In Vorbereitung auf die Europäische Währungsunion und dem Aufbau der Europäischen Zentralbank wurde ein besonderes Augenmerk auf die Unabhängigkeit und der damit verbundenen Glaubwürdigkeit der neuen Notenbank gelegt. Die Erfahrungen in der Vergangenheit haben gezeigt, dass von politischen Entscheidungsträgern abhängige Währungshüter, zu einem großen Teil, zu inflationärem Verhalten tendieren. In Zeiten schlechter Konjunkturlage versuchen Regierungen durch übertriebene Kritik des Öfteren Druck auf Zentralbanken auszuüben, um durch geldpolitische Maßnahmen Beschäftigungseffekte generieren zu können. Der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung ist der negative Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation schon lange ein Begriff. Als oberste Präferenz haben Politiker nahezu aller Parteien, die an einer Wiederwahl interessiert sind, eine niedrige Arbeitslosigkeit. Schon Altkanzler Helmut Schmidt vertrat die Meinung: „5% Inflation sind besser als 5% Arbeitslosigkeit“. Könnte demnach eine Regierung die Währungshüter einer Volkswirtschaft beeinflussen, wäre die Gefahr einer unumstritten wohlfahrtsschädigenden Inflationssteigerung gegeben. Die Notenbanken können nämlich durch geldpolitische Instrumente wie Leitzinsniveau und Geldmenge die Inflation beeinflussen. Aufgrund dieser Problematik entbrannte in der Literatur eine rege Diskussion, wie optimalerweise das institutionelle Design der Geldpolitik aussehen sollte. Der Grad an Autonomie der Notenbanken spielt dabei eine ebenso entscheidende Rolle, wie die Implementierung zeitkonsistenter politischer Strategien.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Spieltheoretische Grundlagen
- 3. Das Problem der Zeitinkonsistenz in der Geldpolitik
- 3.1 Das Zeitinkonsistenzproblem aus Sicht geldpolitischer Strategien
- 3.2 Das Konzept der Phillipskurve
- 3.3 Der Inflation Bias - Die Nash-Lösung im Ein-Perioden-Spiel
- 3.4 Reputation der geldpolitischen Akteure im wiederholten Spiel
- 3.4.1 Teilspielperfektes Gleichgewicht als Antwort eines endlichen Zeithorizontes
- 3.4.2 Die Triggerstrategie bei einem unendlichen Zeithorizont
- 3.5 Optimale Geldpolitik bei unvollständiger Information
- 3.5.1 Optimale Strategien bei makroökonomischen stochastischen Schocks
- 3.5.2 Geldpolitische Effekte bei unbekannter Inflationsaversion der Zentralbank
- 3.5.2.1 Das Separatinggleichgewicht
- 3.5.2.2 Das Poolinggleichgewicht
- 3.6 Zusammenfassende Schlussfolgerungen
- 3.7 Empirische Bedeutung
- 4. Zentralbankunabhängigkeit als Konsequenz der Zeitinkonsistenzproblematik
- 4.1 Dimensionen von Zentralbankunabhängigkeit
- 4.2 Ein konservativer Zentralbanker
- 4.3 Der Anreizvertrag für die Notenbank
- 4.4 Die Wechselkursanbindung mit Ausstiegsklausel
- 4.5 Einfluss der modelltheoretischen Analyse auf die Verfassung der Europäischen Zentralbank
- 4.6 Empirische Ergebnisse zur Zentralbankunabhängigkeit
- 5. Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit analysiert das Problem der Zeitinkonsistenz in der Geldpolitik und untersucht die Bedeutung der Zentralbankunabhängigkeit als Lösungsansatz.
- Das Zeitinkonsistenzproblem und seine Folgen für die Geldpolitik
- Die Spieltheorie als Werkzeug zur Analyse geldpolitischer Strategien
- Die Rolle der Reputation und der Informationsasymmetrie in der Geldpolitik
- Konzepte der Zentralbankunabhängigkeit und deren Auswirkungen auf die Geldpolitik
- Empirische Studien zur Zentralbankunabhängigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung führt in die Problematik der Zeitinkonsistenz in der Geldpolitik ein und erläutert die Relevanz des Themas.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel stellt die spieltheoretischen Grundlagen dar, die für die Analyse des Zeitinkonsistenzproblems notwendig sind.
- Kapitel 3: Hier wird das Zeitinkonsistenzproblem in der Geldpolitik im Detail betrachtet. Es werden verschiedene geldpolitische Strategien analysiert, die das Problem lösen sollen. Zudem wird der Einfluss von Reputation und Informationsasymmetrie auf die Geldpolitik untersucht.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Zentralbankunabhängigkeit als Konsequenz des Zeitinkonsistenzproblems. Verschiedene Konzepte der Zentralbankunabhängigkeit werden vorgestellt und deren Auswirkungen auf die Geldpolitik analysiert. Es werden auch empirische Ergebnisse zur Zentralbankunabhängigkeit diskutiert.
Schlüsselwörter
Zeitinkonsistenz, Geldpolitik, Zentralbankunabhängigkeit, Spieltheorie, Reputation, Informationsasymmetrie, Phillipskurve, Inflation Bias, Nash-Gleichgewicht, Teilspielperfektes Gleichgewicht, Triggerstrategie, Separatinggleichgewicht, Poolinggleichgewicht, Empirische Studien.
- Arbeit zitieren
- Manuel Würtz (Autor:in), 2008, Zentralbankunabhängigkeit und das Problem der Zeitinkonsistenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87036