Möglichkeiten der Integration behinderter Kinder in Schulsysteme der heutigen Zeit


Hausarbeit, 2007

29 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition Behinderung
2.1. Behinderung im ergotherapeutischen Kontext

3. Schulsysteme in Deutschland
3.1. Die Grundschule
3.2. Die Hauptschule
3.3. Die Realschule
3.4. Das Gymnasium
3.5. Die Förderschule

4. Möglichkeiten der Integration
4.1. Sonderpädagogische Förderung
4.2.Kurzüberblick der Kultus-Minister-Konferenz-Empfehlungen zu Förderschwerpunkten

5. Grenzen von Integration
5.1.Scheitern integrativer Prozess zwischen Eltern und Umfeld
5.2. Scheitern integrativer Prozesse zwischen Eltern und
Pädagogen bzw. Schule in der Aufnahmekommission
5.3. Scheitern integrativer Prozesse zwischen Pädagogen
5.4. Scheitern integrativer Prozesse zwischen Pädagogen und dem Kind, den Pädagogen und den Eltern sowie innerhalb der Elterngruppe
5.5. Scheitern integrativer Prozesse zwischen Pädagogen und dem Kind aufgrund der Klassenzusammensetzung
5.6. Scheitern integrativer Prozesse zwischen Eltern und Pädagogen aufgrund der Rahmenbedingungen durch das Umfeld
5.7. Scheitern integrativer Prozesse beim Übergang in die Sekundarstufe

6. Fazit

7. Anhang

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Sind wir auf dem Weg zu einer gemeinsamen Schule für alle Kinder?“

Immer häufiger berichten Medien über die Einschulung verschiedenartig behinderter Kinder in Grundschulklassen gleichaltriger Nichtbehinderter.

Aber wie kommen diese „außergewöhnlichen“ Kinder mit dem ganz „normalen“ Schulalltag zurecht? In wie fern können sie dem Unterrichtsgeschehen folgen, z.B. bei einer geistigen Behinderung? In wie weit wird der Unterricht durch diese Kinder beeinflusst? Und ist dieser angepasste Unterricht nicht nachteilig für die „normalen Kinder“? Mit all diesen Fragen sehen sich Erzieher, Lehrer, Eltern und Therapeuten in der heutigen Zeit vermehrt konfrontiert.

Doch was ist heut zu Tage schon „normal“ und was gilt als „behindert? Welche Schulsysteme sind optimal auf die Bedürfnisse nicht-normgerecht entwickelter Kinder zugeschnitten? Und welche Grenzen entstehen daraus?

Zu diesen Fragen möchte ich in meiner Hausarbeit eine Antwort erarbeiten, um auch aus meiner Rolle als Therapeutin, betroffenen Eltern Rat und Unterstützung bieten zu können.

Dabei möchte ich mich ausschließlich auf die staatlichen Schulsysteme Deutschlands begrenzen, und somit nicht näher auf alternative oder private Schulformen, wie z.B. Waldorf-Pädagogik oder Montessori-Schulen, eingehen. Dies würde an dieser Stelle zu weit führen.

2. Definition Behinderung

„Behinderung gilt als eine Auswirkung einer nicht nur vorübergehenden Funktionsbeeinträchtigung, die auf einem körperlichen, geistigen oder seelischen Zustand beruht, der von dem für das jeweilige Lebensalter typischen Zustand abweicht.“[1]

Man unterscheidet :

- Physische Behinderung
- Psychische Behinderung
- Geistige Behinderung

Physische Behinderung:

„Personen gelten als körperbehindert, die infolge einer Schädigung ihrer körperlichen Funktionen (aufgrund einer Störung auf organischer Ebene) so weit beeinträchtigt sind, dass ihre unmittelbaren Lebensverrichtungen oder ihre Teilhabe am Leben der Gesellschaft behindert werden und sie dadurch soziale Benachteiligung erfahren.“[2]

Psychische Behinderung:

„Allgemeine Bezeichnung für die Folgen einer chronischen psychischen Störung oder Erkrankung, die nicht nur vorübergehend zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Alltagsbewältigung, der Erwerbstätigkeit und der sozialen Integration geführt haben.“[3]

Geistige Behinderung:

„Personen die infolge einer organisch-genetischen oder anderweitigen Schädigung in ihrer psychischen Gesamtentwicklung und in ihrer Lernfähigkeit so sehr beeinträchtigt sind, dass sie voraussichtlich lebenslanger sozialer und pädagogischer Hilfen bedürfen.“2

2.1 Behinderung im ergotherapeutischen Kontext

In diesen 3 Formen von Behinderungen wird die Gemeinsamkeit der Einschränkung der Partizipation am sozialen Leben verdeutlicht. Die Beeinträchtigung der Alltagsbewältigung (Selbstversorgung), der Erwerbstätigkeit (Produktivität) und der sozialen Integration (Freizeit) stehen im Vordergrund.

Daraus kann man folgern, dass ein Mensch als „normal“ gilt, der in diesen 3 Bereichen keinerlei Beeinträchtigungen erfahren hat. Doch ist dies realistisch? Wenn man tagtäglich mit Beeinträchtigten, also behinderten Personen zusammen arbeitet, kann man schnell bemerken, dass die meisten dieser Menschen ihr Leben, in den 3 genannten Partizipationen, genauso gut oder sogar noch besser bewältigen als nicht-Behinderte. Natürlich ist die befriedigende Lebensführung individuell und subjektiv aus Sicht des Betroffenen unterschiedlich.

Die nachfolgende Grafik verdeutlicht in welchem Zusammenhang die einzelnen Elemente der Lebensbereiche jedes Menschen stehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[4]

In der Mitte der Grafik sieht man die Spiritualität, die das Zentrum der physischen, kognitiven und affektiven Komponenten des Individuums bildet. Sie wird umgeben durch das Feld der Betätigung, die in die Bereiche Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit unterteilt ist. Umschlossen werden beide durch die Umwelt, die sich in die Bereiche institutionell, sozial, kulturell und physisch aufschlüsseln lässt.

Das „Canadian Modell of Human Occupation“ (Kanadisches Modell der menschlichen Betätigung) sieht die Betätigung als Grundbedürfnis des Menschen; sinnvolle Betätigung und Gesundheit stehen in diesem Modell im Zusammenhang. Die Umwelt beeinflusst die „Betätigung“ und diese wiederum wird geformt durch das Verhalten der Person.

Das Ergebnis dieser Interaktion ist die Betätigungsperformance.

Menschen mit einer Behinderung haben nach diesem ergotherapeutischen Modell also immer eine Störung im Bereich ihrer affektiven, kognitiven, oder physischen Komponenten. Schlussfolgernd kann man davon ausgehen, dass sich diese Störung auf mindestens einen der Bereiche Selbstversorgung, Produktivität u./o. Freizeit auswirken muss. Umso wichtiger ist nun die Rolle des Erziehers, des Therapeuten und der Eltern die kulturelle, soziale, physische und institutionelle Umwelt des Geschädigten so zu adaptieren dass eine Teilhabe am Leben nicht behinderter Menschen möglich wird.

Dem zu Folge ist also unsere Aufgabe die Institution Schule, sowie den Unterricht so anzupassen dass „alle“ Kinder beteiligt werden um positive pädagogische Einwirkungen zu erfahren.

3. Staatliche Schulsysteme in Deutschland

Siehe dazu Abb. 2 im Anhang (S.22)

3.1. Die Grundschule

Die Grundschule ist die gemeinsame Grundstufe des Schulwesens. Sie vermittelt Grundkenntnisse und Grundfertigkeiten. Sie umfasst 4 Schuljahre.

In die Grundschule treten Kinder mit unterschiedlichen individuellen Lernvoraussetzungen und Lernerfahrungen ein. Sie bringen, geprägt von ihrer Familie und beeinflusst durch die Umwelt, unterschiedliche Einstellungen, Erwartungen und Hoffnungen in die Schule mit. Unabhängig von dieser individuellen Entwicklung sollen die Kinder am Ende der Grundschulzeit über vergleichbare Grundkenntnisse und Fertigkeiten verfügen.

Erziehung und Unterricht in der Grundschule orientieren sich am emotionalen, psychomotorischen, intellektuellen und sozialen Entwicklungsstand der Kinder.

Alle Erziehungs- u. Bildungsprozesse knüpfen an den Erlebnis- u. Erfahrungshorizont des Kindes an und erweitern ihn.

Aufgaben der Grundschule :

- Förderung verschiedener Begabungen der Kinder
- Einübung von Verhaltensweisen und Umgangsformen
- Befähigung der Kinder aufeinander zu hören und voneinander zu lernen
- Erziehung zu einem selbstverständlichen Umgang mit Menschen unterschiedlicher sozialer u. kultureller Herkunft sowie zum Zusammenleben mit Menschen mit Behinderungen
- Förderung der Bewusstheit für elementare, technische, wirtschaftliche u. ökologische Zusammenhänge und erzieht zur Verantwortung gegenüber der Natur
- Führung der Kinder von Formen des spielerischen zu den systematisierten Formen schulischen Lernens
- Anstrebung des Erwerbes von Kenntnissen u. Fertigkeiten, die für die Lebensbewältigung wichtig u. grundlegend sind

3.2. Die Hauptschule

Die Hauptschule baut auf die vierjährige Grundschule auf, sie umfasst fünf Schuljahre und schließt mit dem Hauptschulabschluss ab. Hier besteht die Möglichkeit ein freiwilliges zehntes Schuljahr anzuhängen um somit den Realschulabschluss zu erwerben.

Zentrales Anliegen der Hauptschule ist die Förderung der Fähigkeit zu einer eigenständigen Lebensgestaltung im privaten u. beruflichen Bereich, sowie der Aufbau von Verständnis u. Toleranz für Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen, und die Entwicklung eines Verantwortungsbewusstseins für sich und andere (soziale Kompetenz, Sozialkompetenz).

Aufgaben der Hauptschule :

- Optimale pädagogische Förderung
- Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit
- Förderung schwacher u. benachteiligter SchülerInnen
- Steigerung der Lern- und Schulmotivation
- Steigerung der persönlichen Leistungsfähigkeit

3.3. Die Realschule

Die Realschule vermittelt in sechs Schuljahren eine in sich abgeschlossene, erweiterte allgemeine Bildung und ein vertieftes Grundwissen. Sie schafft die Grundlage für praktisch orientierte Berufe, die auch erhöhte theoretische Anforderungen an die jungen Leute stellen, in denen Aufgaben mit gehobenen Ansprüchen an Selbständigkeit, Verantwortung u. Menschenführung zu bewältigen sind.

Nach sechs Schuljahren, also am Ende von Klasse 10, schließen die SchülerInnen mit der Mittleren Reife ab. Mit der erfolgreich absolvierten Prüfung bieten sich viele Möglichkeiten, eine Berufsausbildung in Handwerk, Industrie, Handel oder Verwaltung zu beginnen.

[...]


[1] F.A. Brockhaus GmbH – Psychologie, Fühlen, Denken und Verhalten verstehen; Leipzig-Mannheim 2001; S.70

[2] Dr.Thomas Hartung; Studienmaterial Pädagogik V; Mai 2004; S.3 u.24

[3] Walter de Greyter; Pschyrembel – Klinisches Wörterbuch; 258. neu bearbeitete Auflage; Berlin-New York 1998; S.182

[4] Abb.1 Strebel H./Sulzmann.I: Don’t tell-ask! Ergotherapeutisches Handbuch zur praktischen Umsetzung des klientenzentrierten Ansatzes in der Ergotherapie.Idstein, 1.Auflage 2005, S. 11

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Möglichkeiten der Integration behinderter Kinder in Schulsysteme der heutigen Zeit
Hochschule
DIPLOMA Fachhochschule Nordhessen; Abt. Leipzig
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
29
Katalognummer
V87887
ISBN (eBook)
9783638071710
Dateigröße
1050 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Möglichkeiten, Integration, Kinder, Schulsysteme, Zeit
Arbeit zitieren
Diplom-Ergotherapeutin (FH) Ulrike Enderl (Autor:in), 2007, Möglichkeiten der Integration behinderter Kinder in Schulsysteme der heutigen Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87887

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