Während früher viele Faktoren für das Zusammenleben mehrerer Generationen unter einem Dach als Großfamilie sprachen, da die Familie früher viele Funktionen wie die Aufzucht und Erziehung der Kinder als soziale Sicherung, darüber hinaus die Funktion der Erhaltung des Haushalts, was mit einer Art ökonomischen Funktion einher ging, eine Statuszuweisungsfunktion und auch eine Freizeitfunktion als Ort der Geselligkeit und Regeneration hatte, geht heute der Trend zu einer anderen Form von Familie: der Kernfamilie, die nur noch zwei Generationen umfasst. Betrachtet man die oben genannten Funktionen, so fällt auf, dass die Instanz Familie ihr Monopol an andere Institutionen und Instanzen verloren hat. Allein eine Art „Rückzugsfunktion“ durch die Trennung von Öffentlichkeit und Privatheit kann ihr als Hauptfunktion nachgesagt werden und auch hier muss man sich fragen, ob dies in einer kinderlosen Partnerschaft nicht auch ausgelebt werden kann. „Manche Wissenschaftler sehen massive Umbrüche, vielleicht gar das Ende der traditionellen Familie; andere wenden sich gegen das, was sie das dauernde Kriegsgerede nennen, und behaupten: die Familie lebt, die Zukunft gehört der Familie; die dritten bewegen sich irgendwo dazwischen, sprechen vorzugsweise von Pluralisierungstendenzen“, stellt Elisabeth Beck-Gernsheim (1994: 115) in Auf dem Weg in die postfamiliale Familie – von der Notgemeinschaft zur Wahlverwandtschaft mit Blick auf die Diskussion fest. Dann greift sie einen Gedanken auf, den Dieter Hoffmeister in Mythos Familie. Zur soziologischen Theorie familialen Wandels wie folgt formuliert: „Letztlich ist es der Mythos von der Existenz einer hinreichend definierbaren Normalität, der Krise[n] immer dann als solche vermuten und erscheinen lässt, wenn sich eine solche Normalität partout nicht einstellen will“ (Hoffmeister 2001: 13). Beck-Gernsheim spricht davon, die „vielen Bunttöne dazwischen [zu] betrachten, die Vielzahl der Lebensformen, diesseits und jenseits der traditionellen Familie“ (Beck-Gernsheim 1994:116), ohne sie an einer „Normalitätskonstruktion“ (a.a.O.:117) messen zu wollen.
In meiner Arbeit möchte ich dem Familienbild folgen, dass der Soziologe Richard Sennett 1998 in Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus zeichnet, und die Probleme beschreiben, die Sennett für die Familie sieht. Welche Auswirkungen hat die flexible Arbeitswelt auf die Familie? (...)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Soziale Instanz Familie
- Die Individualisierung und ihre Auswirkungen auf die Familie
- Familie aus funktionalistischer Sicht
- Die Reproduktionsfunktion
- Die Sozialisationsfunktion
- Die Platzierungsfunktion
- Die Freizeitfunktion
- Die Spannungsausgleichsfunktion
- Deutsche Familien und Lebensformen: Ergebnisse des Mikrozensus 1996-2004
- Die Ergebnisse des Mikrozensus zum Lebensformenkonzept in Deutschland
- Zusammenfassung der Ergebnisse zum Lebensformenkonzept
- Erwerbstätigkeit und Familie
- Sennetts Familienbild in Zeiten der Flexibilität:
- Das Familienbild in Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus
- Probleme der Sozialisationsinstanz in Zeiten der Flexibilität
- Erwerbstätigkeit und Familie in Deutschland: Ergebnisse des Mikrozensus 2004
- Ergebnisse des Mikrozensus 2004 zu Erwerbstätigkeit und Familie in Deutschland
- Zusammenfassung der Ergebnisse zu Erwerbstätigkeit und Familie
- Sennetts Familienbild in Zeiten der Flexibilität:
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Rolle der Familie als Sozialisationsinstanz im Kontext der flexiblen Arbeitswelt, wie sie von Richard Sennett in „Der flexible Mensch“ beschrieben wird. Die Arbeit untersucht die Entwicklung der Familienform seit der vorindustriellen Zeit und analysiert die Auswirkungen der Individualisierung und des flexiblen Kapitalismus auf die Familie und ihre Funktionen.
- Die Transformation der Familienform und ihre Funktionen im Wandel der Zeit
- Die Auswirkungen der Individualisierung auf die Familie
- Die Rolle der Familie als Sozialisationsinstanz im Kontext der flexiblen Arbeitswelt
- Die Herausforderungen und Konflikte, die sich durch die Flexibilität für die Familie ergeben
- Empirische Befunde des Mikrozensus zu Familienformen und Erwerbstätigkeit in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Veränderungen, die die Instanz Familie in den letzten Jahrhunderten durchlaufen hat, mit Fokus auf die Transformation ihrer Funktionen. Es analysiert die Individualisierung und ihre Auswirkungen auf die Familie, und stellt die funktionale Sicht auf die Familie nach Rosemarie Nave-Herz vor.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Familienbild, das Richard Sennett in "Der flexible Mensch" zeichnet, und den Problemen, die er für die Familie in Zeiten der Flexibilität sieht. Es untersucht die Auswirkungen der flexiblen Arbeitswelt auf die Familie und analysiert die Konflikte, die Sennett in seinem Text anspricht.
Schlüsselwörter
Familie, Sozialisation, Individualisierung, Flexibilität, Arbeitswelt, Kapitalismus, Mikrozensus, Lebensformen, Familienformen, Erwerbstätigkeit, Funktionen der Familie, Wandel, Konflikte.
- Arbeit zitieren
- Silke Wellnitz (Autor:in), 2006, Die Rolle der Sozialisationeinstanz Familie in Richard Sennetts "Der flexible Mensch", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87546