„Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen. Niemand wusste wo wir waren, und wir hatten nicht einmal ein Handy dabei.“ (http://rbg-abi90.de/docs/WildeKindheit.doc). Dies ist ein Ausschnitt eines Textes mit dem Titel: „Kindheit heute und früher“, der derzeit im Internet kursiert. Der Verfasser ist leider unbekannt. Der Text liest sich wie eine Anklageschrift an unsere heutige Gesellschaft. Kinder von heute seien in Watte gepackt, Kinder von früher sind unbeschwerter aufgewachsen, waren angstfreier und abenteuerlustiger. (vgl. ebd.). Die zunehmende Verregelung unserer Gesellschaft wird angeprangert, da sie die Kinder von heute in ihrer freien Entwicklung bremst. (vgl. ebd.). Doch ist vor dem heutigen gesellschaftlichen Hintergrund überhaupt noch eine Kindheit wie früher vorstellbar? Oder sind es nicht die mehr und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit tretenden Gefahren, denen Kinder heute ausgesetzt sind, die eine ‚Flucht’ der Eltern in die Lebensmodelle von heute rechtfertigen? Wie sieht die Freizeitgestaltung der modernen Kinder aus? Vormittags der Aufenthalt in Kindergarten oder Schule, nachmittags Sportverein, Musikschule oder Spielgruppe… Angesichts solch enormer Auslastung der Kinder wäre es kaum noch verwunderlich, wenn selbst die Kleinsten schon mit einem Terminplaner herumlaufen würden. Welche Rolle spielen die Eltern bei der Gestaltung und Planung der Aktivitäten und wie wirken sich solche Veränderungen auf die Sozialisation der Kinder aus? All diese Fragen sollen in der nachfolgenden Arbeit beantwortet werden. Es soll eine Betrachtung der kindlichen Lebensräume erfolgen, wobei untersucht wird, inwieweit diese sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben. Es wird eine Untersuchung der Tendenzen erfolgen, denen moderne Kindheit unterliegt, wobei das Hauptaugenmerk immer auf dem Lebensraum der Kinder liegt. Es wird ebenfalls eine Betrachtung des eingangs beschriebenen Lebensraums Straße erfolgen, der früher (neben der Schule) der Hauptort außerfamiliärer Sozialisation war. (...)
Inhaltsverzeichnis
- 1. Kindheit
- 2. Begriffsklärungen
- 2.1. Der Begriff Kindheit und seine Entwicklung
- 2.2. Der Begriff Sozialisation
- 2.3. Der Begriff Lebensraum
- 3. Die Bedeutung des Raumes für die Sozialisation von Kindern
- 3.1. Straßenkindheit – Sozialisation auf der Straße
- 4. Verhäuslichung von Kindheit
- 5. Institutionalisierung kindlicher Lebensräume
- 6. Verinselung der Kindheit
- 6.1. Aktive Verinselung
- 6.2. Passive Verinselung
- 7. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Veränderungen kindlicher Lebensräume im Laufe der vergangenen Jahrzehnte. Das Hauptziel ist es, die Tendenzen der modernen Kindheit im Kontext ihres Lebensraums zu beleuchten und den Wandel vom öffentlichen Straßenraum als Sozialisationsort hin zu stärker regulierten und institutionalisierten Umgebungen zu analysieren. Dabei wird der Fokus auf den außerfamiliären Lebensraum gelegt, während innerfamiliäre Aspekte wie Mediennutzung und Familienstrukturen nur am Rande betrachtet werden.
- Wandel des Begriffs "Kindheit" und seine gesellschaftliche Bedeutung
- Entwicklung und Bedeutung des Lebensraums für die kindliche Sozialisation
- Vergleich der Straßenkindheit als Sozialisationsort mit modernen Lebensräumen
- Verhäuslichung und Institutionalisierung kindlicher Lebensräume
- Die zunehmende Verinselung der Kindheit und ihre Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Kindheit: Der einleitende Abschnitt kontrastiert die Kindheit vergangener Generationen mit der heutigen. Ein im Internet gefundener, anonymer Text dient als Ausgangspunkt, der den Eindruck einer vermeintlich freieren und unbeschwerteren Kindheit früherer Zeiten vermittelt und die heutige Gesellschaft als überreguliert darstellt. Die Arbeit hinterfragt diese These und untersucht die Freizeitgestaltung moderner Kinder, die Rolle der Eltern bei der Planung ihrer Aktivitäten und die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Sozialisation. Zentrale Fragen sind, ob eine „Kindheit wie früher“ angesichts der heutigen Gefahren noch vorstellbar ist und wie sich die zunehmende Auslastung moderner Kinder auf ihre Entwicklung auswirkt.
2. Begriffsklärungen: Dieses Kapitel erläutert die grundlegenden Begriffe „Kindheit“ und „Lebensraum“, die für das Verständnis der Arbeit unerlässlich sind. Die Entwicklung des Begriffs „Kindheit“ wird im historischen Kontext dargestellt, beginnend mit der Behandlung von Kindern als kleine Erwachsene bis hin zur Etablierung der Kindheit als eigenständige Lebensphase, eng verknüpft mit dem Aufkommen von Schulen und der Bedeutung von Lesen und Schreiben. Der Begriff „Sozialisation“ wird als Lernprozess definiert, der die Eingliederung des Individuums in die Gesellschaft ermöglicht, wobei sowohl die Übernahme von Normen und Werten als auch die aktive Gestaltung der eigenen Umwelt betont werden.
Schlüsselwörter
Kindheit, Lebensraum, Sozialisation, Verhäuslichung, Institutionalisierung, Verinselung, Straßenkindheit, Entwicklung, Gesellschaft, Moderne.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Veränderungen kindlicher Lebensräume
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Veränderungen kindlicher Lebensräume in den vergangenen Jahrzehnten. Der Fokus liegt auf dem Wandel vom öffentlichen Straßenraum als Sozialisationsort hin zu stärker regulierten und institutionalisierten Umgebungen. Innerfamiliäre Aspekte werden nur am Rande betrachtet.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Wandel des Begriffs "Kindheit", die Entwicklung und Bedeutung des Lebensraums für die kindliche Sozialisation, einen Vergleich der Straßenkindheit mit modernen Lebensräumen, die Verhäuslichung und Institutionalisierung kindlicher Lebensräume sowie die zunehmende Verinselung der Kindheit und deren Auswirkungen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in die Kapitel: 1. Kindheit, 2. Begriffsklärungen (inkl. 2.1 Der Begriff Kindheit und seine Entwicklung, 2.2 Der Begriff Sozialisation, 2.3 Der Begriff Lebensraum), 3. Die Bedeutung des Raumes für die Sozialisation von Kindern (inkl. 3.1 Straßenkindheit – Sozialisation auf der Straße), 4. Verhäuslichung von Kindheit, 5. Institutionalisierung kindlicher Lebensräume, 6. Verinselung der Kindheit (inkl. 6.1 Aktive Verinselung, 6.2 Passive Verinselung) und 7. Fazit.
Wie wird der Begriff „Kindheit“ definiert?
Die Arbeit beleuchtet die historische Entwicklung des Begriffs „Kindheit“, von der Betrachtung von Kindern als kleine Erwachsene bis hin zur Etablierung der Kindheit als eigenständige Lebensphase. Der Wandel wird im Kontext von Schule, Lesen und Schreiben betrachtet.
Was versteht die Arbeit unter „Sozialisation“?
Sozialisation wird als Lernprozess definiert, der die Eingliederung des Individuums in die Gesellschaft ermöglicht. Dabei werden sowohl die Übernahme von Normen und Werten als auch die aktive Gestaltung der eigenen Umwelt betont.
Wie wird die Straßenkindheit behandelt?
Die Arbeit vergleicht die Straßenkindheit als Sozialisationsort mit modernen Lebensräumen und analysiert den Unterschied hinsichtlich der kindlichen Entwicklung und Sozialisation.
Was versteht man unter „Verhäuslichung“ und „Institutionalisierung“ kindlicher Lebensräume?
Die Arbeit untersucht, wie sich kindliche Lebensräume zunehmend in die eigenen vier Wände verlagern (Verhäuslichung) und durch Institutionen wie Kindergärten und Schulen strukturiert werden (Institutionalisierung).
Was bedeutet „Verinselung der Kindheit“ und welche Formen gibt es?
„Verinselung der Kindheit“ beschreibt die zunehmende Abgrenzung kindlicher Lebensräume von der Erwachsenenwelt. Die Arbeit unterscheidet zwischen aktiver und passiver Verinselung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Kindheit, Lebensraum, Sozialisation, Verhäuslichung, Institutionalisierung, Verinselung, Straßenkindheit, Entwicklung, Gesellschaft, Moderne.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Das Fazit (Kapitel 7) fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und zieht Schlussfolgerungen zum Wandel kindlicher Lebensräume und deren Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung und Sozialisation. (Der genaue Inhalt des Fazits ist in der Zusammenfassung nicht explizit aufgeführt.)
- Arbeit zitieren
- Beatrice Kempf (Autor:in), 2007, Kindheit gestern und heute - die Veränderung kindlicher Lebensräume, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87962