Inwieweit kann der Dokumentarfilm Wirklichkeit repräsentieren? Diese Frage soll auf den folgenden 26 Seiten beantwortet werden, da sie der zentrale Ausgangspunkt ist, der allen Diskussionen um das soziale und politische Potential des Dokumentarfilms vorgeschaltet ist.
Der Dokumentarfilm ist im Kommen. Zum einen eroberten seit 2002 Filme wie Bowling for Columbine (Michael Moore, USA, 2002), Die Reise der Pinguine (Luc Jaquet, F, 2005) und Deutschland. Ein Sommermärchen (Sönke Wortmann, D, 2006) die Kinocharts. Auch jenseits der Doku-Blockbuster ziehen Dokumentationen mehr Zuschauer an: Der Intendant des Filmboards Berlin-Brandenburg beschreibt die Situation im Jahre 2004 so: „Galten vor zwei Jahren noch 10 000 Zuschauer als ,magische Grenze‘ beim Dokfilm, wird heute nicht selten doppelt so viel Publikum erreicht.“ Huber erklärt den Markterfolg mit wachsendem Bedürfnis nach Welterklärung und mit den durch die Digitaltechnologie stetig sinkenden Produktionskosten.
Der Digitaltechnologie ist es auch zu verdanken, dass sich die Filmsprache weiterentwickelt: Wenn mehr Autoren mit mehr Werkzeugen die Möglichkeit haben, ihre Ideen umzusetzen, wird das Ergebnis umso farbenfroher. Für Paul Ward ist klar, dass der Dokumentarfilm als Kategorie jetzt lebhafter und dynamischer ist als jemals zuvor – sowohl auf der Kinoleinwand als auch auf dem TV-Bildschirm. Gleichzeitig stellt er eine “enormous expansion in scholarship relating to documentary in recent years“ fest. All diese Punkte führen ihn zu dem Schluss, dass die Marginalisierung des Dokumentarfilms als Objekt einer seriösen Untersuchung zu Ende ist. Dem Dokumentarfilm wird – nicht zuletzt auf Grund seines Markterfolges – mehr Beachtung geschenkt: von journalistischer, literarischer wie wissenschaftlicher Seite.
Inhaltsverzeichnis
- Die Wirklichkeit wird populärer - Einleitung
- Über was sprechen wir eigentlich - Ansätze und Probleme einer Definitionen des Dokumentarfilms
- Produktionsanleitungen, Authentisierungsstrategien, Theorieansätze: Die Schulen des Direct Cinema und Cinéma Vérité
- Zwei Schulen
- Direct Cinema
- Cinéma Vérité
- Zwischenstand
- Neuordnung - das konstruktivistische Kommunikationsmodell
- Inkonsistente Wirklichkeit und Film
- Wirklichkeit: Fortsetzung folgt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit der Dokumentarfilm Wirklichkeit repräsentieren kann. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse des Streits zwischen Direct Cinema und Cinéma Vérité sowie der Auflösung dieses Streits im konstruktivistischen Kommunikationsmodell.
- Das Potential und die Risiken des Dokumentarfilms in Bezug auf die Repräsentation von Wirklichkeit
- Die verschiedenen Ansätze und Definitionen des Dokumentarfilms
- Die Schulen des Direct Cinema und Cinéma Vérité
- Die Rolle des konstruktivistischen Kommunikationsmodells in der Dokumentarfilmtheorie
- Die Frage nach der Authentizität in Dokumentarfilmen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Wirklichkeit wird populärer: Dieses Kapitel führt in die Thematik des Dokumentarfilms und seine Fähigkeit zur Repräsentation von Wirklichkeit ein. Es beleuchtet die wachsende Popularität des Dokumentarfilms und die Faktoren, die zu diesem Trend beitragen.
- Kapitel 2: Über was sprechen wir eigentlich - Ansätze und Probleme einer Definitionen des Dokumentarfilms: Dieses Kapitel diskutiert verschiedene Definitionen und Ansätze des Dokumentarfilms und die Schwierigkeiten, eine eindeutige Definition zu finden. Es beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf die Rolle des Dokumentarfilms.
- Kapitel 3: Produktionsanleitungen, Authentisierungsstrategien, Theorieansätze: Die Schulen des Direct Cinema und Cinéma Vérité: Dieses Kapitel analysiert zwei wichtige Schulen des Dokumentarfilms - Direct Cinema und Cinéma Vérité - und ihre unterschiedlichen Produktionsansätze, Authentisierungsstrategien und theoretischen Grundlagen.
- Kapitel 4: Neuordnung - das konstruktivistische Kommunikationsmodell: Dieses Kapitel stellt das konstruktivistische Kommunikationsmodell vor und untersucht seine Bedeutung für die Auflösung des Streits zwischen Direct Cinema und Cinéma Vérité. Es zeigt, wie dieses Modell die Frage der Authentizität in Dokumentarfilmen neu beleuchtet.
- Kapitel 5: Inkonsistente Wirklichkeit und Film: Dieses Kapitel untersucht die Beziehung zwischen der inkonsistenten Natur der Wirklichkeit und ihrer Darstellung im Film. Es diskutiert die Herausforderungen, die sich aus dieser Beziehung für Dokumentarfilmer ergeben.
Schlüsselwörter
Dokumentarfilm, Wirklichkeit, Repräsentation, Authentizität, Direct Cinema, Cinéma Vérité, konstruktivistisches Kommunikationsmodell, Filmtheorie, Manipulation, Rezeption.
- Arbeit zitieren
- Patrick Fink (Autor:in), 2007, Die Illusion der Möglichkeit von Authentizität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87674