Am 3. Dezember 1989 sagte Gorbatschow auf einem Gipfeltreffen mit George H. W. Bush
auf Malta: „Der Kalte Krieg ist zu Ende“. Im Folgejahr 1990 erhält Gorbatschow die weltweit
höchste politische Auszeichnung für seine Beiträge zur Beendigung des Kalten Krieges,
den Friedensnobelpreis.
Über Michail Gorbatschow ist bemerkenswert viel geschrieben worden und die jeweils herrschende
Meinung hatte sich in Ost und West schon dreimal geändert bevor er 1991 sein Amt
an Boris Jelzin verlor. In den ersten zwei Jahren seiner Amtszeit von 1985 bis 1986 war im
Westen die Ansicht weit verbreitet, Gorbatschow habe einen neuen Stil eingeführt, er sei,
soweit er überhaupt ein Reformer sei, ein technokratischer von dem keine weit reichenden
Veränderungen zu erwarten seien. Bei der russischen Bevölkerung hingegen war Gorbatschow
vor allem in seinen ersten zwei Amtsjahren besonders populär. Mit der Wahl Gorbatschows
zum Generalsekretär 1985, dachten aber weder sowjetische Bürger noch ausländische
Beobachter, dass die Sowjetunion dabei war reformiert zu werden.
Derart weit reichende und von so wenig Gewalt begleitete Veränderungen während der Regierung
Gorbatschows wären ohne den Aufstieg eines ernsthaften Reformers zum Generalsekretär
nicht möglich gewesen. In den späten achtziger Jahren waren all diejenigen, die das
System offen von innen heraus angegriffen hatten gescheitert. Die große Macht, die kollektiv
in den Händen der Führung der kommunistischen Partei lag und im Besonderen in denen des
Generalsekretärs als deren Oberhaupt, war Voraussetzung für politische Umwälzungen von
Oben. Ohne den Aufstieg eines praktisch denkenden, reformbereiten und hochbegabten Politikers
wie Gorbatschow ins höchste Parteiamt 1985 wären fundamentale Veränderungen wesentlich
gewalttätiger und langsamer verlaufen. Von vielen westlichen Beobachtern und prominenten
sowjetischen Emigranten wie Alexander Solschenizyn und Alexander Sinowjew
wurde im Voraus die Aussicht ausgeschlossen, dass ein Reformer überhaupt Generalsekretär
werden könne. Diese Arbeit behandelt Gorbatschows Werdegang und berührt die wichtigsten Ereignisse und
Veränderungen der Jahre vor Gorbatschows Machtantritt im Hinblick auf deren Bedeutung
für Gorbatschow.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gorbatschows politischer Aufstieg nach Moskau
- Die Ämterlaufbahn Gorbatschows
- Der Andropow-Faktor
- Der neue Pragmatismus in der sowjetischen Politik
- Die problematischen Zustände in der Sowjetunion
- Der neue Pragmatismus unter der Regierung Andropow
- Die Stagnation unter der Regierung Tschernenko
- Die Vorbereitungen auf die Macht
- Die Sehnsucht des Westens nach einem Hoffnungsträger
- Die Popularität Gorbatschows vor seinem Machtantritt
- Der Gorbatschow-Effekt
- Die Wahl zum Generalsekretär
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beleuchtet Gorbatschows Weg zur Macht und beleuchtet die wichtigsten Ereignisse und Veränderungen, die den Aufstieg des Reformers im Hinblick auf seine Bedeutung für Gorbatschow prägten. Ziel ist es, den Einfluss von Gorbatschows Persönlichkeit auf seine Politik zur Machtergreifung und damit zur Reform der Sowjetunion darzustellen und zu interpretieren. Die Arbeit befasst sich mit Gorbatschows Image vor seiner Wahl zum Generalsekretär und den Erwartungen, die sowohl der Westen als auch die sowjetische Gesellschaft mit seiner Person verbanden.
- Gorbatschows Aufstieg zum Generalsekretär und seine Rolle in der Reform der Sowjetunion
- Der Einfluss von Gorbatschows Persönlichkeit auf seine Politik
- Die Bedeutung der Ereignisse und Machtkonstellationen vor Gorbatschows Machtantritt
- Die Erwartungen des Westens und der Sowjetunion an Gorbatschow
- Die Auswirkungen von Gorbatschows politischem Stil auf die Führungsriege
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel stellt Gorbatschows Rolle bei der Beendigung des Kalten Krieges und die verschiedenen Sichtweisen auf seine Person in Ost und West dar. Es beleuchtet die Bedeutung des Generalsekretärs für die politische Veränderung der Sowjetunion und argumentiert, dass ohne Gorbatschows Aufstieg zum Generalsekretär die Veränderungen gewalttätiger und langsamer verlaufen wären.
- Gorbatschows politischer Aufstieg nach Moskau: Dieses Kapitel beleuchtet Gorbatschows Werdegang und die wichtigsten Stationen seiner Ämterlaufbahn. Es beleuchtet seine frühe Bildung und seine Entscheidung, eine politische Karriere im sowjetischen System einzuschlagen. Außerdem werden Gorbatschows Zeit in Stawropol und seine Anfänge in der Politik behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit Gorbatschows politischem Aufstieg, der Reformpolitik der Sowjetunion unter seiner Führung, dem Kalten Krieg und der Rolle des Generalsekretärs in der sowjetischen Machtstruktur. Wichtige Themen sind die Person Gorbatschow, die Erwartungen an seine Person, die Beziehungen zwischen Ost und West und die Veränderung der sowjetischen Herrschaft in Osteuropa.
- Arbeit zitieren
- Linda Raible (Autor:in), 2006, Warum Gorbatschow? Ein Reformer wird Generalsekretär, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87652