Während der Recherchen über das durch meine Arbeitsgruppe zu bearbeitende Thema
„Soziale Marktwirtschaft – Zwischen Ordo- und Neoliberalismus“ bin ich am Rande auf eine These gestoßen, die mir eine weitere Bearbeitung wert zu sein schien.
So schreibt Dieter Haselbach: „Die ordoliberalen „Gründungsmanifeste“ […] lasen sich [in der tagespolitischen Diskussion] wie eine Parteinahme für die autoritäre präsidiale
Ermächtigung.“ Zentraler Aspekt hierbei wird nicht die Frage danach sein, ob ordoliberale Denker in ihren frühen wirtschaftspolitischen Beiträgen eine Entwicklung wie sie in Deutschland gegen Mitte der 1930er Jahre statt fand forcieren wollten. Auch nicht die Frage danach, in welcher Art und Weise sich dieselben während der nationalsozialistischen Diktatur gesellschaftspolitisch äußerten. Viel weniger noch, welche Stellung sie nach der Redemokratisierung Deutschlands durch die Alliierten einnahmen. Im Mittelpunkt meiner Arbeit soll die These stehen, dass die Theorie des Ordoliberalismus, wie sie zu Beginn der 1930er Jahre entstand, als Legitimationsgrundlage des sich zu dieser Zeit entwickelnden diktatorischen Systems unter den Nationalsozialisten gelesen werden kann. Wie oben schon angedeutet, geht es mir dabei nicht um Absichtsunterstellungen. Vielmehr möchte ich im Weiteren den philosophisch-theoretische Aspekt untersuchen. Konkret die Frage danach, inwieweit eine politische Strömung, welche als liberal eingestuft wird, als Begründung für ein antiliberales Regime instrumentalisiert hätte werden können. Zu diesem Zwecke werde ich mich auf die Frühschriften der ordoliberalen Theoretiker Walter
Eucken, Alexander Rüstow und Alfred Müller-Armack konzentrieren. Im Zentrum meiner Arbeit werden die Theorien der oben genannten Ordoliberalen vorgestellt. Hierbei werde ich mich auf diese Teile beschränken, welche bezüglich meiner These
Aussagekraft enthalten. Schließlich folgt ein Versuch, den Ordoliberalismus als eine homogene Theorie zu formulieren und, abhängig davon ob dies gelingt, meine These zu überprüfen. Sollte also der Ordoliberalismus als Ganzes Überschneidungen mit rechts-konservativen Meinungen dieser Zeit haben oder lässt sich das bestenfalls über einige wenige Theoretiker sagen? - Diese Frage wird im Folgenden zu untersuchen sein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ordoliberale Positionen
- Walter Eucken
- Alexander Rüstow
- Alfred Müller-Armack
- Der Ordoliberalismus
- Der Ordoliberalismus als homogene Theorie
- Der Ordoliberalismus als Legitimation der Ermächtigungsgesetze
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die These, dass die Theorie des Ordoliberalismus in den frühen 1930er Jahren als theoretische Legitimationsgrundlage für das aufkommende diktatorische System der Nationalsozialisten gelesen werden kann. Der Fokus liegt auf der philosophisch-theoretischen Dimension und der Frage, inwieweit eine als liberal eingestufte politische Strömung zur Begründung eines antiliberalen Regimes instrumentalisiert werden könnte.
- Die Analyse der Frühschriften von Walter Eucken, Alexander Rüstow und Alfred Müller-Armack
- Die Untersuchung der Konzepte von Wirtschaft und Staat im Ordoliberalismus
- Die Frage, ob der Ordoliberalismus als eine homogene Theorie formuliert werden kann
- Die Prüfung der Überschneidungen des Ordoliberalismus mit rechts-konservativen Meinungen der Zeit
- Die Rolle des Ordoliberalismus im Kontext der deutschen Wirtschaftskrise der 1930er Jahre
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Arbeit untersucht die These, dass der Ordoliberalismus eine theoretische Legitimationsgrundlage für das nationalsozialistische Regime darstellte. Die Arbeit konzentriert sich auf die Frühschriften von Walter Eucken, Alexander Rüstow und Alfred Müller-Armack und analysiert, inwieweit ihre Konzepte von Wirtschaft und Staat mit den Zielen des nationalsozialistischen Regimes in Einklang standen.
Ordoliberale Positionen
Der erste Teil der Arbeit präsentiert die Frühschriften von Walter Eucken, Alexander Rüstow und Alfred Müller-Armack, die als zentrale Vertreter des Ordoliberalismus gelten. Die Arbeit fokussiert auf die Konzepte von Wirtschaft und Staat, die diese Autoren in den 1930er Jahren entwickelten.
Der Ordoliberalismus
Der zweite Teil der Arbeit versucht, den Ordoliberalismus als eine homogene Theorie zu formulieren und untersucht, ob er mit rechts-konservativen Meinungen der Zeit Überschneidungen aufweist. Die Arbeit analysiert, inwieweit die ordoliberalen Konzepte eine Legitimationsgrundlage für die autoritären Maßnahmen des nationalsozialistischen Regimes hätten bieten können.
Schlüsselwörter
Ordoliberalismus, Liberalismus, Nationalsozialismus, Ermächtigungsgesetze, Wirtschaft, Staat, Walter Eucken, Alexander Rüstow, Alfred Müller-Armack, Wirtschaftskrise, Freiburger Schule, Kapitalismus, Unternehmertum, Merkantilismus, Rechtskonservatismus
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts Moritz Krell (Autor:in), 2005, Der Ordoliberalismus als autoritärer Liberalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87540