Die moderne Gesellschaft bietet dem Individuum eine Vielzahl von Wahlmöglichkeiten, was die Gestaltung seiner Biografie betrifft. Individualisierung ist das Schlagwort unserer Zeit und jedem stehen theoretisch viele verschiedene Lebensentwürfe offen. Individualisierung bedeutet zwar nach der Definition von Beck-Gernsheim eine Erweiterung des Lebensradius, einen Gewinn an Handlungsspielräumen, meint aber nicht die Möglichkeit des schrankenlosen Auslebens persönlicher Wünsche (Beck-Gernsheim 1998:59). Das Individuum bleibt in seiner Individualität von gesellschaftlichen Normierungen beeinflusst, die es jeden Tag umgeben.
Die neue Freiheit beinhaltet daher neue Zwänge. Jeder ist für seinen Lebensentwurf selbst verantwortlich und dieser wird von Bildung und Ausbildung, sowie angeeignetem Wissen und Kompetenzen beeinflusst. Der Ausgang bzw. der Erfolg der eigenen Entscheidungen bleibt jedoch ungewiss. Rauschenbach spricht in diesem Zusammenhang von der Risikogesellschaft, in der das Individuum die Folgen seiner Entscheidungen nicht mehr selbst überblicken, geschweige denn kontrollieren kann (Rauschenbach 1994:90).
Eltern haben hier eine zentrale Rolle. Die Erwartungen an ihre Kinder sind, durch den Erfolgsdruck aus der Gesellschaft, hoch. Denn es liegt in ihrer Verantwortung, das Kind bestmöglich und so früh wie möglich zu fördern (...)
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die neuen Anforderungen an Eltern in der Moderne
- Der Wandel in der Elternschaft
- Der Anspruch der optimalen Förderung des Kindes
- Planbare Sozialisation?
- Sozialisation und Sozialisationsinstanzen
- Folgen für die kindliche Entwicklung
- Die Rolle der Professionellen innerhalb der Pädagogisierung der Kindheit
- Expansion der öffentlichen Erziehung als Folge des gesellschaftlichen Wandels
- Die Verantwortung der Professionellen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss der modernen Gesellschaft auf die Rolle der Eltern und die damit verbundenen Erwartungen an die „perfekte Sozialisation“ von Kindern. Die Arbeit beleuchtet die Veränderungen in der Elternschaft im Kontext von Individualisierung und Risikogesellschaft und analysiert den Einfluss von Pädagogisierung und professionalisierter Erziehung auf die kindliche Entwicklung.
- Der Wandel der Elternrolle im Kontext von Individualisierung und Risikogesellschaft
- Die „perfekte Sozialisation“ als gesellschaftliche Norm und ihre Auswirkungen auf Eltern und Kinder
- Die Bedeutung von Pädagogisierung und professionalisierter Erziehung in der modernen Gesellschaft
- Die Rolle von Bildung und Ausbildung in der Gestaltung der kindlichen Entwicklung
- Kritik an der Überforderung von Eltern und Kindern durch den „Zwang zur perfekten Sozialisation“
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein und stellt die Grundprämissen der Arbeit dar. Es wird der Zusammenhang zwischen Individualisierung, Risikogesellschaft und dem Druck auf Eltern zur „perfekten Sozialisation“ beleuchtet. Kapitel 2 befasst sich mit dem Wandel der Elternschaft in der modernen Gesellschaft. Es wird die Entwicklung von der vorindustriellen zur industriellen Gesellschaft und die damit verbundene veränderte Rolle der Eltern und Kinder analysiert. Die Entstehung der „kindzentrierten Familie“ und die Bedeutung von Pädagogik und Psychologie für die Eltern-Kind-Beziehung werden dargestellt. Kapitel 3 untersucht die Folgen von planbarer Sozialisation für die kindliche Entwicklung. Es werden die Auswirkungen von gezielter Förderung und dem Druck zur „perfekten Sozialisation“ auf die Selbstständigkeit und Entfaltung des Kindes erörtert.
Schlüsselwörter
Individualisierung, Risikogesellschaft, Pädagogisierung, kindzentrierte Familie, „perfekte Sozialisation“, Elternschaft, kindliche Entwicklung, Überforderung, Professionelle.
- Quote paper
- Sandra Schmechel (Author), 2007, Der Zwang zur perfekten Sozialisation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87414