Was war und wer repräsentierte Tanzmusik in der DDR? Gab es sie überhaupt – vor allem: gab es den DDR-Jazz? Und wenn ja, wie wurde er gespielt? – Dies sind einleitend nur drei kurze Fragen, mit denen man einen schier endlosen Fragenkatalog beginnen könnte, der es sich zur Aufgabe macht, die Tanzmusik, speziell den Jazz, in der DDR näher zu untersuchen. Aber bei aller Fülle der möglichen Fragen steht doch eine an oberster Stelle: „Hat es in der DDR überhaupt Jazz gegeben?“ Und ebenso schnell wie einem Unwissendem die Frage einfällt, kommt seitens der Fachkundigen und Künstler prompt die Antwort: „Ja, hat es. Und wie!“
Aber wie sah dieser Jazz im „[…] gut isolierten Gewächshaus […]“ DDR genauer aus? Was waren die beliebtesten Strömungen und Bands und besonders: Welche Stellung hatte der Jazz innerhalb der Kulturpolitik der DDR?
Rainer Bratfisch fasst die vierzig Jahre Jazzgeschichte in seinem Buch „Freie Töne – Die Jazzszene in der DDR“ wie folgt zusammen:
„Die Position des Jazz schwankte immer zwischen strikter Ablehnung und leiser Anerkennung, mehr oder weniger offener Verfolgung und verschämter Duldung, offener Antipathie und heimlicher Sympathie. […] Trotzdem wurde der Jazz in der DDR nie zum DDR-Jazz. Seine weltweite Reputation insbesondere in den siebziger und achtziger Jahren erspielte er sich durch die tagtägliche Auseinandersetzung mit einer restriktiven Kulturpolitik, die den Jazz, nachdem Verbote in den fünfziger Jahren nicht griffen, in den sechziger Jahren duldete, um dann in den letzten beiden DDR-Jahrzehnten zu versuchen, ihn zu vereinnahmen. Was nicht zu verbieten war, wurde schließlich staatlich gefördert – in Verkennung der Tatsache, dass Jazz a priori Protestmusik ist und in seinen besten Beispielen vom Affront gegen jedes Establishment lebt.“
Inhaltsverzeichnis
- Intro
- Main Theme
- Die Jahre 1945 bis 1950 – eine Spurensuche
- Berlin und das Radio Berlin Tanzorchester
- Leipzig und Kurt Henkels
- Erste Jazzsendungen im Radio
- Die 50er Jahre – ein ewiges Hin und Her...
- Das Ende vieler Orchester.......
- ,,Die wissen auch nicht, was sie wollen!"
- Kurzes Tauwetter
- ,,Kampf der Dekadenz!“.
- Die 60er Jahre – die Szene etabliert sich...
- Ambivalente Kulturpolitik und freieres Spiel
- Das Ende der großen Tanzorchester.......
- ,,Jazz und Lyrik“ & „Lyrik – Jazz – Prosa“.
- Andere Veranstaltungsreihen
- Die 70er Jahre - der DDR-Jazz wird international
- Lockerung in der Kulturpolitik – „Jazzland DDR“.
- Die Hochzeit des Free Jazz - Jazzwerkstatt Peitz………………………..\n.
- Die 80er Jahre – „Konsolidierung vor dem Absturz“
- Neue Wege
- ,,Eldenaer Jazz Evenings“ - Das Jazzfestival an der Küste ......\n.
- Die Jahre 1945 bis 1950 – eine Spurensuche
- Bridge
- Coda
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit zielt darauf ab, einen Überblick über vier Jahrzehnte Tanzmusik, insbesondere Jazz, in der DDR zu geben. Der Fokus liegt dabei auf der chronologischen Abfolge der einzelnen Jahrzehnte und ihren Besonderheiten im Musikleben und der Kulturpolitik.
- Entwicklung und Einfluss der Kulturpolitik auf die Jazzszene in der DDR
- Bedeutung des Jazz in der DDR-Gesellschaft
- Die Rolle von Jazzbands und Musikern in der DDR-Musikszene
- Die Entwicklung von Jazzstilen in der DDR und ihre Einordnung in die internationale Jazzlandschaft
- Besonderheiten und Herausforderungen des Jazz in einem sozialistischen Staat
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel untersucht die Anfänge des Jazz in der DDR nach dem Zweiten Weltkrieg. Es beleuchtet die Entwicklung des Radio Berlin Tanzorchesters und die Gründung von Jazzclubs in Berlin und Leipzig.
Das zweite Kapitel analysiert die 50er Jahre und die Herausforderungen, die die Jazzszene in der DDR durchmachte. Es thematisiert den Einfluss der Kulturpolitik auf die Entwicklung des Jazz und die Auseinandersetzung mit dem „Kampf der Dekadenz“.
Das dritte Kapitel befasst sich mit den 60er Jahren und der Etablierung der Jazzszene in der DDR. Es beleuchtet die Ambivalenz der Kulturpolitik gegenüber dem Jazz und die Entstehung von Jazzfestivals und Veranstaltungsreihen.
Das vierte Kapitel widmet sich den 70er Jahren, in denen der DDR-Jazz international an Anerkennung gewinnt. Es beleuchtet die Lockerung in der Kulturpolitik und die Blütezeit des Free Jazz.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit den 80er Jahren, die als Phase der „Konsolidierung vor dem Absturz“ betrachtet werden. Es analysiert die Entwicklung neuer Wege des Jazz in der DDR und die Bedeutung von Jazzfestivals wie den „Eldenaer Jazz Evenings“.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: DDR, Jazz, Tanzmusik, Kulturpolitik, Swing, Bigband, Free Jazz, Musikgeschichte, Musikszene, Musikfestivals, Kulturgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Münch (Autor:in), 2007, 40 Jahre Tanzmusik in der DDR - Schwerpunkt Jazz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87481