"Heute dürfte wohl niemand bestreiten, dass dieses Jahrzehnt eine in jeder Hinsicht
bemerkenswerte Zeit war, eine Zeit, wie wir sie womöglich nie wieder erleben werden. Im
Nachhinein erstrahlt jede verflossene Ära in einem nostalgischen Glanz, und damals war
keinem der Beteiligten das Besondere an den Siebzigern bewusst. (...) In einer Kultur, die
sich sogar an den Schock des Neuen gewöhnt hat, in der das Neue von heute schon morgen
Geschichte ist und entweder völlig vergessen oder auf unsäglich abgeschmackte Art recycelt
wird, haben die Filme der Siebziger nichts von ihrer beunruhigenden Kraft eingebüßt."
Bereits in dieses Zeilen spiegelt sich die Problematik, mit der sich diese Arbeit beschäftigen will, wieder. Wie ist es möglich, geschichtliche Fakten wissenschaftlich zu analysieren ohne dabei völlig in die Subjektivität abzugleiten? Wie geht man vor, wenn man Phänomene vergangener Epochen adäquat beschreiben will?
Gerade die Zeit gegen Ende der Sechziger bis in die Siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist geprägt von überkochenden Emotionen und von einer Eigendynamik, die besonders Zeitzeugen aus der geschichtlichen Distanz heraus leicht zur hemmungsloser Nostalgie verleitet. Was zudem erschwerend hinzukommt ist die Tatsache, dass gerade im Falle Hollywood "nur sehr wenige Dinge von Belang schriftlich fixiert werden"2, weswegen also zwangsläufig auf die mündlichen Erinnerungen von Zeitzeugen zurückgegriffen werden muss. Nicht nur aus diesen Gründen ist bei der Quellenrecherche äußerste Vorsicht angebracht.
Gegen Ende der 60ger Jahre, gerade als sich die amerikanische Filmindustrie in einer ihrer schlimmsten Krisen befand - die großen Studios waren durch die schwindende Zahl der Kinobesucher finanziell schwer angeschlagen - kam es in Hollywood zu einer Bewegung, die "von der Presse sofort mit dem Begriff New Hollywood"3 bezeichnet wurde. Im Zuge dieser Entwicklung wurden viele im amerikanischen Mainstreamkino bis dato tabuisierten Themen von hoher tagespolitischer und damit vor allem gesellschaftlicher Relevanz durch das Kino an die breite Öffentlichkeit getragen. "Alles Alte war schlecht, und alles Neue war gut. Nichts war heilig, und nichts war unmöglich." Die Zeit war reif für eine "Kulturrevolution"4, und das Kino war mehr oder weniger (verzögert) daran beteiligt.
Inhaltsverzeichnis (Gliederung)
- Einleitung
- Verschiedene (historiographische) Methoden
- Sozialgeschichtlicher Ansatz
- Rezeptionsgeschichtlicher Ansatz
- Ökonomischer Ansatz
- Werkgeschichtlicher Ansatz
- Ästhetischer Ansatz
- Biographisch orientierter Ansatz
- Sozialgeschichtlicher Ansatz
- Quellen
- Quellen zur Sozialgeschichte
- Quellen zur Werkgeschichte
- Beantwortung der Fragestellung in Form eines Lexikonartikels
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung des amerikanischen Mainstreamkinos von 1968 bis 1980, genauer gesagt mit der sogenannten „New Hollywood“-Bewegung. Sie untersucht, inwieweit diese Entwicklung das bis dahin vorherrschende Kino revolutionierte. Die Arbeit analysiert die sozialen, ökonomischen und ästhetischen Veränderungen, die diese Entwicklung prägten.
- Die sozialen Umbrüche der späten 60er und 70er Jahre und deren Auswirkungen auf Hollywood
- Die ökonomische Situation der Filmindustrie in dieser Zeit
- Die ästhetischen Merkmale des „New Hollywood“-Kinos
- Die Rezeption der Filme dieser Zeit durch das Publikum
- Die Rolle der Regisseure und ihrer Biographien in der Entwicklung des „New Hollywood“-Kinos
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit dar und skizziert die Problematik, die mit der wissenschaftlichen Analyse historischer Fakten verbunden ist. Außerdem wird kurz auf die spezifischen Herausforderungen der Analyse des „New Hollywood“-Kinos hingewiesen.
- Verschiedene Methoden: Dieses Kapitel behandelt verschiedene methodische Ansätze, die für die wissenschaftliche Analyse des „New Hollywood“-Kinos relevant sind. Hierzu zählen der sozialgeschichtliche, der rezeptionsgeschichtliche, der ökonomische und der werkgeschichtliche Ansatz. Es wird erläutert, wie diese Ansätze miteinander kombiniert werden können, um ein möglichst umfassendes und objektives Bild der Zeit zu gewinnen.
- Quellen: Dieses Kapitel widmet sich der Quellenlage für die Analyse des „New Hollywood“-Kinos. Es werden verschiedene Quellenarten vorgestellt, die für die Erforschung der Sozialgeschichte und der Werkgeschichte relevant sind.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den wichtigsten Schlüsselbegriffen und Themenfeldern des „New Hollywood“-Kinos, wie z. B. der sozialen und ökonomischen Situation der amerikanischen Filmindustrie in der Zeit von 1968 bis 1980, der Rezeptionsgeschichte der Filme dieser Zeit und den wichtigsten ästhetischen Merkmalen des „New Hollywood“-Kinos. Außerdem werden wichtige Regisseure und Filme dieser Zeit behandelt.
- Quote paper
- Roman Seda (Author), 2002, New Hollywood - Inwieweit revolutionierte die Entwicklung Hollywoods von 1968 bis 1980 das bis dato beherrschende amerikanische Mainstreamkino?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8759