1. Einleitung
Durch die Forschung ist unlängst bekannt, dass bei Heinrich von Kleist Gewalt und Sprache eine Einheit bilden. In dieser Arbeit soll jedoch gezeigt werden, wie Kleist ein Gewaltmotiv – die Zerreißung, bzw. die Zerstückelung, die beide einen Prozess darstellen – zweifach benutzt und es dabei nicht nur jeweils an die Sprache koppelt, sondern auch an Diskurse. Untersucht und verglichen werden soll die Zerreißung Achills durch Penthesilea („Penthesilea“) mit der Zerstückelung Hallys durch Herrmann und Teuthold („Die Herrmannsschlacht“).
Das erste Kapitel wird sich mit der Sprache in beiden Dramen befassen. Dabei werden zuerst die Differenzen und dann die Gemeinsamkeiten untersucht werden. Festzustellen wird sein, dass die Sprache und der Einsatz von Sprache verständlicher Weise nie vom Inhalt und der angestrebten Darstellung des Inhalts, bzw. Positionierung zum Inhalt abgetrennt werden kann. Interessant wird weiterhin die Erkenntnis sein, dass Gewalt und Sprache auch hier wieder eine Einheit bilden, sowohl semantisch, als auch inhaltlich, doch dass die Sprache zwar grundlegende Differenzen aufweist, dennoch aber interessante Parallelen beinhaltet, die die Frage aufkommen lässt, ob Kleist vielleicht wirklich über seine einzelnen Werke hinaus mit bestimmten Wörtern, oder Metaphern arbeitet. Dieser Frage wird jedoch im Detail nicht nachgegangen werden können, da der Umfang dieser Arbeit dazu nicht den Platz bietet.
Im zweiten Kapitel wird herauszufinden sein, dass mit diesem Gewaltmotiv, jeweils ein Diskurs aufgenommen wird, diese Diskurse sich jedoch grundlegend unterscheiden. In „Die Herrmannsschlacht“ wird, obwohl die Episode der Hally relativ kurz ist, ein Diskurs über Vergewaltigungserzählungen aufgenommen. Aus Platzgründen soll sich hier besonders auf den Diskurs über die Verweigerung der körperlichen Darstellung von Vergewaltigungen konzentriert werden. In der „Penthesilea“ nimmt Kleist durch die Zerreißung und den Kannibalismus den Kantschen Diskurs des Geschmacks auf. Natürlich kann in beiden Texten auch ein Diskurs über Inskription in einen Körper durch Gewalt aufgezeigt werden. Wegen der sprachlichen Komponente dieses Diskurses, soll er jedoch bereits im ersten Kapitel angesprochen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sprache
- Differenzen in der Darstellung des Opfers
- Gemeinsamkeiten in der sprachlichen Darstellung.
- Verarbeitung von Diskursen
- Verweigerung der körperlichen Darstellung von Vergewaltigungen_
- Kants Diskurs von Geschmack
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Verwendung des Gewaltmotivs der Zerreißung/Zerstückelung in Heinrich von Kleists Dramen „Penthesilea“ und „Die Herrmannsschlacht“. Der Fokus liegt auf der Analyse der sprachlichen Darstellung dieses Motivs und der Verbindung zu verschiedenen Diskursen. Die Arbeit soll beleuchten, wie Kleist dieses Gewaltmotiv mit Sprache verbindet und welche Bedeutung die sprachlichen Unterschiede und Gemeinsamkeiten für die Darstellung und Interpretation der Dramen haben.
- Sprache und Gewalt in Kleists Dramen
- Differenzierte Darstellung von Opferfiguren
- Verarbeitung von Diskursen in den Dramen
- Die Bedeutung der körperlichen Darstellung von Gewalt
- Der Einfluss von Kants Diskurs des Geschmacks auf Kleists Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel analysiert die sprachliche Darstellung der Zerreißungsszenen in „Penthesilea“ und „Die Herrmannsschlacht“. Es werden sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten in der Sprache und im Einsatz von Sprache in beiden Dramen beleuchtet. Besonderes Augenmerk wird auf die Darstellung des Opfers und den Einfluss des Geschlechts der Opferfiguren gelegt.
Das zweite Kapitel untersucht die Verbindung des Gewaltmotivs mit bestimmten Diskursen in den beiden Dramen. In „Die Herrmannsschlacht“ wird der Diskurs über Vergewaltigungserzählungen und die Verweigerung der körperlichen Darstellung von Vergewaltigungen analysiert. In „Penthesilea“ wird die Aufnahme des Kantschen Diskurses des Geschmacks durch die Zerreißungsszene und den Kannibalismus untersucht.
Schlüsselwörter
Heinrich von Kleist, Gewalt, Sprache, Zerreißung, Zerstückelung, Opfer, Geschlecht, Diskurs, Vergewaltigung, Verweigerung, Darstellung, Kant, Geschmack, „Penthesilea“, „Die Herrmannsschlacht“
- Quote paper
- Anonym (Author), 2006, Vergleich der Zerreißungsszenen in "Die Herrmannsschlacht" (1821) und in "Penthesilea" (1808) von Heinrich von Kleist, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86868