Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Ingeborg Bachmanns Erzählung „Jugend in einer österreichischen Stadt“. Nach einer einleitenden Auseinandersetzung mit ganz allgemeinen Aspekten wie Inhalt, Struktur und Erzählweise dieses kurzen Textes kommt es zur ausführlichen Analyse der Erzählung unter dem Gesichtspunkt Gewalterfahrung in Texten Ingeborg Bachmanns. Es werden dabei Erfahrungsbereiche erschlossen, in denen physische und psychische Kränkungen der Subjekte im Text vorkommen und insbesondere dargelegt, inwieweit auch Sprache über Gewaltpotential verfügt. In diesem Zusammenhang werden Bezüge zu Ingeborg Bachmanns Leben hergestellt, zugleich jedoch eine ausschließlich autobiographische Perspektive abgelehnt. Im letzten Teil der Arbeit wird ein Interpretationsansatz präsentiert und der Versuch unternommen, ausgehend von Aussagen der Autorin Bachmann zu ihrer Erzählung einen sinnvollen Zusammenhang zwischen Form und Inhalt des Textes herzustellen.
Die Erzählung „Jugend in einer österreichischen Stadt“ von Ingeborg Bachmann ist 1961 im Erzählband Das dreißigste Jahr erschienen. Ein Versuch, den Inhalt des Textes in wenigen Sätzen einzugrenzen, könnte folgendermaßen lauten: In dieser Erzählung gibt eine mutmaßlich ideelle Reise, als reale Reise vorgestellt, dem Erzähler Anlass zur Rückreise in die Erinnerungen seiner verlorenen Kindheit. Die präsentierten Erinnerungsszenen schwanken dabei zwischen der Verarbeitung von offenkundig authentischen biographischen Erlebnissen Ingeborg Bachmanns und einer als „Dekonstruktion einer autobiographischen Skizze“ (Bachmann 1994, S. 26) zu bezeichnenden Komposition des Textes. Es findet eine Grenzerfahrung in dem Sinne statt, dass die Grenze zwischen Kindheit und Erwachsenwerden überschritten wird. Zentrale Themen stellen neben dem Verlust der Kindheit bzw. der Heimat infolge des Krieges das Verhältnis von Sprache und Identität, sowie das Verhältnis von Kindheit bzw. Heimat und Identität dar. Die Erzählung ist einfach strukturiert und gliedert sich in einen Rahmen und einen Binnen- bzw. Haupttext. Diese grenzen sich mithilfe jeweils eines Absatzes graphisch voneinander ab, sodass sich folgende Textgliederung ergibt:
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Inhalt
- Textaufbau
- "Gangart" des Textes
- Topographische und biographische Bezüge
- Gewalterfahrung
- Zwänge aus dem sozialen Umfeld
- Einschränkungen im Sprachgebrauch
- Erziehung bzw. Lernen als Zwang
- Einschränkungen aus ökonomischen Gründen
- Verängstigung durch Gewalt in Medien
- Das Erlebnis Krieg
- Aggression, Gewalt und Zerstörung
- Die Auswirkungen des Krieges
- Interpretationsansatz
- Vernichtung der Person Kind
- Distanz
- Überwindung der Distanz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Ingeborg Bachmanns Erzählung „Jugend in einer österreichischen Stadt“ unter dem Gesichtspunkt der Gewalterfahrung. Es wird untersucht, inwieweit der Text die Kränkungen von Subjekten sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene darstellt und wie Sprache selbst als Instrument der Gewalt eingesetzt werden kann. Die Arbeit betrachtet die Erzählung im Kontext von Bachmanns Leben und Lebenserfahrungen, ohne dabei eine ausschließlich autobiographische Interpretation zu verfolgen.
- Gewalterfahrungen in Kindheit und Jugend
- Der Einfluss von Sprache und Identität
- Das Verhältnis von Heimat und Erinnerung
- Die Dekonstruktion der autobiographischen Skizze
- Die Bedeutung der Sprache und ihre „Gangart“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über den Inhalt, die Struktur und die Erzählweise der Erzählung. Sie führt in das Thema der Gewalterfahrung in Bachmanns Texten ein.
Im Kapitel "Inhalt" wird die Erzählung "Jugend in einer österreichischen Stadt" zusammengefasst. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der Erinnerungen des Erzählers und der Grenzerfahrung zwischen Kindheit und Erwachsenwerden. Die Rolle von Sprache und Identität sowie das Verhältnis von Kindheit und Heimat werden als zentrale Themen hervorgehoben.
Das Kapitel "Textaufbau" analysiert die Struktur der Erzählung, die sich in einen Rahmen und einen Binnentext gliedert. Der einleitende Rahmen beschreibt die Entstehung der Erinnerungen, während der Binnentext die Erinnerungsszenen selbst umfasst. Die Kapitelstruktur der Erzählung und die verwendeten sprachlichen Mittel werden analysiert.
Im Kapitel "Gangart" des Textes wird die unkonventionelle Erzählweise von Bachmann betrachtet. Es wird hervorgehoben, dass die Erzählung nicht als traditionelle Kurzgeschichte verstanden werden kann, sondern durch lyrische Elemente und eine nicht-lineare Struktur geprägt ist. Die spezifischen sprachlichen Mittel und Bildsprache werden im Detail analysiert.
Schlüsselwörter
Ingeborg Bachmann, „Jugend in einer österreichischen Stadt", Gewalterfahrung, Sprache und Gewalt, Erinnerung, Kindheit, Heimat, Identität, autobiographische Skizze, Dekonstruktion, Lyrik, Sprache, Erzählstruktur, literarische Analyse.
- Arbeit zitieren
- Susan Dankert (Autor:in), 2008, Gewalterfahrung in Ingeborg Bachmanns „Jugend in einer österreichischen Stadt“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87402