Zwischen Eventorientierung und elterlichen Erwartungen

Eine jugendsoziologische Fallstudie über die Lebensführung eines türkischen Teenagers


Seminararbeit, 1999

99 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung
1.Einleitung
2. Vorgehensweise dieser Arbeit
3. Theoretischer Bezugsrahmen
I. Konzeptuelle Grundentscheidungen
II. Konturen des Konzepts der Lebensführung: Person und Subjektivität
III. Soziale Komponenten
IV. Zusammenfassung des Konzepts der Lebensführung
V. Strukturwandel der Lebensführung
VI. Gesellschaftliche Tendenzen mit der Umschichtung der Randbedingungen der
Lebensführung als Folge
4. Themenbezogene Erläuterungen, Zielperspektiven und Forschungsfragen über die Lebensführung, Lebenspläne, Familienbeziehungen und Religiosität
5. Die Entwicklung des Leitfadens
I. Der problemorientierte Leitfaden

2. Hauptteil: Dossier über Tolga
1. Die Auswahl des Kandidaten
2. Der Erfahrungsbericht
3. Aufbereitung des Interviews
4. Auswertung des Interviews
I. Rahmendaten und Portrait des Jugendlichen
II. Der Komplex Lebensführung
III. Gesamtinterpretation
IV. Beurteilung der Validität

3. Schluß
1. Zusammenfassung aller Befunde : der familien- bzw. hedonistisch - orientierte
Tolga in seiner mitbestimmt- periodisch- dauerhaften Lebensführung und seinen kurz-
und langfristigen Lebensplänen
2. Formulierung weiterer Forschungsfragen: was ist mit dem Sport?
3. Reflexion des Ansatzes und weitere methodische Überlegungen: Schwächen des Lebensführungskonzepts und des Forschungsdesigns

4. Literaturangaben

5. Anhang
1. Häufigkeitsverteilung der Einzeltätigkeiten
2. Ergänzte Induktoren
3 . Der interaktionsorientierte Leitfaden

1. Einführung

1.Einleitung

Die Jugend dient zur Reproduktion der Gesellschaft. An der Schwelle zum 21. Jahrhundert sind die Fragen nach der Lebensplanung und Lebensführung der Jugendlichen in der Bundesrepublik für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft nicht unwichtig, wozu m.E. auch Türken zwischen Kindheit und Erwachsenenalter gehören. Die Fragestellung dieser Arbeit zielt deshalb darauf ab, zu untersuchen, „wie die [jungen türkischen; BG] Menschen [in Deutschland; BG] in ihrem Alltagshandeln ihre Lebenspläne und Erwartungen mit den widersprüchlichen Anforderungen aus Erwerbsarbeit [sowie Schule; BG] und Privatleben Tag für Tag auf die Reihe bekommen, auf welcher Grundlage und im welchem Rahmen dies geschieht.“ (Kudera 1995: 45) Die vorliegende Arbeit soll deshalb einen Beitrag zur Beantwortung dieser gesellschaftlich relevanten Fragen leisten. Es gibt zwar innerhalb der scientific community eine Beschäftigung mit Lebensgestaltungen und künftigen Erwartungen Jugendlicher, jedoch ist die Anzahl der Arbeiten, welche sich mit der Lebensführung und den Lebensplänen von türkischen Jugendlichen in der Bundesrepublik beschäftigen, sehr gering. Diese Arbeit soll auch damit einen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion liefern.[1]

2. Vorgehensweise dieser Arbeit

Es wird zunächst ein Lebensführungskonzept als theoretischer Bezugsrahmen vorgestellt. Dieser weiter unten näher erläuterte theoretische Gedankenkomplex wird zwecks Exploration einer qualitativen Forschung mit den Mitteln eines von einem Tonbandgerät aufzuzeichnenden Leitfadeninterviews[2] mit einem türkischen Jugendlichen vorgestellt.

„Das [weiter unten zu skizzierende; BG] ... Konzept versteht sich ... als eine heuristische Orientierungs- und Frageperspektive, die erst in ihrer empirischen Anwendung zu konkreten Erkenntnissen führen kann. Nur eine empirische Untersuchung kann und soll danach Aufschlüsse über reale Gestalten und Logiken von konkreten Formen der Lebensführung erarbeiten. Das bedeutet, daß das Konzept nicht mehr sein will und kann als kategorialer und thesenhafter Rahmen, mit dem der Gegenstand Lebensführung allgemein beschrieben wird.“ (Voß 1991: 209)

Es erfolgt anschließend eine aus darstellungsökonomischen Gründen nicht beigefügte Transkription und eine Auswertung des Datenmaterials, bevor der Interviewte porträtiert und dessen Lebensführung beschrieben, vor dem Hintergrund theoretisch- konzeptueller Überlegungen interpretiert und mit anderen empirischen Befunden aus der Literatur und aus dem Kurs verglichen wird. Die Stellung weiterer Forschungsfragen nach der Diskussion und Zusammenfassung der Befunde und die Reflexion der Methode werden im Schlußteil näher dargelegt.

3. Theoretischer Bezugsrahmen

Das nun ausführlich zu skizzierende Themenfeld der alltäglichen Lebensführung erfreut sich größerer Beliebtheit, da sich praktische Gestaltungsformen des Alltags verändern. Die neuere von der Schichtzugehörigkeit losgelöste Tendenz zur Individualisierung und Pluralisierung der Lebenspraxis (vgl. Beck 1986) und die zeitliche Ausdehnung und wachsende soziale Bedeutsamkeit der nichtberuflichen Lebensbereiche (vgl. Voß 1991: 4) können als Indikator für diesen gesellschaftlichen Wandel herangezogen werden, die auch die Jugend erreicht haben. Da sich deterministische klassische Modelle sozialer Schichten nicht für die Thematisierung des Zusammenhangs alltäglicher praktischer Tätigkeit wegen der Vernachlässigung des Handlungsspielraums individueller Akteure nicht eignen, wird ein eigener Lebensführungsansatz nun erläutert.

Das Konzept soll laut Voß folgende Aufgaben erfüllen:

- es soll zum einen versucht werden, „das Leben insgesamt und umfassend zu thematisieren. Die bisher soziologisch arbeitsteilig untersuchten Bereiche wie ‚Familie‘, ‚Beruf‘ und ‚Freizeit‘ sollen in ihrem komplexen Zusammenwirken auf der Ebene des handelnden Akteurs betrachtet werden.“ (Voß 1991: 6; Lange o. J.: 2)

- Das Leben soll zum zweiten als praktischer Lebenszusammenhang gesehen werden: „Nicht Sinnhorizonte, Semantiken und andere umschriebene Prozesse der Bedeutungszuschreibung stehen im Vordergrund des Interesses, sondern das tägliche Tun.“ (Lange o. J. : 2)

- Die personale Eigenart des alltäglichen Lebens soll als eigene Dimension soziologischer Analyse betrachtet werden und weder objektivistisch auf soziale Randbedingungen reduziert noch voluntaristisch als Funktion individueller Entscheidungen betrachtet werden (vgl. Voß 1991: 6; Lange o. J. : 2)

- Es geht um das Leben in seiner Synchronie als alltägliche Zusammenhänge von Tätigkeiten und nicht um eine längsschnitlliche Betrachtung dessen (vgl. Voß 1991: 6).

Die alltägliche Lebensführung soll heißen: ein vom individuellen Akteur aktiv konstruierter, eigenlogischer und ganzheitlicher Zusammenhang der gewöhnlich erbrachten praktischen Tätigkeiten.

I. Konzeptuelle Grundentscheidungen

a) akteurorientierter Konstruktivismus statt soziologischer Objektivismus

„Lebensführung soll weder genetisch als <<Folge>> sozialer Bedingungen noch als <<Ausdruck>> individueller Entscheidungen gesehen werden. Wenn man Lebensführung (L) als Funktion <<subjektiv>> personaler (p) und <<objektiv>> sozialer (s) Bedingungen kennzeichnet [L = f(p,s)], soll dies hier nicht so verstanden werden, daß diese Faktoren die Lebensführung kausal verursacht hätten. Beide Faktoren sind wichtige Rand- Bedingungen der Lebensführung. Was hier interessiert und allein als genetisch relevant angesehen wird, ist die Funktionsleistung (f), d.h. die Weise der aktiven Verarbeitung oder Vermittlung der subjektiven und objektiven Bedingungen bei den Konstruktion der alltäglichen Lebensführung.“ (Voß 1991: 208)

Es kommt dabei nicht auf die Randbedingungen an, sondern, was man daraus macht.

Der Akteur wird sich dabei „seiner selbst bewußt, d.h., er beobachtet sich, ... schafft sich jetzt seine Ziele, ... entwickelt dafür geeignete wissensmäßige und praktische Mittel oder Verfahren und kontrolliert die Zielverwirklichung. “ (Voß 1991: 219) Diese aktive Verarbeitung und individuelle Konstruktion folgt einer eigenen Logik und weist eigene Strukturierungen auf (vgl. Voß 1991: 200), auf die später ein gegangen wird.

b) Priorität des alltäglichen Tuns gegenüber Reflexion und Begründung

„Gegen eine... dominant an Sinn, Stil und Reflexivität interessierte [phänomenologische; BG] Sicht des Lebens soll... eine praxis- und tätigkeitsorientierte Perspektive stark gemacht werden. Damit ist gemeint, daß Lebensführung zuerst als System von aktiven Tätigkeiten, als Praxiszusammenhang gesehen wird.“ (Voß 1991: 201)

c) Die Ganzheitlichkeit der Lebensführung statt „heterogene Aktivitätensume“ (Lange o.J. : 3) Die Lebensführung besteht nicht aus inkonsistenten und inkohärenten Aktivitätengemengen, sondern ist eher als der ganzheitliche Zusammenhang der

Tätigkeiten (vgl. Voß 1991: 201)

d) Synchronität statt Diachronität: die Alltäglichkeit der Lebensführung

„Lebensführung umfaßt ... alle Tätigkeiten...in ihrem Bezug auf verschiedene alltäglich immer wieder berührte Lebenssphären und nicht in Bezug auf Lebensphasen.“ (Voß 1991: 202)

e) Lebensführung als Vermittlungsglied zwischen Akteur und Gesellschaft.

Die vom Akteur konstruierte Lebensführung ist von den sozialen Bedingungen geprägt und vermittelt als zentrale „Instanz, über die das Individuum an Gesellschaft partizipiert“ (Voß 1991: 202) zwischen Akteur und Umwelt:

„durch [dessen; BG]... Übernahme von kulturellen Leitbildern alltäglicher Lebensführung , durch die Orientierung des Alltagshandelns an gesellschaftlich institutionalisierten Normen und Regulierungen, durch die interaktive Verzahnung des Handelns mit dem anderer Personen und mit Institutionen und schließlich durch die Berechenbarkeit des Handelns, die aus dessen Verankerung in der zwar individuell konstruierten, aber dennoch sozial typisierten Ordnung des jeweiligen Arrangements alltäglicher Lebensführung resultiert. Darüber hinaus stabilisiert die individuell erzeugte Berechenbarkeit des zu Arrangements geronnenen Alltagshandeln durch ihre Verzahnung mit anderen Personen und Institutionen die Gesellschaft auf der Mikroebene alltäglichen Handelns. Insofern dient eine habitualisierte, alltägliche Lebensführung nicht nur der Kontinuitätssicherung individuellen Lebens, sondern auch der von Gesellschaft.“ (Kudera 1995: 53)

f) Der heuristische Anspruch des Konzepts

Das Konzept läßt dem detailliert historischen Einzelfall Vorrang gegenüber gehaltenen Ableitungen (vgl. Voß 1991: 202-203).

II. Konturen des Konzepts der Lebensführung: Person und Subjektivität

Akteure reagieren auf gesellschaftliche Anforderungen, nützen Gelegenheiten und verfolgen eigene Ziele und Interessen und zwar nicht mit isolierten bzw. unzusammenhängenden Einzeltätigkeiten, sondern in Form eines komplexen Systems von Tätigkeiten, das die alltägliche Lebensführung ist (vgl. Voß 1991: 258).

Dieses vom Akteur generierte System wirkt als „Umwelt“ oder „soziale Situation oder Konstellation“ derart auf ihn zurück, daß es die Chance der Erhaltung und Entfaltung der Lebensmöglichkeiten durch zusätzliche Handlungsoptionen erhöht. Es „schafft damit erweiterte Freiheitsgrade gegenüber den Lebensbedingungen.“ (Voß 1991: 258) „Das ... Individuum ist insofern sowohl Produkt der gesellschaftlichen Verhältnisse wie auch zugleich ihr... Produzent. Die [Akteure; BG]... objektivieren in ihren Tätigkeiten das subjektiv gewollte und subjektivieren das objektiv Gegebene.“ (Kirchhöfer 1998: 59) Obwohl die Lebensführung im sozialen Zusammenhang entsteht, ist sie eine persönliche Hervorbringung und konstruktive Leistung des individuellen Akteurs, „was nicht heißen muß, daß sie immer und ständig bewußt und beliebig gestaltet werden könnte.“ (Voß 1991: 6) Die Lebensführung besitzt eine Struktur, „die sich in einer gewissen Regelmäßigkeit dessen, was man tut, zeigt“ (Voß 1991: 260) und in der Form der Verteilung der alltäglichen Tätigkeiten auf die Lebensbereiche der Person besteht(vgl. Voß 1991: 261). Es kommt durch die Strukturierung zur Reduktion von Komplexität und Ungewißheit durch Begrenzung der Tätigkeitsmöglichkeiten. Die Strukturdimensionen, welche das Akteurshandeln prägen, sollen nun aufgelistet und dargelegt werden.:

- Es wird zeitlich reguliert, wann und wie lange der Akteur in den Lebensbereichen tätig ist.
- Die räumliche Abstimmung erfolgt durch die Festlegung des Ortes der Aktivitäten, der Wege dahin und der Form der Raumnutzung
- Es wird sachlich festgelegt, was genau in den Bereichen inhaltlich und nach welchen sachlichen Logiken dies in der Regel getan wird
- Sozial geht es darum zu definieren, mit wem, mit welchen wechselseitigen Erwartungen in welcher sozialen Beziehung die Akteure handeln
- Es wird ideell - sinnhaft geklärt, welche Bedeutung der Akteur den Tätigkeiten in den verschiedenen Bereichen und den Bereichen selbst zuschreibt.
- Medial wird bestimmt, mit welchen Mitteln man seine Tätigkeiten in den Bereichen unterstützt (vgl. Voß 1991: 262).

Die Einbindung des Akteurs in die verschiedenen Lebensbereiche beschert ihm zeitliche, sachliche, ideelle, mediale, soziale und räumliche Restriktionen und Ressourcen für die Gestaltung der Lebensführung: denn wenn er sich für die eine oder andere ihm Ressourcen bringende Option bzw. arrangierte Zusammenstellung entschieden hat, fallen die anderen Möglichkeiten und Ressourcenlieferanten weg, die er nicht favorisierte. Die für Diskothekenbesuche aufgewandte Zeit kann nicht noch einmal für zu erstellende Hausaufgaben benutzt werden. Diese Ressourcen und Restriktionen sind (vgl. Voß 1991: 263):

- Zeitliche Ressourcen: Akteure verfügen über begrenzte Möglichkeiten der Bestimmung von Zeitpunkten und -räumen.
- Räumliche Ressourcen: sie verfügen über begrenzte und unterschiedliche Möglichkeiten der Raumnutzung und Überwindung von Distanzen
- Soziale Ressourcen: sie haben das Potential der Nutzung von ‚Beziehungen‘ und sozialen Netzwerken, d. h. sie verfügen über soziales Kapital, wobei die Personen, mit denen keine Kontakte unterhalten, nicht für ihre Zwecke mobilisiert werden können.
- Sachliche Ressourcen: es bestehen sachlich wegen verschiedenen Zugängen zu Handlungskontexten unterschiedliche und begrenzte Chancen zur Verrichtung von Tätigkeiten.
- Ideelle Ressourcen: der Sinn hängt von verschiedenen Handlungskontexten ab und ist nicht beliebig verwendbar und handhabbar.
- Mediale Ressourcen hängen in Bezug auf Ausmaß und Qualität von den Tätigkeitsbereichen ab.
- Die begrenzte Universalressource Geld verschafft wegen ihrer Austauschbarkeit Zugang zu den oben genannten Ressourcen (vgl. Voß 1991: 264).

Die Stabilisierung der Lebensführung erfolgt durch zeitliche, soziale, räumliche, sinnhafte, mediale und sachliche Routinisierung (vgl. Voß 1991: 266), so daß man bestimmte Tätigkeiten oft genau zu den dazu bestimmten Zeitpunkten an den dazu entsprechenden Orten mit den dazu bestimmten Zielen und genau den dazu entsprechenden Personen verrichtet. Der Lebenssinn oder eine Lebensphilosophie kann als Ergänzung dazu auch stabilisierende Funktion durch ihre Motivationsfähigkeit für den Akteur ausüben (vgl. Voß 1991: 272). Durch langfristige Planung und kurzfristig angelegte Projekte wird Lebensführung in diachroner Hinsicht optimiert, dadurch daß Akteure sich Ziele und Mittel zu den bestimmten Zeitpunkten setzen und Tätigkeiten bis dahin mitteloptimierend gestalten. Eine ad- hoc - Bewältigung von Anforderungen oft mit entschiedenem Verzicht auf festgeregelte Routine-, Projektierungs- und Planungsverfahren stellt die situative Strukturierung dar, bei denen die Akteure kurzfristig improvisieren, ‚sich durchwurschteln‘, ‚sich treiben lassen‘, Angelegenheiten ‚aufschieben‘ oder Tätigkeiten ‚liegen lassen‘. Eine weitere Strukturierung der Lebensführung wird durch gezielte Abschottungen (Segmentierung) oder Integration von Lebensbereichen gegeneinander mit dem Ziel der Verhinderung oder Herbeiführung von spillover- Effekten. Ein ähnliches Verfahren ist die Hierarchisierung oder Zentrierung von Lebensbereichen und Tätigkeitsbereichen durch eindeutige Prioritätssetzung (vgl. Voß 1991: 268).

III. Soziale Komponenten

Es sind neben den akteurbezogenen Seiten der Lebensführung auch soziale Komponenten zu berücksichtigen, die von den Handelnden aktiv bewältigt werden und erst so dessen Lebensführung prägen.

a) soziale Randbedingungen

Akteure interagieren bei Tätigkeiten miteinander und erlernen dabei Rollen, so daß dabei die Lebensführung als personaler Zusammenhang in einen gesellschaftlichen Zusammenhang gestellt wird und eine Vermittlung zwischen verschiedenen Rollen stattfindet. Die Tätigkeiten in den Bereichen können Ressourcen und Restriktionen für die Akteure darstellen:

- temporal: bindende Zeitpunkte und -räume
- regional: festgelegte Räume, Distanzen und Transportmittel
- sachlich: Möglichkeiten von Tätigkeiten
- sozial: Vorgabe von verschiedenen sozialen Erwartungen
- ideell: Vorgabe oder Anforderung von Sinnformen und Bedeutungszuschreibungen
- medial: Anforderungen oder Bereitstellungen von kognitiven und technischen Ressourcen
- Geld: Anforderung oder Bereitstellung von Geld durch Tätigkeitsbereiche (vgl. Voß 1991: 310)

„Die ‚Lebensführung‘ bezieht sich immer auf verschiedene und im Zeitverlauf wechselnde soziale Bereiche; diese sind dadurch die ‚Lebens- Bereiche‘ der Person. Aus diesen resultieren die zentralen Randbedingungen für die Gestaltung der ‚Lebensführung‘. Sie wirken aber nicht direkt, sondern werden von den Personen aktiv verarbeitet und <<prägen>> erst so die Lebensführung.“ (Voß 1991: 312)

b) Normalitätsfolien als Orientierungsschemata für die Konstruktion von Lebensführung

Die gesellschaftlichen Normalitätsfolien sind sozial verankerte, sanktionierte oder/ und internalisierte kognitive und evaluative Wahrnehmungs- und Deutungsmuster für die Handlungsauswahl für die aktive Verarbeitung von Situationen. Aspekte der subjektiv wahrgenommenen vielschichtigen Realität gelten dann als nicht mehr hinterfragbare, als ‚objektiv vorgegeben‘ betrachtete Selbstverständlichkeiten einer Situation. „Normalitätsfolien... sind oft nicht nur abgehobene Normen, sondern sie signalisieren den Betroffenen auch, was in ihrer sozialen Lage sozial bewährt ist, d.h. welche Formen von Lebensführung unter bestimmten Bedingungen praktisch funktionieren.“ (Voß 1991: 313). Sie prägen somit auch die Lebensführung (vgl. Voß 1991: 314).

c) Konstruktion von Lebensführung als Abstimmung zwischen oft interagierenden Personen

Die personale Leistung Lebensführung wird als gemeinsame Leistung von miteinander in intensiver Beziehung stehenden und sich wechselseitig aneinander orientierenden sowie füreinander relevanten Akteuren erbracht:

„Die Mitglieder einer Lebensgemeinschaft...bilden eine <<kooperative>> Form der Regulierung ihrer Tätigkeiten und damit eine kooperative Lebensführung. Diese beruht auf komplexen Abstimmungen und Aushandlungen, mehr oder weniger stabilen sozialen Routinen und Funktionsaufteilungen und impliziert eine große Zahl von Konfliktpotentialen und Regelungserfordernissen.“ (Voß 1991: 314)

d) Die Lebensführung als Objekt der Einflußnahme durch gesellschaftliche Instanzen

Gesellschaftliche Akteure und Institutionen wie Staat , Verbände oder Betriebe etc. versuchen über verschiedene Kanäle wie Familienpolitik, Lobbyismus , Gestaltung von Arbeitsverträgen oder -zeiten usw. indirekten Einfluß auf die alltägliche Lebensführung der Menschen zu nehmen, welche dann als Rahmenbedingungen von den Akteuren aktiv verarbeitet werden.“ (Voß 1991: 316)

e) Sozial- demographische Kategorien

Sozial- demographische Kategorien beeinflussen die Randbedingungen, die von den Akteuren aktiv verarbeitet werden (vgl. Voß 1991: 318-319):

- Geschlecht durch sozial verankerte sozial sanktionierte und / oder verinnerlichte geschlechtsspezifische Rollenmuster und Arbeitsteilung

- Qualifikation / Bildung durch deren kognitive Ressourcen und ihren Einfluß auf Ewerbs-, Einkommens- und damit Konsummöglichkeiten

- Beruf durch dessen Einfluß auf Arbeitszeit, Einkommen, körperliche Belastung

- Region durch deren Einfluß auf Tradierung von Orientierungsmuster und Routinen

- Alter durch den Einfluß der Lebensphase auf intrapersonale Veränderungen und damit subjektiven Orientierungen und auf interpersonalen Prozessen und damit objektiven Möglichkeiten

- Haushaltsgröße durch den Einfluß auf die Kooperation zwischen signifikanten Anderen (vgl. c)) und auf Ressourcen

- Kultureller Hintergrund durch den Einfluß internalisierter oder / und sozial sanktionierter Werten und Normen bzw. Normalitätsfolien zwischen Völkern, Regionen etc.

IV. Zusammenfassung des Konzepts der Lebensführung

Die alltägliche Lebensführung ist ein System alltäglichen Handelns eines individuellen Akteurs zur Gestaltung des Lebens und der Sicherung des Überlebens in sowohl materieller als auch in immaterieller Hinsicht. Diese Systeme nehmen das Wesen von Arrangements an. Deren Form und Dauer hängt wiederum von Lebensplänen, von der Phase des Lebenslaus, von der bisherigen Biographie, von den gegebenen Rahmenbedingungen, von der sozialen Herkunft und von ihrer jeweiligen Eigendynamik ab und basieren „auf einer ‚Geschäftsgrundlage‘, die individuell durch ein Lebenskonzept, bei intersubjektiv geteilten und kooperativ organisierten Arrangements durch ein Basiskonsens darüber repräsentiert wird, wie das Leben geführt werden soll und was das Leben bringen soll.“ (Kudera 1995: 52) Eine gesicherte und an bestimmten sozialen Standard orientierte materielle Grundausstattung und eine Unterstellung der Kontinuität des bisherigen Lebens in gewohnter Weise sind ein weiterer Unterbau dieser Arrangements. Diese weisen darüber hinaus mehr oder weniger ausgeprägte Züge zum einen einer internen Verankerung von „Prämissen und Prioritäten, Regeln und Zuständigkeiten, zum anderen einer Habitualisierung von Entscheidungsprozessen, Handlungen und Handlungsketten auf.“ (Kudera 1995: 53) Sie leisten einen Beitrag bei der Ausbalancierung von gegeben Optionen und Möglichkeiten sowie den gesellschaftlichen Anforderungen und individuellen Ansprüchen an das Leben; bei der Reduktion von Ungewißheit durch Verankerung von Entscheidungsprämissen - und Verfahren, durch die Organisierung und Habitualisierung des Alltagshandelns; bei der Kontinuitätssicherung des Alltagslebens durch eine u.a. sinnhafte, funktionale und sich reproduzierende Ordnung und bei der Anpassung von Handlungen und Deutungen und bei der Inklusion in die Gesellschaft (vgl. Kudera 1995: 53).

V. Strukturwandel der Lebensführung

Es gibt endogene (akteurbezogene) und exogene (von der sozialen Umgebung des Akteurs induzierte) Faktoren, welche das strukturelle Wesen der Tätigkeitszusammenhänge verändern:

a) endogene Faktoren

- Faktoren, die einen abrupten Wechsel der Lebensführung durch Veränderung der objektiven persönlichen Lebenssituation des Akteurs veranlassen:

„Einschnitte in den Lebenssituationen, die nicht von außen aus den Lebensbereichen, ungewollt oder unerwartet an die Lebensführung eingetragen werden (wie z.B.: eine Arbeitslosigkeit), sondern an dem individuellen Lebensmanagement oder dem Lebensverlauf der Personen folgen. Hier ist vor allem an sogenannte Statuspassagen im Lebensverlauf (wie den Beginn der Berufstätigkeit, Eheschließung, Familiengründung, Scheidung, Verrentung usw.) aber auch an freiwillige Umstellung von zentralen Lebensbedingungen wie Wohnungs-, Orts-, Arbeitsplatz- und Berufswechsel zu denken.“ (Voß 1991: 356-357)

- Kontinuierliche intrapersonale psychisch- physische Einschnitte, die zu Präferenzenveränderungen führen: Krisen, Krankheiten, Übergänge in der psychisch- physischen Entwicklung, Adoleszenz (vgl. Voß 1991: 357)

b) exogene Faktoren

Das soziale Umfeld des Akteurs führt zu plötzlichen oder kontinuierlichen Veränderungen der Bedingungen der Lebensbereiche, welche die Personen auch ab einem bestimmten Schwellenwert zur Umstellung der Tätigkeitsstruktur durch Ressourcenverschiebung veranlassen: dazu zählen der Tod des Lebenspartners, Unfälle, Beförderungen, Arbeitsplatzverluste, neue KFZ, sukzessiv verschlechternde Arbeitssituationen, die schließlich zum Betriebswechsel führen etc. (vgl. Voß 1991: 358).

VI. Gesellschaftliche Tendenzen mit der Umschichtung der Randbedingungen der Lebensführung als Folge

Folgende aktuelle Trends in der Gesellschaft verändern momentan die Randbedingungen, die von den Akteuren aktiv bewältigt werden sollen:

- Wertewandel: es findet seit dem Ende der 60er ein Jahre Wandel der gesamtgesellschaftlichen Normalitätsfolien in Deutschland statt[3]

- Pluralisierung: die Zunahme verschiedener Normalitätsfolien hat die Bedeutsamkeit einer jeden einzelnen gesenkt, welche weniger handlungsleitend bei der Lebensführung wird

- Aufkündigung der Absicherung und Zunahme der strukturellen Komplexität: Akteure können sich nicht mehr auf bestimmte Formen des Zusammenlebens und auch nicht auf die Sicherheit beruflicher Bedingungen verlassen. Die Formen, in denen man zusammenlebt oder berufstätig ist, werden vielfältiger und stellen die Akteure vor Entscheidungszwänge.

Die versuchte Bewältigung unstrukturierter Situationen und dynamischer Umwelten, die steigende Reflexivität des Akteurs mit der jeweiligen subjektiven Deutung der Situation zur Auswahl zwischen Handlungsoptionen und die Ausdifferenzierung der Lebensführung des Akteurs in sachlicher, medialer, sinnhafter, räumlicher, ideeller und sozialer Hinsicht sind die Folge. Dies führt zur weiteren sozialen Ungleichheit durch die unterschiedliche Verarbeitung der Randbedingungen der Umwelt. Die sachgerechte und schnelle Bewältigung der sich schnell verändernden diffus erscheinenden Umwelt bedarf einer Zunahme der relativen Autonomie des Akteurs, seiner Entbindung von der sozialen Kontrolle bzw. Entstandardisierung von Rollenvorgaben und Routinen. Dies hat ambivalente Folgen für die Akteure: die Komplexität führt zu erhöhten Anforderungen an die Akteure durch die Entscheidungsvielfalt und die -zwänge. Die Reflexivität als die Chance der effizienteren Gestaltung der alltäglichen Lebensführung zur Verbesserung von Lebensqualität kann zu einer beengenden Ökonomisierung und Verdichtung des Alltags führen. Die Differenzierung durch unterschiedliche Verarbeitung kann Gewinner und Verlierer als Folge dieser Differenzierungsprozesse haben. Die verstärkte Autonomie des Akteurs führt u.U. zur seiner Desorientierung mit sozialanomischen Folgen (vgl. Voß 1991: 364-370).

Es lassen sich aus dem Konzept folgende Forschungsfragen stellen, die weiter unten erläutert werden.

4. Themenbezogene Erläuterungen, Zielperspektiven und Forschungsfragen über die Lebensführung, Lebenspläne, Familienbeziehungen und Religiosität

Es werden zunächst weitere allgemeine themenbezogene Erläuterungen vorgestellt, bevor die Zielperspektiven dargelegt und die dazugehörigen alphabetisch geordneten Forschungsfragen gestellt werden.[4]

Die allgemeine Fragestellung dieser Arbeit zielt, wie schon in der Einleitung erwähnt, darauf ab, zu untersuchen, „wie die [jungen türkischen; BG] Menschen [in Deutschland; BG] in ihrem Alltagshandeln ihre Lebenspläne und Erwartungen mit den widersprüchlichen Anforderungen aus Erwerbsarbeit und Privatleben Tag für Tag auf die Reihe bekommen, auf welcher Grundlage und im welchem Rahmen dies geschieht.“ (Kudera 1995: 45)

1. Wie sieht die alltägliche Lebensführung eines türkischen Jugendlichen aus?

Das Ziel besteht darin, über reine statistische Häufigkeitsverteilungen von Tätigkeiten hinaus die innere Struktur des Systems von Tätigkeiten, ihre Abhängigkeit voneinander feststellen und typisieren zu können. Exogene und endogene Steuerungen der Lebensgestaltung sollten ferner festgestellt und finanzielle, zeitliche, sachliche, ideelle, mediale, soziale und räumliche Ressourcen und Restriktionen dingfest gemacht werden.

a) Was wird wann, wie lange, mit wem, warum und mit welchen Mitteln von ihm oder ihr durchgeführt?
b) Wie werden diese Einzelhandlungen zu einem System konstituiert? bzw. wie beeinflussen sich diese Handlungen gegenseitig?
c) Welche Ressourcen werden für die Lebensgestaltung eingesetzt und wiederum entfaltet? Welche Restriktionen prägen seine oder ihre alltägliche Lebens- gestaltung ?
d) Welche exogenen und endogenen Faktoren wirken mittelbar auf die Lebensgestaltung ein?

2. Die Zukunftspläne: welche Lebenspläne hat der türkische Jugendliche?

„Es wird von Jugendlichen erwartet, daß sie Vorstellungen über ihr künftiges Leben entwickeln, das in eigener Regie geführt werden soll. Der Lebensplan ist kein Drehbuch, das dann Stück für Stück verwirklicht wird, vielmehr umfaßt ein Lebensplan eine Vielzahl von Einzelplänen, die z.T. nur in groben Grundzügen mehr oder weniger bestimmt definiert und zudem auch revidierbar sind.“ (Lenz 1988: 19)

Zentrale Bestandteile des Lebensentwurfs Jugendlicher sind Beruf und Lebensformen, wozu u.a. die räumliche Trennung von den Eltern, das (nicht-) eheliche Zusammenleben mit Partnerinnen oder Partnern, Alleinleben, Kinderwünsche, Vorstellungen über die inhaltliche Gestaltung der Familien- und Paarbeziehung zählen. Lebenspläne können die Partizipation an gesellschaftlichen und politischen Prozessen miteinbeziehen (vgl. Lenz 1988: 19). Bei ausländischen Jugendlichen könnte eine mögliche künftige ‚ Remigration ‘ in die Herkunftsländer der Eltern ein nicht unwichtiges Bestandteil des Lebensplans darstellen (vgl. Viehböck, Bratić 1994: 179 f.). Aber welche handlungstheoretische Bedeutung haben Zielvorstellungen allgemein? Der Akteur schafft, um überhaupt zu handeln, sich seine Ziele, entwickelt dafür geeignete wissensmäßige und praktische Mittel oder Verfahren und kontrolliert die Zielverwirklichung (vgl. Voß 1991: 219) , wobei seine Handlungsauswahl auch von der subjektiv eingeschätzten Grad der Wahrscheinlichkeit des Eintritts des Ereignisses ‚Erfolg der Handlung bzw. des Mittels zum Zweck‘ abhängt: Handlungen mit unrealistisch geltenden Zielen oder auch mit fehlender subjektiver Erfolgsgewißheit bzw. Zuversicht werden im Gegensatz zu jenen mit realistischen Zielen und als erfolgreich antizipierten Mitteln nicht ausgewählt. Das heißt Zukunftsvorstellungen prägen die Auswahl von Handlungsoptionen und damit auch die gegenwärtige Lebensgestaltung.

Der subjektiv eingeschätzte Grad des Erfolgs einer Handlung hängt von Erfolgen bisheriger Handlungen ab: das heißt, wenn bisherige Handlungen zum Erfolg geführt haben, geht der Akteur davon aus, daß dies künftig auch geschehen wird, was zum gesteigerten Selbstvertrauen und damit auch seine Fixierung auf schwerer erreichbare Ziele führen kann. Im umgekehrten Fall gilt eher das Gegenteil. Der subjektiv eingeschätzte Grad der Eindeutigkeit und Konkretheit der Zukunft hängt auch vom gegenwärtigen Wissen des Akteurs ab: der Akteur orientiert sich an seinen retrospektiven Erfahrungen und extrapoliert sie in die Zukunft. Anders gewendet: „Erst indem Deutung und Wissen, die in der Gegenwart zur Verfügung stehen, auf Zukunft bezogen werden, gelingt es, den - teils bestimmbaren, teils unbestimmbaren - Horizont von Möglichkeiten und Entscheidungszumutungen überhaupt perspektivisch anzupeilen.“ (Treptow 1992: 362) Die Karriereaspiration hängt damit auch von der subjektiven Deutung der gegenwärtigen Situation des Akteurs ab. Es besteht dann m.E. die Möglichkeit von der Aspiration auf die gegenwärtige Lage des Akteurs zu schließen. Dieses Verfahren ist allerdings nicht ganz zuverlässig, da eine subjektiv als defizitär empfundene gegenwärtige Lage die Anforderungen an die eigene Zukunft höherschrauben kann oder eine subjektiv als angemessen betrachtete jetzige Situation dazu führt, künftig den Status quo ‚nur‘ beizubehalten. Die Zukunftserwartung des türkischen Jugendlichen und deren Zusammenhang mit der gegenwärtigen Lebensgestaltung soll nun empirisch ermittelt werden.

a)Welche abstrakten oder konkreten Zukunftsvorstellungen hat der türkische und jugendliche Akteur, welche Erwartungshorizonte leiten seine gegenwärtige Lebensgestaltung?
b) Wie stellt dieser seine ferne Zukunft als Dreißig- und Sechzigjähriger vor?
c) Sieht er seine Zukunft in der Bundesrepublik oder eher in der Türkei?
d) Welche Zwischenbilanz stellt er in Hinblick auf sein bisheriges Leben und dem künftigen Erwachsenensein auf?
e) Betrachtet er sich als parametrischer Akteur bzw. aktiver Gestalter der Zukunft, oder als passives Objekt seiner sozialen Umwelt oder Rahmenbedingungen?

3. Wie gestalten sich die Familenbeziehungen eines türkischen Jugendlichen?

Familie soll heißen: eine Lebensform, die zumindest aus Eltern und Kindern besteht und einen dauerhaften und im Innern durch Solidarität und persönliche Verbundenheit charakterisierten Zusammenhang aufweist. Die Familie ist für die Jugendlichen ein nicht irrelevanter Raum für Freizeitaktivitäten, welche sie mit Familienmitgliedern ausführen und ein Ort der Mediennutzung (vgl. Lenz 1988: 14). Sie ist für die Jugendlichen nicht selten die wichtigste Bezugsgruppe, da die meisten von ihnen in ihr leben und daran ihr Handeln, Wahrnehmungs- und kognitive und evaluative Deutungsmuster orientieren (vgl. Schäfers 1982: 98). Eltern übernehmen die Rolle der Erzieher und stellen Ansprüche an das Verhalten des Kindes und damit an ihre eigene Elternrolle, die ihr Erleben von Erfolg oder Mißerfolg als ‚Lehrer‘ bestimmen. Diese „Entwicklungsverantwortung“ läßt sie Anforderungen an Kinder und Jugendliche stellen und diese auch mit Autorität zu realisieren (vgl. Fend 1998: 40). Bei der Beziehung zwischen Kindern und Eltern haben letztere einen elterlichen Machtvorsprung, dessen Umgang einen Interaktionsinhalt darstellt (vgl. Lenz 1988: 14). Es besteht ein Unterschied zwischen deutschen und türkischen Familien in Deutschland, wobei die Situation in den türkischen Familien unter Punkt 4 mit den dazugehörigen Zielperspektiven und Forschungsfragen erläutert wird:

- Zur Situation in den deutschen Familien: In der Jugendphase holen die Kinder u.a. vor dem Hintergrund der ‚partizipatorischen Revolution‘ seit den 60er Jahren (vgl. Schröder 1995: 62) und von der Zunahme des emotionalen Wertes von Kindern im Gegensatz zur Abnahme ihres ökonomischen und sozialen Versorgungswertes diesen Vorsprung ein (vgl. Fend 1998: 43) und entwickeln sich graduell von den Zu- Erziehenden zum persönlichen Gesprächspartner. Dies verändert die intrafamiliäre Machtverteilung und Kommunikationsformen und schafft die Voraussetzung für den intergenerativen demokratischen Diskurs über Erziehungsfragen und führt zum Aushandeln alltäglicher Arrangements. Es findet somit ein „Wandel von der Kommandofamilie zur Aushandlungsfamilie“ (vgl. Fend 1998: 42) statt. Dieser Prozeß führt aber auch zu innerfamilären Konflikten über das Ausmaß elterlicher Kontrolle über Häufigkeit und Dauer des Weggehens, Umgang mit Peers[5], Orte der Peer- Relationen, Kleidung und Aussehen sowie die Verwendung geldlicher Ressourcen (vgl. Lenz 1988: 17):

„Die Kinder beginnen [in der Jugendphase; BG] mit den Eltern um Einfluß zu rivalisieren, sie lassen sich nicht mehr so leicht bestimmen. Damit werden symmetrische Interaktionen, also Auseinandersetzungen um Ebenbürtigkeiten, bedeutsamer. Die Ansprüche auf Durchsetzung können sich dann durchschaukeln, jeder schreit in einem nächsten Schritt noch lauter... [Dies kommt; BG] auf der Handlungsebene besonders in steigendem Dissens zum Ausdruck. In der Adoleszenz werden die Grenzen zwischen Eltern und Kindern neu bearbeitet. Jugendliche bestimmen neu, wen sie an sich heranlassen und wen nicht, was vor Eltern geheim gehaltene Zonen sind und wo sie dabei sein dürfen. Die Adoleszenten bauen so ihre psychischen Welten auf, in die Eltern nicht von vornherein eindringen dürfen. In die ‚neuen Welten‘ sind besonders die Peers eingeladen und einbezogen.“ (Fend 1998: 44)

Die Ablösung der Jugendlichen, der intergenerative Diskurs oder auch Konflikt kann den Grad an Übereinstimmung der Wertorientierungen der Kindern mit ihren Eltern in Bezug auf Erziehungs- und Lebensstil (z.B.: Wohnweise, Musik- und Lesegeschmack ) beeinflussen (vgl. Schröder 1995: 62ff.).

Das Ziel ist es festzustellen, was der Jugendliche unter Familie versteht, welche familiäre Machtverteilung vorliegt, wie die Kommunikationsstruktur ist, wie das familiäre Klima ist, ob es eine intergenerative Wertübereinstimmung oder -antinomie gibt und welche Konfliktlösungsmechanismen vorliegen sowie welche familien- und jugendspezifischen Interaktionsbereiche der Proband hat.

a) Wie definiert der Proband seine Familie?

b) Welches soziale Klima herrscht in seiner Familie bzw. welche Empfindungen regen sich bei ihm bei der Interaktion mit den Familienangehörigen?

c) Wie hat sich seine Beziehung in der Jugendphase zu seinen Eltern verändert? Wie schätzt er diesen Wandel im Vergleich zu denen Beziehungen seiner Freunde oder Klassenkameraden zu seinen Eltern ein?

d) Wie hat er die Veränderung bewältigt?

e) Welche konkreten jugendspezifischen Dissensthemen gibt es zwischen ihm und den Eltern?

f) Wie ist der Konfliktverlauf in bezug auf die Kommunikationsstrukturen und dessen Bewältigung?

g) Wie hoch ist der Grad an Übereinstimmung der Wertorientierungen des Probanden mit seinen Eltern in Bezug auf Erziehungs- und Lebensstil ?

h) Wie beurteilt der Proband bzw. der jugendliche türkische Akteur die Leistung seiner Eltern im Hinblick auf die von ihm ihnen zugeschriebenen Funktionen?

i) Gibt es auch eine vom Probanden bedingte oder initiierte umkehrte, also elterliche Sozialisation?

j) Was unternimmt der Proband mit seiner Familie und wo würde sie ihm stören?

k) Wie ist das innerfamiliäre Verhältnis seiner Geschwister zu seinen Eltern und ihm gegenüber?

l) Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen in den Vorstellungen der Eltern und des Probanden in bezug auf seine Lebensplanung in den Bereichen Bildung, Ausbildung, Charaktereigenschaften und weiteren relevanten Sphären, die während des Interviews dem Forscher gewahr werden?

4. In welchen Umfang spielen dem türkischen Jugendlichen von seinen Eltern auferlegte oder auch internalisierte muslimische Werte und Normen als Normalitätsfolien und Präferenzen, Deutungs- und Handlungsmuster bei seiner Gestaltung der alltäglichen Lebensführung eine Rolle?

Es kommt nun die Erörterung der Situation der türkischen Familien in der Bundesrepublik.

- Zur Situation in den türkischen Familien: die familiäre Arbeits- und Machtverteilung sowie die Erziehungsinhalte sind durch „Frömmigkeit der anatolischen Muslime bestimmt. Der islamische Glaube ist für sie eine nicht hinterfragte Selbstverständlichkeit“ (Thomä- Venske 1981: 87), welche die Normalitätsfolien bzw. Deutungsmuster, soziales Handeln der Kinder durch familiäre Erziehung beeinflußt. Die bei der Erziehung der türkischen Migrantenkindern „wichtigsten Werte... [ aus der Perspektive der Eltern; BG] ... sind eine geschlechtsspezifische Erziehung und der Versuch, Autoritätsverhältnisse in der Familie zu sichern.“ (Viehböck, Bratić 1994: 85). Es besteht m.E. nicht selten eine religiös legitimierte tradierte generativ- und geschlechtsrollenspezifische familieninterne Machtallokation, so daß sozialdemographische Kategorien wie Alter und Geschlecht, Normalitätsfolien die Interaktion zwischen den signifikanten Akteuren, zwischen Eltern und Kindern prägen: „Oberstes Prinzip ist... der Gehorsam gegenüber den Eltern und vor allem gegenüber dem Vater als Oberhaupt der Familie. In der familieninternen Hierarchie haben die männlichen Familienmitglieder Vorrang vor den weiblichen und die älteren Vorrang vor den jüngeren“ (Şen, Goldberg 1994: 55). Die Nichthinterfragbarkeit der Ehre, die soziale Wertschätzung und Anerkennung der Familie und des Vaters dessen Autorität nicht hinterfragbar ist (Heitmeyer, Müller, Schröder 1997: 75), so deshalb der Handlungsspielraum der Kinder insbesondere jener der z.B. im Hinblick auf gemischtgeschlechtliches Ausgehen und auf das eher unumstößliche Gebot der vorehelichen Virginität der Töchter bis zur nicht selten durch die Eltern, insbesondere vom Vater beschlossenem Zeitpunkt der Ehe eingeschränkt wird (vgl. Viehböck, Bratić 1994: 89 ff.). Was die Partizipation der Kinder bei familiären Entscheidungsprozessen anbelangt, kontastiert Unger: „Der Vater versucht, durch strenge Erziehung der Kinder, seine Autorität aufrechtzuerhalten. Grundsätzlich kann gesagt werden, daß die Mitbestimmungsmöglichkeiten der Kinder innerhalb der Familie sehr gering sind. Die Kinder oder Jugendlichen haben auf familiäre Entscheidungen, auch wenn sie selbst davon betroffen sind, keinen Einfluß.“ (Unger 1986: 36). „Die Erziehung ist durch eine emotive und affektuelle Zuwendung innerhalb der Familie gekennzeichnet, wobei aber im Gegensatz dazu eine die „Kombination von autoritärem Druck und affektiven Bindungen verhindert, daß sich die Kinder aus familiären Abhängigkeiten lösen und Autonomie, Kritikvermögen [ und damit Individualität; BG] und Handlungsfähigkeit außerhalb der vorgegeben Strukturen entwickeln... [Die Erziehung; BG] geschieht... durch Vorleben und Einordnen in die ...[heimatlichen; BG] Rollen- und Verhaltensmuster.“ (Thomä- Venske 1981: 122). Da die Jugendlichen gleichzeitig mit deutschen Gleichaltrigen in Schule oder im Beruf in die deutsche Normen- und Sozialisationsfeld hineinsozialisiert werden, kommt es zum Wettbewerb verschiedener Sozialisationsinstanzen bei der Prägung von Normalitätsfolien und von endogenen sowie exogenen Faktoren bei der Gestaltung der Lebensführung und Lebenspläne der Jugendlichen, wobei familiäre Konflikte bei Gefährdung der elterlichen Position zunehmen können (vgl. Unger 1986: 36). Dies zeigt sich oft in den Bereichen Ehe bzw. Heirat, Familie und Sexualität (vgl. Unger 1986: 37). Diese Bereiche werden m.E. nicht selten um die Sparte Kleidung (z.B. das Tragen eines Kopftuches) ergänzt, wobei die restriktive Position meiner Meinung nach mit religiösen Argumenten fundiert wird. Wenn das Kind die Normalitätsfolien der Eltern annimmt, gestaltet sich seine Lebensführung unterschiedlicher, als wenn er sie ablehnt und so einen Konflikt provoziert. Was den intergenerativen Diskurs bei Meinungsverschiedenheiten oder Konflikten betrifft, läßt sich folgendes feststellen: „es scheint eine ganze Fülle von nicht hinterfragbaren Normen, Werten und Verhaltensvorschriften zu bestehen, die eine gegenseitige Verständigung oder auch nur Auseinandersetzung bei gegensätzlichen Erwartungen zwischen Eltern und Kindern erheblich erschwert, wenn nicht gar verhindert.“ (Heitmeyer, Müller, Schröder 1997: 75-76). Die jugendlichen türkischen Akteure begegnen den elterlichen restriktiven Eingriffen, wenn sie damit nicht einverstanden sind, nicht selten mit Doppelstrategien: sie handeln auf der Verhaltensebene nonkonform, wobei sie auf der Normebene an den elterlichen Vorstellungen und Normalitätsfolien gebunden bleiben (vgl. Heitmeyer, Müller, Schröder 1997: 70). Die Lebensführung der türkischen Jugendlichen hängt indirekt nun u.a. davon ab, welche sozialdemographischen Kategorienausprägungen sie besitzen (Alter, Geschlecht), welche Normalitätsfolien die Eltern und die Kinder haben, wie die Kooperation mit den signifikanten Anderen abläuft. Das Ziel ist die Feststellung von sozial durchgesetzten oder auch von dem türkischen jugendlichen Akteur internalisierten religiösen Werten und Normen und die Untersuchung eines Zusammenhanges zwischen diesen und dem jugendlichen Verhalten. Darüber hinaus sollten jugendliche Bewältigungsstrategien bei Unzufriedenheiten mit dem Handlungsspielraum erforscht werden.

a) Gibt es eine religiös legitimierte und generations- bzw. geschlechtsrollenspezifische elterliche Einschränkung des Handlungsspielraums des türkischen Jugendlichen im Vergleich zu gleichaltrigen, gleich- oder gegengeschlechtlichen Deutschen?
b) Wie beurteilt er diesen?
c) Was sind seine Bewältigungsstrategien?
d) Wie religiös ist er bzw. wie beurteilt er das Tragen von Kopftüchern bzw. die Ehe ?

Das vorgestellte theoretische Konstrukt der Lebensführung soll nun im Hinblick auf die Forschungsfragen als Leitidee zum weiteren Erkenntnisgewinn durch ein Leitfadeninterview wirken. Es kommt dabei zu einem Vergleich und zu einer Verbindung mit dem durch den vom Probanden und vom Interviewer kommunikativ hergestellten Konstrukt der alltäglichen Lebensgestaltung, die auf Erzählungen des Befragten basiert. Es muß noch ein Erhebungsinstrument zum Vergleich und Synthese zwischen Theorie und Empirie generiert werden, der jetzt vorgestellt werden soll.

5. Die Entwicklung des Leitfadens

Die Forschungsfragen werden im problemorientierten Leitfaden zunächst konkretisiert. Die Buchstaben entsprechen denen der Forschungsfragen.

I. Der problemorientierte Leitfaden

1. Wie sieht die alltägliche Lebensführung eines türkischen Jugendlichen aus?

a) Die alltägliche Lebensführung mit ihren zeitlichen, sozialen, medialen und räumlichen Faktoren anhand einer Tabelle eines Wochenablaufs und von Interviewernachfragen erforscht.

b) Das Arrangement unter den Arrangements bzw. die wechselseitige Abstimmung unter den strukturierten Einzeltätigkeiten wird indirekt durch die Frage nach der zeitlichen Koordination, nach dem finanziellen Management, nach den Präferenzen bzw. Prioritäten des Probanden und nach seiner Koordination anhand eines Terminkalenders ermittelt.

c) Die zeitlichen, finanziellen, ideellen Ressourcen und Restriktionen werden durch Fragen nach zeitlichen und finanziellen Einschränkungen und Möglichkeiten sowie durch Nachfragen in bezug auf künftige oder hypothetische Einsetzbarkeit von Sparguthaben und angenommenen geldlichen Ressourcen ermittelt, wobei Präferenzen auch noch durch Fragen nach erwünschten Veränderungen des Wochenablaufplanes untersucht werden.

d) Exogene und endogene Faktoren werden indirekt durch Fragen nach den ursächlichen Bedingungen nach den Restriktionen und Ressourcen und nach den sozialdemographische Daten wie Geburtstag , Geschwisteranzahl, Haushaltsgröße, Beruf der Eltern, Schul- und Lehrenart bestimmt.

[...]


[1] Dieses vorliegende Buch hatte eine 1999 unter der Leitung von Dr. Andreas Lange durchgeführte soziologische Projektseminarbeit über die Lebensführung Jugendlicher zur Grundlage. Diese wurde 2001 stark gekürzt unter dem Namen "Adem: Spass haben und ein Super-Body zählt" als Sammelbandbeitrag in einem Arbeitspapier des Konstanzer Forschungsbereichs Gesellschaft und Familie publiziert (vgl. Lange et al 2001). Die in der Seminararbeit gewonnenen Erkenntnisse waren so wertvoll, dass sie gesondert veröffentlicht werden sollten. Dieses Buch gibt neben der Vorstellung des auf einen Jugendlichen angewandten Lebensführungskonzepts auch Einblicke über die Analyse von sachthemenbezogenen Leitfadenfadeninterviews.

[2] Dieses bei dieser Arbeit durchzuführende Leitfadeninterview ist allerdings im Gegensatz zu anderen gleichnamigen Interviews als eine mündliche Befragung ein Vorgang der Antwortaufnahme auf gestellte Fragen und damit eine asymmetrische Interaktionssituation mit einem Akteur mit der Rolle des Nur- Befragers und einem anderen Akteur als Nur - Beantworters, der sich an dem Interviewer und an den Fragen orientiert, bei dem die Reihenfolge und Formulierung der Fragen schon relativ fest vorgegeben ist und deshalb nicht nur als Gedächtnisstütze für den Interviewer dient.

[3] Es wird ungeprüft unterstellt, daß in den türkischen Familien in Deutschland dieser Wertewandel nicht stattgefunden hat.

[4] Religiosität soll heißen: das Ausmaß dessen, inwieweit verinnerlichte oder auch von außen auferlegte Glaubenssätze handlungsleitend wirken.

[5] Peers soll die Gruppe jener Personen sein, die vom jugendlichen Akteur als gleichwertig hinsichtlich bestimmter sozialer Attribute wahrgenommen wird und zu denen dieser in relevanter Beziehung steht oder stehen möchte.

Ende der Leseprobe aus 99 Seiten

Details

Titel
Zwischen Eventorientierung und elterlichen Erwartungen
Untertitel
Eine jugendsoziologische Fallstudie über die Lebensführung eines türkischen Teenagers
Hochschule
Universität Konstanz
Autor
Jahr
1999
Seiten
99
Katalognummer
V87911
ISBN (eBook)
9783638017084
ISBN (Buch)
9783638919333
Dateigröße
1022 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dieses vorliegende Buch hatte eine durchgeführte soziologische Projektseminarbeit über die Lebensführung Jugendlicher zur Grundlage. Diese wurde gekürzt als Sammelbandbeitrag in einem Arbeitspapier des Konstanzer Forschungsbereichs Gesellschaft und Familie publiziert. Die in der Seminararbeit gewonnenen Erkenntnisse waren so wertvoll, dass sie gesondert veröffentlicht werden sollten. Dieses Buch gibt neben der Vorstellung des auf einen Jugendlichen angewandten Lebensführungskonzepts auch Einblicke über die Analyse von sachthemenbezogenen Leitfadenfadeninterviews. Informationen zum Text: Der Text ist im Jahr 1999 entstanden und existiert seit 2008 auch in gedruckter Form.
Schlagworte
Zwischen, Eventorientierung, Erwartungen
Arbeit zitieren
Assist. Prof. Dr. Burak Gümüs (Autor:in), 1999, Zwischen Eventorientierung und elterlichen Erwartungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87911

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