In den letzten Jahren bieten zahlreiche Emittenten vermehrt eine Vielzahl sogenannter
strukturierter Produkte1(hybrid (combined instruments) auf den Finanzmärkten
an, die sich in der detaillierten vertraglichen Ausgestaltung2 und insbesondere
hinsichtlich der Auszahlungsprofile unterscheiden, im Kern jedoch ein
Basisträgerinstrument (host contract) mit mindestens einem eingebetteten Derivat
(embedded derivative) beinhalten. Gründe für die deutliche Emissionszunahme3
sind vor allem darin zu sehen, dass sich Emittenten von strukturierten Produkten
günstiger refinanzieren können als über konventionelle Anleihen4. Neben niedrigeren
Monitoringkosten der Emission5 spielt die Möglichkeit von Risikotransfers
eine große Rolle, wie z.B. im Einsatz mit Kreditderivaten oder der Platzierung
von synthetischen ABS-Tranchen6. Vor allem bietet die Emission strukturierter
Produkte im Retail-Bereich ein höheres Margenpotenzial7 im Vergleich zu anderen
Retailprodukten8. Für Investoren sind strukturierte Produkte interessant, da
sich nahezu jedes Risiko-/ Ertragsprofil generieren lässt und einem Investor die
Möglichkeit gegeben wird, an Märkten teilzuhaben, „die einzelne Marktteilnehmer
aufgrund von Marktunvollkommenheiten selbst nicht schaffen können“9. Dadurch
können aufwändige Strategien durch den Kauf meist eines Wertpapiers unterbleiben10.
Hintergrund für die Regelungen zur Bilanzierung von eingebetteten
Derivaten ist es, zu verhindern, dass die allgemeinen Regeln zur erfolgswirksamen
Derivatebilanzierung mit dem beizulegenden Zeitwert umgangen werden,
indem das eingebettete Derivat in einen anderen Kontrakt implementiert wird, der nicht zum Fair-Value bilanziert wird [IAS 39.BC37; IFRIC 9.BC6]. Dieses eingebettete
Derivat ist ein wesentlicher Bestandteil eines strukturierten Produkts und
mithin derjenige Teil, der eine nahezu unendliche Komposition von strukturierten
Produkten ermöglicht.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Strukturierte Produkte
- Definition und Überblick über strukturierte Produkte
- Komplexitätszunahme strukturierter Produkte durch Financial Engeneering
- Bilanzierung strukturierter Produkte
- Fair-Value Option
- Trennungsprüfung derivativer Finanzinstrumente vom Trägerinstrument
- Abspaltungskriterien
- Bilanzierung bei Trennung
- Bilanzierungsbeispiel bei Trennung eines nicht-optionalen Derivats anhand eines Index-Zertifikats
- Bilanzierungsbeispiel bei Trennung eines optionalen Derivats anhand einer Reverse Convertible (Aktienanleihe)
- Trennung nicht-finanzielles Trägerinstrument vom eingebetteten Derivat
- Bilanzierung ohne Trennung
- Bilanzierung ohne Trennung eines Fremdwährungsderivats vom nicht-finanziellen Basisvertrag
- Bilanzierung ohne Trennung eines Bausparvertrags
- Neubewertungspflicht nach IFRIC 9
- Mögliche Zeitpunkte der Neubeurteilung einer Abspaltungspflicht
- Gründe für Neubeurteilung
- Bilanzierung bei Neubeurteilung
- Würdigung
- Ziele und qualitative Anforderungen an einen IFRS-Abschluss
- Grundsätzliche Beurteilung
- Thesenförmige Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der ökonomischen Analyse der bilanziellen Behandlung strukturierter Produkte nach IAS 39 und IFRIC 9. Die Arbeit untersucht die komplexen Regelungen für die Bilanzierung dieser Finanzinstrumente und analysiert die Auswirkungen der jeweiligen Bilanzierungsmethoden auf die Darstellung der Finanzlage eines Unternehmens.
- Definition und Klassifizierung strukturierter Produkte
- Anwendbarkeit der Fair-Value-Option nach IAS 39
- Trennungsprüfung und Bilanzierung von eingebetteten Derivaten
- Bewertung und Neubewertung von strukturierten Produkten
- Auswirkungen der Bilanzierungsmethoden auf die Finanzberichterstattung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Problemstellung der Arbeit dar und definiert den Begriff der strukturierten Produkte. Kapitel 2 befasst sich mit der Komplexität dieser Finanzinstrumente und analysiert deren Entstehung durch Financial Engineering. In Kapitel 3 werden die verschiedenen Bilanzierungsmethoden für strukturierte Produkte nach IAS 39 und IFRIC 9 dargestellt. Hierbei werden sowohl die Anwendung der Fair-Value-Option als auch die Trennungsprüfung von derivativen Finanzinstrumenten vom Trägerinstrument behandelt. Kapitel 4 würdigt die Ergebnisse der Untersuchung und diskutiert die Auswirkungen der Bilanzierungsmethoden auf die Finanzberichterstattung. Das Kapitel analysiert zudem die Ziele und Anforderungen an einen IFRS-Abschluss und die Relevanz der bilanziellen Behandlung strukturierter Produkte im Hinblick auf die Informationsbedürfnisse der Kapitalmarktteilnehmer.
Schlüsselwörter
Strukturierte Produkte, IAS 39, IFRIC 9, Fair-Value-Option, Trennungsprüfung, eingebettete Derivate, Finanzberichterstattung, Kapitalmarkt, Informationsbedürfnisse.
- Arbeit zitieren
- Damir Cacic (Autor:in), 2007, Ökonomische Analyse der bilanziellen Behandlung strukturierter Produkte nach IAS 39 und IFRIC 9, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87500