Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Mensch ärger dich nicht ?!
2 Ärger – eine Frage der Definition und seine Entstehung
3 Die funktionale Bedeutung des Ärgers
4 Die Diagnostik von Ärger
4.1 Fragebogen zu Ärger und Ärgerausdruck
4.1.1 State-Trait Anger Expression Inventory (STAXI)
4.1.1.1 Beispiel für einen State-Trait Anger Expression Inventory (STAXI)
4.1.2 Multidimensional Anger Inventory (MAI)
4.1.3 Ärgerverarbeitungsskala
4.1.4 Jenkins Activity Survey (JAS)
4.1.5 Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI)
4.2 Interviewgestützte Verfahren
4.2.1 Das strukturierte Interview (SI)
4.3 Probleme der Ärgerdiagnostik
5 Literaturverzeichnis
6 Abbildungsverzeichnis
1 Mensch ärger dich nicht ?!
Man regt sich auf, man ärgert sich - bekommt gesagt, man solle sich zügeln, denn sonst drohe bald ein Herzinfarkt. Dieser, oftmals nur so dahin gesagten Floskel, geht die Wissenschaft jedoch schon länger nach. Seit nunmehr 65 Jahren wird in psychosomatischer Forschungsliteratur intensiv die Beziehung zwischen negativen Emotionen und gesundheitlichen Problemen diskutiert.[1]
Es stellt sich also die Frage ob Ärger zu den negativen Emotionen gehört und die Gesundheit ebenso beeinflusst. Diese und die Frage nach den Funktionen des Ärgers soll in vorliegender Seminararbeit geklärt werden. Ein weiteres Problemfeld ist die Diagnostik des Ärgers, welche sich, aufgrund gesellschaftlicher Zwänge und Kontrollsucht, nicht einfach gestaltet.
2 Ärger – eine Frage der Definition und seine Entstehung
Ärger eine Emotion, welche kaum aus dem Alltag wegzudenken ist. Selbst ein psychologischer Laie weiß sich unter diesem Begriff etwas vorzustellen. Ärger ist eine fundamentale Emotion, jedem Kulturkreis bekannt und macht auch vor dem Tierreich nicht halt.[2]
Die Korrelation zum negativen Emotionshaushalt eines Tiers, wird bei Plutchiks (1980) Auffassung von Ärger deutlich. Nach ihm ist Ärger eine primäre, prototypische Emotion, welcher er eine evolutionäre Geschichte zuschreibt. Alle Emotionen ermöglichen dem Organismus die Bewältigung überlebensrelevanter Situationen. Diese tritt im Regelfall bei der Emotion Ärger in einer bestimmten Reihenfolge auf. Zunächst nimmt der Organismus einen Reiz wahr und interpretiert ihn als Hindernis oder Feind. Um dieses Hindernis oder gar den Feind zu beseitigen, wird eine negative Emotion wie Ärger oder Wut ausgelöst. Resultat daraus ist eine destruktive Handlung.[3]
Averill (1982) ergänzte Plutchiks (1980) einseitige phylogenetische Sichtweise um die psychologische und soziale Komponente. Ärger wird als Syndrom in einer Vielzahl von spezifischen Reaktionen definiert. Diese können physiologische Veränderungen, Verhaltens- und Ausdrucksweisen, Kognitionen und instrumentelle Bewältigungsreaktionen umfassen.[4]
„Ärger wird auch als konfliktive Emotion bezeichnet, die aus einer sozialen Norm (Verbot von Aggression) resultiert, aber auch eine persönliche Norm tangiert, welche die Sanktion oder Bestrafung von erlittenem Unrecht fordert. Ärger kann nur entstehen, wenn eine Verantwortungszuschreibung für die Vereitelung oder Behinderung der Zielerreichung auf andere oder sich selbst vorgenommen werden kann, dabei Normen, Ansprüche oder Pflichten verletzt erscheinen und dafür keine Entschuldigungsgründe geltend gemacht werden können (vgl. Montada[5], 1989).“[6]
Mees (1992) bezeichnet Ärger als eine Klasse von untereinander subjektiv ähnlichen, unlustbetonten und damit negativen emotionalen Reaktionen, die auf aversive Erlebnisse, oder Störungen hin auftreten können. Sie werden unter anderem von kognitiven Prozessen beeinflusst. Beispielsweise wird Ärger stärker, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt. Zudem sei Ärger auch objektbezogen, man ärgere sich immer über jemand oder über etwas. Mees (1992) kommt hier mit Plutchik (1980) wieder überein, wenn es darum geht, das Objekt als Hindernis zu erleben, welches beseitigt, oder zumindest überwunden werden muss.[7]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1: uni-koeln.de/phil-fak/paedsem/psych/medien/ws9900ss00/aerger.ppt-07.11.2007, 21:21
3 Die funktionale Bedeutung des Ärgers
Nahezu in allen Theorien thematisiert, sind die Funktionen des Ärgers. Der Ärgerreaktion wird eine Multifunktionalität zugesprochen, der entweder eine adaptive oder eine maladaptive Funktion zukommen kann. Ungeklärt scheint, welche Funktion Ärger bei der Auslösung aggressiver Handlungen zukommt.[8]
Berkowitz (1962) vermutet, dass Ärger die Vorraussetzung für die Entstehung von Aggression nach einer Zielblockierung ist, im Sinne einer Frustration.[9] Bandura (1973) hingegen betrachtet die Ärgeremotion aus einem völlig anderen Blickwinkel, dem Ärger wird als Komponente der unspezifischen Erregung der Zweck der Energiebereitstellung zugesprochen.[10]
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[1] Schwenkmezger, P.: Ärger, Ärgerausdruck und Gesundheit. In: Prof. Dr. Schwarzer, Ralf (Hrsg.): Gesundheitspsychologie. Ein Lehrbuch. Göttingen. Toronto. Zürich. Verlag für Psychologie. Dr. C. J. Hogrefe. 1990.
[2] Schwenkmezger, P.: Ärger, Ärgerausdruck und Gesundheit. In: Prof. Dr. Schwarzer, Ralf (Hrsg.): Gesundheitspsychologie. Ein Lehrbuch. Göttingen. Toronto. Zürich. Verlag für Psychologie. Dr. C. J. Hogrefe. 1990.
[3] Plutchik, R.: Emotion. A psychoevolutionary synthesis. New York. Harper & Row. 1980
[4] Averill, J. R.: Anger and Aggression. An essay on emotion. New York. Springer. (1982)
[5] Montada, L.: Möglichkeiten der Kontrolle von Ärger im Polizeidienst (Berichte aus der Arbeitsgruppe „Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral“ Nr. 51). Trier. Universität Trier. Fachbereich I – Psychologie. 1989
[6] Schwenkmezger, Peter: Ärger, Ärgerausdruck und Gesundheit. In: Prof. Dr. Schwarzer, Ralf (Hrsg.): Gesundheitspsychologie. Ein Lehrbuch. Göttingen. Toronto. Zürich. Verlag für Psychologie. Dr. C. J. Hogrefe. 1990.
[7] Mees, U. (Hrsg.): Psychologie des Ärgers. Göttingen. Toronto. Zürich. Verlag für Psychologie. Dr. C. J. Hogrefe. 1992
[8] Schwenkmezger, P.: Ärger, Ärgerausdruck und Gesundheit. In: Prof. Dr. Schwarzer, Ralf (Hrsg.): Gesundheitspsychologie. Ein Lehrbuch. Göttingen. Toronto. Zürich. Verlag für Psychologie. Dr. C. J. Hogrefe. 1990.
[9] Berkowitz, L.: Aggression: A social psychological analysis. New York. Mc-Craw-Hill. 1962
[10] Bandura, A.: Aggression. A social learning analysis. Englewood Cliffs, NJ. Prentice Hall. 1973