„Im Lagebericht wird jetzt mehr nach vorne geschaut“ lautete ein Titel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 7. März 2005. Diese Aussage steht stellvertretend für die größte Reform der deutschen Lageberichterstattung in den vergangenen 20 Jahren. Der Hauptbestandteil dieser Reform ist das auf Basis europäischer Harmonisierungsbestrebungen am 5. November 2004 beschlossene Bilanzrechtsreformgesetz (BilReG). Dieses Gesetz beinhaltet neben der Internationalisierung des deutschen Bilanzrechts insbesondere umfassendere Anforderungen für die Aufstellung des Lageberichts und des Konzernlageberichts. Für Geschäftsjahre, die nach dem 31. Dezember 2004 beginnen, müssen (Konzern-)Lageberichte nunmehr sowohl zukunfts- als auch wertorientierte Informationen enthalten. Die Berichterstattungspflicht über diese Inhalte impliziert da-mit eine gesetzlich normierte Aufnahme einzelner Elemente des Value Reporting und verdeutlicht damit die Transformation einer investor- und kapitalmarktorientierten Sichtweise in die externe Unternehmensberichterstattung, die einen Paradigmenwechsel in der bis zu dem Zeitpunkt vom Gläubigerschutz geprägten Rechnungslegung in Deutschland bewirkt hat.
Ergänzend konkretisiert wird die Aufstellung und der Inhalt des (Konzern-)Lageberichts durch den am 26. Februar 2005 bekannt gemachten Deutschen Rechnungslegungsstandard Nr. 15 (DRS 15) „Lageberichterstattung“, der in Bezug auf die Risikoberichterstattung explizit auf den Deutschen Rechnungslegungsstandard Nr. 5 (DRS 5) „Risikoberichterstattung“ verweist. Zusätzlich erweitert wurden die Anforderungen an die Lageberichterstattung durch das Vorstandsvergütungs-Offenlegungsgesetz (VorstOG) vom 3. August 2005, das Übernahmerichtlinie-Umsetzungsgesetz (ÜR-UG) vom 8. Juli 2006 sowie das erst kürzlich verabschiedete Transparenzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (TUG) vom 5. Januar 2007. Mit diesen Reformbestandteilen wird bezweckt, einen erweiterten Informationsgehalts und eine erhöhte Transparenz in der deutschen Rechnungslegung zu normieren, die das Vertrauen in die Kapitalmärkte stärken sollen und mit entscheidungsrelevanten Informationen für Investoren einen Beitrag zur Möglichkeit eines Soll-Ist-Vergleichs leistet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Gang der Untersuchung
- Lageberichterstattung im Kontext investororientierter Unternehmensanalyse
- Der Lagebericht als Instrument der externen Rechnungslegung
- Der handelsrechtliche Lagebericht
- Der Lagebericht nach internationalen Vorschriften
- Entwicklung des Lageberichts zum Value Reporting-Instrument
- Investoren: Adressaten der externen Rechnungslegung
- Investororientierte Unternehmensanalyse
- Begriff und Ziel der investororientierten Unternehmensanalyse
- Methoden der investororientierten Unternehmensanalyse
- Informationsbedürfnisse der Investoren
- Informationsquellen
- Principal-Agent-Theorie und Probleme der Unternehmensanalyse
- Zielsystem und Zielkonflikte aus Unternehmenssicht
- Die Reform der Lageberichterstattung
- Historische Entwicklung der Lageberichterstattung
- Bilanzrechtsreformgesetz (BilReG)
- EU-Richtlinien als Basis des BilReG
- Entwicklung, Anwendungsbereich und Zielsetzung des BilReG
- Gegenstand des BilReG
- DRS 15 „Lageberichterstattung“
- Entwicklung, Anwendungsbereich und Zielsetzung des DRS 15
- Gegenstand des DRS 15
- Grundsätze der Lageberichterstattung nach DRS 15
- Gliederung und Berichtsteile des Lageberichts nach DRS 15
- DRS 5 „Risikoberichterstattung“: Ergänzung des DRS 15
- Vorstandsvergütungs-Offenlegungsgesetz (VorstOG)
- Entwicklung, Anwendungsbereich und Zielsetzung des VorstOG
- Gegenstand des VorstOG
- Übernahmerichtlinie-Umsetzungsgesetz (ÜR-UG)
- Entwicklung, Anwendungsbereich und Zielsetzung des ÜR-UG
- Gegenstand des Übernahmerichtlinie-Umsetzungsgesetzes
- Gesetz zur Umsetzung der EU-Transparenzrichtlinie (TUG)
- Entwicklung, Anwendungsbereich und Zielsetzung des TUG
- Gegenstand des TUG
- Europäische und Internationale Entwicklungen
- Änderungen der 4. und 7. EG-Richtlinie
- IASB-Diskussionspapier „Management Commentary“
- Zwischenfazit zur Reform
- Analyse und Beurteilung der Weiterentwicklung der investororientierten Unternehmensanalyse durch die Reform der Lageberichterstattung
- Einsatz der Nutzwertanalyse als Bewertungsinstrument
- Grundlagen zur Nutzwertanalyse
- Festlegung des Zielsystems
- Ermittlung geeigneter Bewertungskriterien
- Gewichtung der Bewertungskriterien
- Bestimmung der Ausprägungsmerkmale
- Bestimmung der Teilnutzenwerte
- Aggregation der Teilnutzenwerte zum Gesamtnutzen
- Übertragung der Nutzwertanalyse auf die Beurteilung der Reform
- Vorgehensweise und Annahmen
- Bildung der Teilnutzenwerte
- Teilnutzenwert des Reinvermögenszeitwerts
- Materielle und finanzielle Vermögenswerte
- Immaterielle Vermögenswerte
- Ergebnis für den Teilnutzenwert
- Berichterstattung in der Praxis
- Teilnutzenwert des Zukunftserfolgswerts
- Nachhaltiges Periodenergebnis
- Künftiges Periodenergebnis
- Prognosequalität
- Kapitalkosten und Kapitalstruktur
- Ergebnis für den Teilnutzenwert
- Berichterstattung in der Praxis
- Teilnutzenwert der Nonfinancials
- Ziele und Strategien
- Umfeld des Unternehmens
- Betriebliche Aufgabenbereiche
- Ergebnis für den Teilnutzenwert
- Berichterstattung in der Praxis
- Teilnutzenwert des Internen Steuerungs- und Anreizsystems
- Internes Steuerungssystem
- Anreizsystem
- Ergebnis für den Teilnutzenwert
- Berichterstattung in der Praxis
- Bildung und Interpretation des Gesamtnutzens
- Weiterentwicklung durch Qualität der Informationen
- Verlässlichkeitsgrad
- Aktualität
- Klarheit, Übersicht und Vergleichbarkeit
- Synergien
- Auswertung und Beurteilung der Reform
- Ansätze zur Reduktion fortbestehender Informationslücken
- Nutzerorientierte Maßnahmen
- Zeitnahe Berichterstattung
- Ausweitung der nichtfinanziellen Berichterstattung
- Balanced Scorecard als externes Reportinginstrument
- Wissensbilanzen als Intellectual Property Statement
- Nachhaltigkeitsberichterstattung
- Unternehmensbewertung im Lagebericht
- Zwischenfazit zur Analyse
- Reform der Lageberichterstattung
- Investororientierte Unternehmensanalyse
- Informationsqualität
- Nutzbarkeit für Investoren
- Nutzwertanalyse als Bewertungsinstrument
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Weiterentwicklung der investororientierten Unternehmensanalyse durch die Reform der Lageberichterstattung. Ziel ist es, die Auswirkungen der Reform auf die Informationsqualität und die Nutzbarkeit der Lageberichterstattung für Investoren zu analysieren.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung und den Gang der Untersuchung dar. Kapitel 2 definiert die Lageberichterstattung im Kontext der investororientierten Unternehmensanalyse. Kapitel 3 beleuchtet die Reform der Lageberichterstattung, inklusive der wichtigsten Gesetze und Standards. Kapitel 4 analysiert und bewertet die Auswirkungen der Reform auf die investororientierte Unternehmensanalyse mithilfe der Nutzwertanalyse. Der Schwerpunkt liegt auf der Bestimmung der Teilnutzenwerte für die Bewertungskriterien aus Sicht der Investoren.
Schlüsselwörter
Investororientierte Unternehmensanalyse, Lageberichterstattung, Reform, Bilanzrechtsreformgesetz (BilReG), DRS 15, Nutzwertanalyse, Informationsqualität, Investoren, Kapitalmärkte, Transparenz, Unternehmensbewertung.
- Quote paper
- Stefanie Utesch (Author), 2007, Weiterentwicklung der investororientierten Unternehmensanalyse durch die Reform der Lageberichterstattung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86987