Schon bei den ersten Begegnungen mit Roths Werk fällt die eigenartig bedrückte Atmosphäre auf. Die Figuren seiner erzählerischen Welt erweisen sich als Melancholiker, die sich jedoch hinter zahlreichen Masken verbergen. Sie versuchen auf diese Weise ihre Unzufriedenheit, ihre Mediokrität, ihre Ängste zu verhüllen, die Unmöglichkeit, sich in ihrer Welt zurechtzufinden zu überspielen.
Diese latent melancholische Struktur ist sehr auffallend bei seinen militärischen Charakteren, etwa bei Eichmeister Eibenschütz in Das falsche Gewicht, Carl Joseph Trotta und seinem Vater, sowie dem Freund Carl Josephs, Dr. Demant, im Radetzkymarsch. Nicht nur die Militärs leiden jedoch unter der Last der verborgenen Melancholie. In der Kapuzinergruft wird besonders die junge Generation des Großbürgertums hinter ihrer Oberflächlichkeit von tiefer Melancholie beherrscht. Dieser Melancholie der meisten Figuren Roths, ihren Hintergründen und vor allem ihren Masken in der erzählerischen Gestaltung durch Joseph Roth auf die Spur zu kommen, war der Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit und ihr vordringliches Erkenntnisinteresse.
Inhaltsverzeichnis
- I. PRÄMISSE
- 1. BIOGRAPHISCHER HINTERGRUND
- 1.1. KINDHEIT UND JUGEND
- 1.2. Roths Zeit im Krieg
- 1.3. Sozialismus - Koketterie oder Überzeugung?
- 1.4. Roth als Starjournalist in Deutschland
- 1.5. Exil-Monarchismus
- 2. DIE DONAUMONARCHIE UND IHRE ROLLE IN ROTHS WERK UND LEBEN
- 2.1. Die Welt der Zeichen: Österreich-Ungarns letzte Jahre
- 2.2. Die große Illusion: Peripherie und Zentrum bei Joseph Roth
- 2.3. Melancholie und ihre Masken
- 2.3.1. Die Melancholie
- 2.3.2. Der Gehorsam
- 2.3.3. Die Ehre
- 2.3.4. Die Entfremdung
- 2.3.5. Die Ordnung
- 2.3.6. Die Disziplin
- 3. DAS FALSCHE GEWICHT
- 3.1. Personenkreis
- 3.2. Wiederkehrende Figuren bei Joseph Roth
- 3.3. Anselm Eibenschütz als tragisch-melancholische Figur
- 3.4. Leibusch Jadlowker und Kapturak als Eichmeisters Gegenpole
- 4. RADETZKYMARSCH
- 4.1. Der Personenkreis
- 4.2. Die schweigsamen Helden
- 4.3. Die Trottas
- 4.4. Carl Joseph
- 4.5. Der Bezirkshauptmann und sein Verhältnis zu seinem Sohn
- 5. DIE KAPUZINERGRUFT
- 5.1. Der Personenkreis
- 5.2. Franz Ferdinands Melancholie
- 5.3. Zerbrochene Welt der Illusionen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert die Darstellung von Melancholie in Joseph Roths späten Romanen „Das falsche Gewicht", „Radetzkymarsch" und „Die Kapuzinergruft". Sie untersucht, wie Roth die Melancholie seiner Figuren durch verschiedene Masken und Verhaltensweisen ausdrückt.
- Die Rolle der Donaumonarchie in Roths Leben und Werk
- Die Darstellung von Melancholie als zentrales Motiv
- Die verschiedenen Masken, hinter denen sich die Figuren verbergen
- Der Einfluss des Krieges und der politischen Verhältnisse auf die Figuren
- Die Analyse von wiederkehrenden Figuren und Themen in Roths Werken
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet Roths Biographie und seinen persönlichen Hintergrund, der die literarische Entwicklung des Autors prägte. Kapitel 2 widmet sich der Donaumonarchie und ihrer Bedeutung in Roths Werk. Es analysiert den Einfluss der politischen und sozialen Verhältnisse auf Roths Schreibstil und die Darstellung seiner Figuren. Kapitel 3 konzentriert sich auf „Das falsche Gewicht" und untersucht die tragisch-melancholische Figur des Anselm Eibenschütz sowie seine Beziehung zu den Figuren Leibusch Jadlowker und Kapturak. Das vierte Kapitel behandelt „Radetzkymarsch" und analysiert die schweigsamen Helden und die Trottas, sowie deren Beziehung zu Carl Joseph und dem Bezirkshauptmann. Kapitel 5 befasst sich mit „Die Kapuzinergruft" und analysiert Franz Ferdinands Melancholie und die zerbrochene Welt der Illusionen der jungen Generation des Großbürgertums.
Schlüsselwörter
Joseph Roth, Melancholie, Donaumonarchie, „Das falsche Gewicht", „Radetzkymarsch", „Die Kapuzinergruft", Masken, Militär, Großbürgertum, Krieg, Österreich-Ungarn, Exil, Illusion, Entfremdung, Ordnung, Disziplin.
- Quote paper
- Daniela Portmann-Bogosavac (Author), 2002, Masken der Melancholie in Joseph Roths späten Romanen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8760