Das Bild von Theodor Fontane als leichtfertig abgetaner "Märksicher Heimatdichter", der sich auf die Lobpreisung des Adels und der preußischen Überlegenheit beschränkt wandelte sich erst in den späten sechziger Jahren als man begann seine Bedeutung als zeitgenössischer Berichterstatter und Kritiker Preußens und des Bismarkschen Kaiserreichs zu erkennen.
Was macht die enorme Bedeutung von Theodor Fontanes Effi Briest tatsächlich aus? Die Geschichte aus der Berliner Gesellschaft besitzt allein nicht genügend Skandalösität, um aus purem Sensationsinteresse ein breites Publikum zu erreichen, obwohl Fontane selbstverständlich nie auf ein solches Interesse spekuliert hätte. Auch seine formale Brillianz und die qualitativ einmalige Kunst des Dialoges stellte Fontane bereits in vorrangegangen und später in folgenden Werken außerhalb jedes Schattens eines Zweifels.
Es ist der Hintergrund, die handlungsumhüllende Gesamtsituation im preußisch-bismarckschen Kaiserreich und die perfektionierte Fähigkeit dem Leser durch subtilste Details einen Einblick in eine Epoche deutscher Geschichte, geprägt von Obrigkeitsdenken und Militarismus, zu vermitteln, die Fontanes Werk seine monumentale Bedeutung geben. Der Autor versetzt seine Figuren in eine solche Ohnmacht gegenüber dem sie beherrschenden System und den Ansprüchen und Normen, die es aufstellt, dass es leicht nachvollziehbar ist wie passiv sich die Charaktere von den Strömungen ihrer Gesellschaft mitreißen lassen. Vergebens sucht der Leser nach dem einen Rebellen, der die Konventionen gänzlich abschüttelt und sich dem Gesellschaftsstrom entgegenstellt. Selbst Crampas, ein Charakter reich an Kanten und Tadel, resigniert zuletzt und stellt sich dem von der Ehre geforderten Duell. Auch die elterliche Gnade gegenüber ihrer Effi geschieht in beschämter Verborgenheit, voller Angst und schlechtem Gewissen gegenüber der Majorität.
Ziel der Analyse soll es sein, letztendlich heraus zu kristallisieren wie Luderers Werk versucht den Zeitgeist einer ganzen komplexen Epoche parallel zur Handlung zu transportieren und in wie weit sich die Aussage des Stoffs durch die notwendigen Kürzungen und Interpretationen des Regisseurs veränderte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Preußische Lebensmaxime und Hintergrundsituation des Buches (filmische Umsetzung)
- Analyse filmischer Mittel anhand von drei Szenen, Umsetzung
- Dramaturgische Struktur, Analyse von gezielten filmischen Abweichungen von der Roman-Vorlage
- Schluss und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Verfilmung von Theodor Fontanes „Effi Briest“ durch Wolfgang Luderer (1970) im Kontext des preußischen Zeitgeists. Es wird untersucht, wie der Film die preußische Lebensart darstellt und welche filmischen Mittel hierfür eingesetzt werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Vergleich zwischen der filmischen Adaption und der Romanvorlage, insbesondere hinsichtlich der dramaturgischen Struktur und der Intention des Regisseurs.
- Darstellung des preußischen Zeitgeistes in der Verfilmung
- Analyse der filmischen Mittel und ihrer Umsetzung
- Vergleich zwischen Film und Romanvorlage hinsichtlich der Werktreue
- Intention des Regisseurs im Vergleich zu Fontanes ursprünglicher Aussage
- Bewertung der filmischen Qualität der Adaption
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Entwicklung der Rezeption Theodor Fontanes und seines Romans „Effi Briest“. Sie betont die Bedeutung des historischen und gesellschaftlichen Hintergrunds im preußisch-bismarckschen Kaiserreich für das Verständnis des Werkes und hebt die subtile Darstellung des Obrigkeitsdenkens und Militarismus durch Fontane hervor. Die Arbeit skizziert die Zielsetzung, die darin besteht, zu analysieren, wie Luderers Verfilmung den Zeitgeist transportiert und inwieweit sich die Aussage des Stoffes durch die filmische Adaption verändert hat. Die Methodik wird umrissen: Analyse der Darstellung des preußischen Lebensgefühls, Untersuchung der filmischen Mittel anhand konkreter Szenen und schließlich ein Vergleich der Werktreue.
II.1 Preußische Lebensmaxime und Hintergrundsituation des Buches (filmische Umsetzung): Dieses Kapitel untersucht, wie die Verfilmung die preußische Lebensart darstellt. Es wird herausgestellt, dass die adäquate Darstellung des preußischen Zeitgeistes für das Verständnis der Geschichte essentiell ist. Der Film zeigt durch subtile Details wie Pünktlichkeit, Ordnung und Gehorsam die preußischen Lebensmaxime auf. Der Kontrast zwischen Effis ungestümem Wesen und Instettens strenger Haltung wird als Beispiel für die kulturellen Unterschiede und Konflikte der Zeit dargestellt. Die zunehmende Präsenz preußischer Werte in Kessin im Vergleich zu Hohen-Cremmen unterstreicht die Einschränkung Effis.
Schlüsselwörter
Effi Briest, Theodor Fontane, Wolfgang Luderer, Verfilmung, Preußen, Preußischer Zeitgeist, Obrigkeitsdenken, Militarismus, Filmanalyse, Werktreue, Dramaturgie, filmische Mittel.
Häufig gestellte Fragen zur Filmanalyse von "Effi Briest" (Luderer, 1970)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Verfilmung von Theodor Fontanes Roman "Effi Briest" durch Wolfgang Luderer aus dem Jahr 1970. Der Fokus liegt auf der Darstellung des preußischen Zeitgeists im Film, der Analyse der verwendeten filmischen Mittel und dem Vergleich zwischen Film und Romanvorlage hinsichtlich der Werktreue und der Intention des Regisseurs.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: die Darstellung des preußischen Zeitgeists in der Verfilmung, die Analyse der filmischen Mittel und ihrer Umsetzung, den Vergleich zwischen Film und Romanvorlage bezüglich der Werktreue, die Intention des Regisseurs im Vergleich zu Fontanes ursprünglicher Aussage und die Bewertung der filmischen Qualität der Adaption.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss/Fazit. Der Hauptteil analysiert die preußische Lebensmaxime und die Hintergrundsituation des Buches in der filmischen Umsetzung, analysiert filmische Mittel anhand von Szenen und untersucht die dramaturgische Struktur sowie gezielte filmische Abweichungen von der Romanvorlage.
Wie wird der preußische Zeitgeist dargestellt?
Die Arbeit untersucht, wie die Verfilmung die preußische Lebensart darstellt, indem sie subtile Details wie Pünktlichkeit, Ordnung und Gehorsam hervorhebt. Der Kontrast zwischen Effis ungestümem Wesen und Instettens strenger Haltung dient als Beispiel für kulturelle Unterschiede und Konflikte der Zeit. Die zunehmende Präsenz preußischer Werte in Kessin im Vergleich zu Hohen-Cremmen unterstreicht die Einschränkung Effis.
Wie wird die Methodik der Analyse beschrieben?
Die Methodik umfasst die Analyse der Darstellung des preußischen Lebensgefühls, die Untersuchung der filmischen Mittel anhand konkreter Szenen und einen Vergleich der Werktreue zwischen Film und Romanvorlage. Die Einleitung beleuchtet die Rezeptionsgeschichte von Fontanes "Effi Briest" und betont den historischen und gesellschaftlichen Kontext des preußisch-bismarckschen Kaiserreichs.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Effi Briest, Theodor Fontane, Wolfgang Luderer, Verfilmung, Preußen, Preußischer Zeitgeist, Obrigkeitsdenken, Militarismus, Filmanalyse, Werktreue, Dramaturgie, filmische Mittel.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Zielsetzung besteht darin, zu analysieren, wie Luderers Verfilmung den Zeitgeist transportiert und inwieweit sich die Aussage des Stoffes durch die filmische Adaption verändert hat. Es geht um den Vergleich zwischen der filmischen Umsetzung und der literarischen Vorlage.
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- Florian Reimer (Author), 2002, Effi Briest und Preußen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8743