Der am 6. 12. 1942 in Griffen/Kärnten geborene Peter Handke führte sich so spektakulär wie selten ein deutscher Schriftsteller in die literarische Welt ein, indem er auf dem Kongreß der Gruppe 47 1966 in Princeton die gegenwärtige Beschreibungsliteratur angriff und rigoros provozierte. In der Tradition dieser provokativen Einführung stehen auch seine ersten Theaterstücke, mit denen ich mich beschäftigt habe.
In der vorliegenden Hausarbeit werde ich versuchen zu zeigen, daß das Drama der Kaspar eine Weiterentwicklung und Variation der von Handke selbst als Sprechstücke bezeichneten Dramen darstellt. Das Stück Kaspar wurde 1968 veröffentlicht und am 11. 5. 1968 in Frankfurt am Main im Theater am Turm und in den Oberhausener Städtischen Bühnen uraufgeführt. Inhalt des Stückes ist der Prozeß der Spracherlernung und die damit verbundenen gesellschaftlichen Repressionen.
Nur kurz sei an dieser Stelle auf die Beschäftigung Peter Handkes mit den Werken Ludwig Wittgensteins und Searles hingewiesen und auch auf den Einfluß dieser Schriften auf den Kaspar. Ich werde zudem nicht darauf eingehen, inwiefern Peter Handke den Kaspar durch konzeptualisiert habe und jedem einzelnen Satz Bedeutung zuschrieb oder ob er unreflektiert einen Teil des Textes als Füllmaterial verfaßte.
Statt dessen werde ich mit einer Gegenüberstellung der poetologischen Schrift Bemerkung zu meinen Sprechstücken und dem Kaspar die Abwandlungen und Weiterentwicklungen des Kaspars in Art und Realisierung herausarbeiten und kurz auf die Funktionen der Sprache im Stück eingehen. Zuerst stelle ich das Konzept der Sprechstücke vor, vergleiche dann die einzelnen Theaterelemente und komme abschließend zur Sprache.
Als Material habe ich das bereits erwähnte Konzept der Sprechstücke, den Kaspar und eine Auswahl der Sekundärliteratur herangezogen und mich besonders auf die Arbeiten von Peter Bekes, Manfred Durzak, Renate Voris, Rainer Nägele und Mechthild Blanke konzentriert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Konzept der Sprechstücke
- Modifikation und Weiterentwicklung
- Titel
- Prologcharakter
- Handlung
- Die Rolle des Publikums
- Sprache und ihre Funktionen
- Sprache als Gewalt
- Sprache als totale Ordnung
- Sprache als Sozialisation
- Schluß
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Drama "Kaspar" von Peter Handke und untersucht dessen Weiterentwicklung und Variation der von Handke selbst als Sprechstücke bezeichneten Dramen. Die Arbeit zielt darauf ab, die spezifischen Merkmale des Kaspars im Kontext der Sprechstücke zu analysieren, insbesondere die Rolle der Sprache und ihre Funktionen im Stück.
- Die Abgrenzung des Kaspars von den früheren Sprechstücken Peter Handkes
- Die Rolle der Sprache und ihre Funktionen im Stück
- Die Rezeption des Zuschauers und dessen Einbezug in die Inszenierung
- Die Darstellung des Prozesses der Spracherlernung und der damit verbundenen gesellschaftlichen Repressionen
- Die Einflussnahme von Ludwig Wittgenstein und Searles auf das Werk Peter Handkes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit und die Forschungsfrage vor. Sie beleuchtet die Bedeutung von Handkes Werk im Kontext der deutschen Literatur und das innovative Konzept der Sprechstücke.
Das zweite Kapitel analysiert Handkes Konzept der Sprechstücke, das er in seinem Essay "Bemerkung zu meinen Sprechstücken" darlegt. Der Fokus liegt auf den zentralen Merkmalen der Sprechstücke, wie der Abbildlosigkeit, der Ablehnung des aristotelischen Mimesisbegriffs und der Betonung des Konstitutionscharakters von Sprache. Das Kapitel beleuchtet auch die Rolle des Publikums in den Sprechstücken und die Bedeutung der natürlichen Sprache.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Weiterentwicklung und Variation der Sprechstücke im Stück "Kaspar". Es analysiert die Besonderheiten des Titels, die Rolle des Prologcharakters, die Handlung und die Funktion des Publikums im Stück. Besonders hervorgehoben werden die unterschiedlichen Funktionen der Sprache im Stück: Sprache als Gewalt, Sprache als totale Ordnung und Sprache als Sozialisation.
Schlüsselwörter
Sprechstücke, Peter Handke, Kaspar, Drama, Sprache, Mimesis, Theater, Prozess der Spracherlernung, gesellschaftliche Repressionen, Ludwig Wittgenstein, Searle.
- Arbeit zitieren
- Anja Frentzel (Autor:in), 2001, Kaspar - eine Variation und Weiterentwicklung der Sprechstücke Peter Handkes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8735