einem Kampf passiert und warum niemand darüber geschrieben hatte. Auch für die Öffentlichkeit ist das faszinierendste an den Hooli- gans der gegenseitig befürwortete Tabubruch in der Anwendung von körperlicher Gewalt gegeneinander. Belegt wird das erheblich öffentliche Interesse zum Beispiel durch eine breite Berichterstattung der Medien. Die meisten Forscher schenkten dem genauen Ablauf der Gewalt, der Gewaltform, jedoch wenig Interesse. Obwohl es die Gewalt war, weswe- gen sich die verschiedenen Forscher überhaupt mit dem Phänomen Hooliganismus be- schäftigten.

Seit den siebziger Jahren widmen sich auf der ganzen Welt ein große Zahl von Forschern dem Phänomen Hooliganismus. In Deutschland waren neben der allgemeinen Forschung auch zwei staatlich geförderte Forschungsprojekte1 angetreten um die Gewalt beim Fußball zu untersuchen, zu erklären und geeignete Maßnahmen für die staatlichen Sicherheitsorga- ne vorzuschlagen, um diese einzuschränken und zu verhindern. Denn die spektakulären Gewaltbilder aus den Medien forderten die Politik zu repressiven und präventiven Maß- nahmen auf. Insgesamt betrachtet muss sich die Hooliganforschung heute jedoch fragen lassen, was sie erreicht hat. Noch immer ist die Gewalt im und um das Stadion präsent und eine umfassende in der Forschung akzeptierte Erklärung der Gewalt von Hooligans liegt auch nicht vor. Trotzdem wurde aufgrund der vielen Arbeiten bereits vor zehn Jahren in Großbritannien, dem Mutterland der Hooliganforschung, die Ansicht vertreten, das The- mengebiet um Fußball und Gewalt sei bereits überforscht und in der letzten Dekade seien auch nur wenig neue Erkenntnisse entdeckt worden. „By any estimation of its social signi- ficance violence around football has been overstudied, as well as being poorly studied ... The debate on hooliganism has lost all power to generate any new social insights.“2

Wieso beschäftigt man sich dann überhaupt noch mit Hooligans? Diese Diagnose zum For- schungstand teilt Eric Dunning nicht. Er führt statt dessen an, dass die Erklärungen zu die- sem Phänomen stark umstritten sind und das Wissen über Hooligans weiterhin gering und die Verschränkung von Gewalt und Fußball noch immer präsent ist. Gerade bei Journalis- ten und Politikern scheint kaum echtes Interesse an den Hintergründen der Gewalt der Hooligans zu bestehen, welche über „die Neugier an Schlagzeilen über Gewalttaten“ hinausgehen.3 Dunning sieht vielmehr die Möglichkeit bzw. die Notwendigkeit, Fußball und Gewalt als weltweites Phänomen zu beschreiben und übergreifend zu analysieren.4 Diese Ansicht wird von mir geteilt.

Eine umfassende Erklärung zu verfassen oder in Skizzen zu entwerfen kann nicht das Ziel dieser Arbeit sein. Ich glaube nicht, dass eine solche überhaupt möglich ist. Wollte man den Hooliganismus vollständig erklären, müsste man eine Erklärung anbieten für das Ver- halten von Personen in Gruppen, die zum Teil aus völlig unterschiedlichen gesellschaftli- chen Schichten zusammengesetzt sind.5 Statt dessen wird sich in dieser Arbeit mit dem in- ternational bekanntesten und zugleich einem der umstrittensten Ansätze zur Erklärung der Hooligangewalt auseinander gesetzt. Mit Hilfe der Zivilisationstheorie versuchten Norbert Elias und sein Schüler Eric Dunning den Zivilisationsprozess auf das Fußballspiel und die Gewalt von Zuschauern beim Fußball anzuwenden.6 Infolge dieser Forschungstätigkeit beschäftigte sich Eric Dunning seit über 40 Jahren mit dem Themenkomplex Fußball und Gewalt und ist heute international wohl der bekannteste Hooliganforscher. Sein Ansatz zu- sammen entwickelt mit Patrick Murphy und John Williams begründete die „Leicester School“. Diese soziologische Schule begann mit allgemeinen Schriften zur soziologischen Theoriebildung und verlegte dann ihren Schwerpunkt auf die Analyse des Hooliganismus.7 Mit ihren Arbeiten war die Forschergruppe bestimmend im internationalen wissenschaftli- chen Diskurs über das Hooliganphänomen und fand auch in Deutschland große Beachtung.

Der Forschungsansatz von Eric Dunning basiert auf dem durch Norbert Elias beschriebe- nen Zivilisationsprozess. Die Zivilisationstheorie ist eine makrohistorisch argumentierende Theorie, welche die Entwicklung der Gesellschaft zu erklären versucht und ein umfassen- des Modell der Menschheitsentwicklung ausgehend vom Mittelalter in das 19. Jahrhundert und darüber hinaus konstruiert. In einem Wechselverhältnis veränderten sich nicht nur die Organisationsformen in der Gesellschaft sondern auch die Wahrnehmungen, Gefühle und Verhaltensmuster der am Prozess beteiligten Personen.8 Das Mehrebenenmodell integrierte ökonomische Prozesse, Veränderungen in der Gewaltenkontrolle, Entwicklungen im Wis- sensbereich und verband diese mit der Veränderung im menschlichen Verhalten.

Die Grundannahme in der Forschung von Dunning bestand darin, dass Zuschauergewalt kein neues Gewaltphänomen darstellte, sondern „dass das Spiel praktisch seit dem Über- gang in seine moderne Form im späten neunzehnten Jahrhundert von Fanausschreitungen begleitet wird, die häufig mit physischer Aggression und Gewalt einhergehen.“9 In der Ü- bertragung der Zivilisationstheorie und des figurationssoziologischen Ansatzes auf das Phänomen Hooliganismus wurden von Dunning und seinen Kollegen Strukturen und Pro- zesse untersucht, die einen Wandel in den Lebensverhältnissen und Einstellungen innerhalb der working-class beschrieben. Verbunden mit Erkenntnissen aus der Psychologie und So- ziologie sollten diese gemeinsam erklären, dass die Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse innerhalb dieser Bevölkerungsgruppe und das partielle Festhalten an traditio- nellen Verhaltensweisen eines Teils dieser Bevölkerungsgruppe einen Wandel der Gewalt beim Fußball bewirkten. In der Gewalt der Zuschauer beim Fußball vollzog sich nach Dunning eine Entwicklung, die er mit Prozessen und Begriffen aus der Zivilisationstheorie beschreibt. Auch wenn Dunning seine Absicht nie deutlich formuliert, kam diese Spiege- lung der Suche nach einer Bestätigung des Zivilisationsprozesses in der Gewalt beim Fuß- ball gleich.

Die Übertragung des Zivilisationsprozesses auf die Entwicklung der Gewalt beim Fußball hin zum Hooliganismus wird in dieser Arbeit hinterfragt. Neben einer intensiven Ausei- nandersetzung mit den Veröffentlichungen von Dunning zu diesem Thema wird anschlie- ßend mit Hilfe von aus der Mikrogeschichte entlehnten Methoden versucht die Validität der Anwendung der Zivilisationstheorie durch einen Vergleich mit historischen Beispielen zu überprüfen.

Obschon man heute beinah in jedem Lebensbereich mit Gewalt konfrontiert wird, ist man doch kaum in Lage zu klären, was genau Gewalt eigentlich ist und wie man Gewalt defi- nieren kann. Die problematische Verwendungsweise in der medialen Öffentlichkeit und Praxis, mit ihrem inflationären Gebrauch des Gewaltbegriffs zur Skandalisierung und Dramatisierung, führte zu einer Entgrenzung des Gewaltbegriffs.10 Diese Tendenz der Ü- berdehnung wurde auch in die Gewaltforschung übernommen und fand in dem Konzept der strukturellen Gewalt von Johan Galtung11 ihren Höhepunkt.

Durch eine definitorische Engführung des Gewaltbegriffs hat eine Forschergruppe um den Band Soziologie der Gewalt12 versucht den bis zur Unkenntlichkeit verwässerten Gewalt- begriff wieder für die Forschung operationalisierbar zu machen.13 Um dies zu erreichen wurden unter dem Begriff der Gewalt nur noch Handlungen zusammengefasst, die sich direkt gegen einen menschlichen Körper wendeten. Diese Bestimmung von Gewalt ging zurück auf Heinrich Popitz, der Gewalt als „eine Machtaktion, die zur absichtlichen kör- perlichen Verletzung anderer führt“14 beschrieben hatte. Besonders treffend wurde die pro- pagierte Beschränkung des Gewaltbegriffes von Thomas Lindenberger und Alf Lüdtke zu- sammengefasst: „Gewalt wird körperlich erfahren - Gewalt wird von Körpern an Körpern ausgeübt.“15 Dieses Gewaltverständnis ist grundlegend für meine Arbeit. Die von den For- scher vertretene Eingrenzung des Gewaltbegriffs auf die körperliche Verletzung ist an sich aber stark umstritten. Während bei Galtung der Gewaltbegriff stark gedehnt und gezerrt wurde, meinen Kritiker, dass die ‚Gewaltsoziologen‘ hätten der Gewaltbegriff gestaucht, zurechtgestutzt und übermäßig verkürzt.16 Zudem dürfte es durch die Bedeutungskräftig- keit des Gewaltbegriffes schwer sein ihn dauerhaft auf die „körperliche Wirkungsmacht“ zu beschränken.

Betrachtet man das Phänomen Hooliganismus in einem größeren Zusammenhang handelt es sich hierbei um Gewalt im Kontext von Fußballspielen. Gewalt bei Sport- und Massen- veranstaltungen war kein wirklich neues Phänomen. Schon aus der Antike gibt es Zeugnis- se über gewalttätige Konfrontationen zwischen den Besuchern von sportlichen Veranstaltungen.17 Aus der heutigen Perspektive wirkt es fast so, als sei die Gewalt bei Sportveranstaltungen ein fußballspezifisches Problem. Es gibt aber zahlreiche Beispiele von gewalttätigen Ausschreitungen von Zuschauern beim Rugby, Icehockey, Football, Baseball und Cricket.18 Im Vergleich mit diesen Sportarten kam es beim Fußball ungleich häufiger zu heftigen Kämpfen zwischen den Zuschauern, und dies sowohl in Industrienati- onen als auch in Entwicklungs- und Schwellenländern. Fußballgewalt ist demzufolge kein spezifisch europäisches Phänomen. Das Einzigartige beim Fußball in Europa war, dass sich nur hier ein Gewaltphänomen entwickeln konnte, dass heute allgemein als Hooliganismus bezeichnet wird.19

In Großbritannien tauchte der Begriff Hooligan bereits um die Wende des 19. Jahrhunderts auf. Die Herkunft des Wortes konnte nicht endgültig geklärt werden.20 Auf gewalttätige Fußballfans wurde der Begriff Hooligan in Großbritannien seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts bezogen. Die Verwendung des Begriffs Hooligan in Deutschland ging auf eine Selbstbezeichnung der gewaltbereiten Gruppen zurück, orientierte sich an britischen Vorbildern und hat schnell Eingang in den allgemeinen deutschen Sprachgebrauch gefun- den. In der öffentlichen Diskussion, in der Politik und den Medien, wurde der Begriff Hoo- liganismus als Label benutzt, um alle ‚negativen‘ Verhaltensweisen beim Sport zusammen- zufassen. Sowohl im englischen als auch im deutschen Sprachgebrauch wurde Hooliga- nismus verwendet, um zum Beispiel das laute Fluchen und Pöbeln, aber eben auch das Stürmen des Platzes sowie ausgedehnte gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen geg- nerischen Fans zu beschreiben.21 Spezifisch für den Fußball war dieses Verhalten aber kei- neswegs. In der Entstehung und im Gebrauch wurde deutlich, dass der Begriff „mehr eine Konstruktion von Politik und Medien und weniger ein wissenschaftlich analytischer Be- griff“ ist.22

Es gibt heute keine in der Wissenschaft allgemein anerkannte sinnvoll nutzbare und präzise Definition von Fußballhooliganismus. Mit der oben beschriebenen breiten Definition wür- den Fans oder andere Beteiligte, die grölen und ‚provozierend‘ feiern oder sich spontan aufgrund der Massensituation an Sachbeschädigungen beteiligen, ebenfalls bereits unter die Kategorie Hooligan fallen. Für diese Gruppe stand nicht die körperliche Gewalt im Vordergrund sondern das samstägliche Kleinabenteuer in Form von kleineren Verfolgungs- jagden und dem ‚ Katz und Maus ‘-Spiel mit der Polizei. Sie beteiligten sich nur an der körperlichen Gewalt, wenn keine Gefahr für sie selber bestand, z.B. mit Tritten gegen be- reits am Boden liegende Gegner. Um diesen Verwechslungen vorzubeugen muss für diese Arbeit ein wichtiger Schritt gemacht werden, um die allgemeine Fußballgewalt und den Hooliganismus eindeutig voneinander abzugrenzen. Martina Althoff und Jan Nijboer stimmten ebenfalls für eine Trennung der beiden lose miteinander verbundenen Phänome- ne, denn Fußballgewalt und Hooliganismus sind „nicht deckungsgleich, wenngleich sie häufig miteinander korrespondieren.“23 Es kann festgehalten werden, dass den unterschied- lichen Formen der Gewalt unterschiedliche Akteure zuzuordnen sind. Die Hooligans sind ein sehr spezifischer Teil der Gewalt beim Fußball ausübenden Gruppe.

In dieser Arbeit werden unter dem Begriff Hooligan nur Personen zusammengefasst, die sich mit eindeutigem Vorsatz in Gruppen mit gleich motivierten Gegnern schlagen. Diese Auseinandersetzungen finden mehr oder weniger im Kontext von Fußball statt.24 Für eben diesen harten Kern der Fußballgewalttäter ist gewalttätiges Verhalten wesentlicher Best- andteil eines Spielbesuches. Hooligans sind damit Träger und Kern der Gewalt beim Fuß- ball. Mit ihrem Auftreten und Verhalten konterkarieren die Hooligans die sozialen Normen der beschränkten Gewaltanwendung nur zur Verteidigung, indem sie Gewalt planen, initi- ieren und in der Öffentlichkeit ihre Kämpfe austragen, in einem Raum, in der Gewalt zur Schau stellen tabu ist.25

Die Forschung zu Hooligans wurde bisher vor allem in den Sozialwissenschaften betrieben. Im Vordergrund stand die Suche nach identifizierbaren Ursachen der Hooligangewalt. In der deutschen Forschung wird meiner Meinung nach mehr über Hooligans geschrieben und weniger geforscht. Letzter wirklich ernsthafter Versuch, mit beschränkter Aussagekraft war die Studie von Lösl und Bliesener. In ihr wurde versucht Daten und Aussagen von Hooligans direkt in die Forschung mit einzubeziehen. Wichtige Angaben zur Überprüfung der Forschungsergebnisse, nämlich zu den Auswahlkriterien der interviewten Hooligans wurden aber nicht gemacht und zusammen mit den durchgeführten Experteninterviews konnten keine neuen Erkenntnisse gewonnen werden.

Ein in Deutschland entwickelter und verbreiteter Ansatz stellte die Verbindung der Moder- nisierungstheorie mit dem Hooliganphänomen dar. Wilhelm Heitmeyer versuchte in seinen Arbeiten, die Gewalt der Fußballfans und deren national-autoritäre Einstellungen zu erklä- ren und griff dabei auf die Individualisierungstheorie von Ulrich Beck zurück.26 Bei Heit- meyer gilt es zu beachten, dass er sich nicht ausdrücklich mit Hooligans beschäftigt hat. Seine Arbeit wurde aber stets im Zusammenhang mit der Hooliganforschung rezipiert. Zu dem Aufbrechen der gewaltförmigen Auseinandersetzungen kam es nach Heitmeyer auf- grund der Entwertung der Fußballfans, verursacht durch die zugenommenen versteckten und offenen Disziplinierungsprozesse im sozialen Raum Stadion und der Durchkapitalisierung des Fußballs.27 Die sozialräumliche Bedrohung gefährdete das nicht austauschbare Präsentationsfeld Fußball und führte zu einer Identitätskrise der jugendlichen Fans. Diese Entwertungserfahrung nahmen die Jugendlichen als Frustrationserlebnis wahr, auf die Teile von ihnen im Sinne der Frustrations-Aggressions-Theorie28 mit Gewalt reagierten. Das entstandene Negativ-Image von gewalttätigen Fans nutzten verschiedene Fangruppen und wandeln es in eine neue Quelle für Selbstbewusstsein um und setzten damit eine Gewaltspirale in Gang, an deren Ende der Hooligan stand.29

Bei Heitmeyers Theorie muss beachtet werden, dass die Entwertungsthese Jugendliche in den Mittelpunkt der Gewalt-Analyse stellte, die sich in einer adoleszenten Identitätskrise befanden. Durch diese Betrachtungsweise wird es unmöglich zu erklären, wieso es 30 jäh- rige Hooligans gab, die fest im Berufsleben und in der Familie integriert waren. Ferner konnte der von ihm vertretene Zusammenhang von Deprivation und Anschluss an eine Hooligangruppe nicht überzeugend dargestellt werden. Vor allem Psychologen verwerfen die Vorstellung, dass gewalttätige Personen ein geringes Selbstwertgefühl und Identitäts- krisen hätten. Im Gegenteil haben zur Gewalt neigende Personen ein eher positives Bild ihrer selbst.30 Ein grundsätzliches Problem der sozialisationstheoretischen Erklärung war der Umstand, dass mit dem Ansatz „Schattenseiten der Individualisierung“ nicht nur Ge- walt, sondern jedes abweichendes Verhalten vom Drogenkonsum bis zum Rechtsradika- lismus erklärt und damit ein modernisierungskritischer Grundgedanke zum Ausdruck ge- bracht wurde.31 Doch bedeutete Individualisierung nicht zwangsläufig die Auflösung von familiären Bindungen und soziale Desintegration. Vielmehr wurde mit dieser Theorie auch eine Idealisierung der integrierten Familie als einfache Rückprojektion in die Vergangenheit betrieben.32

Ein Erklärungsmuster mit einem geringeren Bekanntheitsgrad ist die Arbeit von Ingo-Felix Meier. In seiner Erklärung, aufbauend auf der Gruppendynamik-Theorie von Mark Granovetter33, zeichnete er eine geradlinige Entwicklung nach, wie sich in einem weitgehend eindimensionalen historischen Prozess aus der Subkultur der Fußballfans die Subkultur der Hooligans entwickelt hat.34

Der Ansatz von Andreas Kirsch setzte dagegen auf eine Art „Jekyll und Hide“-These. Dieser eher populärwissenschaftliche Erklärungsversuch ohne theoretischen Tiefgang verstand Hooliganismus als „Extremsport“ und Suche nach dem samstäglichen Kleinabenteuer, von überwiegend im Alltagsleben ohne sichtbare Probleme sozialisierten und eingebundenen Männern in einer zur Sicherheitsgemeinschaft entwickelten Gesellschaft.35 Darüber hinaus gab es in Deutschland den Versuch von biographisch orientierter Kleingruppenforschung.36 Diese täterorientierte Forschungsrichtung wollte die sozialpsychologischen Ursachen für die Gewalt durch Gruppen Jugendlicher untersuchen. Die gewonnenen Ergebnisse waren nur bedingt verallgemeinerbar und die Methode konnte nicht auf Gruppen von Erwachsenen Hooligans übertragen werden.

Der wohl bekannteste deutsche Forscher ist Gunter Pilz, der maßgeblich zum ersten staat- lichen Forschungsprojekt beitrug und fortwährend in diversen Expertenkommissionen mitwirkte.37 In seiner Forschungstätigkeit versuchte er eine Verbindung aller bekannten Theorien als Multikausaltheorie zu etablieren. So stehen beispielsweise die Kommerziali- sierung des Fußballs, neben Männlichkeitsidealen, Gruppenprozessen, sozialen Problemen und dem gestiegenem Einfluss der Medien.38 Dabei stellen seine Arbeiten keinen interdis- ziplinären Ansatz oder eine Plattform mit einem theoretischem Grundkonzept dar, sondern sie sind einfache Aneinanderreihungen von Forschungsergebnissen, ohne eine Gewichtung untereinander. Seit den späten achtziger Jahren hat sein Konzept keine Erweiterungen mehr erfahren. Stattdessen fließen mittlerweile populistische Töne in seine Arbeit mit ein, wie das Beispiel seiner Wortschöpfung "Hooltra" zeigt.39

Ebenso wie für die englische Forschung wurde in der deutschen Forschungslandschaft von Rolf Lindner die Meinung vertreten, dass sehr viel geschrieben wurde über das Hooliganphänomen und damit der Untersuchungsgegenstand überforscht sei.40 Neue Erkenntnisse sind nicht hervorgebracht worden und der Forschung am konkreten Gegenstand, den Hooligans, wurde nicht mit der notwendigen Intensität nachgegangen.

In der bisher vorliegenden Hooliganforschung hat man erkannt, dass monokausale Erklä- rungsmuster grundsätzlich unzureichend und unbefriedigend sind. Trotzdem greifen sogar die bisherigen interdisziplinären Ansätze noch zu kurz für die Erklärung eines so komple- xen Ablaufes wie der Gewalt von Hooligans. Bei der Vielzahl von bereits integrierten The- oriekonzepten ist der Bezug zum eigentlichem Phänomen verloren gegangen. So hat keines der Erklärungsmodelle bisher versucht, den Gewaltablauf eines Hooligankampfes näher zu untersuchen und damit das von der neueren Gewaltforschung (wieder)entdeckte Untersu- chungsfeld der konkreten Gewalthandlung mit einzubeziehen bzw. das Gewalthandeln zu dessen Ausgangspunkt zu machen.41 Aufgrund des fehlenden Bezuges zur Gewalt in den verschiedenen Hooliganstudien und angestossen durch diesen Forschungsansatz verstärkte sich mein Interesse an der konkreten Gewalthandlung als Forschungsgegenstand. Die ei- gentliche Gewalt hatte bei der bisherigen Forschung einen sehr untergeordneten Stellen- wert. Für mich stellte sich die Frage, ob die direkte Gewalthandlung und deren Ablauf nicht notwendiger Weise in die Analyse des Gewaltphänomens mit einbezogen werden müsste. Auch in der allgemeinen Gewaltforschung scheint sich die Ansicht durchzusetzen, der Gewaltaktion größere Beachtung zu schenken. So hat zum Beispiel Wilhelm Heitmey- er eine Matrix für die Gewalt(ursachen)forschung entworfen, in der die innere Ebene, d.h. die Gewalttat und die beteiligten Personen, mit in das Untersuchungsfeld möglicher Ursa- chen von Gewalt integriert werden.42

Als schwierig für ein solches Vorhaben im Bezug auf den Hooliganismus gestaltet sich die Quellenlage. Denn die verfügbaren Biografien von Hooligans waren, was ihren Inhalt auf Beschreibungen der Gewaltform an betrifft, sehr dürftig. Vielfach ergingen sich die englischen Autoren in Anekdoten und ihre Bücher waren für eine wissenschaftliche Analyse nicht brauchbar.43 In Deutschland gab es unter den Althooligans noch keine derartige publizistische Aktivität wie in Großbritannien.

Nicht in Frage als Quelle kommen auch die zahlreichen Fanzines aus den 90er Jahren, in denen sich Hooligans stark zu Wort meldeten und diese als Plattform nutzten. Das bekannteste Heft war der Fantreff. Nach der Sichtung der zahlreichen Jahrgänge aus dem guten Bestand des Zentrums für Jugendkulturen in Berlin, fielen diese aus meinen Überlegungen raus. Denn bei den Berichten handelte es sich lediglich um Erlebnisaufsätze auf Grundschulniveau, die sich nicht für eine weitergehende Bearbeitung lohnten.

Meine Arbeit wird deshalb auf einen Sekundärtext der besonderen Art zurückgreifen, näm- lich auf einen Text von Jochen Schramm. Er war selber Hooligan und hat verschiedene kurze Episoden von erlebten Hooligankämpfen niedergeschrieben, die er später in Buch- form veröffentlichen wollte. Durch seinen frühen Tod kam es nicht mehr dazu, aber einzel- ne aussagekräftige Textfragmente sind in einem kleinen Heft posthum publiziert worden.44 Aufgrund seiner ausdrucksstarken und klaren Sprache, seines selbstständigen Arbeitens und durch seine Stellung als langjähriges anerkanntes Mitglied seiner Hooligangruppe hal- te ich seine Schilderungen für überzeugend und zuverlässig. Deswegen stehen seine Aus- sagen meines Erachtens auch nicht im Verdacht, nachträglich ideologisiert worden zu sein. Seine Darstellungen sind von einer dichten Atmosphäre geprägt und beziehen sich auch direkt auf die von Schramm ausgeübte und erlebte Gewalt. Darüber hinaus macht er ver- einzelte Angaben über die Zusammensetzung der Gruppe und die Motivation von Beteilig- ten.

Mit Hilfe dieser Quelle ist es Ziel meiner Arbeit zu untersuchen, ob der Zivilisationspro- zess eine geeignete Schablone für die Abbildung der Entwicklung der Zuschauergewalt hin zum Hooliganismus darstellt. Besonderes Augenmerk und den Schwerpunkt bilden hier die Erklärungen und Beschreibungen für die eigentlichen Hooligans nach der zuvor gegebenen Definition. Mit dem Text von Schramm wird versucht eine Dichte Beschreibung des Ab- laufes der Gewalt vorzunehmen, ohne selbst an den Kämpfen teilgenommen zu haben. Da- ran schließt sich an zu überprüfen, wie nah Eric Duning bei seinen Analysen dem Phäno- men Hooliganismus verglichen mit den Ausführungen von Schramm kam. Und weiter noch, welche Schlüsse man aus dieser einzigartigen Quelle über die Gewaltform Hooliga- nismus ziehen kann. Ziel dieses Vorgehens ist die Prüfung, ob aufgrund der ungewöhnlich guten Beschreibung der Kämpfe und Handlungen sich Strukturen erkennen lassen, die un- sere Kenntnis über den Hooliganismus voranbringen.

Mit Hilfe der Perspektive einer verdichteten Beschreibung wird anschließend der Versuch unternommen, die beschriebene Gewaltform in der Geschichte zu verorten und mit ähnli- chen gewaltsamen Verhaltensweise von Gruppen zu vergleichen. Denn Auseinanderset- zungen unter Hooligans und Fußballfans verlaufen auf verschiedenen Kontinenten sehr ähnlich ab, obwohl sich die sozialen, gesellschaftlichen und historischen Konstellationen stark voneinander unterscheiden. Die hier zu überprüfende These lautet, dass die gewalttä- tigen Auseinandersetzungen der Hooligans einer Dramaturgie des Kampfes folgen, die sich in der Geschichte der Gewalt als eine Konstante herausgestellt hat. Demzufolge hätte sich der Charakter eines “waffenlosen” Kampfes, ohne das Ziel sich gegenseitig zu töten, zwi- schen zwei Gruppen nicht wesentlich verändert und deswegen verliefen Auseinanderset- zungen zwischen rivalisierenden Dörfern, Stadtteilen und Berufsrichtungen in der Vergan- genheit nach einem ähnlichen Schema wie Auseinandersetzungen zwischen Hooligans ab.

Die Arbeit von Eric Dunning

Bei der Forschung nach Ursachen von Hooligangewalt haben englische Wissenschaftler die längste Forschungstradition aufgrund der Tatsache, dass Großbritannien die längste Geschichte des Fußballhooliganismus hat. Den international bekanntesten und wohl zu- gleich einen der umstrittensten Ansätze verfolgt Eric Dunning. Die gesamte Arbeit Dun- nings hat einen großen theoretischen Überbau. Seine Analysen über den Hooliganismus sind in die Gesellschaftstheorie von Norbert Elias eingebaut. Dunning war Student und an- schließend Mitarbeiter von Norbert Elias sowie Mitherausgeber seiner späteren Schriften. In der‚Leicester School‘ wurden unterschiedliche Methoden angewandt um das Phänomen Hooliganismus erklären zu können. Neben direkten und teilnehmenden Beobachtungen standen historische Studien. In der historischen Arbeit stützten sie sich auf die Auswertun- gen von Inhalten aus Zeitungsartikeln und offiziellen Aufzeichnungen der Football Associ- ation von 1880 bis 1980.45

Die Analysen von Dunning und der Leicester School über den Hooliganismus waren fest in das Theoriekostrukt von Elias´ seiner Zivilisationstheorie eingeordnet. In seiner For- schungstätigkeit versuchte er die Gewalt der Hooligans mit Hilfe des Zivilisationsprozes- ses zu erklären. Deswegen ist es notwendig sich ausführlicher mit dem von Elias beschrie- benen Zivilisationsprozess auseinanderzusetzen. In seinem Hauptwerk „Über den Prozess der Zivilisation“46 vernetzte er die „Zivilisierung der Sitten“ mit dem „Prozess der Staatenbildung“. Hierfür untersuchte Elias einen Zeitraum ausgehend vom 9. bis in das 19. Jahrhundert. Elias entdeckte miteinander verbundene Veränderungen sowohl in der Persönlichkeitsstruktur als auch in der Gesellschaft selbst, die diese formte.47 Das heißt, die langfristigen Transformationen der gesellschaftlichen Strukturen bedingten auch Veränderungen in den Persönlichkeitsstrukturen der Menschen.

Ein zentraler Begriff in der Zivilisationstheorie war die Figuration. Damit fasste Elias die sich ständig verändernden Netzwerke und Interdependenzen zwischen den Menschen zu- sammen. Diese Figurationen bedingten wiederum den von Elias untersuchten Wandel der sozialen Standards, die ihrerseits Vorraussetzung für die Gewaltbeschränkung waren.48 Denn die Abnahme der Gewalt in den Beziehungen der Menschen untereinander, kurzum das geringere Gewaltausmaß in den modernen europäischen Gesellschaften, wurde von Elias als der zentrale Fortschritt im Prozess der Zivilisation gesehen. Die Abnahme der Gewalt in der Gesellschaft wurde dabei nicht als geradlinig und stetig beschrieben, sondern Zivilisierungsschübe gehen einher mit Entzivilisierungsschüben.49 Ziel der Beschäftigung mit den Figurationen war der von Elias unternommene Versuch die Trennung von Indivi- duum und Gesellschaft für die Beschreibung des Zivilisationsprozesses aufzuheben.50 Da- für teilte Elias die formale Untersuchung in zwei Teile. Zum einen untersuchte er in der Psychogenese Persönlichkeitsstrukturen und zum anderen verfolgte er die wandelbaren gesellschaftlichen Strukturen, die er mit dem Begriff der Soziogenese beschreibt. Diese Unterteilung finden wir, wenn auch weniger systematisch, in den Arbeiten von Dunning über den Hooliganismus wieder.

In der Soziogenese analysierte Elias ausführlich die zunehmende Verkettung der Menschen in der Gesellschaft und die Monopolisierung von Machtmitteln, wie Steuern und Gewalt. Die Herrscher der entstehenden Zentralstaaten konnten nur durch die Entwicklung dieser neuen Kontrollinstrumente regieren. Dadurch wurden die Menschen fester aufeinander be- zogen und tiefer in Figurationen51 miteinander vernetzt. Nicht die Ausbildung von Macht- monopolen und deren Vergesellschaftung sondern dieses Zusammenrücken der Gesell- schaft war für Elias eine der wichtigsten Veränderungen und entscheidender Bestandteil des Gesamtprozesses der Zivilisation. Das Ausmass der gegenseitigen Abhängigkeiten durch die zunehmende Arbeitsteilung, Spezialisierung und Integration in größere gesell- schaftliche Zusammenhänge führte zu einer Verlängerung und Differenzierung der ‚Inter- dependenzketten‘. Diese sind ein Grad zur Bestimmung des Entwicklungsstandes einer Gesellschaft.52

In der Psychogenese beschäftigte sich Elias mit dem direkten Verhalten der Menschen und der zunehmenden Kontrolle der Affekte und der Zivilisierung der Sitten, denn die Verände- rungen im Individualverhalten der Menschen standen in seinem zentralen Interesse. Für den Zeitraum von 1000 Jahren untersuchte er das sich verändernde Verhalten anhand von Benimm- und Verhaltensbüchern aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit. Eine Konsequenz aus dem Zivilisationsprozess war der Umstand, dass die Konflikte und Aggressionen zwischen Gruppen von Menschen im Prozess der Zivilisation eher anstiegen, weil die Menschen näher zusammen rückten. Durch die wachsende Integration und Inter- aktion wurden keine Spannungen zwischen den Menschen abgebaut sondern weitere er- zeugt. Auf die wachsenden Konflikte reagierte die zivilisiertere Gesellschaft mit weniger Gewalt durch eine Verstärkung der Selbstzwänge. Diese beinhalteten die Internalisierung von Schuldgefühlen und eines strengeren Gewalttabus.53

Wie erklärt sich nun das besondere Interesse von Elias und Dunning am Fußball? Zwar war Elias Dauerkartenbesitzer in seiner Zeit als Professor in Leicester, aber sowohl in ‚Der höfischen Gesellschaft‘ als auch im ‚Prozess der Zivilisation‘ ist von Fußball nichts zu lesen.54 Sein besonderes Interesse an der Entwicklung von Freizeitaktivitäten und Sport erklärt sich aus dem Umstand, dass Elias die Entstehung des Sports in Bezug zum Zivilisa- tionsprozess stellte. Deshalb beschäftigte er sich als einer der wenigen Soziologen ausführ- lich mit Sport und Freizeit in der Gesellschaft. Beide Bereiche sind damit wichtige Unter- suchungsgegenstände um den Zivilisationsprozess näher zu untersuchen und zu bestätigen. Durch seinen konkurrenzbetonenden Wettbewerbscharakter waren Aggression und Gewalt im Sport als Teil des sozialen Lebens verbreitet. Die Überprüfung der Ergebnisse über die Entwicklung der Angriffslust und der internalisierten Selbstzwänge bot sich für Dunning und Elias an. Der Band „Sport und Spannung im Prozess der Zivilisation“55 ist Ergebnis dieser ausführlichen Beschäftigung. Dort legten Elias und Dunning ihre Ansichten dar, dass der moderne Sport durch eine weitgehende Kontrolle der Gewalt gekennzeichnet ist und es im Prozess der Zivilisation „zu einer immer umfassenderen Bändigung der An- griffslust im Sport“ kommt.56 Der Sport war für Dunning und Elias demnach eine spezifi- sche Stufe im Prozess der Zivilisation und seine Entwicklung konnte mit den Begriffen des Zivilisationsprozesses beschrieben werden.57

Dies galt ganz selbstverständlich den beiden Autoren zufolge auch für den Fußball. Die Geschichte des Fußballs in England ging bis ins Mittelalter zurück. Bereits im 14. Jahr- hundert lässt sich Fußball anhand von Verboten in verlässlichen Quellen belegen.58 In die- ser Zeit war das Fussballspiel keineswegs vergleichbar mit dem heutigen Spiel. In einer genaueren Betrachtung der mittelalterlichen Vorläufer des Fussballs, die an dieser Stelle nicht von großem Interesse ist, kam Dunning bereits zu folgendem Schluss: „Die Ge- schichte des Fußballs, dies ist nur den wenigsten bewusst, ist bei genauerer Betrachtung eine Geschichte des Aufruhrs, der Ausschreitungen, der ‚Unordnung‘, kurz des ‚abwei- chenden Verhaltens‘.“59 Mit der Gründung des englischen Fussballverbandes FA 1863 und der Festlegung von Regeln vollzog der Fussball seinen Sprung in die Neuzeit. Damit war das moderne Fußballspiel für Elias Symptom einer relativ hohen Zivilisationsstufe.60

Im Zuge der Beschäftigung mit Fußball hat Elias auch einige Bemerkungen zu meinem eigentlichen Untersuchungsgegenstand gemacht. Ausführlich und systematisch beschäftig- te sich Elias nicht mit dem Gewaltphänomen Hooliganismus. Die mir bekannten Aussagen von Elias über die Zuschauergewalt beim Fußball habe ich in einem Zeitungsinterview entdeckt. Dort bezeichnet er die Gewalt beim Fußball in den 80er Jahren als Rückschritte im Zivilisationsprozess.61 Für ihn spielte dieses Verhalten eine untergeordnete Rolle. Denn die Gewalt von Teilen der Zuschauern ist für Elias eher eine Ausnahme im Vergleich mit der großen Masse.62

Die Soziogenese des Hooliganismus

In dem folgenden ersten Abschnitt arbeite ich Dunnings Vorstellung über die Geschichte des Hooliganismus in der Gesellschaft heraus. Der figurationstheoretische Ansatz nimmt die Kontinuität von Randale und Gewalt im Fußball an und suchte nach Erklärungen für den sich bildenden Hooliganismus in den besonderen gesellschaftlichen Bedingungen. In diesem Vorgehen kann man ein Pendant zur Soziogenese in Elias´ seiner Zivilisationstheo- rie sehen. Die Grundannahme der Forschung Dunnings besteht darin, dass Zuschauerge- walt kein neues Gewaltphänomen darstellte, sondern „dass das Spiel praktisch seit dem Übergang in seine moderne Form im späten neunzehnten Jahrhundert von Fanausschreitungen begleitet wird, die häufig mit physischer Aggression und Gewalt einhergehen.“63 So gehörten Vandalismus und Angriffe auf Fußballoffizielle (Schiedsrich- ter, Linienrichter, Trainer), Spieler sowie das Werfen von Gegenständen auf das Spielfeld nach 1870 zu einem festen Bestandteil des Zuschauerverhaltens bei Fußballspielen. Darü- ber hinaus gab es schon Auseinandersetzungen zwischen Fangruppen, obwohl nur selten gegnerische Fans in dieser Zeit im Stadion waren. Einen deutlichen Unterschied machten hier Derbys zwischen benachbarten Vereinen aus. Dunning geht aufgrund seiner Studien zur Gewalt bei Fußballspielen vor dem Ersten Weltkrieg mit seiner Behauptung so weit, daß schon am Anfang des vorigen Jahrhunderts Ausschreitungen beim Fussball zum Fuß- ballalltag gehört haben.64 Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass diese Gewalt in der Öf- fentlichkeit wenig wahrgenommen wurde und man auch ordnungspolitisch keinen Hand- lungsbedarf sah. Vom späten 19. Jahrhundert bis in die frühen 20er Jahre des vergangenen Jahrtausends wurden keine Maßnahmen verfolgt um die Ausschreitungen der Zuschauer einzudämmen oder Versuche unternommen diese zu verhindern.65 Man hielt keine für nö- tig, weil die Gewalt im kleineren Rahmen blieb und als normal angesehen wurde.

Mit seinen Untersuchungen konnte Dunning feststellen, dass es durchgehend seit der Ein- führung des Liga-Fussballs vor über 100 Jahren in England zu Ausschreitungen durch Zu- schauer gekommen ist.66 Nach einem möglichen Ursprung des Hooliganismus in England musste demnach nicht in den 60er und 70er Jahren gesucht werden, weil die Gewalt durch Teile der Zuschauer keine neues Phänomen darstellte. Dies ist ein deutlicher Unterschied zu den meisten Arbeiten in Deutschland. Bis auf Gunther Pilz, der hierfür den Ansatz von Dunning übernahm, sieht niemand die Geschichte der Gewalt beim Fußball. In die öffent- liche Wahrnehmung kommt Fußballgewalt und Hooliganismus in Deutschland in den spä- ten 70er und 80er Jahren. Demnach musste für den Großteil der deutschen Forscher hier nach Problemen und Strukturen gesucht werden, die zur Herausbildung des Hooliganismus in Deutschland geführt haben. Dabei war es in Deutschland ebenfalls schon vorher zu Ge- walt bei Fußballspielen gekommen.67 Zu meinem großen Bedauern sind die mir bekannten wenigen Einzelnachweise noch nicht in eine wissenschaftlich verwertbare Gesamtge- schichte des Fußballs in Deutschland, in der sich auch ausführlich mit den Zuschauern be- schäftigt wurde, eingebunden worden.

Für England beobachtete Dunning durch die 50er Jahre bis in die 60er hinein einen lang- samen aber steten Anstieg von aggressiven und gewalttätigem Verhalten bei Teilen der Zuschauer.68 Dies war keineswegs ein isolierter Prozess der sich nur auf Großbritannien bezog. Auch in Deutschland entstanden durch den Wandel des Fußballs zum Unterhal- tungsmedium und durch die Massendynamik neue Probleme für die öffentliche Ordnung. In den 60er Jahren bildete sich in Deutschland erstmals eine eigenständige, von den Er- wachsenen getrennte jugendliche Zuschauerschaft mit eigenen Aggressionsritualen in den Stadien heraus.69

Für einen Aufschwung bzw. eine differenzierte Wahrnehmung der Gewalt sorgten die Me- dien. Durch ihre Berichterstattung kam es nach Dunning zu verschiedenen Rückkopp- lungseffekten. In der Zwischenkriegszeit und kurz nach dem Krieg berichteten die Zeitun- gen vom guten Benehmen der Fans beim Fußball. Dadurch gingen mehr ‚angesehene‘ Leu- te zum Fußball.70 Die gleichen Effekte wirkten später in die entgegengesetzte Richtung. Die Medien, insbesondere die Regenbogenpresse, generierte eine Panik, indem sie im Stil der Sensationsberichterstattung von gelegentlichen Ausschreitungen beim Fußball berichteten.71 Der Ausbau der Medienlandschaft nach dem zweiten Weltkrieg ist die erste wichtige Strukturveränderung in der Gesellschaft im Bezug auf den Hooliganismus. Diese wurde von Dunning als einer der Faktoren identifiziert, welche die Ausbildung des Hooli- ganismus ermöglichten. Denn die Berichterstattung der Printmedien bildete einen wichti- gen Katalysator für die Verbreitung von gewalttätigem Verhalten in beinahe allen großen Stadien Englands. Ein erster Höhepunkt wurde vor den Weltmeisterschaften 1966 in Eng- land erreicht und die hohe Dichte von Berichten über Gewalt im Stadion lies auch nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft im landesweiten Fernsehen und in den Printmedien nicht nach.72

Allein das Berichten bewirkte noch keine Ausweitung der Gewalt in den Stadien, es muss- ten auch die richtigen Personen damit angesprochen werden. Bereits in den 50er Jahren hatten sich verschiedene männlichkeitsorientierte Jugendkulturen, die ‚Mods‘, die ‚Ro- cker‘ und die ‚Teddy-Boys‘ in England herausgebildet. Nach Titus Simon war gerade das örtliche Fußballgeschehen „für die Herausbildung lokaler Identitäten von Gruppen der Ju- gendsubkultur in Großbritannien immer von herausragender Bedeutung gewesen“.73 Durch die regelmäßigen Beiträge über Gewalt und Ausschreitungen in den Stadien, wurden diese immer wieder als Orte angepriesen, in denen es oft zu Kämpfen zwischen den Anhängern und zu allgemeinen Randalen kam. Dies blieb nicht ohne Wirkung auf die Jugendbanden der lower-working-class, sie wurden von der Berichterstattung und der Aufregung stärker als je zuvor vom Stadion angezogen.74 Das Eintreten dieser Jugendgangs war für Dunning der Zeitpunkt an dem das eigentliche Hooliganphänomen hervortritt, weil diese Jugenban- den zum eigentlichen Träger der Gewalt beim Fußball wurden.

Darüber hinaus trug die Presse nicht zur Ausbreitung sondern auch zur Verfestigung von Verhaltensmustern bei. Unter der Mithilfe der Massenmedien kam zur der Ausbildung von ersten einheitlichen Jugendkulturen aufgrund der sich verbessernden ökonomischen Situation.75

[...]


1 Beide Studien wurden vom Innenministerium in Auftrag gegeben. Pilz Gunter 1982: Sport und Gewalt (Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft; Band 42) o.O.; Lösl, Friedrich; Bliesener, Thomas; Fischer, Thomas; Pabst, Markus 2001: Hooliganismus. in: Bundesministerium des Innern (Hrsg.): Deutschland: Ursachen, Entwicklung, Prävention und Intervention. Berlin.

2 Frosdick, Steve; Newton Robert 2006: The Nature and Extent of Football Hooliganism in England and Wales, in: Soccer and Society, Vol.7, No.4, December, S. 403

3 Löffelholz, Michael; Homann, Bernd; Schwart, Rainer 1993: Gewalt als Hobby: Fans und Hooli- gans. Jugendlicher Krawall am Rande von Fußballspielen, in: Wissenschaftsberichte Hamburg,

(28), S.34

4 Dunning, Eric; Murphy, Patrick; Waddington, Ivan 2002: Fighting fans. Football hooliganism as a World phenomenon. Dublin, S.221f.

5 Dunning, Eric 2002: Gewalt und Sport. in: Heitmeyer, Wilhelm; Hagan, John (Hrsg.) Internationales Handbuch der Gewaltforschung. Wiesbaden, S.1146.

6 Dunning, Eric; Elias, Norbert 2003: Sport und Spannung im Prozess der Zivilisation. Übersetzt von Detlef Bremecke, Wilhelm Hopf und Reinhardt Nippert (Norbert Elias, Gesammelte Schriften, Band 7). Baden-Baden.

7 Dunning, Eric; Murphy, Patrick; Williams, John 1984: Hooligans abroad. The behaviour and con- trol of English fans in Continental Europe. London; Dunning, Eric; Murphy, Patrick; Williams, John 1990: Football on trial. Spectator violence and development in the football world. London; Dunning, Eric; Murphy, Patrick; Williams, John 1988: The roots of football hooliganism : an historical and so- ciological study. London; Die drei Bücher überschneiden sich teilweise deutlich und zusammen vereinen sie die Stärken und Schwächen. eine Tendenz zum Jargon und Cliche; vgl. Walker, John 1993: Book Review: Dunning, Murphy, Williams 1990, in: International Review of the Sociology of Sport,Vol. 28, S.92.

8 Mikl-Horke, Getraude 2001: Soziologie. Historischer Kontext und soziologische Theorie-Entwürfe (5., volständig überarbeitete und erweiterte Auflage) München, S.166.

9 Dunning, Norbert 2003: 460.

10 Imbrusch, Peter 2002: Der Gewaltbegriff, in: Internationales Handbuch der Gewaltforschung, hrsg. von Heitmeyer, Wilhelm Hagan, John Wiesbaden, S.52.

11 Galtung, Johan 1975: Strukturelle Gewalt. Beiträge zur Friedens- und Konfliktforschung. Ham- burg.

12 von Trotha, Trutz (Hrsg.) 1997: Soziologie der Gewalt (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Psychologie, Sonderhefte, Band 37). Opladen.

13 Hüttermann, Jörg 2004: ‚Dichte Beschreibung‘ oder Ursachenforschung der Gewalt? Anmerkungen zu einer falschen Alternative im Lichte der Problematik funktionaler Erklärungen. in: Heitmeyer, Wilhelm; Soeffner, Hans-Georg (Hrsg.) Gewalt. Entwicklungen, Strukturen, Analyseprobleme (Kultur und Konflikt). Frankfurt a.M., S.109.

14 Popitz, Heinrich 1992: Phänomene der Macht. 2. stark erw. Auflage, Tübingen, S.48; Popitz will Gewalt als eine Jedermannressource verstanden wissen. Für eine geschlechtliche Konnotation der Jeder-Mann-Ressource tritt Michael Meuser ein. Meuser, Michael 2003: Gewalt, Körperlichkeit, Geschlechtlichkeit. Überlegungen zur gewaltförmigen Konstruktion von Männlichkeit, in: Kriminologisches Journal, 35. Jg., S.176

15 Lindenberger, Thomas; Lüdtke, Alf 1995: Einleitung. Physische Gewalt - eine Kontinuität der

Moderne, in: Lindenberger, Thomas; Lüdtke, Alf (Hrsg.) Physische Gewalt. Studien zur Geschichte der Neuzeit. Frankfurt a.M., S.7.

16 Schroer, Markus 2004: Gewalt ohne Gesicht. Zur Notwendigkeit einer umfassenden Gewaltanalyse. in: Heitmeyer, Wilhelm; Soeffner, Hans-Georg (Hrsg.) Gewalt. Entwicklungen, Strukturen, A- nalyseprobleme (Kultur und Konflikt). Frankfurt a.M., S.165.

17 Guttman, Allen 1986: Sport Spectators, New York.

18 Young, Kevin 2000: Sport and violence. in: Dunning, Eric; Coakley, Jay (Hrsg.) Handbook sports studies. London, S.384

19 In Südamerika und in Afrika spielen kriminelle Banden und organisierte Kriminalität bei gewalttätigen Auseinandersetzungen eine bedeutende Rolle. Darüber hinaus gibt es zum Beispiel in Südkorea oder Japan, Ländern in denen Fußball einen hohen Verbreitungs- und Beliebtheitsgrad erreicht hat, keine gewalttätigen Auseinandersetzungen oder Ausschreitungen durch Fußballfans. Für Afrika: Krämer, Mario 2006: Fußball und Gewalt in Südafrika, in: Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 89, S.218-228; Für Japan: Takahashi, Yoshio 2002: Soccer spectators and fans in Japan, in: Dunning, Murphy, Waddington:190-200.

20 Die bekannteste Geschichte über eine deklassierte irische Familie namens Houlighan, welche in das Oxford English Dictionary aufgenommen wurde und weitere mögliche Ursprünge werden bei Pearson besprochen. Pearson, Geoffrey 1983: Hooligan. A history of respectable fears, New York, S.74-76, 255f; Es setzte eine schnelle Verbreitung des Begriffes ein, so dass schon an der Wende zum 19. Jahrhundert in St. Petersburg ebenfalls von ‚Hooliganstwo‘ geschrieben wurde. vgl. Neu- berger, Joan 1993: Hooliganism. Crime, Culture and Power in St. Petersburg 1900-1914.

21 Dunning, Eric, Murphy, Patrick, Williams, John 2003: Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen - Versuch einer soziologischen Erklärung, in: Elias, Dunning: 434; Dunning, Eric 2000: Towards a sociological undestanding of Football Hooliganism as a World Phenomeneon, in: European Journal on Criminal Policy and Research, Vol.8, S.142.

22 Althoff, Martina; Nijboer, Jan 2006: Fußballgewalt in den Niederlanden, in: Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 89, S. 257.

23 Althoff, Nijboer 2006:246.

24 Lösl, Bliesener, Fischer, Papst 2001:160.

25 Dunning, Eric 1999: Sport matters. Sociological Studies of Sport, Violence and Civilization, London, S.148; Dunning, Murphy, Williams 2003:434.

26 Heitmeyer, Wilhelm; Peters, Jörg-Ingo 1988: Jugendliche Fußballfans. Soziale und politische Orientierungen, Gesellungsformen, Gewalt. Weinheim; Beck, Ulrich 1986: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt a.M.

27 Heitmeyer, Peters 1988:51.

28 Dollard, John; Doob, Leonhard; Miller, Neal; Sears, Robert 1970: Frustration und Aggression.

Deutsche Bearbeitung von Wolfgang Dammschneider und Erhard Mader (Pädagogisches Zentrum, Reihe C, Band 18). Berlin.

29 Heitmeyer, Wilhelm 1988: Jugendliche Fußballfans. Zwischen sozialer Entwertung und autoritärnationalistischer Substituierung. in: Horak, Roman; Reiter, Wolfgang; Stocker, Kurt (Hrsg.) Ein Spiel dauert länger als 90 Minuten. Fußball und Gewalt in Europa. Hamburg, S.168.

30 Baumeister, Roy; Brad Bushman 2002: Emotionen und Aggressivität, in: Heitmeyer, Hagan:605.

31 Hüttermann 2004:111; König, Thomas 2002: Fankultur. Eine soziologische Studie am Beispiel des Fußballfans (Studien zur Sportsoziologie, Band 11). Münster, S.109.

32 „Zu beobachten sei nämlich statt eines Werteverfalls die Steigerung der Ansprüche an Bezie-

hungen und Bindungen schon im pädagogischen Bereich (Beziehung statt Erziehung), d.h. die

Entstehung neuer Werte, die sich nur nicht verwirklichen ließen.“ Wimmer, Michael; Wulf, Christoh; Dieckmann, Bernhard 1996: Das `zivilisierteTier`. Zur historischen Anthropologie der Gewalt. Frankfurt a.M., S.47.

33 Granovetter, Mark 1978: Threshold models of collective behavior. in: American Journal of Sociology, Vol. 83(6), S. 1420-1443.

34 Meier, Ingo-Felix 2001: Hooliganismus in Deutschland. Analyse und Genese des Hooliganismus in Deutschland (Akademische Abhandlungen zur Soziologie) Berlin.

35 Kirsch, Andreas 1996: Gewalt bei sportlichen Großveranstaltungen. Parallelitäten und Divergenzen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den USA (Europäische Hochschulschriften, Reihe II Rechtswissenschaft, Band 2843). Berlin.

36 Bodo Wild, Kollektivität und Konflikterfahrung. Modi der Sozialität in Gruppen jugendlicher Fußballfans und Hooligans. Eine rekonstruktiv-empirische Vergleichsstudie, Berlin 1996; Bohnensack, Ralf 1995: Die Suche nach Gemeinsamkeiten und die Gewalt der Gruppe. Hooligans, Musikgruppen und andere Jugendcliquen, Opladen.

37 Pilz, Gunther 2006: „Tatort Stadion“ - Wandlungen der Zuschauergewalt, in: Der Bürger im Staat, 56, Heft 1, S.49.

38 Pilz, Gunther 1995: Gewalt im, durch und um den Sport. in: Hundsalz, Andreas; Klug; Hans-Pe- ter; Schilling, Herbert (Hrsg.) Beratung für Jugendliche, Lebenswelten, Problemfelder, Beratungskonzepte. Weinheim, S. 179-199;Pilz, Gunther A. 1996: Social factors influencing sport and violence. in: International Review for the Soziology of Sport, Vol.31, S.49-65.

39 Schild, Tobias: Neue Gefahr aus den Fan-Blocks. in: Sport Bild 15(2005), S.32.

40 Lindner, Rolf 2000: Die Stunde der cultural studies. Wien, S. 102

41 Als Prämisse dieses Forschungsansatzes gilt, dass eine Untersuchung über ein Gewaltphänomen mit dem gewalttätigem Handeln, der Gewaltpraxis, beginnt. Für diese Herangehensweise fasst von Trotha zusammen “Der Schlüssel zur Gewalt ist in den Formen der Gewalt selbst zu finden.” in: von Trotha, Trutz 1997: Zur Soziologie der Gewalt. in: Trotha: 28.

42 Die weiteren mit einzubeziehenden Ebenen sind: Gesellschaftliche Strukturentwicklungen (Sozialstrukturelle Elemente); Räume und Gelegenheitsstrukturen (Territoriale Kategorie); Gewaltdiskurse und Legitimationen (Ideologie und politische Kultur); Institutionen und Staat (Machtbezogene Elemente). in: Heitmeyer, Wilhelm; Hagan, John 2002: Gewalt. Zu den Schwierigkeiten einer systematischen internationalen Bestandsaufnahme. in: Heitmeyer, Hagan: 22.

43 Als Beispiele aus der großen Auswahl werden diese beiden Bücher genannt. Brimson, Dougie; Brimson Eddy 2006: Everywhere We Go: The Changing Face of Football Violence, London; Pennant, Cass 2006: Congratulations. You Have Just Met The ICF. Die Geschichte der West Ham InterCity Firm. Hamburg.

44 Schramm, Jochen: Riot Boys. o.J. und o.A. (ISBN-13: 978-3930559220).

45 Dunning 1999: 142.

46 Grundsätzlicher Widerspruch zur Zivilisationstheorie wird von Hans Peter Duerr formuliert. Duerr, Hans Peter 1993: Der Mythos vom Zivilisationsprozeß. Obszönität und Gewalt. Frankfurt a.M. Aber auch Schwächen in der Methodik und in der Auswahl der Quellen von Elias werden geäußert. Wenzel, Horst 1996: Zur Deutung des höfischen Minnesangs. Anregungen und Grenzen der Zivili- sationstheorie von Norbert Elias. in: Rehberg, Karl-Siegbert (Hrsg.): Norbert Elias und die Men- schenwissenschaften. Studien zur Entstehung und Wirkungsgeschichte seines Werkes. Frankfurt

a. M., S.213-239; Dinges, Martin 1998: Formenwandel der Gewalt in der Neuzeit. Zur Kritik der

Zivilisationstheorie von Norbert Elias, in: Sieferle, Rolf; Breuninger, Helga (Hrsg.): Kulturen der

Gewalt. Ritualisierung und Symbolisierung von Gewalt in der Geschichte, Frankfurt 1998, 171-194.

47 Dunning, Eric; Rojek, Chris 1992: Introduction: Sociological Approaches to the Study of Sport and Leisure, in: Dunning, Eric; Rojek, Chris (Hrsg.): Sport and Leisure in the Civilizing Process. Critique and Counter-Critique, Toronto, S.XI.

48 Dunning, Eric 1981: Sport und Gewalt in sozialhistorischer Perspektive, in: Kutsch, Thomas;

Wiswede, Günther (Hrsg.): Sport und Gesellschaft. Die Kehrseite der Medaille (Soziale Probleme der Gegenwart, Band 4). Königstein, S.137.

49 Elias, Norbert 1988: Wir sind die späten Barbaren, in: DER SPIEGEL, 21, S.183.

50 Kritik an dieser Vorgehensweise äußerte Wilfried Breyvogel „Es ist davon auszugehen, dass Kategorien des Gesellschaftlichen und des Psychischen nicht ineinander geschoben werden können. Denn die Logik psychischer Prozesse ist nicht identisch mit der Logik gesellschaftlicher Veränderungen.“ Breyvogel, Wilfried 1993: Jugendliche Gewaltbereitschaft: subjektive Fragmentierung, Gewalt-Lust und die Gesellschaft als städtisch-medialer Erfahrungsraum, in: Breyvogel, Wilfried (Hrsg.): Lust auf Randale: jugendliche Gewalt gegen Fremde, Bonn, S.30.

51 Elias und Dunning bevorzugten die Vokabel Figuration, wenn sie Interaktion oder Struktur beschreiben wollen.

52 Elias, Norbert 2003: Einführung, in: Elias, Dunning: 54.

53 Dunning, Eric 2003: Soziale Bindung und Gewalt im Sport, in: Elias, Dunning: 405.

54 Krüger, Michael 2000: Fußball im Zivilisationsprozess. in: Schlicht, Wolfgang; Lang, Werner (Hrsg.): Über Fußball. Ein Lesebuch zur wichtigsten Nebensache der Welt. Schorndorf, S.85f.

55 Elias, Dunning, 2003.

56 Elias, Norbert; Dunning Eric 1982: Sport im Zivilisationsprozess. Studien zur Figurationssoziolo- gie. Hopf, Wilhelm (Hrsg.) Münster, S.7; Die starke und einseitige Konzentration auf die Rolle der Gewalt bei der Untersuchung des Sports hat deutliche Kritik hervorgerufen. Die meisten Freizeit- beschäftigungen die sich in moderne Sportarten verwandelten, hatten nie eine gewalttätige Seite. Beispiele dafür sind alle Rennsportarten, Cricket, Golf, Bowling, Tennis usw. Vgl. Stokvis, Ruud 1992: Sports and Civilization: Is Violence the Central Problem, in: Dunning, Rojek: 127.

57 Krüger 2000: 89.

58 Elias, Norbert; Dunning, Eric 1982: Volkstümliche Fußballspiele im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen England, in: Elias, Dunning: 85.

59 Dunning, Eric 1982: Soziologische Notizen zu einem scheinbar neuen Problem, in: Elias, Dun- ning: 124.

60 So beschrieb Elias den Fußball als eine zivilisierte Form einen ritualisierten Kampf zwischen zwei Mannschaften zu genießen. Elias 1988: 184.

61 Elias 1988: 184.

62 Elias, Norbert 1983:Der Fußballsport im Prozeß der Zivilisation, in: Modellversuch Journalistenweiterbildung an der FU Berlin (Hrsg.): Der Satz 'Der Ball ist rund' hat eine gewisse philosophische Tiefe. Sport, Kultur, Zivilisation, S. 12.

63 Dunning, Murphy, Williams 2003: 460.

64 Dunning, Eric; Murphy, Patrick; Williams, John, Maguire, Joseph 1984: Football Hooliganism in Britain before teh First World War, in: International Review for the Sociology of Sport, Vol.19, S.235.

65 Dunning 1982: 125.

66 Dunning 1999: 144.

67 Pilz 2006:44; Teichler, Hans-Joachim 2006: Fußball in der DDR, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 19, S.28.

68 Dunning, Murphy, Williams 1990: 77.

69 Löffelholz, Homann, Schwart 1993: 31.

70 Dunning, Murphy, Williams 2003: 467.

71 Dunning, Murphy, Williams 2003: 467; Dunning 1999: 144.

72 Dunning 1982: 126.

73 Simon, Titus 1995: Raufhändel und Randale: eine Sozialgeschichte aggressiver Jugendkulturen und pädagogischer Bemühungen von 1880 bis 1995, Wiesbaden, S.95.

74 Dunning, Murphy, Williams 1990: 77.

75 Dunning, Murphy, Williams 1990: 160.

Ende der Leseprobe aus 93 Seiten

Details

Titel
Hooliganismus und der Prozess der Zivilisation
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Philosophische Fakultät)
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
93
Katalognummer
V86756
ISBN (eBook)
9783638003940
ISBN (Buch)
9783638911689
Dateigröße
1022 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hooliganismus, Prozess, Zivilisation
Arbeit zitieren
David Holzheimer (Autor:in), 2007, Hooliganismus und der Prozess der Zivilisation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86756

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