Friedrich II. von Preußen, im Volksmund der „Alte Fritz“ genannt, erhielt den Beinamen „der Große“ nach seiner Rückkehr aus dem ersten Schlesischen Krieg. Am Ende seines Lebens war dieser Namenszusatz bereits fast allgemein üblich , doch seitdem ist sein öffentliches Bild wie das von nur wenigen historischen Figuren im Laufe der Jahrhunderte starken Wandlungen unterworfen gewesen.
Schon zu seinen Lebzeiten war Friedrich II. der Gegenstand zahlreicher Erzählungen und Anekdoten des Volkmundes, die ihn mehrheitlich glorifizierten. Nach seinem Ableben im Jahre 1786 jedoch scheint das Bild dieser historischen Gestalt bei der Nachwelt einem steten Wandel zu unterliegen. Die Darstellung seiner Person reicht vom „Mehrer des Reiches“, „Zerstörer des Reiches“ bis zum scheinbar diametral entgegen gesetzten „Gründer des Reiches“. Je nachdem wie die zeitgenössische politische Ausrichtung aussah, passte sich die Sicht auf den Preußenkönig entsprechend an, so dass er in den vergangenen zwei Jahrhunderten nicht nur eine historische Gestalt, sondern auch zu einem Politikum wurde. Der Historiker Walter Bußmann bemerkte diesbezüglich treffend: „Wer es unternimmt, eine Geschichte des Friedrich-Bildes zu schreiben, leistet einen Beitrag zur Geschichte des politischen Bewusstseins.“ Es scheint, als könnte der aufmerksame Beobachter aus der Friedrich-Rezeption Rückschlüsse auf Ideologien, Ideale, politische Ausrichtungen der konkreten Rezeptionszeit ziehen - oder mit den Begriffen der Geschichtsdidaktik: auf Standorte bzw. Perspektiven. Es soll das Ziel dieser Arbeit sein, zu zeigen, wie sehr Bilder von Friedrich II. zu unterschiedlichen Zeiten differieren und welche Schlussfolgerungen sich aus diesen Deutungen für das jeweils zeitgenössische Politikverständnis ergeben. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die Standortverhaftetheit historischer Ereignisse
- 2. Multiperspektivität – Kontroversität - Pluralität
- 3. Das historische Bild Friedrichs II. von Preußen aus unterschiedlichen Perspektiven
- 3.1 Friedrich der Große im Urteil seiner unmittelbaren Nachwelt
- 3.1.1 Die absolutistische Herrschaft
- 3.1.2 Der „Reichsverderber“
- 3.2 Friedrich der Große in der NS-Zeit
- 3.2.1 Der Wandel der Ansichten und Ideologien
- 3.2.2 Instrumentalisierung des „Alten Fritz“ im nationalsozialistischen Deutschland
- 3.3 Friedrich der Große nach 1945
- 3.3.1 In der DDR
- 3.3.2 In der BRD
- 3.1 Friedrich der Große im Urteil seiner unmittelbaren Nachwelt
- 4. Ein Fazit: Multiperspektivität im Geschichtsunterricht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, die unterschiedlichen Interpretationen des Bildes Friedrichs II. von Preußen in verschiedenen Epochen aufzuzeigen. Sie untersucht, wie sich die Sichtweise auf den „Alten Fritz“ im Laufe der Zeit gewandelt hat und welche Rückschlüsse sich aus diesen Deutungen auf das jeweilige politische Verständnis ziehen lassen.
- Die Standortverhaftetheit historischer Ereignisse und die Bedeutung der Perspektiven
- Der Einfluss von Ideologien und politischem Kontext auf die Rezeption historischer Persönlichkeiten
- Die multiperspektivische Betrachtung von Friedrich II. von Preußen in der Nachwelt
- Die Bedeutung des multiperspektivischen Geschichtsunterrichts
- Die Entwicklung von sozialer Kompetenz durch den Umgang mit multiperspektivischen Quellen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik der unterschiedlichen Rezeption Friedrichs II. von Preußen in den Fokus und leitet die Forschungsfrage ein.
- 1. Die Standortverhaftetheit historischer Ereignisse: Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, wie die Interpretation historischer Ereignisse durch den jeweiligen Standpunkt des Historikers beeinflusst wird und stellt den Unterschied zwischen dem „res gestae“ und der „historia rerum“ dar.
- 2. Multiperspektivität – Kontroversität - Pluralität: In diesem Kapitel wird die Bedeutung der Multiperspektivität im Geschichtsunterricht hervorgehoben.
- 3. Das historische Bild Friedrichs II. von Preußen aus unterschiedlichen Perspektiven: Dieses Kapitel befasst sich mit der Rezeption Friedrichs II. in verschiedenen Epochen, beginnend mit seiner unmittelbaren Nachwelt, der Zeit des Nationalsozialismus und der Zeit nach 1945.
Schlüsselwörter
Friedrich II. von Preußen, Friedrich der Große, Multiperspektivität, Geschichtsunterricht, Standortverhaftetheit, Ideologien, politische Rezeption, historische Deutung, Zeitgenössische Politik, Sozialkompetenz, multiperspektivische Quellen.
- Arbeit zitieren
- Andy Schalm (Autor:in), 2007, Friedrich II. von Preußen – Ein König, verschiedene Sichtweisen. Von der Notwendigkeit des multiperspektivischen Geschichtsunterrichtes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86847