Mich interessiert das Leben von Frauen! Mich interessiert, wie sie ihr Leben und ihren Alltag organisieren, wie sie ihre Beziehungen leben, wie sie ihre Probleme und Aufgaben meistern, wie sie sich als Frauen begreifen.
Das Gefühl, die eigene Weiblichkeit zu genießen, die eigenen Wünsche und Möglichkeiten zu spüren und durchzusetzen, fällt vielen Frauen oft noch immer nicht leicht. Und auch wenn viele von ihnen versuchen, den "Aufbruch" zu wagen, weg von den gesellschaftlichen Normierungen sich ein Leben zu organisieren, begegnen ihnen viele Schwierigkeiten. Immer wieder kommen die Fragen auf, ob denn der Weg in die Unabhängigkeit der Richtige sei und wie sich dieser Wunsch vereinbaren läßt, mit der Sehnsucht nach Sicherheit, Harmonie und Anerkennung.
Wie läßt sich ein selbstbestimmtes Leben meistern, sich selbst zu spüren und die eigenen Bedürfnisse durchzusetzen, ohne als "unweiblich" abgestempelt zu werden und somit ins Abseits geschoben zu sein?
Gibt es tatsächlich nur die Wahl zwischen bequemer Anpassung, mit dem Ergebnis ein fremdbestimmtes Leben zu führen, oder dem ständigen Kampf, immer im Sturm gegen die Norm? Wie ließe es sich auf einem dritten Weg laufen?
Welche Unterstützungen können sich Frauen untereinander dazu geben und wie oft hemmen sie sich gegenseitig, weil Neid eine große Rolle spielt? Welche Wertmaßstäbe haben unsere Mütter uns mitgegeben, mit denen wir uns immer wieder überprüfen, ob wir richtig sind, oder nicht.
Sowohl in der Literatur, als auch in den zahlreichen Gesprächen, die ich mit unterschiedlichen Frauen geführt habe, ist die Beziehung zur Mutter ein sehr zentrales Thema, wenn es um die Anerkennung der eigenen Weiblichkeit geht. Denn schon bevor wir das Licht dieser Welt erblicken, wirken sie auf uns ein, führen uns ins Leben und halten uns fest. Dieses Mutter - Tochter - Verhältnis wird und muß daher die gesamte Arbeit hindurch Schwerpunkt sein und ich setze voraus, daß dem Leser dieser massive Einfluß unserer ersten Pflegeperson (was ja in der Regel die Mutter ist) mit all seinen Konflikten klar wird.
Wenn wir Töchter hinausgehen in die Welt, wie haben unsere Mütter uns darin unterstützt mit Lust Frau zu werden, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und Verantwortung zu übernehmen? Konnten sie uns darin überhaupt unterstützen oder waren sie in ihrer eigenen Selbstverleugnung gefesselt?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Fragestellung
- Aufbau der Arbeit
- Methode
- Vorbereitung und Vorüberlegungen
- Die Interviews
- 1 Die psychosexuelle Entwicklung des Mädchens
- 1.1 Begriffsklärung: Autonomie und Bindung
- 1.1.1 Das „Gegenmodell“ zur traditionellen Begriffsfassung
- 1.1.2 Mein Verständnis von Autonomie und Bindung
- 1.2 Die Phasen der psychosexuellen Entwicklung
- 1.2.1 Der Weiblichkeitsentwurf von Freud
- 1.2.2 Neuere Ansätze von Psychoanalytikerinnen zur weiblichen Identifikation
- 1.2.3 Mutter und Mädchen in der analen Phase und die Wiederannäherungsphase
- 1.2.4 Die Rolle des Vaters in der frühen Triangulierung
- 1.2.5 Identifikationsmuster des Mädchens in der prä-ödipalen Phase
- 1.2.6 Das Mädchen in der Adoleszenz
- 1.1 Begriffsklärung: Autonomie und Bindung
- 2 Weibliche Adoleszenz in der patriarchalen Kultur
- 2.1 Adoleszenz und Kultur
- 2.2 Abschied von der Kindheit
- 2.3 Erste Menstruation - warum darf es kein Fest sein?
- 2.4 Das andere Bild der Weiblichkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht den Adoleszenzverlauf von Frauen aus der DDR, die zur Zeit der Wende junge Erwachsene waren, aus der Perspektive ihrer eigenen Rückerinnerungen. Die Arbeit zielt darauf ab, die psychosexuelle Entwicklung dieser Frauen in ihrem historischen und kulturellen Kontext zu verstehen und die spezifischen Herausforderungen und Chancen ihrer Adoleszenz in einer sozialistischen Gesellschaft zu beleuchten.
- Die Bedeutung von Autonomie und Bindung in der weiblichen Entwicklung
- Die Auswirkungen der DDR-Gesellschaft auf die weibliche Identitätsbildung
- Die Rolle der Geschlechterrollen in der Adoleszenz von Frauen
- Die Erfahrungen von Frauen mit der Wende und dem gesellschaftlichen Wandel
- Die Bedeutung von Erinnerung und Rückerinnerung für die Konstruktion von Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit dar, die auf den Adoleszenzverlauf von Frauen aus der DDR, die zur Zeit der Wende junge Erwachsene waren, fokussiert. Der Fokus liegt auf den Erinnerungen dieser Frauen und deren Bedeutung für die Konstruktion von Identität. Die Methode der Arbeit wird beschrieben und die Interviewtechnik erläutert.
Kapitel 1 beleuchtet die psychosexuelle Entwicklung des Mädchens. Es werden die Konzepte von Autonomie und Bindung im Kontext der weiblichen Identitätsbildung untersucht. Weiterhin werden verschiedene Ansätze zur weiblichen Identifikation in der psychoanalytischen Theorie vorgestellt, wobei der Fokus auf die prä-ödipale Phase und die Rolle des Vaters liegt. Die Bedeutung der Mutter-Tochter-Beziehung in der analen Phase und die Bedeutung des Vaters in der frühen Triangulierung werden hervorgehoben.
Kapitel 2 befasst sich mit der weiblichen Adoleszenz in der patriarchalen Kultur. Es werden die Herausforderungen der Adoleszenz im Kontext von Kultur und Gesellschaft betrachtet. Besonderes Augenmerk wird auf den Abschied von der Kindheit, die erste Menstruation und das Bild der Weiblichkeit in der DDR-Gesellschaft gelegt. Die Arbeit beleuchtet die spezifischen Erfahrungen von Frauen mit der Wende und dem gesellschaftlichen Wandel.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit folgenden Schlüsselbegriffen: Adoleszenz, weibliche Entwicklung, Identitätsbildung, Autonomie, Bindung, Psychoanalyse, Freud, DDR-Gesellschaft, Geschlechterrollen, Wende, Erinnerung, Rückerinnerung.
- Arbeit zitieren
- Susanne Kristina Kästli (Autor:in), 2001, Damals Mädchen - Heute Frauen. Adoleszenzverläufe in der Rückerinnerung von Frauen aus der DDR, die zur Zeit der Wende junge Erwachsene waren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8777