Um 1180/1185 schrieb Hartmann von Aue mit seinem Werk "Erec" den ersten Artusroman in deutscher Sprache. Zu den Verdiensten dieses Dichters, der neben Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg als einer der drei großen Epiker um 1200 gilt, zählt somit auch, dass er die Figur des König Artus in den Wissensschatz seiner Landsleute importierte. Die Geschichte des Ritters Erec ist jedoch nicht von Hartmann selber erdacht. Er übertrug statt dessen den französischen Roman "Érec et Énide" von Chrétien de Troyes ins Deutsche, wobei er in Fassung und Deutung Änderungen vornahm.
In seinem Artusroman behandelt Hartmann das Schicksal des jungen Königssohnes Erec, der seine Ehre, die er zweimal verliert, wiedererlangt, indem er sich auf 'âventiure' begibt. Schon zu Beginn des Romans fällt Erec durch den Geißelschlag eines Zwerges in tiefe Schande, tilgt diese jedoch durch den Sieg über dessen Herrn und gewinnt zudem die schöne Enite als Gemahlin. Doch durch sein 'verligen' nach der Hochzeit auf seinem Heimatschloss Karnant verliert er erneut sein Ansehen in der Gesellschaft. Auf einer Reihe von 'âventiuren' gelingt es dem Ritter jedoch seine Ehre wiederzuerlangen. Zudem wird er auch mit seiner Ehefrau in Glück wiedervereinigt und in seinem Heimatland zum König gekrönt.
Der Beginn dieses Werkes, der im folgenden detaillierter untersucht wird, enthält bereits für den weiteren Verlauf äußerst wichtige Aspekte. Um diese genauer zu bestimmen, wird zunächst die Darstellung des Charakters des Helden im Mittelpunkt stehen. Darauf aufbauend werden Veränderungen aufgezeigt, die Hartmann gegenüber seiner französischen Vorlage vorgenommen hat, und wie die Schande Erecs - seine 'schame' - genau zu beurteilen ist, um abschließend die Bedeutung der ersten Szenen der Dichtung für die weitere Handlung herauszustellen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Charakterisierung Erecs
- 3. Unterschied der Szene bei Hartmann zur Vorlage Chrétiens
- 4. Aspekte von Erecs Scham
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Beginn von Hartmanns „Erec“, fokussiert auf die Figur des Helden Erec und seine anfängliche Scham. Ziel ist es, Erecs Charakter zu analysieren, die Unterschiede zu Chrétiens Vorlage aufzuzeigen und die Bedeutung der Eröffnungsszenen für den weiteren Handlungsverlauf zu beleuchten.
- Charakterisierung Erecs als Held
- Vergleich der Darstellung Erecs bei Hartmann und Chrétien
- Erecs Scham und deren Auswirkungen
- Bedeutung der Eingangsszenen für die Gesamthandlung
- Erecs Entwicklung und Wertevorstellungen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in Hartmanns „Erec“ ein, den ersten deutschen Artusroman, und benennt Hartmann als einen der großen Epiker des 12. Jahrhunderts. Sie skizziert die Handlung, in der Erec seine Ehre durch Abenteuer wiedererlangt, und kündigt die detaillierte Untersuchung des Beginns des Werkes an. Der Fokus liegt auf der Charakterisierung Erecs, dem Vergleich mit Chrétiens Vorlage und der Analyse seiner Scham im Kontext der weiteren Handlung. Die Einleitung legt die Forschungsfrage und die Methodik der Arbeit dar.
2. Charakterisierung Erecs: Dieses Kapitel charakterisiert Erec anhand seiner Darstellung in der ersten Szene. Es wird seine adelige Herkunft, sein Verhalten gegenüber der Königin und sein Auftreten im Umgang mit dem Zwerg und dem unbekannten Ritter Iders analysiert. Die Interpretationen von verschiedenen Forschern zu Erecs Erfahrung und Status am Hof werden verglichen und diskutiert, wobei die Meinungsverschiedenheiten bezüglich Erecs Erfahrungshintergrund deutlich werden. Erecs „vrümekeit“ und „sælden phlac“ werden als Leitmotive seines Charakters herausgestellt, und seine Hilfsbereitschaft sowie Tapferkeit, aber auch seine mögliche Leichtsinnigkeit werden anhand von Textauszügen und Interpretationen verschiedener Wissenschaftler beleuchtet.
Schlüsselwörter
Hartmann von Aue, Erec, Artusroman, Held, Scham, Ehre, Abenteuer, Chrétien de Troyes, Charakterisierung, Vergleichende Literaturwissenschaft.
Häufig gestellte Fragen zu Hartmanns "Erec" - Eine Literaturanalyse
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Beginn von Hartmanns „Erec“, dem ersten deutschen Artusroman. Der Fokus liegt auf der Figur des Helden Erec, insbesondere auf seiner anfänglichen Scham, und deren Auswirkungen auf den weiteren Handlungsverlauf. Es wird ein Vergleich mit Chrétiens Vorlage gezogen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: die Charakterisierung Erecs als Held, den Vergleich seiner Darstellung bei Hartmann und Chrétien de Troyes, die Bedeutung von Erecs Scham und deren Auswirkungen, die Bedeutung der Eingangsszenen für die Gesamthandlung und Erecs Entwicklung und Wertevorstellungen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Charakterisierung Erecs, Unterschiede der Szene bei Hartmann zur Vorlage Chrétiens, Aspekte von Erecs Scham und Fazit. Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Forschungsfrage und Methodik vor. Kapitel 2 charakterisiert Erec anhand der ersten Szene. Kapitel 3 vergleicht Hartmanns Darstellung mit Chrétiens Vorlage. Kapitel 4 analysiert Erecs Scham. Das Fazit fasst die Ergebnisse zusammen.
Wie wird Erec in der Arbeit charakterisiert?
Erec wird anhand seiner Darstellung in der Eröffnungsszene charakterisiert. Seine adelige Herkunft, sein Verhalten gegenüber der Königin, sein Umgang mit dem Zwerg und dem Ritter Iders werden analysiert. Seine "vrümekeit" und "sælden phlac" werden als Leitmotive seines Charakters herausgestellt. Seine Hilfsbereitschaft und Tapferkeit, aber auch seine mögliche Leichtsinnigkeit werden diskutiert, wobei verschiedene Interpretationen von Wissenschaftlern einbezogen werden.
Welche Bedeutung hat der Vergleich mit Chrétiens Vorlage?
Der Vergleich mit Chrétiens Vorlage dient dazu, die Eigenheiten von Hartmanns Darstellung Erecs herauszuarbeiten und die Unterschiede in der Charakterisierung und der Handlungsentwicklung aufzuzeigen. Es wird untersucht, wie Hartmann die Vorlage adaptiert und verändert hat.
Welche Rolle spielt Erecs Scham?
Erecs Scham ist ein zentraler Aspekt der Analyse. Die Arbeit untersucht die Bedeutung dieser Scham für Erecs Charakter und ihren Einfluss auf seinen weiteren Handlungsverlauf. Es wird analysiert, wie diese Scham überwunden wird und welche Rolle sie für Erecs Entwicklung spielt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Hartmann von Aue, Erec, Artusroman, Held, Scham, Ehre, Abenteuer, Chrétien de Troyes, Charakterisierung, Vergleichende Literaturwissenschaft.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für Leser bestimmt, die sich für mittelhochdeutsche Literatur, Artusromane und die vergleichende Literaturwissenschaft interessieren. Sie richtet sich insbesondere an Studierende und Wissenschaftler, die sich mit Hartmann von Aue und seinem Werk "Erec" auseinandersetzen.
- Arbeit zitieren
- Myriam Konrad (Autor:in), 2007, Die Figur des Helden und seine 'schame' zu Beginn der Handlung von Hartmanns „Erec“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87187