In wie weit ist der Islam, die Religion des Propheten, dafür verantwortlich, daß sich bis heute kein stabiler demokratischer Staat in der islamischen Welt etabliert hat? Ist das Demokratiedefizit letztlich vielleicht wirklich eine religiös-kulturelle Problematik? Sind Demokratie und Islam überhaupt miteinander vereinbar? Oder gibt es religionsbedingte Vorbehalte gegenüber einer Volksherrschaft in der muslimischen Welt? Meine These geht davon aus, daß es zumindest drei wissenschaftliche Perspektiven gibt, welche die aktuelle Lage, das Demokratiedefizit und damit verbunden das Verhältnis von Demokratie und Islam, unterschiedlich beschreiben. Die erste Erzählung beschreibt die Demokratie als ein universalistisches Erfolgsmodell, das auch islamische Staaten erfassen wird. Die zweite Erzählung begreift Demokratie als ein spezifisch westliches Phänomen. Islam und Demokratie schließen sich demnach gegenseitig aus. Die dritte Erzählung sieht die Möglichkeit einer islamischen Variante von Demokratie. Ich möchte mich der Frage nach dem Verhältnis von Islam und Demokratie in der folgenden Untersuchung mit Hilfe einer kurzen Darstellung dieser drei Methaerzählungen nähern. Um die Erzählungen zu vergleichen, werde ich an alle Erzählungen die gleichen Fragen stellen:
1. Welche Vorstellung hat die Erzählung von Modernisierung.
2. Wie wird Demokratie definiert und welche Voraussetzungen müssen für eine funktionierende Demokratie vorhanden sein?
3. Welche Rolle wird der Religion innerhalb des Modernisierungs- bzw. Demokratisierungsvorgangs eingeräumt?
4. Wie verhalten sich die Konzepte von Islam und Demokratie zueinander?
5. Wie wird die aktuelle Lage der Demokratie in der islamischen Welt eingeschätzt?
6. Wie wird die aktuelle Lage begründet, bzw. beurteilt?
7. Welche Aussichten und Lösungsvorschläge für das Demokratiedefizit werden angeboten?
Nach der Darstellung der einzelnen Erzählungen, gegliedert nach den oben geschilderten Leitfragen, werde ich mit einem kurzem Resümee die wesentliche Erkenntnisse der untersuchenden Darstellung zusammenfassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Demokratie als universalistisches Erfolgsmodell
- 1.1 Moderne
- 1.2 Demokratie
- 1.3 Religion
- 1.4 Islam und Demokratie
- 1.5 Darstellung der aktuellen Lage der Demokratie in der islamischen Welt
- 1.5.1 Problembewußtsein
- 1.5.2 Fortschrittsbeobachtung
- 1.6 Beurteilung
- 1.7 Aussichten und Lösungsvorschläge
- 2. Clash of Cultures
- 2.1 Moderne
- 2.2 Demokratie
- 2.3 Religion
- 2.4 Islam und Demokratie
- 2.5 Darstellung der aktuellen Lage der Demokratie in der islamischen Welt
- 2.6 Beurteilung
- 2.7 Aussichten und Lösungsvorschläge
- 3. Islamische Moderne
- 3.1 Moderne
- 3.2 Demokratie
- 3.3 Religion
- 3.4 Islam und Demokratie
- 3.5. Darstellung der aktuellen Lage der Demokratie in der islamischen Welt
- 3.6 Beurteilung
- 3.7 Aussichten und Lösungsvorschläge
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Demokratiedefizit in den Staaten der islamischen Welt und analysiert das Verhältnis von Islam und Demokratie aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven. Ziel ist es, die Debatte um Islam und Demokratie zu beleuchten und verschiedene Interpretationsansätze zu diskutieren.
- Die Rolle der Moderne und des Modernisierungsprozesses im Kontext von Islam und Demokratie
- Die unterschiedlichen Perspektiven auf Demokratie und ihre Voraussetzungen in der islamischen Welt
- Die Rolle der Religion und des Islams in der Debatte um Demokratie und ihre Auswirkungen auf die politische und gesellschaftliche Entwicklung
- Die Analyse der aktuellen Lage der Demokratie in der islamischen Welt und die Identifizierung von Herausforderungen und Problemen
- Die Erörterung von Aussichten und Lösungsvorschlägen für die Förderung von Demokratie in der islamischen Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und führt in die Thematik von Islam und Demokratie ein. Sie präsentiert die drei wissenschaftlichen Perspektiven, die als "Methaerzählungen" bezeichnet werden, und erläutert, wie diese die aktuelle Lage des Demokratiedefizits in der islamischen Welt interpretieren.
Das erste Kapitel analysiert die Methaerzählung der "Demokratie als universalistisches Erfolgsmodell". Es untersucht die Vorstellung von Modernisierung, die Definition von Demokratie, die Rolle der Religion und die Beziehung zwischen Islam und Demokratie aus der Sicht dieser Perspektive. Außerdem werden die aktuelle Lage der Demokratie in der islamischen Welt sowie die Beurteilung und Lösungsvorschläge aus dieser Perspektive betrachtet.
Kapitel zwei widmet sich der Methaerzählung "Clash of Cultures". Es betrachtet die Vorstellung von Modernisierung, die Definition von Demokratie und die Rolle der Religion in dieser Perspektive. Außerdem werden die Beziehung zwischen Islam und Demokratie, die aktuelle Lage der Demokratie in der islamischen Welt, die Beurteilung und die Aussichten sowie Lösungsvorschläge aus der Sicht des "Clash of Cultures" analysiert.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Methaerzählung "Islamische Moderne". Es analysiert die Vorstellung von Modernisierung, die Definition von Demokratie und die Rolle der Religion in dieser Perspektive. Außerdem werden die Beziehung zwischen Islam und Demokratie, die aktuelle Lage der Demokratie in der islamischen Welt, die Beurteilung und die Aussichten sowie Lösungsvorschläge aus der Sicht der "Islamischen Moderne" betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Demokratie, Islam, Demokratiedefizit, Islamische Welt, Methaerzählungen, Moderne, Kultur, Religion, Politik, Modernisierung, "Clash of Cultures", Islamische Moderne, und verschiedene Perspektiven auf die Beziehung zwischen Islam und Demokratie.
- Arbeit zitieren
- Götz Kolle (Autor:in), 2002, Islam und Demokratie - Eine Untersuchung des Demokratiedefizits der Staaten der islamischen Welt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8683