Die Mitte der 1880er Jahre entdeckten Goldvorkommen am Witwatersrand und die dort im selben Jahr erfolgende Gründung von Johannesburg sollten bereits zur Jahrhundertwende die Stadt auf weit über einhunderttausend Bewohner anwachsen und die Region zum weltweit führenden Goldproduzenten werden lassen. Die dadurch geweckten Begehrlichkeiten provozierten innerhalb der weißen Siedlergesellschaft den zweiten Burenkrieg (1899-1902), in dem ein Zehntel der ca. eine Million Buren ums Leben kam.
Es gab im Transvaal, der bis ins frühe 19. Jahrhundert neben den verschiedenen afrikanischen Stämmen nur von einer handvoll Missionare bevölkert war, keine gefestigte weiße Tradition. Darum machten die britischen Kriegssieger den Buren bei der Unionsgründung erhebliche Zugeständnisse, da das gemeinsame Interesse der Siedler in der Niederhaltung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit bestand. Die entscheidenden Positionen in der Wirtschaft waren ohnehin von der britischstämmigen Bevölkerung besetzt.
Demzufolge bezeichnete C.W. de Kiewiet, der einflussreichste Historiker des sich seit den dreißiger Jahren entwickelnden klassischen Liberalismus, das seit dem Krieg aufstrebenden burische Nationalgefühl als „kulturelle Verteidigung gegen die Engländer und [...] rassische Verteidigung gegen die Eingeborenen.“
Für die Ausformung des burischen Selbstbewusstseins zum aggressiven Nationalismus bedurfte es bestimmter identitätsstiftender Faktoren, unter denen der gemeinsamen Sprache, dem Afrikaans, eine herausragende Rolle zufiel. Mit ihrer Verbreitung gelang die kulturelle Verankerung des burischen Nationalgefühls, die sich 1924 politisch in dem Wahlsieg der „Nationalen Partei“ unter General Hertzog manifestierte. Die 1929 erfolgende Gründung der „Federasie van Afrikaanse Kulturvereniginge“ (FAK) und die Folgen der im gleichen Jahr ausbrechenden Weltwirtschaftskrise verhalfen zur Etablierung des radikalen burischen Nationalismus in den städtischen Zentren, womit eine unabdingbare Voraussetzung erfüllt war, um künftig als Massenbewegung in Erscheinung zu treten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Das burische Volksbewusstseins bis zur Unionsgründung (1910)
- 1. Historische Voraussetzungen
- 2. Faktoren der Entwicklung des burischen Nationalismus
- a. Religion und Rassismus
- b. Mentalität und sozio - kulturelle Faktoren
- c. ,,Poor Whites“
- 3. Vom Burenkrieg zur Unionsgründung
- II. Bedingungen in der Union
- 1. Hertzogs Konzept der „Zwei Ströme“
- 2. Kultureller und politischer Nationalismus in der Union
- a. Das Afrikaans als Mobilisierungsmittel
- b. Die politische Anbindung des burischen Nationalismus
- III. Die Radikalisierung des burischen Nationalismus
- 1. Voraussetzungen des Nationalismus
- 2. Der Afrikaner Broederbond
- Exkurs: von einer auffälligen Analogie zu einem ungehörigen Vergleich
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung des burischen Nationalismus von 1900 bis 1930. Sie untersucht die historischen und kulturellen Faktoren, die zum Aufstieg und zur Radikalisierung des burischen Nationalismus führten, und analysiert die Rolle des Afrikaans als Mobilisierungsmittel.
- Die historischen Voraussetzungen des burischen Nationalismus
- Die Rolle der Religion und des Rassismus im burischen Selbstverständnis
- Der Einfluss des Afrikaans auf die kulturelle Verankerung des burischen Nationalgefühls
- Die Bedingungen des burischen Nationalismus in der Union
- Die Radikalisierung des burischen Nationalismus und die Entstehung des Afrikaner Broederbond
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext des burischen Nationalismus vor, insbesondere die Auswirkungen des zweiten Burenkriegs und die Gründung der Union Südafrikas. Die ersten Kapitel beleuchten die historischen Voraussetzungen und die Faktoren, die zum Aufstieg des burischen Nationalismus führten, einschließlich der Rolle der Religion, des Rassismus und des Afrikaans. Die folgenden Kapitel befassen sich mit den Bedingungen in der Union Südafrikas, die den burischen Nationalismus prägten, einschließlich Hertzogs Konzept der "Zwei Ströme" und die Rolle des Afrikaans als Mobilisierungsmittel.
Schlüsselwörter
Burischer Nationalismus, Afrikaans, Union Südafrikas, Burenkrieg, Religion, Rassismus, Hertzog, Afrikaner Broederbond, Kultur, Sprache, Politik.
- Arbeit zitieren
- Günter Watermeier (Autor:in), 2005, Der burische Nationalismus (1900-1930), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87433