„Es war eben ein ungewöhnlicher Mann und ein ungewöhnliches Amt.“
Dies sagte Levin Freiherr von Gumppenberg am 1. Februar 1952 vor dem Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags über Philipp Auerbach und sein Amt als Staatskommissar für die Betreuung der Opfer des Faschismus. Er deutete damit an, das Auerbach in der schwierigen Frage der Entschädigungsleistungen an die Verfolgten zu ungewöhnlichen Mitteln griff um mit der Situation im Landesentschädigungsamt fertig zu werden. Eine Andeutung, die im Vergleich zu anderen Aussagen beteiligter Personen positiv zu bewerten ist und Auerbachs Leistung nicht in Frage stellt. Denn Auerbach habe, so Gumppenberg weiter, gearbeitet wie ein Wilder und sei wohl als einziger mit den Leuten fertig geworden. Doch wie schon erwähnt, gab es auch andere Meinungen über Auerbachs Arbeit. Kritik und Unverständnis für seinen Einsatz waren häufig die Reaktionen der anderen Seite.
Die Frage ist: War diese Kritik und die Vorwürfe, die gegen Auerbach erhoben wurden, berechtigt? Oder gab es andere Gründe für die Vorwürfe?
Und: War es womöglich völlig unerheblich, ob sich Auerbach nun tatsächlich falsch verhalten hatte? Wurde er nur deshalb zum Verfolgten weil er seine Aufgaben der Ansicht bestimmter Personengruppen nach zu engagiert erfüllte? Diese Vermutung liegt nahe, wenn man den Verlauf des Falls Auerbach betrachtet.
In folgender Arbeit werde ich die unterschiedlichen Seiten dieses Falls aufzeigen, beginnend bei den ersten Vorwürfen, die gegen Auerbach erhoben wurden, bis hin zum Urteil in seinem Prozess. Entscheidend wird hierbei die Berichterstattung der jüdischen Presse sein. Anhand der „Münchener Jüdischen Nachrichten“ und der „Allgemeinen Wochenzeitung der Juden in Deutschland“ werde ich den Verlauf diese Falls darstellen und die zuvor gestellte Frage über Auerbachs Schuld aus dieser Sicht beantworten.
Die erste Ausgabe der „Münchener Jüdischen Nachrichten“ erschien am 19. November 1951. Für den Zeitraum vor diesem Datum steht daher nur die „Allgemeine Wochenzeitung der Juden in Deutschland“ zur Verfügung, die schon 1950 im fünften Jahr erschien.
Als Sekundärliteratur werde ich Texte von Werner Bergmann, Constantin Goschler, Wolfgang Kraushaar und Hannes Ludyga verwenden. Besonders Goschlers Ausführungen zum Auerbachprozess in „Wiedergutmachung. Westdeutschland und die Verfolgten des Nationalsozialismus (1945-1954)“ werde ich zur Klärung der Zusammenhänge heranziehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Der Weg zum Prozess
- Erste Kritik an Auerbach
- Die Besetzung des LEA
- Die Verhaftung Auerbachs
- Der Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags
- Der Prozess gegen Auerbach
- Der Verhandlungsbeginn
- Die Zeugenaussagen
- Das Urteil
- Folgen und Reaktionen
- Der Weg zum Prozess
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Fall Philipp Auerbach, der als Staatskommissar für die Betreuung der Opfer des Faschismus in Bayern tätig war und aufgrund von Vorwürfen und einem Prozess schließlich zu Fall kam. Die Analyse der verschiedenen Perspektiven auf Auerbachs Rolle und die Ereignisse, die zu seiner Verfolgung führten, stehen im Vordergrund.
- Die Kritik und Vorwürfe gegen Auerbach
- Die Rolle der jüdischen Presse in der Berichterstattung über den Fall
- Der Einfluss politischer Strömungen auf die Vorwürfe und den Prozess
- Die Frage nach der Schuld und der möglichen Motive hinter der Verfolgung Auerbachs
- Die Darstellung des Falls anhand der Quellen der jüdischen Presse und sekundärer Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in den Fall Philipp Auerbach und seine Tätigkeit als Staatskommissar ein. Sie stellt die zentralen Fragestellungen der Arbeit vor und skizziert den Fokus auf die Berichterstattung der jüdischen Presse.
Der erste Teil des Hauptteils befasst sich mit dem Weg zum Prozess gegen Auerbach. Er beleuchtet die ersten Kritikpunkte an seiner Arbeit, die Besetzung des Landesentschädigungsamtes (LEA) und die daran beteiligten Akteure sowie die Verhaftung Auerbachs.
Der zweite Teil des Hauptteils widmet sich dem Prozess gegen Auerbach. Er analysiert den Verhandlungsbeginn, die Aussagen der Zeugen und das letztendliche Urteil.
Der dritte Teil des Hauptteils behandelt die Folgen und Reaktionen auf den Prozess und Auerbachs Verfolgung. Er beleuchtet die Auswirkungen auf die jüdische Gemeinschaft und die politische Landschaft.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen: Philipp Auerbach, Staatskommissar, Opfer des Faschismus, Wiedergutmachung, Landesentschädigungsamt (LEA), jüdische Presse, „Münchener Jüdische Nachrichten“, „Allgemeine Wochenzeitung der Juden in Deutschland“, Antisemitismus, politische Verfolgung, juristische Prozesse, Bayerische Landespolitik.
- Arbeit zitieren
- Eva Buchegger (Autor:in), 2006, Philipp Auerbach, Staatskommissar für die Betreuung der Opfer des Faschismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86833